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Francois Just Marie Raynouard 18 September 1761 in Brignoles 27 Oktober 1836 in Passy war ein franzosischer Rechtsanwalt Politiker Dichter und Philologe Er gilt als Begrunder der modernen Romanistik 1 Francois RaynouardInhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Leben 1 2 Raynouard als Begrunder der Romanistik 1 3 Ehrungen Raynouards 1936 1937 in Brignoles 2 Werke Auswahl 2 1 Theater 2 2 Philologisches 2 3 Oden 2 4 Geschichtsschreibung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenLeben Bearbeiten Raynouard wurde 1861 in Brignoles in der Provence geboren studierte Jura in Aix en Provence und ging 1884 fur ein kurzes Aufbaustudium nach Paris Er verliess die Hauptstadt aber bald wieder und wurde erfolgreicher Rechtsanwalt in Draguignan Wahrend der Franzosischen Revolution wahlte ihn das Departement Var 1791 als stellvertretenden Abgeordneten in die Gesetzgebende Nationalversammlung Er blieb aber in Brignoles und wurde dort wegen seiner Nahe zu den Girondisten am 31 Mai 1793 ins Gefangnis geworfen und zur Verurteilung nach Paris uberfuhrt Er entging der Guillotine durch den Sturz Robespierres und kam am 27 Juli 1794 in Paris frei Dann war er erneut Rechtsanwalt in Draguignan 1801 ging Raynouard ein drittes Mal nach Paris und begann eine Karriere als Theaterdichter Mit dem Schreiben von Theaterstucken hatte er schon Jahre zuvor im Gefangnis begonnen Sein freiheitlich gestimmtes Stuck Les Templiers wurde 1805 einer der grossten Theatererfolge uberhaupt und brachte ihm bereits am 24 November 1807 die Mitgliedschaft in der Academie francaise ein 1806 und wieder 1811 wurde er in das Corps legislatif gesetzgebende Versammlung gewahlt und gehorte zu den 5 Prasidenten 1813 machte er sich mit einer freiheitlich orientierten Eingabe bei Napoleon unbeliebt Wahrend der Herrschaft der Hundert Tage wurde ihm von Carnot das Justizministerium angeboten das er ablehnte Ab 1815 fand Raynouard die Unterstutzung des Konigs fur seine schon Jahre zuvor begonnenen Studien zum Altprovenzalischen und zur Entstehung der romanischen Sprachen Ab 1816 war er auch Mitglied der Akademie der Inschriften und schonen Kunste 1817 machte ihn die Academie francaise zu ihrem bestandigen Sekretar Secretaire perpetuel von welchem Posten er 1826 zurucktrat um sich ausschliesslich seinen Sprachstudien zu widmen Er zog sich ganz nach Passy zuruck und starb dort 1836 im Alter von 75 Jahren Raynouard als Begrunder der Romanistik Bearbeiten Wann genau Raynouard anfing sich fur die altprovenzalische Literatur und Sprache zu interessieren ist nicht bekannt Nachgewiesen ist 1802 sein Kontakt zu Friedrich Schlegel dem er als Mitschuler des Sanskritisten Alexander Hamilton 1762 1824 Auskunft uber das Provenzalische gab Nach eigener Aussage kam er 1807 uber die Arbeit am Worterbuch der Academie francaise 6 Auflage zur intensiveren Erforschung der Troubadourlyrik 1813 verlas er dazu im Institut de France eine Denkschrift mit dem Titel Recherches sur l origine et la formation de la langue romane connue ensuite sous le nom de langue romane provencale ou langue des troubadours Forschungen uber Ursprung und Ausbildung jener romanischen Sprache die spater unter dem Namen provenzalische romanische Sprache oder Troubadoursprache bekannt wurde Die Restauration stellte ihm ab 1815 die notigen Geldmittel bereit fur die Publikation der ersten neuzeitlichen Ausgabe der Dichtung der Troubadours samt Begrundung der romanischen Philologie in 6 Banden unter dem Gesamttitel Choix des poesies originales des troubadours 1816 21 Die Publikation des seit langem angekundigten monumentalen Dictionnaire de la langue des troubadours ebenfalls in 6 Banden konnte Raynouard erst nach seinem Ruckzug aus der Akademie ab 1827 wirklich in Angriff nehmen Sie wurde durch die Julirevolution von 1830 zusatzlich behindert sodass zu seinen Lebzeiten nur ein Band 1836 erscheinen konnte und das Gesamtwerk erst postum 1838 1844 Das wissenschaftliche Erbe Raynouards wurde mangels franzosischen Interesses am Provenzalischen zunachst uber August Wilhelm Schlegel und Goethe an Friedrich Diez vermittelt der es grundlegend weiterentwickelte und damit in Bonn die deutsche Universitatsromanistik begrundete Im nationalistisch aufgeheizten 19 Jahrhundert und gegen die Aussagen von Diez selbst kam es in Deutschland zu der verbreiteten Vorstellung die romanische Philologie uberhaupt sei eine Bonner Erfindung Diesem Irrglauben setzte 1913 Josef Korner ein argumentatives Ende das aber lange Zeit nicht zur Kenntnis genommen wurde weil Korner Germanist und nicht Romanist war weil er zum Zeitpunkt seiner Publikation erst 25 Jahre alt war weil die Veroffentlichung im nationalistischen Strudel des Ersten Weltkriegs unterging und weil schliesslich Korner als sudmahrischer Jude lange Zeit ideologisch abgewertet war Heute besteht Einigkeit uber Raynouards zentrale Rolle in der Begrundung der Romanistik Ehrungen Raynouards 1936 1937 in Brignoles Bearbeiten Nachdem Raynouard in Frankreich lange Zeit mehr oder weniger ignoriert worden war beschloss seine Geburtsstadt Brignoles vornehmlich der zu fruh verstorbene Burgermeister Jules Barriere ihn zum 100 Todestag mit Ehrungen zu bedenken Es kam zu zwei Veranstaltungen 2 Am 6 September 1936 wurde in Anwesenheit von Marius Jouveau und Emile Ripert an Raynouards Geburtshaus eine Tafel angebracht mit der Inschrift A la Memori de l egregi Roumanisto F J M RAYNOUARD 1761 1836 Neisu dins aquest oustau Revieude la lengo di Troubadour n establissent li soulidi foundamento de la Reneissenco felibrenco Zur Erinnerung an den in diesem Haus geborenen hervorragenden Romanisten F J M Raynouard Er erweckte die Sprache der Troubadours zu neuem Leben und schuf damit eine solide Basis fur die Renaissance des Felibre Am 4 April 1937 kam es unweit des Geburtshauses auf dem heutigen Platz Place Saint Pierre zur Aufstellung der von Victor Nicolas 1906 1979 angefertigten Buste Raynouards mit der Inschrift nbsp Buste Raynouards in Brignoles 1937 JUST FRANCOIS MARIE RAYNOUARD Poete tragique Secretaire perpetuel de l Academie Francaise Renovateur de l œuvre des Troubadours Representant du Var 1761 1836 Poete historien savant citoyen il appartient a cette generation forte qui a illustre son temps MIGNET Aquel ome de marco aqueu grand Prouvencau F MISTRAL Es wurden Reden gehalten unter anderem von Alfred Jeanroy als Vertreter der Academie des inscriptions et belles lettres Louis Bertrand als Vertreter der Academie francaise Maurice Wilmotte als Vertreter der Academie Royale de Belgique und Joseph Salvat als Vertreter der Academie des Jeux Floraux de Toulouse Auf Initiative von Maurice Mignon dem Direktor des Centre universitaire mediterraneen von Nizza wo gerade der 5 Congres International de Linguistique romane zu Ende gegangen war beehrten die Kongressteilnehmer ihren grossen Vorganger mit ihrer Anwesenheit Namentlich nachgewiesen sind Ramon Aramon i Serra Julia Bastin Andreas Blinkenberg Felix Boillot 1880 1961 Jean Bourciez Jean Boutiere Viggo Brondal Auguste Brun Joan Coromines Adriana Caboni Mirko Deanovic William Dennis Elcock Louis Fernand Flutre Pierre Gardette Jules Jeanjaquet Eugen Lerch Georges Millardet Angelo Monteverdi John Orr Leonardo Olschki Mildred K Pope Sever Pop T B W Reid Robert Lindsay Graeme Ritchie Albert Sechehaye Kornelis Sneyders de Vogel und Ernst Tappolet Offiziell war kein deutscher Romanist anwesend denn Olschki galt als Italiener und Lerch als Schwede 3 Werke Auswahl BearbeitenTheater Bearbeiten Caton d Utique 1794 Socrate au temple d Aglaure 1802 Les Templiers 1805 Paris 1873 Lacour Nimes 1997 deutsch Die Tempelherren Nach dem Franzosischen metrisch ubersetzt von Ehrenfried Stoeber Strassburg 1805 deutsch Die Tempelherren Trauerspiel in funf Aufzugen nach Raynouard in Jamben nebst einer Einleitung und geschichtlichen Anmerkungen Voss Leipzig 1806 ubersetzt von Carl Friedrich Cramer Eleonore de Baviere Tragedie 1805 Les Etats de Blois ou La mort de MM de Guise Scenes historiques decembre 1588 1810 Paris 1814 1829 Jeanne d Arc d Orleans 1810 Philologisches Bearbeiten Choix des poesies originales des troubadours 1816 21 Elements de la grammaire romane 1816 Des troubadours et des cours d amour 1817 Grammaire comparee des langues de l Europe latine dans leurs rapports avec la langue des troubadours 1821 Hrsg Fragments d un poeme sur Boece Didot Paris 1917 Lexique roman ou Dictionnaire de la langue des troubadours 1838 44 Oden Bearbeiten Camoens Ode Correard Paris 1819 Vorwort von G Desjardins Le devouement de Malesherbes Ode Didot Paris 1822 Geschichtsschreibung Bearbeiten Proces et condamnation des Templiers 1805 Lacour Nimes 1999 Monuments historiques relatifs a la condamnation des chevaliers du Temple 1813 Digitalisat Editions de la Tarente Aubagne 2012 Vorwort von Philippe Subrini Histoire du droit municipal en France sous la domination romaine et sous les trois dynasties 1829 Rodopi Amsterdam 1970 deutsch Geschichte des Municipal Rechts in Frankreich unter der romischen Herrschaft und unter den drei Dynastien Hartleben Leipzig 1830 ubersetzt von Friedrich Wilhelm Emmermann Literatur BearbeitenDaniel Baggioni Raynouard et sa posterite Les rendez vous manques de la linguistique romane francaise avant sa profesionnalisation parisienne In Lengas Revue de sociolinguistique 42 1997 S 59 81 David Fabie Un romaniste romantique Francois Raynouard In Lengas 63 2008 Seiten 27 46 Andre Guiraud F M J Raynouard 1761 1836 Premiere partie sa vie Dissertation Bonn 1913 De Francois Raynouard a Auguste Brun La contribution des Meridionaux aux premieres etudes de linguistique romane Hrsg Daniel Baggioni und Philippe Martel In Lengas Revue de sociolinguistique Jahrgang 21 Nr 42 1997 Josef Korner Francois Juste Marie Raynouard In Germanisch Romanische Monatsschrift 5 1913 Seiten 456 488 4 Charles Labitte M Raynouard sa vie et ses ouvrages In Revue des Deux Mondes periode initiale Tome 9 1837 S 330 356 Jean Baptiste Marcellesi Le romanisme de Raynouard In Lengas 42 1997 S 45 53 1 Frederic de Reiffenberg Notice sur Francois Juste Marie Raynouard Brussel 1839 Gertrud Richert Die Anfange der romanischen Philologie und die deutsche Romantik Niemeyer Halle an der Saale 1914 Joseph Salvat Discours sur Raynouard a l occasion du Centenaire de sa mort Toulouse 1936 Jurgen Storost Zur Stellung Raynouards in der Geschichte der romanischen Philologie In Beitrage zur Romanischen Philologie XX Jahrgang 1981 Heft 2 Seiten 195 212 Jurgen Storost Zur Position von Raynouard in der Geschichte der romanischen Sprachwissenschaft In Linguistische Studien Zentralinstitut fur Sprachwissenschaft Reihe A Nr 86 Berlin 1981 Seiten 74 130 Robert Leon Wagner Contribution a la prehistoire du romanisme In Conferences de l Institut de linguistique de l Universite de Paris 10 1951 S 101 124 Charles Athanase Walckenaer Notice historique sur la vie et les ouvrages de M Raynouard In Memoires de l Institut de France Histoire de l Academie des Inscriptions et Belles Lettres 18 1 1855 Seiten 431 466 mit Bibliographie aller Beitrage Raynouards zum Journal des Savants von 1816 bis 1836 auf den Seiten 459 466 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Francois Juste Marie Raynouard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Werkliste der Academie francaise franzosisch Literatur von und uber Francois Juste Marie Raynouard im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Francois Auguste Mignet Antrittsrede des Nachfolger Raynouards in der Academie francaise mit Wurdigung des Vorgangers 1836 franzosisch Pierre Moinot Eloge de Francois Raynouard ancien secretaire perpetuel de l Academie francaise Discours prononce devant l Academie du Var le 14 juin 1989 Le Livre d or du Centenaire de Raynouard Brignoles 1936 1937 Toulon 1939 franzosisch 28 Seiten Einzelnachweise Bearbeiten Eugenio Coseriu Geschichte der Romanischen Sprachwissenschaft 4 Das 17 und 18 Jahrhundert Teil 2 Hrsg Wolf Dietrich Narr Francke Attempto Tubingen 2022 S 215 siehe Le Livre d or du Centenaire de Raynouard online Le Livre d or du Centenaire de Raynouard Brignoles 1936 1937 Toulon 1939 S 15 ausgezeichnete Monographie laut Eugenio Coseriu Geschichte der Romanischen Sprachwissenschaft 4 Das 17 und 18 Jahrhundert Teil 2 Hrsg Wolf Dietrich Narr Francke Attempto Tubingen 2022 S 218Normdaten Person GND 118788035 lobid OGND AKS LCCN n83041906 VIAF 59088344 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raynouard Francois Juste MarieALTERNATIVNAMEN Raynouard Francois Just MarieKURZBESCHREIBUNG franzosischer Rechtsanwalt Politiker Dichter und PhilologeGEBURTSDATUM 18 September 1761GEBURTSORT BrignolesSTERBEDATUM 27 Oktober 1836STERBEORT Passy Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Francois Juste Marie Raynouard amp oldid 239005436