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Das Frauengefangnis Barnimstrasse war von 1864 bis 1974 eine Haftanstalt in der Barnimstrasse in Berlin die zur Konigsstadt ab 1920 zum Bezirk Friedrichshain gehorte Frauengefangnis Barnimstrasse 1931Zellengang 1931 Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 2 Haftgrunde 2 1 Monarchie und Weimarer Republik 2 2 Nationalsozialismus 2 3 Nachkriegszeit 3 Gedenkstatte 4 Literatur 5 Filmografie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenIm Jahr 1864 wurde in der Berliner Konigsstadt nordostlich des heutigen Alexanderplatzes unter Leitung der Architekten Carl Johann Christian Zimmermann und Albert Cremer ein neues Schuldgefangnis errichtet Nachdem Preussen 1868 die Schuldhaft abgeschafft hatte wurde es zum Koniglich Preussischen Weiber Gefangnis umgebaut und erweitert Dazu entstanden auch eine Entbindungs und eine Mutter und Kind Station Mit einem von 1910 bis 1913 errichteten Erweiterungsbau war es das modernste Gefangnis der Stadt und bot Platz fur 357 Insassen konnte sogar noch auf 500 aufgestockt werden Fur erkrankte Haftlinge gab es nun ein Lazarett mit 38 Betten Ausserdem bauten die Architekten am Wirtschaftshof einen dreietagigen Neubau hinzu der die Kuche und weitere Wirtschaftseinheiten wie die Wascherei Badegelegenheiten oder einen Dampfkessel aufnahm 1 2 Die Bombenangriffe und Kampfhandlungen zum Ende des Zweiten Weltkrieges uberstanden die Gebaude mit nur geringen Schaden Wegen der Arbeitsmoglichkeiten in einer benachbarten Grosswascherei wurde 1974 jedoch in Berlin Kopenick eine Frauenhaftanstalt neu gebaut Die Gebaude in der Barnimstrasse wurden anschliessend abgerissen Auf dem Gelande wurde zunachst ein Sportplatz mit Turnhalle Betonboden und Sprunggrube und in den 1990er Jahren ein Verkehrsgarten eingerichtet Haftgrunde BearbeitenMonarchie und Weimarer Republik Bearbeiten Das Gefangnis war zur Zeit der Monarchie vorrangig mit Kleinkriminellen darunter vielen Prostituierten belegt In der Folge der Sozialistengesetze und der Antikriegsbewegung des Ersten Weltkrieges kamen dazu auch aus politischen Grunden inhaftierte Frauen So verbusste Rosa Luxemburg hier 1907 und 1915 16 Gefangnisstrafen Innerhalb der Gefangnisbauten war das Tragen einer Anstaltskleidung Pflicht die aus einem sauberen blauen Waschkleid mit einem weiss blauen Halstuch und blauen gestrickten Wollstrumpfen mit einem roten Streifen bestand Fur kuhlere Tage gab es noch eine blaue Jacke nach altem Armelschnitt Die mit dem Essenzubereiten beauftragten Frauen mussten die Haare mit einem weissen Tuch verdecken 2 Wer zu mehr als sechs Monaten Haftstrafe verurteilt wurde kam in ein Dreistufensystem dessen verschiedene Stufen der Inhaftierten einige Vorteile gegenuber den anderen Frauen verschafften unter anderem durfte langer Licht in der Zelle brennen auch ein zweites Buch aus der Anstaltsbibliothek war pro Woche erlaubt Bei guter Fuhrung konnten sich Strafgefangenen nach oben arbeiten 2 Insbesondere wurde auf inhaftierte Mutter mit Kindern Rucksicht genommen sie bewohnten zusammen mit ihren Kindern eine Mutterzelle die Spielsachen enthielt auch Blumen durften aufgestellt werden Ein Arzt kam einmal pro Tag um nach dem Rechten zu schauen 2 Nationalsozialismus Bearbeiten Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus diente das Gefangnis als Untersuchungshaftanstalt der Gestapo und als Zwischenstation zur Hinrichtungsstatte Plotzensee oder in andere Haftanstalten und Lager Schwangere Frauen entbanden hier vor der Hinrichtung ihre Kinder Hier wurden z B Hans Coppi junior und Anita Leocadia Prestes geboren Uber 300 Frauen des Widerstandes traten von hier aus ihren letzten Weg an dazu gehorten 3 A DJudith Auer Marianne Baum Lina Beckmann Olga Benario Prestes Liane BerkowitzCato Bontjes van Beek Erika von Brockdorff Eva Maria Buch Hilde CoppiE HAnna Ebermann Charlotte Eisenblatter Katharina Fellendorf Ursula Goetze Helene GottholdAuguste Haase Liselotte Herrmann Frieda HorstbrinkI PElse Imme Hildegard Jadamowitz Wanda Kallenbach Johanna Kirchner Helene KnotheSala Kochmann Annie Krauss Ingeborg Kummerow Vera ObolenskyQ TGalina Romanowa Klara Schabbel Pelagia Scheffczyk Rose Schlosinger Elfriede ScholzOda Schottmuller Maria Terwiel Elisabeth von Thadden Kathe Tucholla Elfriede TygorU ZKate Voelkner Elli Voigt Frida Wesolek Irene Wosikowski Emma ZehdenDarunter befinden sich Frauen aus bekannten Widerstandsgruppen und bewegungen Zu den Widerstandskreisen der Roten Kapelle gehorten Kate Voelkner Frida Wesolek Kathe Tucholla Maria Terwiel Rose Schlosinger Oda Schottmuller Klara Schabbel Annie Krauss Ingeborg Kummerow Krystana Iwanowa Janewa Katharina Fellendorf Else Imme Ursula Goetze Cato Bontjes van Beek Erika von Brockdorff Eva Maria Buch sowie Hilde Coppi und Liane Berkowitz die beide zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung schwanger waren Zum Berliner Arbeiterwiderstand gehorten Judith Auer Marianne Baum Gerda Boenke Anna Ebermann Charlotte Eisenblatter Charlotte Garske Auguste Haase Elli Hatschek Hella Hirsch Hildegard Jadamowitz Marianne Joachim Sala Kochmann Krista Lavickova Hildegard Loewy Hildegard Margis Hanni Meyer Galina Romanowa Elfriede Tygor Elli Voigt Irene Walter Suzanne Wesse und andere Im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20 Juli 1944 standen Elisabeth Charlotte Gloeden und ihre Mutter Elisabeth Kuznitzky Zur Resistance gehorten Johanna Kirchner Vera Obolensky Ruth Oesterreich Irene Wosikowski Zu den im Untergrund agierenden Zeugen Jehovas gehorten Klara Stoffels Auguste Hetkamp Im Zusammenhang mit der polnischen Nachrichtenabteilung Stragan Pelagia Scheffczyk Gertruda SwierczekNachkriegszeit Bearbeiten In den Nachkriegsjahren waren Schwarzmarktgeschafte und Diebstahle von Lebensmitteln oder anderen Dingen des taglichen Bedarfs als Haftgrund vorherrschend Spater kamen Asoziales Verhalten Boykotthetze und versuchte Republikflucht dazu Gedenkstatte Bearbeiten nbsp Monument fur Rosa Luxemburg Foto Juli 2022 nbsp Gedenktafel Barnimstrasse 10 in Berlin Friedrichshain nbsp Ehemaliges Frauengefangnis Grunauer Strasse 140 in Berlin KopenickBereits 1950 wurde im Gefangnis eine Gedenkzelle fur Rosa Luxemburg eingerichtet Nach dem Abriss der Gebaude wurde 1977 vor einer benachbarten Schule in der Weinstrasse eine kleine Gedenkstatte errichtet Auf der an Gefangnisgitter erinnernden Stele steht auf einer Tafel Hier stand das Frauengefangnis in dem Rosa Luxemburg wegen ihrer revolutionaren Gesinnung inhaftiert war An die ermordeten Widerstandskampferinnen wurde an dieser Stelle in der DDR Zeit nicht erinnert Daher wurde 1994 eine provisorische Gedenktafel angebracht deren Text lautete Im Frauengefangnis Barnimstrasse waren zwischen 1933 und 1945 viele Widerstandskampferinnen gegen den Nationalsozialismus in Haft Fur mehr als dreihundert Frauen war hier die letzte Station vor ihrer Hinrichtung in Plotzensee Sie wurden ermordet weil sie Flugblatter verteilt Verfolgten geholfen auslandische Sender gehort Zweifel am Endsieg geaussert oder geringfugige Straftaten begangen hatten fur die sie die NS Justiz als Volksschadlinge zum Tode verurteilte Das Gebaude wurde nach 1945 weiter als Frauengefangnis genutzt und 1974 abgerissen Nach der mutwilligen Zerstorung dieser Tafel wurde 1996 erneut eine Gedenktafel mit folgendem Text enthullt An dieser Stelle stand bis 1974 das Frauengefangnis Barnimstrasse Zwischen 1933 und 1945 war es fur mehr als 300 Widerstandskampferinnen gegen den Nationalsozialismus die letzte Station vor ihrer Hinrichtung in Plotzensee Von den zustandigen Bezirksverwaltungen wurden mehrere Beschlusse erstmals 1993 zur Umgestaltung der Gedenkstatte gefasst die bisher jedoch nicht realisiert wurden Dazu wurde jedoch 2007 ein Kunstwettbewerb ausgeschrieben uber den im April 2008 entschieden wurde Wettbewerbssieger ist christoph meyer chm mit einem Audioweg durch ein Gefangnis fur Frauen und 5 politische Systeme Am 30 Mai 2015 wurde der Audioweg eroffnet Literatur BearbeitenClaudia von Gelieu Barnimstrasse 10 das Berliner Frauengefangnis 1868 1974 Metropol Verlag Berlin 2014 ISBN 978 3 86331 224 4 Claudia von Gelieu Frauen in Haft Gefangnis Barnimstrasse Eine Justizgeschichte Elefanten Press Verlag Berlin 1994 ISBN 3 88520 530 0 Cristina Fischer Charlotte Behrends und die Kartei der zum Tode verurteilten Frauen aus dem Berliner Frauengefangnis Barnimstrasse JahrBuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Hrsg Forderverein fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Berlin III 2012 S 85 103 4 Helen Ernst mit Eva Raedt de Canter Vrouwen Gevangenis Bruna amp Zoon Utrecht 1935Filmografie BearbeitenFrauengefangnis Barnimstrasse Zeitzeuginnen berichten uber ihre Haft 1933 1945 Eine Dokumentation von Maria Binder Ingrid Fliegel Susanne Krekeler Claudia von Gelieu 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Frauengefangnis Barnimstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag 09045153 in der Berliner Landesdenkmalliste Das Frauengefangnis in der Barnimstrasse Web Dokumentation des Vereins zur Erforschung und Darstellung der Geschichte Kreuzbergs darin die Liste der 1933 1945 inhaftierten Frauen die hingerichtet wurden Pressemitteilung zum Kunstwettbewerb Video uber das Frauengefangnis WMV 55 3 MB Gang durch die Wahrnehmungswelten von Frauen in 5 politischen Systemen Website zum AudiowegEinzelnachweise Bearbeiten Erweiterung und Umbau Frauengefangnis in der Barnimstrasse in Zentralblatt der Bauverwaltung 1914 S 469f a b c d Dorothea Ziegel Barnimstrasse 10 Ein Besuch im Berliner Frauengefangnis In Deutsche allgemeine Zeitung 25 April 1929 Liste der 1933 1945 in der Barnimstrasse inhaftierten Frauen die hingerichtet wurden Memento vom 5 Mai 2015 im Internet Archive aus der Web Dokumentation des Vereins zur Erforschung der Geschichte Kreuzbergs abgerufen am 24 Juni 2009 Cristina Fischer Charlotte Behrends und die Kartei der zum Tode verurteilten Frauen aus dem Berliner Frauengefangnis Barnimstrasse In FES https library fes de abgerufen am 7 Juli 2022 52 524722222222 13 425555555556 Koordinaten 52 31 29 N 13 25 32 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauengefangnis Barnimstrasse amp oldid 238460163