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Das Fischkombinat Rostock war ein in Rostock ansassiger volkseigener Betrieb der die gesamte Hochseefischerei der DDR betrieb Im Kombinat waren zahlreiche Fischfang Verarbeitungs und Handelsbetriebe zusammengefasst Der Heimathafen der Hochseefischereiflotte der DDR lag im Rostocker Stadtteil Marienehe Zeitweilig gehorten zum Fischkombinat uber 8000 Beschaftigte davon uber 4000 beim fahrenden Personal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1945 bis 1949 1 2 1950 bis 1959 1 3 1960 bis 1989 1 4 Ab 1990 2 Dokumentarfilme 3 Museumsschiffe 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1945 bis 1949 Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde wegen des Mangels an Nahrungsmitteln mit dem durch die sowjetische Besatzungsmacht erlassenen Befehl Nr 11 vom 11 Januar 1946 die Voraussetzung fur das Wiederbeleben des Fischfangs auf der Ostsee fur ostdeutsche Fischer geschaffen Den Fischern wurde gestattet wieder uber die Kustenzonen hinauszufahren Die grosse Schwierigkeit lag in der ostlichen Ostsee darin dass hier vor dem Krieg keine Hochseefischer ansassig waren und damit keine hochseetauglichen Schiffe und Ausrustungen existierten lediglich einige kleine Fischhallen aus der Zeit von 1919 bis 1925 gab es im Rostocker Stadthafen Hochseefischerei wurde ausschliesslich von nordwestdeutschen Hafen aus betrieben So wurden muhsam kleine Fischereifahrzeuge wieder repariert Im Februar 1946 erfolgte die Grundung der Abteilung Fischwirtschaft der Verwaltung fur Handel und Versorgung Die Befugnisse zur Fischerei wurden auf die Landrate und Burgermeister ubertragen Die Landesregierung setzte Verantwortliche fur die Fischerei ein Fischereiaufsicht und andere Verwaltungen fur die Fischerei wurden gegrundet und am 1 Februar 1946 hatten alle Fischer einen Fangplan erhalten in dem das Plansoll festgelegt war Aufkaufstellen entstanden deren Pflicht es war den Fang der Fischer zu erfassen und die Bevolkerung mit Fisch zu versorgen Erste Genossenschaften bildeten sich die Brennstoff und Betriebsmaterial beschafften und verkauften und Fisch verarbeiteten Die Fange fielen wegen der fehlenden Technik gering aus wurde doch meist mit Stellnetzen und Angeln gearbeitet selten mit Schleppnetzen Der Befehl Nr 233 der SMAD vom Oktober 1947 legte den Bau von 50 neuen Kuttern fest nur drei konnten jedoch zum vorgegebenen Termin fertiggestellt werden 1948 erfolgte ein neuer Befehl zwanzig Kutter zu bauen Am 7 Februar 1949 wurden in Sassnitz zwolf Kutter in Volkseigentum uberfuhrt die vorher dem genossenschaftlichen Fischwirtschaftsverband gehorten und auf dem Danholm bei Stralsund lagen Dazu wurden elf Kutter aus Westdeutschland gekauft Die Kutter bildeten die Flotte des am 1 Januar 1949 gegrundeten VEB Ostseefischerei Mecklenburg mit Sitz in Sassnitz Am 1 Mai 1949 wurde die VVB Fischwirtschaft Sassnitz gebildet Sie unterstand der Deutschen Wirtschaftskommission fur die volkseigene Industrie in Berlin und war fur die volkseigene Fischerei und Fischverarbeitung zustandig Im Jahr 1949 lag die Fangmenge der ostdeutschen Seefischerei bei 2000 Tonnen 1 Schnell wurde klar dass mit den kleinen und veralteten Kuttern die hochgesteckten Planziele nicht erreicht werden konnten Am 17 November 1949 kam vom Rostocker Rat der Stadt der Vorschlag auf dem Gelande der zerstorten und demontierten Ernst Heinkel Flugzeugwerke in Marienehe einen Hafen und Betrieb fur Hochseefischerei zu errichten Wegen der gunstigen Bedingungen an der Unterwarnow fur den Bau eines Hafens wurde dem Vorschlag entsprochen und die Standorte Wismar und Stralsund verworfen Das Gelande wurde beraumt eine Fischhalle und eine Reparaturwerkstatt fur die Schiffe gebaut die Baggerarbeiten fur den Hafenausbau begannen 1950 bis 1959 Bearbeiten nbsp Logger im Fischereihafen 1956 nbsp Fang und Verarbeitungsschiff 19641950 wurde der VEB Hochseefischerei Rostock gegrundet und erhielt vier Logger die vorubergehend in Sassnitz festmachen mussten Erstmals wurde am 19 Juni 1950 ein Fang in Rostock am Bramower Schlachthof geloscht Im Marz 1951 ging die neue Eisfabrik in Betrieb sie lieferte 50 Tonnen Eis pro Tag Der erste aussere Abschnitt des Fischereihafens und die erste Fischhalle ging am 1 Mai 1951 in Betrieb der zweite am 28 Juni 1952 Im Sommer 1951 fuhren die Logger erstmals in die Barentssee Am 1 September 1951 nahm die Betriebsberufsschule BBS John Schehr den Lehrbetrieb auf am 1 Februar 1952 konnte das neue Berufsschulgebaude bezogen werden und im Marz begann der Bau eines Lehrlingswohnheimes Das fahrende Bordpersonal wurde hier ausgebildet als Vollmatrose der Hochseefischerei wahlweise auch in einer Berufsausbildung mit Abitur die benotigten nautischen und technischen Schiffsoffiziere erwarben ihr entsprechendes Befahigungszeugnis an der Ingenieurhochschule fur Seefahrt Warnemunde Wustrow als B Patente fur die Hochseefischerei und als C Patente fur den Maschinendienst Die offizielle Bezeichnung VEB Fischkombinat Rostock erhielt der Betrieb im September 1952 Auch der ehemalige Betrieb VEB Fischwirtschaft Sassnitz wurde in VEB Fischkombinat Sassnitz umbenannt Beide Betriebe gehorten zur 1954 gegrundeten VVB Hochseefischerei Rostock Mit der Indienststellung einer Serie von sechs Seitentrawlern mit starkeren Dieselmotoren und grosseren Laderaumen ab 1 Juni 1952 konnte nun vor Island gefischt werden 1953 wurde eine Fischmehlfabrik gebaut Weitere Betriebsgebaude kamen hinzu im Mai 1954 nahmen eine neue Eisfabrik mit einer Kapazitat von 200 Tonnen je Tag und eine Salzerei den Betrieb auf Sozialgebaude wie ein Kulturhaus und ein Betriebsambulatorium kamen dazu 1955 konnte die Fangleistung mit weiteren 14 Schiffen erhoht werden sie lag bei 50 200 t Seefisch Mit dem 1956 erfolgten Bau eines Kuhlhauses mit einer Kapazitat von 5000 Tonnen und einer Filetierabteilung fur Rundfisch wurde auch die Verarbeitungslinie erweitert Ab Fruhjahr 1958 begann die Fischerei im Nordwestatlantik vor Westgronland Reisen waren jetzt bis zu einer Dauer von 33 Tagen moglich Ab 1959 fischte man in der Nordsee mit der Zweischiff Schleppnetz Technologie Mit der Indienststellung des ersten Fang und Verarbeitungsschiffes am 31 Marz 1960 und bis 1966 von zwolf weiteren dieser Schiffe wurde es moglich den Fisch bereits auf hoher See zu verarbeiten Durch die Ubergabe des Fisches mittels Schwimmsteerten begann 1960 die industrielle Flottillenfischerei nbsp Skulptur Fischer im Gesprach vor dem ehemaligen Haus der HochseefischerAm 30 Juni 1959 wurde mit dem Haus der Hochseefischer am Holbeinplatz ein komfortables Hotel fur die Fischer fertiggestellt die im Heimathafen Zeit verbringen mussten 1960 bis 1989 Bearbeiten nbsp Atlantik Supertrawler ROS 336 Hans Marchwitza im Sudatlantik 1990 Zwischen 1960 und 1966 erhielt das Kombinat 13 Fang und Verarbeitungsschiffe mit drei verschiedenen Typen die ca 700 bis 1800 Tonnen Fisch verarbeiten und tiefgefrieren konnten Durch die Kombination von Fang und Verarbeitung war auch der Fischfang in entlegenen Gewassern moglich Ende 1964 begann die Fischerei vor Nordwestafrika am 1 August 1966 erkundete ein erstes Schiff das Fanggebiet Sudwestafrika Die Hafen und Verarbeitungsgebaude wurden mit Taklerei Netzboden Versorgungslager Reparaturbereich und Kuhlhaus erweitert Am 3 Juli 1967 begann die Fischerei auf der Georgesbank vor der Ostkuste der USA Nun fuhren fur das Fischkombinat 101 Schiffe der hochste Bestand der je erreicht wurde Im Herbst 1968 wurden Fangmoglichkeiten vor der argentinischen Kuste erkundet Das seinerzeit zum Fischkombinat Rostock gehorende Institut fur Hochseefischerei und Fischverarbeitung 2 dessen Direktor von 1960 bis 1969 Hermann Schneider war unterstutzte mit Blick auf Fangmoglichkeiten und Fangergebnisse die Entwicklung des Fischereiunternehmens Hierzu uberliefert sind Werke von Direktor Schneider uber die Trawlerflotte der DDR 1961 3 zu aktuellen Entwicklungen in der Hochseefischerei 1964 3 das Kapitel Entwicklung der Fischwirtschaft der DDR 4 sowie auch Schneiders Dissertation aus 1968 1969 mit dem Titel Untersuchung uber die Verteilung von Loggereinheitsfangen fur Fangplatzanalysen und fur die Beurteilung des Eintreffens von Fangprognosen zum Dr rer oec an der Ingenieurokonomischen Fakultat der Universitat Rostock 5 1970 wurden insgesamt 275 600 Tonnen Seefisch gefangen 1971 wurde der seit 1954 selbststandige Fischverarbeitungsbetrieb Rostock Marienehe in das Kombinat eingegliedert Das hochste Fangergebnis wurde 1971 mit uber 220 000 Tonnen erreicht Die Fang und Verarbeitungsschiffe kamen nur noch selten in die heimatliche DDR der Fang wurde im Ausland geloscht und fur Devisen verkauft Schiffe blieben bis zu zwei manchmal drei Jahren in der Ferne die Besatzungen wurden auf dem Luftweg ausgetauscht Im Sommer 1972 passierte erstmals ein Fischereischiff den Panamakanal und fischte im Nordostpazifik Ab Herbst 1977 wurden Fangplatze im Indischen Ozean vor der jemenitischen Kuste aufgesucht und im Herbst 1978 begann man mit der Garnelenfischerei vor Mosambik Probleme bereitete die Ausweisung von 200 Seemeilen Zonen von Kustenstaaten die bisherige Fanggebiete zunehmend einschrankten Um weiter dort fischen zu konnen waren Lizenzen zu erwerben 1978 wurden beide Betriebe in VEB Fischfang Rostock und VEB Fischfang Sassnitz umbenannt die VVB Hochseefischerei Rostock nunmehr in VEB Fischkombinat Rostock Ab 1984 wurde das Fischkombinat Rostock uber den Stammbetrieb VEB Fischfang Rostock geleitet 1980 erfolgte die Grundung des Aussenhandelsbetriebs Fischimpex Daneben gehorten neun Fischverarbeitungsbetriebe das Institut fur Hochseefischerei und Fischverarbeitung das Ingenieurburo Stralsund die Metallaufbereitung Richtenberg und der Fischgrosshandel Berlin zum Kombinat Die DDR Hochseefischerei wurde vom Staat mit dreistelligen Millionenbetragen jahrlich subventioniert Die Fangmenge lag 1980 bei 185 600 Tonnen 1985 bei 131 300 t und 1989 bei 111 400 t Ab 1990 Bearbeiten Nach der politischen Wende fanden 1990 Beratungen von Fachgruppen der Fischwirtschaft beider deutscher Staaten in Rostock und Cuxhaven statt Im Ergebnis beendete der Betrieb am 30 Juni 1990 seine Existenz Zu dem Zeitpunkt waren 8309 Arbeitnehmer darunter 4350 seefahrendes Personal im Kombinat beschaftigt Der VEB Fischkombinat Rostock wurde am 1 Juli 1990 privatisiert und in funf GmbH aufgeteilt das Kombinat wurde zur Deutsche Fischwirtschaft AG am 2 August 1990 wurden als weitere Unternehmen die Rostocker Fischereihafen GmbH RFH in Marienehe und die Ostsee Fisch GmbH gegrundet spater umbenannt in Rugen Fisch am 15 November 1990 folgte die Rostocker Fischfang Reederei GmbH Dokumentarfilme BearbeitenDie Arbeit auf den Schiffen des Fischkombinates Rostock wurden in Filmen dokumentiert Vom Alex zum Eismeer Dokumentarfilm Mit dem Seiten Trawler ROS 206 MS Guben unterwegs von der Ostsee in die Barents See Regie Karl Gass 1954 DEFA Studio fur Wochenschau und Dokumentarfilme 6 7 Die Arbeit der Fischer auf den grosseren Schiffen mit der weiter entwickelten Technik der Heck Trawler wurde ebenfalls in den spateren Dokumentarfilmen Mit DDR Fischern im Atlantik veranschaulicht 8 In einer Zeitreise im Jahre 2020 anlasslich 70 Jahre Rostocker Fracht und Fischereihafen in Rostock Marienehe wurde die 40 jahrige Geschichte des Fischkombinat Rostock von MV1 mit historischen Aufnahmen eingeordnet und dokumentiert Ebenfalls dargestellt wurde die heutige Entwicklung zu Rostocks Hafen mit dem zweitgrossten Umschlag als Fracht und Fischereihafen und als Standort eines neuen Gewerbeparks mit Unternehmen und Institutionen etwa dem Institut fur Ostseefischerei des Johann Heinrich von Thunen Instituts bis 2008 Teil der Bundesforschungsanstalt fur Fischerei 9 Museumsschiffe BearbeitenMit dem Seitentrawler Gera ROS 223 sowie dem KTS Stubnitz ROS 701 sind zwei Schiffe der ehemaligen Flotte des VEB Fischkombinat Rostock als Museumsschiffe in Bremerhaven und Hamburg erhalten Der 1961 von der Peene Werft Wolgast gebaute Seitentrawler mit Eisklasse ROS 224 Gorlitz wurde umbenannt und umgewidmet zum Ausbildungsschiff Stortebeker der Ingenieurhochschule fur Seefahrt Warnemunde Wustrow bzw der Universitat Rostock Auf dem Schulschiff erhielten die nautischen und technischen Studiengange der Schiffsoffiziere die bordpraktische universitare Ausbildung im jeweils zu absolvierenden Seepraktikum 10 Literatur BearbeitenBenno Pludra Wenn die Heringe ziehn Mit dem Logger ROS 119 Patriot vom Fischkombinat auf Fangreise in 1953 in die Nordsee mit 32 Fotos von Herbert Blunck Verlag Tribune Berlin 1955 DNB 453803318 Otto Sperling Willy Kurt Wittig Fische Netze und Matrosen ein Bildband uber die Hochseefischerei der DDR Transpress Verlag Berlin 1978 DNB 780292812 Landolf Scherzer Fanger amp Gefangene 2386 Stunden vor Labrador und anderswo Greifenverlag Rudolstadt 1983 DNB 830936009 Dietrich Strobel Wulf Heinrich Hahlbeck Hiev up so war die Hochseefischerei der DDR Koehlers Verlagsgesellschaft Hamburg 1995 ISBN 978 3 7822 0634 1 Fritz Hartung Traute Secander Jan Peter Schulze Fischgrunde 60 Jahre Fischwirtschaft in Rostock Marienehe Verlag Redieck amp Schade Rostock 2010 DNB 103779785X Jagd nach dem Silberschatz der Weltmeere DDR betrieb eine leistungsstarke hoch entwickelte Fischereiwirtschaft Zeitweise mehr als 8000 Beschaftigte In Taglicher Hafenbericht vom 23 Oktober 2020 S 4 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fischereihafen Rostock Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www rostocker hochseefischerei de Seiten der Sassnitzer und Rostocker Hochseefischer vom Fischkombinat Geschichte des Rostocker Fischerei und Frachthafens RFH Einzelnachweise Bearbeiten Jagd nach dem Silberschatz der Weltmeere DDR betrieb eine leistungsstarke hoch entwickelte Fischereiwirtschaft Zeitweise mehr als 8000 Beschaftigte In Taglicher Hafenbericht vom 23 Oktober 2020 S 4 5 Institut fur Hochseefischerei und Fischverarbeitung 1960 1991 bibliografischer Nachweis unter https d nb info gnd 3012928 X a b Hermann Schneider mit Bild und Kurzbiographie im Catalogus Professorum Rostochiensium Entwicklung der Fischwirtschaft der DDR In Die Seewirtschaft der DDR 1961 1970 Monographie Transpress Verlag Berlin 1969 S 299 407 bibliografischer Nachweis unter DNB 458923524 Nachweis der Dissertation aus 1968 1969 im Katalog des GBV Vom Alex zum Eismeer auf www defa stiftung de Vom Alex zum Eismeer auf YouTube 30 Marz 2022 abgerufen am 10 September 2022 Mit DDR Fischern im Atlantik Teil 1 Fisch ist unser Leben und Teil 2 Rolling Home Dokumentarfilm zum Fischkombinat Rostock DDR Fernsehen 1988 mit ROS 313 Willi Bredel ROS 337 Ludwig Renn u a im USA Schelf Goldhofers Zeitreise 93 70 Jahre Rostocker Fracht und Fischereihafen auf YouTube 19 Juni 2020 abgerufen am 14 September 2022 Ex ROS 224 Gorlitz LR Number 5133802 im REGISTER OF SHIPS 1994 95 von Lloyd s Register Normdaten Korperschaft GND 3012927 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fischkombinat Rostock amp oldid 236248261