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Frieda Henriette Sichel geb Gotthelft geb 15 Mai 1889 in Kassel gest 5 Juli 1976 in Johannesburg war eine deutsche Nationalokonomin und sudafrikanische Sozialarbeiterin judischer Herkunft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseLeben BearbeitenFrieda Sichel entstammte der grossburgerlichen judischen Familie Gotthelft die in Kassel seit 1841 eine Druckerei betrieb und seit 1853 die angesehene Tageszeitung Casseler Tageblatt herausgab 1 Ihre Eltern waren Theodor Gotthelft geb 26 Juli 1850 in Kassel gest 15 Juni 1916 in Kassel und dessen Ehefrau Fanny Alice Loewi geb 20 November 1861 in Paris gest 1 Oktober 1923 in Kassel Ihr Grossvater vaterlicherseits war Carl Gotthelft geb 17 Juli 1817 gest 14 Juni 1880 in Kassel der mit seinem Bruder Adolph Gotthelft geb 8 Juni 1828 gest 19 September 1901 in Kassel 1841 die Druckerei gegrundet hatte Sie wuchs in einer von ihrem Vater 1894 in der Sophienstrasse erbauten Villa auf und erhielt ihre schulische Bildung an der von Julie von Kastner 1852 1937 geleiteten Heuserschen Hoheren Tochterschule 2 die ab 1904 vierjahrige realgymnasiale Kurse zur Vorbereitung auf das Abitur anbot 3 Nach ihrem dort abgelegten Abitur 1911 studierte sie von 1911 bis 1915 Sozialokonomie in Freiburg Munchen Berlin und Heidelberg Sie gehorte zum Kreis um Max und Marianne Weber und Karl Jaspers und Georg Lukacs waren Kommilitonen Ihre 1915 in Heidelberg vorgelegte Dissertation zu John Stuart Mill 4 wurde in Schmollers Jahrbuch veroffentlicht Max Weber animierte sie dazu ihre Habilitation in Angriff zu nehmen aber sie gab dieses Unterfangen im Jahre 1915 auf um in Stuttgart die Leitung des Lebensmittelpreiskontrollamts zu ubernehmen 1916 ging sie nach Berlin und organisierte dort Nahstuben fur den Nationalen Frauendienst Fur das Waffen und Munitionsbeschaffungsamt verfasste sie gegen Ende des Jahres eine Studie uber den Einsatz von Frauenarbeit in der Kriegsanstrengung Danach arbeitete die fur das Casseler Tageblatt die Tageszeitung ihrer Familie in Kassel wo sie einen zum Kriegsdienst eingezogenen Redakteur vertrat 1918 heiratete sie ihren drei Jahre alteren entfernten Cousin den Architekten Karl Hermann Sichel geb 1886 in Kassel gest 1972 in Johannesburg Neben der Erziehung ihrer zwei Kinder war sie in der judischen Frauenvereinigung B nai B rith Schwesternverbande und als Vorstandsmitglied der Vereinigung der Nationalokonominnen Deutschlands und des Buros zur Forderung der Arbeiterinnen Interessen aktiv lehrte Volkswirtschaft an der Volkshochschule und der Hauswirtschafts und Gewerbeschule und stand dem von ihr gegrundeten Kasseler Hausfrauenverein vor Nach dem sogenannten Judenboykott am 1 April 1933 war sie auf Veranlassung von Leo Baeck dem Prasidenten der Reichsvertretung der Deutschen Juden als Provinzialfursorgerin fur den Bezirk Hessen Nassau in der Auswandererhilfe tatig Zusammen mit dem Rechtsanwalt Leo Oppenbeim grundete sie in Kassel die Beratungsstelle fur judische Wirtschaftshilfe und Aufbau und ein Umschulungsprogramm fur hochqualifizierte Juden die durch eine Ausbildung zu Handwerkern und Bauern und durch Fremdsprachenkurse zur Auswanderung aus Hitler Deutschland und zur Einwanderung in andere Lander vorzubereiten In kleinen Orten der Umgebung richteten sie Hachschara Zentren ein wo insbesondere Studenten die von ihren Universitaten verwiesen worden waren etwas Ackerbau und auch die hebraische Sprache lernen konnten um ihnen eine Einwanderung in Palastina zu ermoglichen 1935 lehnte Sichel die Einladung ab als Nachfolgerin Bertha Pappenheims Vorsitzende des Judischen Frauenbunds JFB zu werden Inzwischen war sie bereits von der Gestapo einbestellt und bedroht worden und nachdem ihr Ehemann Karl Hermann Sichel am 29 Juni 1935 mit Berufsverbot belegt worden war emigrierte das Paar Ende Oktober 1935 nach Sudafrika die beiden Kinder Anna geb 1919 und Gerhard geb 1923 folgten einige Wochen spater In Sudafrika grundete sie 1940 das Altenheim und Hilfswerk Our Parents Home fur judische Fluchtlinge aus dem besetzten Europa 5 und arbeitete bis 1961 in verschiedenen Organisationen wie der Child Welfare Society dem Johannesburg Council for Care of the Aged der Johannesburg Marriage Guidance Society und der Union of Jewish Women of South Africa Schriften BearbeitenSie veroffentlichte spater einen Artikel zur Geschichte des Casseler Tageblatts und zwei Bucher zum Thema der judischen Emigration aus Nazi Deutschland The Rise and Fall of the Kasseler Tageblatt In Leo Baeck Institute Yearbook Volume 19 Issue 1 1974 S 237 243 DOI 10 1093 leobaeck 19 1 237 From Refugee to Citizen A Sociological Study of the Immigrants from Hitler Europe who settled in Southern Africa A A Balkema Amsterdam 1966 Challenge of the Past Pacific Press Johannesburg 1975 ISBN 0 620 01866 6 Ehrungen BearbeitenDie damals grosste Zeitung des Landes The Star wahlte sie 1975 zu einer der 20 wichtigsten Frauen des Jahres 6 Im Stadtteil Kirchditmold ihrer Geburtsstadt Kassel ist seit einigen Jahren eine kleine Strasse nach ihr benannt Literatur BearbeitenLuise Hirsch From the Shtetl to the Lecture Hall Jewish Women and Cultural Exchange Studies in Judaism University Press of America Lanham Md USA 2013 ISBN 978 0 7618 5992 5 S 263 englisch Dietrich Heither Wolfgang Matthaus Bernd Pieper Als judische Schulerin entlassen Erinnerungen und Dokumente zur Geschichte der Heinrich Schutz Schule in Kassel Nationalsozialismus in Nordhessen Schriften zur regionalen Zeitgeschichte Heft 5 2 erweiterte und korrigierte Auflage Verlag Gesamthochschulbibliothek Kassel 1987 ISBN 3 88122 381 9 Sichel Frieda Henriette in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 694f Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Bis 1873 hiess das Blatt Gewerbliches Tageblatt und Anzeiger erst unter preussischer Oberhoheit konnte es 1873 in Casseler Tageblatt umbenannt werden 1914 umbenannt in Kastnersches Lyceum Das Lyceum wurde 1923 mit der 1909 gegrundeten Stadtischen Studienanstalt der realgymnasialen Richtung zu Cassel Vorlauferin der heutigen Heinrich Schutz Schule und das erste Madchengymnasium im Regierungsbezirk Kassel vereinigt John Stuart Mill s sozialpolitische Wandlungen Grossherzoglich Badische Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 1915 jhbchev co za Heither u a Als judische Schulerin entlassen S 24 Normdaten Person GND 123726875 lobid OGND AKS LCCN no2006053553 VIAF 30452726 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sichel Frieda H ALTERNATIVNAMEN Sichel Frieda HenrietteKURZBESCHREIBUNG deutsch sudafrikanische Sozialokonomin und SozialarbeiterinGEBURTSDATUM 15 Mai 1889GEBURTSORT KasselSTERBEDATUM 5 Juli 1976STERBEORT Johannesburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frieda H Sichel amp oldid 238705599