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Friedrich Heinrich Suso Denifle OP 16 Januar 1844 in Imst Tirol als Josef Anton Denifle 10 Juni 1905 in Munchen war ein Kirchenhistoriker Heinrich Denifle Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben und Wirken BearbeitenDenifle wurde als Sohn eines Innsbrucker Kreishauptschullehrers geboren und mit 12 Jahren Vollwaise Er ging auf das Gymnasium in Brixen und trat 1861 in den Dominikanerorden ein Er war Mitglied der Marianischen Studentenkongregation Als Dominikanerbruder fuhrte er den Ordensnamen Heinrich Er studierte Theologie an der Lehranstalt der Dominikaner in Graz und wurde 1866 zum Priester geweiht Er war in der Seelsorge in Kaschau tatig Seine Studien beendete er 1869 am Collegium Sanctae Thomae in Urbe in Rom und in St Maximin in Marseille wo er die venia legendi bekam Ab dem Jahr 1870 fungierte er als Lektor in Graz 1876 wurde er in Graz Professor Er lehrte von 1870 bis 1880 zuerst Philosophie und ab 1874 Theologie 1877 wurde er zum Magister der Theologie promoviert Seit 1883 war er Unterarchivar am Vatikanischen Archiv in Rom nachdem er seit 1880 als Generaldefinitor Generalassistent des Dominikanerordens in Rom war Von seinem Geschichtswerk ist die Biographie zu Martin Luther und dem Luthertum mit am bedeutungsvollsten In dieser lasst sich der Einfluss des Historikers Johannes Janssen erkennen Ahnlich wie dieser zeichnet Denifle aufgrund der Quellen des Vatikanischen Geheimarchives von Luther und der Reformation ein sehr negatives Bild In dieser Weise ausserte sich zeitweilig auch Hartmann Grisar Denifle wandte sich gegen die Heroisierung Luthers in der evangelischen Forschung und in der antikatholischen Propaganda der Los von Rom Bewegung Er stellte dagegen das Thema von Luthers Sexualitat in den Mittelpunkt Luthers Rechtfertigungslehre vor allem das Verstandnis der Konkupiszenz als Sunde begriff Denifle als theologische Uberhohung davon dass Luther seine Sexualitat seine Trink und Esslust und seine unmassige Sprache nicht beherrschen konnte Neben diesem Charaktermord konnte Denifle aber aufgrund seiner genauen Kenntnis der theologischen Tradition und der Werke Luthers auch Hinweise geben die dazu gefuhrt haben dass Luther wieder starker in seinem spatmittelalterlichen Kontext verortet werden konnte Unter anderem konnte Denifle zeigen dass Luthers Verstandnis der Gerechtigkeit Gottes alles andere als originell war 1 Zugleich hat Denifle Luthers biographische Selbstkonstruktionen in Frage gestellt ein Ansatz der erst wieder in jungster Zeit aufgenommen wurde 2 Die Arbeiten Denifles erfuhren heftige Kritik insbesondere durch die evangelischen Theologen Adolf von Harnack und Reinhold Seeberg Denifles Schrift bewirkte aber auch wertvolle Korrekturen der Weimarer Lutherausgabe in der zuvor oftmals die Abhangigkeit Luthers von der patristischen und mittelalterlichen Theologie ubersehen worden war Die Neue Deutsche Biographie Band 3 S 597 konstatiert dazu Denifles Lutherwerk erregte ausserordentliches Aufsehen und heftigen Widerspruch Im Laufe der Zeit waren jedoch die Vorzuge des Werks immer mehr anerkannt Denifle markiert nach den Fruhwerken von Ignaz von Dollinger und Janssen auch den Hohepunkt einer radikalen katholischen Geschichtsschreibung Im Laufe des Ersten Weltkrieges nehmen die konfessionellen Spannungen zwar ab Der Einfluss der eigenen konfessionellen Bindung blieb aber weiterhin spurbar Neben dieser Thematik befasste sich Denifle mit der Mystik sowie der Kultur und Kirchengeschichte des Mittelalters Sein Buch Die deutschen Mystiker des 14 Jahrhunderts von 1874 wurde erst 1951 aus dem Nachlass herausgegeben Der Philosoph Alois Dempf urteilte uber dieses Buch Es bezeugt das apologetische Temperament Denifles auf jeder Seite und zwar zugunsten der unschuldig des Pantheismus angeklagten Tauler und Seuse und auch Meister Eckharts Es gibt keine bessere Rechtfertigung auch Eckharts als dieses Buch Denifles 3 Denifle verfasste auch ein Werk uber die Entstehung der mittelalterlichen Universitaten Gemeinsam mit Franz Ehrle hat er von 1885 bis 1900 die sieben Bande des Archiv fur Literatur und Kirchengeschichte des Mittelalters herausgegeben In Frankreich wurde Denifle vor allem durch seine Forschungen zur Universitatsgeschichte bekannt Mit Emile Chatelain 1851 1933 gab er ab 1889 das Urkundenbuch der Pariser Universitat Chartularium Universitatis Parisiensis heraus 1897 wurde er korrespondierendes Mitglied der Academie des Inscriptions et Belles Lettres Im Dezember 2012 ehrte ihn die Academie mit einer internationalen Tagung zu seinem Werk 4 Denifle erhielt die Ehrendoktorwurde der Universitaten Munster Innsbruck und Cambridge 5 Schriften BearbeitenDie Entstehung der Universitaten des Mittelalters bis 1400 1885 nur der erste Band erschienen Specimina palaeographica Registrorum Pontificum ab Innocentio III ad Urbanum V 1888 Chartularium Universitatis Parisiensis 4 Bande 1889 1897 und Auctarium Chartularii 2 Bde 1894 1897 Die Verwustung der Kirchen Kloster und Spitaler in Frankreich im 15 Jahrhundert franzosisch 2 Bde 1897 99 Luther und Luthertum in der ersten Entwickelung quellenmassig dargestellt Erster Band erste Auflage 1904 tatsachlich schon im Herbst 1903 erschienen Luther und Luthertum in der ersten Entwickelung quellenmassig dargestellt Erster Band I Abteilung zweite durchgearbeitete Auflage 1904 Luther und Luthertum in der ersten Entwickelung quellenmassig dargestellt Band 2 bearbeitet von Albert Maria Weiss 1909 Die katholische Kirche und das Ziel der Menschheit 2 Auflage 1905 Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Bautz Heinrich Denifle In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 1258 1259 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Martin Grabmann P Heinrich Denifle O P Eine Wurdigung seiner Forschungsarbeit Mainz 1905 Joachim Kohler Denifle Heinrich Suso In Theologische Realenzyklopadie 8 1981 S 490 493 Th Kolde P Denifle Unterarchivar des Papstes seine Beschimpfung Luthers und der evangelischen Kirche 2 Auflage Deichert Leipzig 1904 Michael Schmaus Denifle Heinrich Suso In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 595 597 Digitalisat Denifle Heinrich in Friedhelm Golucke Verfasserlexikon zur Studenten und Hochschulgeschichte SH Verlag Koln 2004 ISBN 3 89498 130 X S 76 78 Andreas Sohn Jacques Verger Michel Zink Hrsg Heinrich Denifle 1844 1905 Un savant dominicain entre Graz Rome et Paris Actes du colloque international organise a l Academie des Inscriptions et Belles Lettres et a la Fondation Simone et Cino Del Duca les 6 et 7 decembre 2012 Paris 2015 Otto Weiss Das Luther Bild von Heinrich Suso Denifle In Mariano Delgado Volker Leppin Hrsg Luther Zankapfel zwischen den Konfessionen und Vater im Glauben Freiburg i Ue 2016 S 362 377 Claus Arnold Henrich Suso Denifle 1844 1905 Die Wirkungen einer historischen Polemik gegen Luther In Andreas Holzem u a Hrsg Martin Luther Monument Ketzer Mensch Lutherbilder Lutherprojektionen und ein okumenischer Luther Herder Freiburg i Br 2017 S 247 268 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Heinrich Denifle Quellen und Volltexte Literatur von und uber Heinrich Denifle im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Andreas Sohn Art Denifle In Osterreichisches Biographisches Lexikon Reginald Walsh Eintrag in der Catholic Encyclopedia Robert Appleton Company New York 1913 Denifle Heinrich Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii James Swan The Roman Catholic Perspective of Martin Luther Part One Memento vom 25 Juni 2009 im Internet Archive Anmerkungen Bearbeiten Siehe auch Heinrich Denifle Die abendlandischen Schriftausleger bis Luther uber Justitia Dei Rom 1 17 und Justificatio Beitrage zur Geschichte der Exegese der Literatur und des Dogmas im Mittelalter Kirchheim Mainz 1905 Volker Leppin Martin Luther WBG Darmstadt 2006 Philosophisches Jahrbuch 63 1955 S 221f Programm der Tagung vom 6 7 Dezember 2012 Memento vom 16 Februar 2013 im Webarchiv archive today Andreas Sohn Gelehrter zwischen Graz Rom und Paris Tagung uber den Dominikaner Heinrich Denifle In Die Tagespost vom 18 Dezember 2012 S 4Normdaten Person GND 119161699 lobid OGND AKS LCCN n90705888 NDL 001135487 VIAF 68999539 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Denifle HeinrichALTERNATIVNAMEN Denifle Friedrich Heinrich Suso vollstandiger Name Denifle Heinrich Denifle Josef Anton ursprunglicher Name KURZBESCHREIBUNG Kirchenhistoriker und DominikanerGEBURTSDATUM 16 Januar 1844GEBURTSORT Imst Tirol STERBEDATUM 10 Juni 1905STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Denifle amp oldid 233332167