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Dieser Artikel befasst sich mit dem Schriftsteller und Journalisten Franz Joseph Schneider Zu anderen Personen siehe Franz Josef Schneider Franz Joseph Schneider 3 Marz 1912 in Aschaffenburg 13 Marz 1984 in Bergen Enkheim bei Frankfurt am Main war deutscher Schriftsteller Journalist Werbefachmann Mitglied der Gruppe 47 und Erfinder des Stadtschreiberpreises Franz Joseph SchneiderSchneider war engagiert die Literatur in Deutschland nach 1945 zu fordern Durch seine Verbindungen zur US amerikanischen Werbeindustrie stiftete er den Preis der Gruppe 47 In den 1970er Jahren rief er den Literaturpreis des Stadtschreibers von Bergen ins Leben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Journalistisches 2 2 Literarisches 3 Veroffentlichungen 4 Weitere Publikationen 5 Literatur 6 Siehe auchLeben BearbeitenFranz Joseph Schneider wurde am 3 Marz 1912 in Aschaffenburg als jungstes von vier Kindern einer Bauernmagd geboren Von seiner Mutter wurde er streng katholisch aufgezogen 1934 ging er nach Abschluss des humanistischen Gymnasiums nach Frankfurt am Main Er wollte Schriftsteller werden Im selben Jahr veroffentlichte er seine erste Geschichte unter dem Titel Feierabend im Feuilleton der Frankfurter Zeitung ermoglicht durch Heinrich Simon und Rudolf Geck Durch Peter Suhrkamp veroffentlichte er weitere Texte in der Neuen Rundschau In dieser Zeit nahm er seine erste Anstellung bei McCann einem US amerikanischen Werbekonzern an Marcel Reich Ranicki beschreibt diese Zeit wie folgt Er wusste genau was er wollte namlich ein Dichter werden Die Redakteure fanden Gefallen an dem etwas rabiaten jungen Mann mit viel Temperament und Phantasie und auch noch Humor Schneiders Erzahlungen erblickten das Licht der Welt in den besten Publikationsorganen in der Frankfurter Zeitung in der Neuen Rundschau spater auch in der Gegenwart Das brachte ihm viel Ansehen und wenig Geld so arbeitete er als Korrektor und Werbetexter nbsp Annemarie und Franz Joseph SchneiderEr heiratete die Tochter eines evangelischen Pfarrers Kurz darauf zog er in den Krieg und wurde als Infanterist und Kriegsberichterstatter eingesetzt Er war u a in Jassy und Galatz in Rumanien stationiert In der Erzahlung Die Mandel reift in Broschers Garten ist Rumanien Ort des Geschehens Es wird dargestellt wie die deutschen Soldaten in das Alltagsgeschehen des besetzten Landes eingebunden waren und markiert den Beginn des russischen Grossangriffs auf Rumanien der Operation Jassy Kischinew Als Kriegsberichterstatter schrieb er fur zentrale Organe der Nazis und erlebte nicht selten wie seine Berichte von der Front zensiert wurden Nach seiner Ruckkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft machte er sich trotz Verletzung rasch wieder ans Werk und baute ab Dezember 1945 die Frankfurter Redaktion der Neuen Zeitung NZ auf 1947 erschien Schneiders Erzahlband Kind unserer Zeit seine Geschichten wurden in vielen Anthologien der spaten vierziger Jahre veroffentlicht nbsp Schneiders WohnhausNachdem sich die Redaktion der NZ nach Bonn verlagerte ging er wieder in den Werbekonzern Als Familienvater von sechs Kindern entschied er sich fur diesen Geld einbringenden Beruf des Werbefachmanns und baute sich bis 1956 ein Wohnhaus in Bergen Enkheim Gert Lobin schreibt in einem Portrat von 1977 Sein Haus ist eine casa aperta und hier gehen die Schriftsteller ein und aus Seine Bekanntheit als Literaturforderer grundet auf zwei Saulen Zum einen war er fur die Stiftung des Preises der Gruppe 47 verantwortlich und zum anderen gilt er als der Erfinder des Stadtschreiberpreises In der Gruppe 47 trat er anfangs als Schriftsteller auf aber im Laufe der Zeit verlagerte sich seine Tatigkeit immer mehr auf die Organisation der Gruppe Von 1949 bis 1962 war er standiges Mitglied der Gruppe Die Idee des Stadtschreibers kam ihm auf der Trauerfeier von Gunter Eich der verarmt starb Schneider wollte es talentierten Schriftstellern ermoglichen ein Jahr lang sorgenfrei leben und arbeiten zu konnen Ausserdem sollte der Preis das kulturelle Leben in Bergen Enkheim bereichern und die Literatur unter das Volk bringen Franz Joseph Schneider starb 1984 im Alter von 72 Jahren in Bergen Enkheim Er wollte von hoflichen Umschreibungen nichts wissen und grosse Worte hat er verabscheut Er liebte das Deutliche und Direkte und zuweilen auch das Derbe und Drastische Und so wollen wir ohne Umschweife sagen Seine literarische Begabung war bescheiden Aber Franz Joseph Schneider hat fur die Literatur mehr getan als die meisten Schriftsteller deutscher Sprache Reich Ranicki 1984 Werk BearbeitenJournalistisches BearbeitenIn der Neuen Zeitung wurden von Franz Joseph Schneider vor allem in den spaten 1940er Jahren haufig Artikel veroffentlicht Im November 1946 beispielsweise zieht der Autor eineinhalb Jahre nach Kriegsende eine Bilanz uber das Wiederaufbauprogramm der Goethestadt Frankfurt am Main Trotz der zahlreichen Augenblicksnote lobt er das Frankfurter Verantwortungsbewusstsein fur Kultur und Geistiges Schneider publizierte weiterhin viele Kritiken zu Filmen Kunstausstellungen und vor allem fur das Theater Dieser Kulturinstitution mass er viel Bedeutung bei So schrieb er am 11 November 1946 in der Neuen Zeitung Wenn wir die grosse Bedeutung bedenken die gerade heute dem Theater als einem bildenden und meinungsbildenden Faktor zukommt dann muss von ihm mehr verlangt werden als gute Stucke gut gemacht zeitnahes Theater brauchen wir ein Ziele weisendes und um Ziele ringendes Theater das dem Volk hilft sein so betrachtlich aus dem Lot geratenes Weltbild zurechtzurucken und ihm wieder das Gefuhl verschafft ein geistiges Wesen zu sein inmitten einer Welt und nicht eine marschierende Einheit in einem Operationsgebiet Literarisches Bearbeiten Franz Joseph Schneiders Erzahlband Kind unsrer Zeit erschien im Grundungsjahr der Gruppe 47 und beinhaltet sechs Kurzgeschichten welche allesamt das Ende des Zweiten Weltkrieges oder die unmittelbare Nachkriegszeit in Europa thematisieren Gleich die Titel gebende der Deutschen Stories wie der Untertitel die Kurzprosa bezeichnet charakterisiert die so genannten Kinder dieser Zeit Sie sind so der Erzahler planlos ziellos ohne Anspruch auf Gluck Die meisten Protagonisten sind Deutsche ehemalige Wehrmachtssoldaten die sich nun im zerstorten und besetzten Deutschland zurechtfinden wollen Die Note der Menschen Hunger Kalte Einsamkeit stehen dabei im Vordergrund sie erschweren den Figuren die Suche nach ihren Familien und dem lang ersehnten Frieden Es sind leidvolle Schicksale die den Leser erwarten In Die Ziege hat ein weisses Fell wartet Stocker ehemaliger Wehrmachtssoldat und Kriegsgefangener auf einem Bahnhof in klirrender Kalte auf einen Zug der ihn und die anderen Wartenden zu ihrem nachsten Ziel bringen soll Er trifft einen Mann welcher seine Familie im Krieg verlor und dem nichts anderes blieb als eine weisse Ziege Stocker verhilft ihm nicht zu einem warmen Platz in dem endlich einfahrenden Zug obwohl er die Moglichkeit hat Der Mann wird vom Heizer auf dem Kohlenwagen mitgenommen und sturzt sich wahrend der Fahrt in die offene Ofentur Als Stocker davon erfahrt verlasst er seinen Platz in einem der besseren Waggons und begibt sich mit den Worten Ich mochte gern ein bisschen frieren ans Ende des Zuges Trostlos sind die Geschichten trotz allem nicht In Der Krieg ist aus flieht der Kriegsgefangene Lehnert am Vorweihnachtsabend aus seinem Lager in der amerikanischen Besatzungszone des besetzten Deutschlands Er trifft auf hilfsbereite Menschen in einem Lokal dass er ohne einen Pfennig in der Tasche betritt einfach weil er es vor Hunger und Erschopfung nicht bis in sein Heimatdorf geschafft hat Ein Gast schenkt ihm eine Zigarette und eine Mahlzeit mit Stampfkartoffeln Danach wird Lehnert sogar von zwei amerikanischen Negersoldaten im ubrigen famose Kerle in ihrem Truck bis vor seine Haustur mitgenommen Vollig betrunken vom spendierten Schnaps wird er von seiner Frau empfangen und glucklich in die Arme geschlossen Es sind Kurzgeschichten nach amerikanischem Vorbild Schneider erzahlt den Anfangen und Vorstellungen der fruhen Gruppe 47 entsprechend konventionell realistisch Ohne sprachlichen Schmuck oder uneindeutigen Analogien ist die Erzahlhaltung und gibt klare und unpratentiose Einblicke in den oft entmutigenden Alltag der Uberlebenden In der Titel gebenden Geschichte der Deutschen Stories beschreibt der Ich Erzahler seine Situation so Ich fuhlte mich plotzlich sehr elend Ich liess mich auf das Bett fallen Kopf in die Kissen und fuhlte den heftigen Drang in mir weinen zu konnen Dann war ich eine Weile ganz leer von Gedanken und dachte dann dass dies alles sehr schwer sei dies alles das Alleinsein die Arbeit auf der Strecke das ganze Leben uberhaupt dass es sehr schwer sei und kaum zu ertragen und dass es ganz aussichtslos sei auf etwas Angenehmes zu hoffen Auch in der sehr kurzen Erzahlung Die Mandel reift in Broschers Garten welche bereits 1946 entstand doch erstmals 1967 in der Friedenauer Presse in der auch andere Autoren der Gruppe 47 publizierten veroffentlicht wurde thematisiert Schneider den Krieg und seine Bruche Stefan ist Soldat und in Rumanien stationiert als er vom Ende des Krieges erfahrt und nun seine Gastfamilie Broscher in deren Garten ein grosser Mandelbaum steht verlassen muss Er ist aber in Fotinja Broschers Tochter verliebt und begehrt sie ganz unverblumt vor allem korperlich Fotinja sanftes weisshautiges Wesen dachte er nur noch dies bevor der Krieg uns alle frisst Als der rumanische Konig im Radio spricht und das Ende des Krieges verkundet packt Stefan traurig seine Sachen Nicht dass er das Ende des Krieges nicht herbeigesehnt hat aber es bedeutet fur ihn zwangslaufig die Trennung von der jungen Frau Doch bevor er zu seiner Kompanie zuruckkehrt entschliesst er sich trotz aller Gefahren umzukehren und Fotinja die vom Fenster aus winkt heimlich in ihrem Zimmer aufzusuchen Die Literatur beinhaltete fur Schneider immer auch ein aufklarendes Moment Wie viele Autoren die der Gruppe 47 nahestanden war auch er der Meinung dass Literatur die Moglichkeit und die Aufgabe hat solch grausamen Ereignissen wie dem Krieg und der Gewalt entgegenzuwirken Seine Erzahlungen sind ganz eng mit ihrer Entstehungszeit und den damaligen Erfahrungen verknupft Alle Protagonisten Schneiders sind gelauterte Kriegsveteranen nicht einer kann dem Kampf mehr etwas abgewinnen sie sehen nur noch Opfer und Leid auf allen Seiten Lehnert Stocker Stefan wie auch immer sie heissen sie sind voller Ablehnung Emporung gegen alles Kriegerische Aus den grauenvollen Ereignissen haben sie Lehren gezogen und wollen sich nun nicht mehr davon abbringen lassen ihr Gluck zu suchen auch wenn sie glauben keinen Anspruch darauf zu haben Ursula Seyffarth schrieb in der Literarischen Monatsschrift Welt und Wort im Mai 1948 zu Kind unsrer Zeit Die Atmosphare jener Tage diese lahmende Grabesstille und das unauffallig schleichende Elend niederdruckender als alles grosse Ungluck ist vollkommen eingefangen in den Momentaufnahmen dieser Stories in deren nihilistischer Leere stellenweise ein Hauch von Hoffnung zu spuren ist langsam langsam die lahmende mude Starre zu uberwinden Ein wesenhaftes Zeitdokument Veroffentlichungen BearbeitenKind unsrer Zeit Deutsche Stories Walter Rau Dietmannsried Allgau Heidelberg 1947 Die Mandel reift in Broschers Garten Eine Erzahlung Friedenauer Presse Berlin Friedenau 1967 Weitere Publikationen BearbeitenDie Pioniere kommen Kurzgeschichte Erschienen in Deutsche Allgemeine Zeitung 82 Jahrgang Berlin 1 Marz 1943 S 3 Morgen hat die Angst ein Ende Eine Erzahlung Erschienen in HEUTE Zeitschrift Nummer 98 Munchen 23 November 1949 S 27ff Es kam der Tag Erschienen in Wolfgang Weyrauch Hg Tausend Gramm Ein deutsches Bekenntnis in dreissig Geschichten aus dem Jahr 1949 Reinbek Rowohlt 1949 S 152ff Die Ziege hat ein weisses Fell Kurzgeschichte Erschienen in Richter Toni Hrsg Die Gruppe 47 in Bildern und Texten Kiepenheuer und Witsch Koln 1997 S 44ff Die Ziege hat ein 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Siehe auch Bearbeiten nbsp GrabsteinStadtschreiber von Bergen Kulturgesellschaft Bergen Enkheim Gruppe 47 Stadtschreiber Literaturpreis Normdaten Person GND 1049612760 lobid OGND AKS VIAF 307317264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schneider Franz JosephALTERNATIVNAMEN Schneider Franz JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und WerbefachmannGEBURTSDATUM 3 Marz 1912GEBURTSORT AschaffenburgSTERBEDATUM 13 Marz 1984STERBEORT Bergen Enkheim bei Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Joseph Schneider amp oldid 238110776