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Der Folkwang Museumsverein e V FMV ist ein am 1 Juni 1922 gegrundeter gemeinnutziger Zusammenschluss von kunstinteressierten Burgern Mazenen und Unternehmen Sein Hauptziel ist es laut Satzung gemeinsam mit der Stadt Essen das von Karl Ernst Osthaus gegrundete Folkwang Museum zu verwalten auszubauen und als offentliche Sammlung den Zwecken der Forschung und Volksbildung dauernd nutzbar zu machen Der Verein hat seinen Sitz in Essen wo sich seit dem Oktober 1922 auch das Folkwang Museum befindet Eine Besonderheit des Vereins gegenuber fast allen anderen Museumsvereinen ist es dass er zusammen mit der Stadt Essen gleichberechtigter Miteigentumer der Sammlungen des Folkwang Museums ist Der Verein gibt fur seine Mitglieder ein eigenes Periodikum heraus die Folkwang Mitteilungsblatter Folkwang Museumsverein e V FMV Rechtsform eingetragener VereinGrundung 1 Juni 1922 in EssenSitz Essen 51 441666666667 7 0041666666667 Koordinaten 51 26 30 N 7 0 15 O Zweck Forderung von Kunst und KulturVorsitz Ulrich BlankMitglieder ca 400Website www folkwang museumsverein de Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte der Grundung 2 Grunde fur die Stellung des Folkwang Museumsvereins als Miteigentumer 3 Ziele und Gremien 3 1 Vereinszweck 3 2 Gremien 4 Mitglieder und Vorsitzende 5 Aus der Geschichte des Museumsvereins 5 1 1922 bis 1929 Von der Grundung bis zur Eroffnung des ersten Museumsneubaus 5 2 1929 bis 1933 Wirtschaftskrise NS Machtergreifung und Gleichschaltung des Vereins 5 3 1934 bis 1945 Der Museumsverein unter NS Dominanz 5 4 1945 bis 1960 Vom Kriegsende bis zur Eroffnung des zweiten Museumsneubaus 5 5 Die weitere Entwicklung des Museumsvereins bis zur Eroffnung des Erweiterungsbaus 1983 5 6 Die Entwicklung des Museumsvereins seit den 1990er Jahren 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte der Grundung BearbeitenAnlass der Grundung des Folkwang Museumsvereins war es eine testamentarische Verfugung von Karl Ernst Osthaus zu erfullen und so die Sammlungen des 1902 von ihm in Hagen gegrundeten Folkwang Museums zusammenzuhalten Der im Marz 1921 im Alter von 45 Jahren verstorbene Osthaus hatte zur Absicherung seiner Familie bestimmt dass die Sammlung nicht unter zehn Prozent ihres Werts und nur im Ganzen veraussert werden durfe Dazu aber sah sich die Stadt Hagen in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg trotz grosser Anstrengungen nicht in der Lage Um den Zerfall von Osthaus Lebenswerk abzuwenden bildete sich im Sommer 1921 in Essen ein Initiativkreis aus Kommunalpolitikern Kunstlern und Mazenen um aus privaten Mitteln insbesondere durch Spenden von Grossunternehmen den von den Erben von Osthaus verlangten Kaufbetrag fur den Erwerb der Bestande des Folkwang Museums aufzubringen 1 Bald kam das Ziel hinzu Essen als kunftigen Sitz des Museums durchzusetzen Zu den treibenden Kraften gehorten Landrat Friedrich Schone ab 1922 Grundungsvorsitzender des Museumsvereins Oberburgermeister Hans Luther und der Leiter des Essener Kunstmuseums Ernst Gosebruch 2 Anfang September 1921 verfasste Gosebruch einen Aufruf an die ortliche und regionale Industrie und an private Mazene um den von der Familie Osthaus geforderten Betrag von zunachst zehn dann angesichts der bereits voranschreitenden Inflation 15 Millionen Reichsmark aufzubringen 3 Schon in diesem Aufruf betonte Osthaus den modernen Charakter der Sammlung Folkwang der beibehalten werden solle Bereits Anfang Oktober zeichnete sich nach grossen Spenden aus der Essener Burgerschaft insbesondere aus der Industrie ab dass der Betrag aufgebracht werden konnte was schliesslich im Marz 1922 erreicht wurde 4 Grosster Einzelspender war das Rheinisch Westfalische Kohlen Syndikat RWKS mit einem Beitrag von sechs Millionen Mark Zu den Erwartungen des Syndikats einschliesslich der bereits damals an der Entscheidung beteiligten Arbeitnehmervertreter gehorte dass durch die Verpflanzung in die zentraler gelegene Stadt Essen und daneben auch durch Wanderausstellungen das Museum erst einem wirklich grossen Kreise zuganglich gemacht werden wurde 5 Dieses Engagement des RWKS ware nicht moglich gewesen ohne die Zustimmung des Industriellen Hugo Stinnes dessen Konzern 1920 Teile des RWKS erworben hatte Stinnes bekannte sich spater auch zur Forderung des Folkwang Museums verzichtete aber auf eine Mitgliedschaft im Museumsverein er wollte offenbar zwar genau informiert aber nicht eingeladen werden Damit verhielt er sich wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach der zweite der drei damals grossten Industriellen des Ruhrgebiets 6 Der dritte in dieser Gruppe August Thyssen wollte das Vorhaben hingegen tatsachlich nicht fordern erkennbar deswegen weil ihm der Schwerpunkt des Museums auf moderner und zeitgenossischer Kunst nicht zusagte Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Museum dann aber auch von Thyssen gefordert 7 Grunde fur die Stellung des Folkwang Museumsvereins als Miteigentumer BearbeitenDass der Museumsverein Miteigentumer der Bestande des Museums Folkwang ist ist eine grosse Ausnahme in der deutschen und internationalen Museumslandschaft Zur Zeit der Grundung 1921 22 war eine solche Offentlich Private Partnerschaft noch ungewohnlicher es handelt sich sogar um eine der ersten Kooperationen dieser Art in Deutschland uberhaupt Grund fur diese Losung war dass nur auf diese Weise die Interessen der drei Hauptbeteiligten der offentlichen Hand insbesondere der Stadt Essen der finanzierenden Unternehmen und der Osthaus Erben in Einklang gebracht werden konnten 8 Schon im Oktober 1921 war es das gemeinsame Ziel der Familie Osthaus und der Stadt Essen dass ein privater Tragerverein die Verantwortung fur ein zu grundendes Museum Folkwang in Essen mit ubernehmen sollte Der Familie Osthaus und Ernst Fuhrmann als Nachlassverwalter von Karl Osthaus ging es darum uber ein zu bildendes Kuratorium weiterhin Einfluss auf die Sammlung zu behalten die ja zu einem Preis deutlich unter dem Marktwert verkauft werden sollte Der Stadt Essen ging es darum in der Notlage nach dem Ersten Weltkrieg moglichst geringe Steuermittel fur das geplante Kulturprojekt aufwenden zu mussen Oberburgermeister Luther gelang es in diesem Zusammenhang zum Vorteil aller Beteiligten in zahen Verhandlungen mit dem Reichsfinanzministerium einen weitgehenden Verzicht des Reiches bzw Preussens auf Steuern und Abgaben auf den geplanten Verkauf durchzusetzen Aus diesem steuerlichen Grund wurde der Kaufpreis von 15 Millionen Euro aus der erwahnten Spendensammlung auch nicht direkt an die Erben von Karl Osthaus ausbezahlt Vielmehr wurde der Betrag zunachst dem preussischen Finanzministerium zur Verfugung gestellt damit der Staat diese Mittel der Stadt Essen zweckgebunden fur den Erwerb der Sammlung Folkwang uberweisen konnte 9 Im Vertrag mit der Stadt Essen wurde bestimmt dass die Stadt fur das Museumsgebaude mit seinen laufenden Kosten fur Personal und Unterhalt aufzukommen habe Jedoch hat der Museumsverein sich spater an den Kosten der verschiedenen Bauvorhaben in erheblichem Umfang beteiligt Ausserdem wurde vereinbart dass die Sammlung Osthaus mit den Bestanden des Kunstmuseums der Stadt Essen vereinigt wird Mit den Erben von Karl Osthaus wiederum wurde vereinbart dass zusammen mit der Sammlung auch die Rechte am Namen Folkwang Museum auf die Stadt Essen und den Folkwang Museumsverein ubergehen Die eigentliche Grundung des Museumsvereins der aus dem genannten Initiativkreis hervorging geschah dann am 1 Juni 1922 Ziele und Gremien BearbeitenVereinszweck Bearbeiten Der Zweck und die Aufgaben des Folkwang Museumsvereins werden in seiner Satzung folgendermassen bestimmt 1 Zweck des Vereins ist es gemeinsam mit der Stadt Essen das von Dr Karl Ernst Osthaus in Hagen gegrundete Folkwang Museum zu verwalten auszubauen und als offentliche Sammlung den Zwecken der Forschung und Volksbildung dauernd nutzbar zu machen 2 Daruber hinaus stellt sich der Verein allgemein die Aufgabe die bildenden Kunste zu fordern 3 Aufgabe des Vereins ist es ferner den internationalen Rang und Charakter des Museums zu erhalten und zu fordern indem er die Tatigkeit der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Bereich der Lehre und Forschung sowie alle Bestrebungen des Museums fur eine internationale Zusammenarbeit auf kunstlerischem Gebiet unterstutzt 10 Der in Punkt 1 bestimmte Vereinszweck gilt wortlich seit 1922 die Aufgabe der Forderung der bildenden Kunst sinngemass ebenfalls Die bewusste Internationalitat des Museums und seiner Tatigkeit wurde spater in der Satzung verankert faktisch hatte sie unterbrochen nur in der Zeit des Nationalsozialismus von Anfang an bestanden Gremien Bearbeiten Die beiden Leitungsgremien des Vereins sind der von der Mitgliederversammlung gewahlte Verwaltungsrat aktuell 14 Mitglieder laut Satzung mindestens sieben und der Vorstand aktuell sechs Mitglieder Dieser wird auf Vorschlag des Verwaltungsrats von der Mitgliederversammlung gewahlt In der Anfangszeit hatte der Verwaltungsrat acht Mitglieder laut Satzung mindestens funf wahrend der Vorstand aus nur drei Personen bestand die damals noch dem Verwaltungsrat angehoren mussten Die Zusammenarbeit mit der Stadt Essen und den Erben von Karl Osthaus sowie die Aufsicht uber den Museumsbetrieb erfolgen im Kuratorium des Museum Folkwang Ihm gehoren bis zu 20 Personen an zehn Vertreter der Stadt funf des Museumsvereins und ausserdem bis zu funf Vertreter der Karl Ernst Osthaus Stiftung sowie beratend der Leiter bzw die Leiterin des Museums seit 2018 ist das Peter Gorschluter Der Vorsitz des Kuratoriums wechselt jahrlich zwischen dem Oberburgermeister der Stadt Essen und dem Vorsitzenden des Museumsvereins 11 Mitglieder und Vorsitzende Bearbeiten nbsp Achim Middelschulte 2018 nbsp Ulrich Blank 2017 Der Folkwang Museumsverein hat rund 400 Mitglieder darunter auch juristische Personen uberwiegend Unternehmen Seine Vorsitzenden seit 1960 Erste Vorsitzende seit der Grundung waren 1922 bis 1924 Friedrich Schone 1925 bis 1926 Ernst Henke 1926 bis 1928 Oskar Ruperti 1928 bis 1937 Hermann Seippel 1938 bis 1959 Adalbert Colsman 1959 bis 1969 Ernst Henke 1969 bis 1985 Berthold von Bohlen und Halbach 1985 bis 2000 Dietrich Oppenberg 2000 bis 2005 Gerhard Cromme 2005 bis 2010 Henner Puppel 2010 bis 2015 Achim Middelschulte seit 2015 Ulrich BlankAus der Geschichte des Museumsvereins Bearbeiten1922 bis 1929 Von der Grundung bis zur Eroffnung des ersten Museumsneubaus Bearbeiten 29 Oktober 1922 Das Folkwang Museum in Essen wird eroffnet Die aus Hagen uberfuhrte Sammlung wird zunachst im Hans Goldschmidt Haus dem ehemaligen Essener Kunstmuseum in der Bismarck Strasse untergebracht und gezeigt Damit folgte die Stadt Essen einem Vorschlag von Ernst Gosebruch und des Museumsvereins Die raumliche Enge wurde in Kauf genommen weil die Moglichkeit bestand eine benachbarte Villa mit ihrem Grundstuck zu erwerben und darauf einen Museumsneubau zu errichten 12 Es ist bis heute Standort des Folkwang Museums 10 Januar 1923 Im Zuge der Ruhrbesetzung marschieren franzosische Truppen auch in Essen ein Dadurch zerschlagen sich die Hoffnungen und Plane des Museumsvereins das Folkwang Museum in ganz kurzer Zeit zum fuhrenden Museum fur moderne und zeitgenossische Kunst im weiten Umkreis auszubauen Weil er sich der Besatzung widersetzt hatte wird Landrat Schone der Grundungsvorsitzende des Museumsvereins verhaftet und wegen Beleidigung zu funf Jahren Haft verteilt Nach einigen Monaten wird er vorzeitig entlassen muss aber das Ruhrgebiet verlassen Darum gibt er 1924 den Vereinsvorsitz auf bleibt aber bis zu seinem Lebensende Ehrenmitglied Auch mehrere fuhrende Unternehmer im Revier werden fur kurze Zeit festgenommen oder mussen wegen drohender Verhaftung die Region verlassen darunter Mitgrunder des FMV 13 13 November 1924 Der Essener Kunstverein grundet sich neu als Kunstverein Folkwang Er richtet sich an alle Nutzer und Besucher des Folkwang Museums und soll auch dessen Bildungsarbeit ubernehmen Die Mitglieder bekommen freien Eintritt zum Museum Folkwang Der Folkwang Museumsverein hingegen bleibt mit hohen Beitragen und Mitgliedschaft nur mit Zustimmung des Verwaltungsrates der Zusammenschluss der grossen Sponsoren und Forderer des Museums 14 ab 1925 Nach dem Ende von Ruhrbesetzung und Inflation im September bzw Dezember 1923 und Uberwindung der Wirtschaftskrise 1924 beginnt eine erste Blutezeit des Museums Folkwang in Essen die bis zum Beginn der Weltwirtschaftskrise Ende 1929 andauert Auf Betreiben und mit Forderung des Museumsvereins wird die zunachst eher kleine Sammlung Folkwang bedeutend erweitert und ein neues Museum gebaut 15 Fruhjahr 1926 Um mit der Errichtung eines angemessenen Museumsgebaudes voranzukommen nimmt der Museumsverein ein Darlehen von fast 1 2 Millionen Reichsmark auf Der Kredit wurde von der Stadt Essen vermittelt die auch Zins und Tilgung bezahlte und faktisch die Rechte und Pflichten eines Bauherrn ubernahm Damit wurde dem Vertrag von 1922 entsprochen laut dem die Stadt Essen und nicht der Museumsverein fur die angemessene Unterbringung der Sammlung zustandig ist Es erwies sich nun als politisch vorteilhaft dass die Stadt durch die besondere Partnerschaft mit dem Museumsverein offiziell nicht als Bauherrin des Museums in Erscheinung treten musste Tatsachlich gelang es dem Museumsverein uber seine Pflichten aus dem Vertrag von 1922 hinaus bald betrachtliche Spenden aus der Industrie fur das Bauvorhaben zu akquirieren 16 5 Mai 1929 Das neu errichtete Museum Folkwang wird eroffnet 17 Es verzeichnet im Jahre 1929 52 100 Besucher 1925 waren es erst 12 500 gewesen und 1927 21 000 18 1929 bis 1933 Wirtschaftskrise NS Machtergreifung und Gleichschaltung des Vereins Bearbeiten 1929 bis 1932 Die Weltwirtschaftskrise reduziert drastisch die Moglichkeiten der Stadt Essen Mittel fur den Erwerb von Kunst zur Verfugung zu stellen Auch das Spendenaufkommen des Museumsvereins geht zuruck Den Verein und insbesondere seine judischen Mitglieder beunruhigt zudem der Aufstieg des Nationalsozialismus der den meisten Richtungen der modernen Kunst ablehnend gegenuberstand 1931 Auf Initiative des Bankiers Georg Hirschland Grundungsmitglied des FMV erstellt Museumsdirektor Gosebruch eine Aufstellung aller Neuerwerbungen des Museumsvereins seit 1922 In der Dokumentation wird betont dass diese Erwerbungen Eigentum des Museumsvereins seien und dem Museum lediglich als Dauerleihgaben fur Ausstellungen zur Verfugung gestellt worden seien 19 Die Dokumentation war offenbar vor allem als Leistungsnachweis des FMV gedacht Womoglich erkannte Hirschland aber bereits die dem Museum drohenden Gefahren durch eine nationalsozialistische Regierung 20 5 April 1933 Theodor Reismann Grone NSDAP wird Oberburgermeister von Essen Er hatte schon seit 1928 dem NS nahen Kampfbund fur deutsche Kultur angehort und bereits 1932 in Berlin angekundigt er wolle das Museum Folkwang ausrauchern denn es sei ein Schandfleck Essens einerseits wegen seiner entarteten Leiter gemeint waren Ernst Gosebruch und Ausstellungskustos Kurt Wilhelm Kastner und andererseits wegen der dort gezeigten entarteten Kunst 21 Am 4 Juni hetzte er als amtierender OB in der ortlichen National Zeitung folgendermassen Dieser Museumsverein in dessen Vorstand immer noch die Juden Hessberg Hirschland und Heinemann u a m sitzen denkt gar nicht daran sich der Auffassung des neuen Deutschlands anzuschliessen und klipp und klar reinen Tisch zu machen namlich die nachweislichen Kulturbolschewisten ihres Einflusses zu berauben 22 26 November 1933 OB Reismann Grone erzwingt eine Anderung des Vertrags vom 29 Mai 1922 zwischen der Stadt Essen und dem Folkwang Museumsverein konkret Eine drastische Anderung der Stimmenverteilung im Kuratorium zu Lasten des Vereins Dieser sollte nur noch funf Sitze haben die Stadt Essen dagegen zehn Der Osthaus Erben verblieb ein Sitz mit funf Stimmen im Kuratorium Der Museumsdirektor bekam einen Sitz mit beratender Stimme der Preussische Staat in Nachfolge des Reichskunstwarts einen Sitz mit Stimmrecht Der Verein liess sich auf diese Anderung ein auch in der Hoffnung dafur Gosebruch als Museumsdirektor halten zu konnen 23 Jedoch konnte Reismann Grone mit dem neuen Stimmverhaltnis eine Absetzung des Direktors erzwingen der dieser im September 1933 mit seiner Bitte um Beurlaubung zuvorkam 24 1934 bis 1945 Der Museumsverein unter NS Dominanz Bearbeiten Anfang 1934 Gegen zahen Widerstand des Museumsvereins setzt OB Reismann Grone Klaus Graf von Baudissin als neuen Museumsdirektor durch Graf von Baudissin seit 1929 Mitglied der NSDAP hatte seit 1925 in der Staatsgalerie Stuttgart Karriere gemacht und war damals noch aufgeschlossen gegenuber der modernen Kunst Wunschkandidat des FMV war Eberhard Schenk zu Schweinsberg Die Mitglieder des Vereins reagieren auf die erzwungenen Veranderungen mit einer massiven Reduzierung ihrer Zuwendungen Ihre Beitrage sanken von 11 000 RM im Jahre 1934 auf nur noch 1 500 RM zwei Jahre spater Dagegen verdoppelte die Stadt Essen nun ihren Ankaufsetat auf 20 000 RM 25 1935 36 Nach Inkrafttreten der Nurnberger Gesetze erzwingt Museumsdirektor Graf von Baudissin den Ausschluss der judischen Mitglieder aus dem Museumsverein Dies erweist sich als nicht einfach weil uberwiegend Firmen also juristische Personen Mitglieder waren und auf diese die Regelungen der Nurnberger Gesetze kaum anwendbar waren Bis Marz 1936 ziehen sich die judischen Mitglieder dennoch aus dem FMV zuruck Jedoch behielt der Museumsverein sein Konto bei der Bank Simon Hirschland 26 Sommer 1937 In zwei Wellen am 6 11 Juli und am 24 25 August verlor das Museum Folkwang unter aktiver Mitwirkung des ihm aufgezwungenen Direktors Graf von Baudissin einen grossen Teil seiner Bestande an moderner und zeitgenossischer Kunst nahezu 150 Gemalde dazu Aquarelle und Druckgraphiken insgesamt rund 1 400 Werke Beide Enteignungen verstiessen gegen die Eigentumsrechte des Museumsvereins und gegen fortbestehende Rechte der Osthaus Erben Ein Teil der im Juli enteigneten Objekte wurde schon wenige Tage spater in der Munchner Ausstellung Entartete Kunst vorgefuhrt Die grossere zweite Enteignungsaktion verstiess zudem so massiv gegen die damals noch geltenden Rechtsnormen dass sich die Mitarbeiter des Museums schriftlich zu strengstem Stillschweigen verpflichten mussten Zu den im Sommer 1937 verlorenen Werken gehorte Franz Marcs Die drei roten Pferde das das Museum wie die weitaus meisten damals verlorenen Werke nach 1945 nicht mehr zuruckerhielt 27 In der Folge wurde das Museum Folkwang zunehmend zu einer Galerie des 19 Jahrhunderts 28 Zahlreiche arisierte Kunstwerke wurden dort gezeigt nicht zuletzt aus den Bestanden von Georg Hirschland der erst 1938 in die USA emigrierte 29 sowie Kunstwerke die in von Deutschland besetzten Landern requiriert oder zu unangemessen niedrigen Preisen gekauft worden waren insbesondere in Frankreich 30 11 Marz 1945 Beim letzten Luftangriff des Krieges auf die Stadt Essen wird das 1929 eroffnete Museumsgebaude weitgehend zerstort Ein Grossteil der Bestande war 1942 ausgelagert worden ein Teil jedoch wurde bei dem Luftangriff oder spateren Plunderungen zerstort 31 Einen Monat spater am 11 April 1945 wird Essen von amerikanischen Truppen erobert 1945 bis 1960 Vom Kriegsende bis zur Eroffnung des zweiten Museumsneubaus Bearbeiten Mai 1946 Mit einem Treffen der verbliebenen Verwaltungsrate des Folkwang Museumsvereins im Haus von Adalbert Colsmann in Langenberg nimmt der FMV seine Tatigkeit wieder auf Die sechs Anwesenden bestatigen Colsmann als Vorsitzenden und formulieren vier Ziele 1 Der verbliebene Teil der Sammlung sollte schnellstmoglich wieder ausgestellt werden 2 Das ursprungliche Stimmenverhaltnis im Kuratorium sollte wiederhergestellt werden 3 Der Verbleib der 1937 beschlagnahmten Werke sollte geklart werden 4 Es sollten Ausstellungsraume moglichst nahe bzw in der Stadt Essen gesucht werden 32 24 Mai 1946 Die britische Militarverwaltung stellt gegenuber Museumsdirektoren aus dem Rheinland klar dass samtliche Kriegserwerbungen zuruckgegeben werden mussen auch diejenigen die womoglich ohne Zwang zu Marktpreisen und oder mit dem ausgesprochenen oder stillschweigenden Einverstandnis der vormaligen Eigentumer erworben worden waren Im Falle des Museums Folkwang betraf dies insbesondere Gemalde aus dem Besitz von Georg Hirschland 33 Mit Familie Hirschland gelingt dem Museumsverein indes bald darauf ein Vergleich und die gute Zusammenarbeit seit 1922 konnte langfristig fortgesetzt werden 34 1 Juni 1946 In Schloss Hugenpoet werden die dorthin ausgelagerten Bestande des Museums Folkwang der Offentlichkeit wieder zuganglich gemacht Nach Freigabe seiner Konten durch die britische Zonenverwaltung beschliesst der FMV bereits Ende 1946 die Anschaffung der ersten beiden Kunstwerke Plastiken des Bildhauers Hermann Blumenthal 35 Januar 1947 Essens OB Gustav Heinemann der spatere Bundesprasident empfangt zwei FMV Verwaltungsratsmitglieder Heinemann verweist auf die Leistungen der Stadt Essen fur das Museum Folkwang seit dem Jahre 1922 und sichert weitere gute Zusammenarbeit zu Er ist aber nicht dazu bereit zum Stimmenverhaltnis im Kuratorium wie es vor November 1933 bestanden hatte zuruckzukehren 36 Tatsachlich stellte die Stadt Essen dem Museum Folkwang bereits in den Jahren 1946 bis 1948 fur seine laufenden Kosten jeweils 8 000 Reichsmark zur Verfugung 1949 10 000 DM und in den beiden folgenden Jahren je 15 000 DM Dazu kamen schon ab 1949 Beitrage fur den Ankauf von Kunstwerken 37 1950 Der Museumsverein kann wieder Mitgliedsbeitrage und Spenden aus der Industrie verbuchen 38 Auf dem alten Museumsgelande in der Bismarckstrasse wird ein erster Bauabschnitt fertiggestellt so dass dort wieder Ausstellungen gezeigt werden konnten 39 In den folgenden Jahren wird intensiv daruber verhandelt ob das Museum Folkwang an diesem alten Standort wieder entstehen soll oder aber Teil eines grossen Museumsprojekts auf der Villa Hugel werden solle Oktober 1954 Ernst Henke erfahrt von Essens OB Hans Toussaint CDU dass sich die Stadt fur einen Weiterbau des Museums am alten Standort entschieden habe Damit solle es nun zugig vorangehen die zu diesem Zeitpunkt wieder finanzstarke Stadt wolle dafur mehrere Millionen Mark bereitstellen 40 Baubeginn war schliesslich 1957 Eine wesentliche Rolle spielte dabei Hermann Josef Abs der in seiner Eigenschaft als Mitglied und dann Vorsitzender des Aufsichtsrats von RWE das Vorhaben uber den Museumsverein tatkraftig forderte 41 RWE ist Mitglied des FMV personlich tritt Abs im Juni 1960 bei kurz nach der Eroffnung des zweiten Museumsneubaus 42 1959 Bundesprasident Theodor Heuss spendet dem Folkwang Museumsverein 25 000 DM wegen der grossen Verluste die der Museumsverein durch den Nationalsozialismus erlitten hat 43 Am 27 Mai 1960 wird der Neubau eroffnet Ernst Henke gelingt es als neuem Vorsitzendem des FMV die Zahl der Mitglieder auf 78 zu steigern davon 64 Unternehmen und 14 personliche Mitglieder Die jahrlichen Beitragseinnahmen steigen auf 73 000 DM dazu kommen Spenden von mehreren Hunderttausend Mark 44 Die weitere Entwicklung des Museumsvereins bis zur Eroffnung des Erweiterungsbaus 1983 Bearbeiten In den 1960er und 1970er Jahren gelingt eine bedeutende Erweiterung der Bestande des Folkwang Museums An der Finanzierung der Ankaufe haben der FMV und von ihm akquirierte dritte Sponsoren einen bedeutenden Anteil zumal sich die Finanzlage der Stadt Essen mit Beginn der Bergbaukrise im Jahre 1958 wieder verschlechtert und sie ab Mitte der 1960er Jahre kaum mehr Mittel fur Kunstankaufe hat 45 Ab Anfang Mitte der 1960er Jahre internationalisiert sich die Arbeit des FMV immer starker Werke aus der Sammlung Folkwang werden an herausragende Museen in aller Welt verliehen Der FMV kooperiert auch immer enger mit Museen im damaligen Ostblock 27 Januar 1969 Ernst Henke zieht sich aus Altersgrunden vom Amt des FMV Vorsitzenden zuruck Sein Nachfolger wird Berthold von Bohlen und Halbach Seit 1970 fuhrt der Verein festliche Jahresempfange durch was noch Ernst Henke eingefuhrt hatte 46 Aufgrund der vielen Ankaufe reichen die Ausstellungsflachen des Museumsbaus von 1960 nicht mehr aus etwa 40 Prozent der Neuerwerbungen konnen nicht mehr gezeigt werden Mitte der 1970er Jahre konkretisieren sich die Plane fur einen Erweiterungsbau Finanziert vom FMV findet dazu 1976 ein Architektenwettbewerb statt 47 Am 28 Oktober 1983 wird der Erweiterungsbau in der Bismarckstrasse eingeweiht 48 In den 1980er Jahren andern viele Unternehmen ihr Engagement als Mazene indem sie eigene Kunstsammlungen aufbauen Diese Form des Kultur Sponsoring soll genauer abgestimmt sein auf das Erscheinungsbild des jeweiligen Unternehmens und dessen Image starker fordern als Zuwendungen an ein von Dritten betriebenes Museum Fur den FMV ist diese Entwicklung problematisch Er reagiert darauf indem er verstarkt Sonderausstellungen durchfuhrt bei denen das jeweils sponsernde Unternehmen deutlicher in Erscheinung tritt Mehrere Ausstellungen dieser Art seit den 1970er werden zu grossen Erfolgen 49 Die Entwicklung des Museumsvereins seit den 1990er Jahren Bearbeiten In den Jahren 1996 bis 1999 wird der Bau von 1960 saniert Uber seine vertragliche Verpflichtung hinaus wird die Baumassnahme vom Museumsverein in erheblichem Umfang mitfinanziert 50 Wenige Jahre spater wird klar dass aus Grunden des Brandschutzes auch der 1983 eroffnete Neubau saniert oder ersetzt werden muss 51 Bald muss der FMV feststellen dass fur eine Sanierung kaum Sponsorengelder aufzubringen waren Da auch die Stadt Essen zu diesem Zeitpunkt keine Mittel fur ein grosses Bauprojekt kultureller Art zur Verfugung stellen konnte wurde zeitweilig sogar ein Abriss des Neubaus und eine Reduzierung des Museums auf den sanierten Altbau erwogen 52 Schliesslich gelingt es dem Museumsverein im Jahre 2006 unter massgeblicher Mitwirkung von Berthold Beitz die Alfred Krupp von Bohlen zu Halbach Stiftung fur eine Grossspende von 55 Millionen Euro fur einen Neubau zu gewinnen 53 Beim Architektenwettbewerb fur den Neubau setzt sich David Chipperfield durch Das Buro des Londoner Architekten baut zeitgleich in Berlin das Neue Museum auf der Dominsel wieder auf Bald besteht Einigkeit dass der Neubau bis zum Jahr 2010 fertiggestellt sein muss in dem das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt Europas ist Fur die bauliche Anpassung des denkmalgeschutzten Altbaus an den Neubau von Chipperfield und fur Planungsmassnahmen spendet der Folkwang Museumsverein der Stadt Essen zwischen 2005 und 2010 insgesamt 3 2 Millionen Euro Im Jahr 2008 grunden die Erben von Karl Osthaus auf Anregung des Folkwang Museumsverein die Karl Ernst Osthaus Stiftung um ihre Stimmen im Kuratorium zu bundeln Nachfolgend vereinbaren die Stadt Essen der Museumsverein und die Erben Osthaus in Abanderung des Vertrages von 1922 dass die Stimmen der Erben im Kuratorium des Museum auf die neu gegrundete Stiftung ubergehen Der seit 1946 bestehende Dissens zwischen dem FMV und der Stadt Essen uber die Stimmrechtsanderung von 1933 der aber die enge Kooperation nicht beeintrachtigt hat wird damit auch formal beigelegt Anfang 2010 wird der Museumsneubau eroffnet Das Museum Folkwang erzielt in diesem Jahr mit uber einer Million Gasten einen Besucherrekord 54 Im November 2016 wird bekannt dass das Ehepaar Walter und Liselotte Griese dem Folkwang Museumsverein auf dem Nachlasswege ihre umfangreiche Kunstsammlung und ein Vermogen in Millionenhohe vermacht haben Die beiden Mazene waren selbst Mitglied im FMV Fur uns ist dieser Nachlass einzigartig begrusste der FMV Vorsitzende Ulrich Blank die Zuwendung 55 Literatur BearbeitenFolkwang Museumsverein Hrsg Sammlerfleiss und Stiftungswille 90 Jahre Folkwang Museumsverein 90 Jahre Museum Folkwang Autorin Ulrike Laufer Edition Folkwang Steidl Gottingen 2012 ISBN 978 3 86930 601 8 Folkwang Museumsverein Hrsg Bilder fur eine Sammlung Museum Folkwang Essen DuMont Koln 1994 ISBN 3 7701 3433 8 Tayfun Belgin Christoph Dorsz Hrsg Der Folkwang Impuls Das Museum von 1902 bis heute Neuer Folkwang Verlag Hagen 2012 Andreas Lepik Die Zuruckfuhrung der Kunst ins Leben Karl Ernst Osthaus und das Museum Folkwang In Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne Ausstellungskatalog Prestel Berlin Munchen 1996 ISBN 3 7913 1748 2 Weblinks BearbeitenInternetseite des Folkwang MuseumsvereinsEinzelnachweise Bearbeiten Laufer 2012 S 42f Laufer 2012 S 43 Laufer 2012 S 46 Laufer 2012 S 48 Archiv Museum Folkwang D2 Bericht uber Tatbestand betr das Folkwang Museum Laufer 2012 S 51 Laufer 2012 S 52 Laufer 2012 S 49 Laufer 2012 S 48f 1 der Satzung des Vereins in der Fassung vom 5 April 2011 Quelle Internetseite des FMV https www folkwang museumsverein de ueber uns Kuratorium Laufer 2012 S 57f u a Laufer 2012 S 64 Laufer 2012 S 65 Laufer 2012 S 69ff Laufer 2012 S 74 Laufer 2012 S 93 Laufer 2012 S 102 Laufer 2012 S 104 Laufer 2012 S 106 Laufer 2012 S 118 Laufer 2012 S 120 Laufer 2012 S 122f und S 203 Laufer 2012 S 122 Laufer 2012 S 124f Laufer 2012 S 141 144 Laufer 2012 S 146 153 und Chronik des Museums Folkwang Laufer 2012 S 174 Laufer 2012 S 163 173 Laufer 2012 S 185ff Laufer 2012 S 190 Jahreszahl korrigiert gemass Chronik auf der Internetseite des Folkwang Museums Laufer 2012 S 202 Laufer 2012 S 207ff Laufer 2012 S 214 Laufer 2012 S 202f Laufer 2012 S 203 Laufer 2012 S 220 Laufer 2012 S 220 Laufer 2012 S 235 Laufer 2012 S 251 Laufer 2012 S 261ff Laufer 2012 S 283 Laufer 2012 S 278f Laufer 2012 S 285 Laufer 2012 S 300 304 Laufer 2012 S 329f Laufer 2012 S 346f Laufer 2012 S 356 Laufer 2012 S 386ff Laufer 2012 S 388 Laufer 2012 S 389 406 Laufer 2012 S 406 Laufer 2012 S 406 Laufer 2012 S 407 410 Martina Schurmann Millionen Erbe furs Museum Folkwang in WAZ vom 16 November 2016Normdaten Korperschaft GND 2010404 2 lobid OGND AKS VIAF 135513585 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Folkwang Museumsverein amp oldid 237177817