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Fester Wechselkurs oder fixer Wechselkurs fester Devisenkurs fixer Devisenkurs ist ein Wechselkurssystem in welchem ein Staat langerfristig ein festes Umtauschverhaltnis seiner inlandischen Wahrung zu einer anderen auslandischen Wahrungseinheit einem Wahrungskorb oder Gold festlegt Die Noten bzw Zentralbank garantiert dieses Verhaltnis indem sie fremde Wahrungen bzw Gold zum festgelegten Kurs an und verkauft Pendant ist das Wechselkurssystem des flexiblen Wechselkurses wie beim Floating Entwicklung ausgewahlter Wechselkurse zum US Dollar Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Thematische Einordnung 3 Geschichte 3 1 Grunderjahre Weltkriege und Zwischenkriegszeit 3 2 Bretton Woods 4 Heutige Zwischenformen 4 1 Crawling Peg 4 2 Adjustable Peg 4 3 Wechselkursbandbreiten 5 Anwendungen und Wirkungsweise 5 1 Aufwertung 5 2 Abwertung 6 Vor und Nachteile fester Wechselkurse 6 1 Vorteile fester Wechselkurse 6 2 Nachteile fester Wechselkurse 7 Feste Wechselkurse am Beispiel China 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Preisbildung auf dem Devisenmarkt wird nur innerhalb von festgelegten Wechselkursbandbreiten dem unbeeinflussten Devisenangebot und der Devisennachfrage uberlassen Sollte die Obergrenze dieser Bandbreite uberschritten oder die Untergrenze unterschritten werden mussen die Zentralbanken mittels Devisenmarktinterventionen in die Marktentwicklung eingreifen Eine Methode einen festen Wechselkurs zu garantieren sind Currency Boards Ein bekanntes Beispiel waren die Wechselkurse der Staaten des RGW untereinander und zumindest offiziell gegenuber Fremdwahrungen Thematische Einordnung BearbeitenPrinzipiell werden die verschiedenen Wechselkurssysteme unterteilt in freie Wechselkurse bei denen ausschliesslich Angebot und Nachfrage an den internationalen Finanzmarkten den Wert von Wahrungen untereinander festlegen und Devisenmarktinterventionen der Zentralbanken die Ausnahme darstellen bandbreitenfixierte Wechselkurse relativ feste Wechselkurse bei denen sich die Zentralbanken der teilnehmenden Staaten dazu verpflichtet haben eine teilnehmende Wahrung nicht starker als im vorher festgelegten Rahmen schwanken zu lassen Beispiel Wechselkursmechanismus II und feste Wechselkurse 1 Das spezifische Wechselkurssystem ergibt sich aus den Wechselkurszielen des jeweiligen Staates oder einheitlichen Wahrungsraumes BI 1 Ein Extremfall der festen Wechselkursbindung ist die Wahrungsunion 2 Geschichte BearbeitenGrunderjahre Weltkriege und Zwischenkriegszeit Bearbeiten Vor dem Ersten Weltkrieg bestand ab etwa 1870 in allen wirtschaftlich bedeutenden Landern das System der festen Wechselkurse Der Wert einzelner Wahrungen wurde im Verhaltnis zum Gold fixiert dieses Umtauschverhaltnis wird als Goldparitat bezeichnet In Deutschland beispielsweise entsprach eine Mark 0 36 g Feingold in England entsprach ein Pfund 7 32 g Feingold JR 1 und in den USA entsprach 1 Dollar 25 8 Grain 1 672 g Gold mit 900 Gewichtspromille bzw 1 5046 g Feingold BE 1 Nachdem im Ersten Weltkrieg die Arbitrage des Goldmarktes wegfiel und Papiergeld ohne Golddeckung ausgegeben wurde bewegten sich die Wechselkurse frei und stark unterschiedlich BE 2 Nach dieser Phase mit flexiblen Wechselkursen Wahrungsspekulationen und Hyperinflation kehrten die meisten Lander bis etwa Mitte der 1920er Jahre zu festen Goldparitaten zuruck Diese unkoordinierte Ruckkehr zu Goldparitaten mit der Folge von Uber und Unterbewertungen bei wichtigen Wahrungen JR 2 erwies sich jedoch als starke Belastung fur den restaurierten Goldstandard und fuhrte in der Konsequenz zu dessen vollstandigem Zusammenbruch Bretton Woods Bearbeiten Das am 22 Juli 1944 im amerikanischen Bretton Woods beschlossene Abkommen zur internationalen Wahrungsordnung der Nachkriegszeit konnte bis Anfang der 1970er Jahre fur relative internationale Stabilitat und Wachstum sorgen Der US Dollar wurde internationale Leitwahrung mit Goldeinlosungsgarantie innerhalb bestimmter Paritaten 3 Als die Vereinigten Staaten jedoch begannen den Vietnamkrieg und ihr wachsendes Aussenhandelsdefizit durch die Notenpresse zu finanzieren ergab sich ein Angebotsuberhang von US Dollar Die anderen Lander mussten US Dollar aufkaufen um ihre Wechselkurse bzw Wahrungen stabil zu halten Diese geanderten Relationen fuhrten 1973 letztendlich zum Zusammenbruch des Bretton Woods Systems und zur Freigabe der meisten Wechselkurse JR 3 wobei das eigentliche Ende schon 1971 mit der Aufkundigung der Verpflichtung zur Goldeinlosung durch den amerikanischen Prasidenten Richard Nixon erfolgt war Heutige Zwischenformen BearbeitenViele Lander liegen heute zwischen den Extremen fester und flexibler Wechselkurse in Abhangigkeit von den jeweiligen Wechselkurszielen So gibt es beispielsweise die Zwischenformen Crawling Peg Wechselkursbandbreiten Adjustable Peg und Dirty Floating BI 2 In Europa gab es etwa von 1979 bis 1998 mit dem Europaischen Wahrungssystem einen Mechanismus der die Schwankungen zwischen den Wechselkursen der Teilnehmerwahrungen begrenzte Bei starkeren Veranderungen der Kurse waren die Notenbanken der Teilnehmer verpflichtet die Kurse zu stutzen Unterschieden wird weiterhin zwischen der freiwilligen Bindung an eine Leitwahrung z B Argentinische Peso an den US Dollar und einer Wahrungsunion bei der mehrere Staaten eine gemeinsame Wahrung haben und eine gemeinsame Wahrungspolitik betreiben Im Rahmen der Europaischen Wirtschafts und Wahrungsunion wurden mit Einfuhrung des Euro als Buchgeld 1999 die nationalen Teilnehmerwahrungen zu nichtdezimalen Untereinheiten des Euro und horten damit auf unabhangig vom Euro zu existieren 4 Bevor neue Lander den Euro einfuhren konnen mussen diese im Rahmen des Wechselkursmechanismus II den Kurs ihrer Landeswahrung zum Euro innerhalb einer Bandbreite fixieren Crawling Peg Bearbeiten nbsp Wechselkurse mit Bandbreiten 5 Crawling Pegs sind Wechselkursbindungen mit regelmassigen Auf bzw Abwertungen in Abhangigkeit von einem bestimmten Index z B Divergenz der Inflationsraten zwischen Inland und Ausland Sowohl Auf als auch Abwertungen werden vorher bekannt gegeben um eine verlassliche Basis fur Wechselkurserwartungen zu geben und Devisenspekulationen entgegenzuwirken SS 1 Adjustable Peg Bearbeiten Adjustable Pegs sind Wechselkursbindungen mit unregelmassigen vorher bekannt gegebenen Auf bzw Abwertungen Hier werden beispielsweise bei strukturellen Zahlungsbilanzungleichgewichten Paritatsveranderungen zugelassen System fester Wechselkurse mit stufenweiser Flexibilitat SS 2 Wechselkursbandbreiten Bearbeiten Bei Wechselkursbandbreiten relativ feste Wechselkurse bandbreitenfixierte Wechselkurse werden Austauschverhaltnisse zwischen den Wahrungen Paritaten und Schwankungsbreiten Interventionszeitpunkte festgesetzt Innerhalb der Schwankungsbreite konnen sich die Kurse durch Angebot und Nachfrage frei bilden 1 Anwendungen und Wirkungsweise BearbeitenAufwertung Bearbeiten nbsp Aufwertung von Wechselkursen 5 Wenn infolge zu starken Devisenangebotes der eigene Devisenkurs sinkt dann muss der Kurs durch Devisenkaufe der Zentral oder Notenbank gestutzt werden Aufwertung Die Notenbank musste eigenes Geld abgeben und somit die Geldbasis vergrossern Die Nachfragelucke kann auf Dauer durch die Notenbank nicht befriedigt werden da sonst die Gefahr einer Inflation droht auch wenn Zahlungsbilanzuberschusse vorliegen 6 Abwertung Bearbeiten nbsp Abwertung von Wechselkursen 5 Wenn der Wechselkurs ansteigen wurde musste die Zentral oder Notenbank den Kurs durch Devisenverkaufe stutzen Hier wurde die Notenbank Zentralbankgeld einziehen und damit die Geldbasis verringern Abwertung Gegebenenfalls musste eine Abwertung durch Anhebung des Wechselkurses erfolgen da die Gefahr der Zahlungsunfahigkeit des eigenen Landes besteht BI 3 Vor und Nachteile fester Wechselkurse BearbeitenVorteile fester Wechselkurse Bearbeiten Die Vorteile liegen im Wegfall der Kosten fur notwendige Devisentermingeschafte zur Reduzierung bzw zum Ausgleich des Wechselkursrisikos Exporteure Importeure und Unternehmungen haben eine feste Kalkulationsgrundlage da keine Wechselkursschwankungen vorliegen und die Beeinflussung des Im und Exportes zugunsten binnenwirtschaftlicher Ziele durch die erhohte Wirksamkeit der Fiskalpolitik moglich ist Weiterhin konnen im Vergleich zu variablen Wechselkursen Beschaftigungsschwankungen in der Exportindustrie vermieden und Inflationsgefahren gemindert werden BI 4 Nachteile fester Wechselkurse Bearbeiten Die Autonomie in der Geldpolitik wird als Instrument zwangsweise aufgegeben Der inlandische Zinssatz entspricht dem des Auslandes da ein bestimmter Wechselkurs aufrechterhalten werden muss Wenn die Inflationsrate des Inlandes oder einheitlichen Wahrungsraumes hoher ist als die Inflationsrate des Landes an welche der Wechselkurs gebunden ist wurden die Preise fur inlandische Guter in Relation zu den auslandischen starker steigen es kame zu einer realen Uberbewertung Weiterhin ist die Zahlungsbilanz im Gegensatz zu flexiblen Wechselkursen nicht immer ausgeglichen BI 5 Feste Wechselkurse am Beispiel China Bearbeiten nbsp Entwicklung des chinesischen Yuan zum US DollarDer chinesische Renminbi ist eine der wenigen Wahrungen die bis vor einigen Jahren einen fixen Wechselkurs hatten Der Yuan als grosste Wahrungseinheit oft als Synonym zum Renminbi verwendet war seit 1997 an den US Dollar gekoppelt Das bedeutete der US Dollar konnte zu anderen Wahrungen fallen oder steigen der Yuan hatte jedoch immer denselben Wert zum US Dollar Nachdem der Yuan im Jahr 2005 zunehmend unter Aufwertungsdruck geraten war entschied sich die chinesische Regierung diesen in einem ersten Schritt an einen Wahrungskorb mit niedriger Schwankungsbreite zu binden 7 Der Renminbi wertete innerhalb kurzer Zeit um uber 2 gegenuber dem US Dollar auf 8 Nach Meinung von Fachleuten ist der Yuan aber immer noch um bis zu 15 unterbewertet 9 Da kunstlich niedrig gehaltene Wechselkurse den Export und Zuflusse auslandischen Kapitals begunstigen ist kurzfristig davon auszugehen dass keine Freigabe der Wechselkurse erfolgen wird Mittel bis langfristig jedoch wird der Yuan nach Ansicht von Experten vollige Konvertibilitat und Offenheit erfahren 10 BI 6 Literatur BearbeitenOlivier Blanchard amp Gerhard Illing Makrookonomie 4 Auflage Pearson Studium Munchen Boston 2006 ISBN 3 8273 7209 7 Barry Eichengreen Vom Goldstandard zum EURO Die Geschichte des internationalen Wahrungssystems Wagenbach Berlin 1996 ISBN 3 8031 3603 2 Hans Joachim Jarchow amp Peter Ruhmann Monetare Aussenwirtschaft Band 2 Internationale Wahrungspolitik 5 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 03174 2 Paul Krugman amp Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft 7 Auflage Pearson Studium Munchen Boston 2006 ISBN 3 8273 7199 6 Udo Schmitz amp Bernd Weidtmann Volkswirtschaftslehre Handbuch 2 Auflage Klett Stuttgart Dusseldorf Leipzig 2000 ISBN 3 12 881832 0 Weblinks BearbeitenEuropaische Zentralbank International Monetary FundEinzelnachweise Bearbeiten a b Hannelore Grill und Hans Perczynski Wirtschaftslehre des Kreditwesens 36 Auflage Gehlen 2002 S 461 ff ISBN 3 4410 0303 9 Hans Joachim Jarchow Theorie und Politik des Geldes 11 Auflage Gottingen 2003 S 446 ff ISBN 3 8252 2453 8 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Wiesbaden 2001 S 427 ff ISBN 3 409 63907 1 Hanspeter K Scheller Die Europaische Zentralbank Geschichte Rolle und Aufgaben PDF 2 5 MB 2 Auflage Frankfurt 2006 S 27 ISBN 978 92 899 0026 3 a b c In Anlehnung an Udo Schmitz und Bernd Weidtmann Handbuch der Volkswirtschaftslehre 2 Auflage Stuttgart 2000 S 243 ff ISBN 3 1288 1832 0 Dietmar Dorn und Rainer Fischbach Volkswirtschaftslehre II Volkswirtschaftstheorie und politik 2 Auflage Munchen 1995 S 184 ff ISBN 3 4862 2927 3 China lost den Yuan vom Dollar FAZ vom 21 Juli 2005 abgerufen am 1 Mai 2008 China kampft gegen die Yuan Aufwertung FAZ vom 8 Marz 2006 abgerufen am 1 Mai 2008 Jim Rogers Investieren in China So profitieren auch Sie vom grossten Markt der Welt Munchen 2008 S 42 ff ISBN 3 8987 9311 7 Jim Rogers Die Abenteuer eines Kapitalisten Die Entdeckung der Markte auf einem Trip um die Welt Munchen 2005 S 67 ff ISBN 3 8987 9135 1 Olivier Blanchard und Gerhard Illing Makrookonomie 4 Auflage Munchen 2006 ISBN 3 8273 7209 7 S 590 S 591 ff S 593 ff S 629 ff S 594 ff und 612 ff S 625Hans Joachim Jarchow und Peter Ruhmann Monetare Aussenwirtschaft II Internationale Wahrungspolitik 5 Auflage Gottingen 1997 ISBN 3 5250 3174 2 S 17 S 76 S 89 ff Barry Eichengreen Vom Goldstandard zum EURO Die Geschichte des internationalen Wahrungssystems Berlin 1996 ISBN 3 8031 3603 2 S 41 S 71Reinhold Sellien und Helmut Sellien Herausgeber Gablers Wirtschaftslexikon 12 Auflage Wiesbaden 1988 ISBN 3 4093 0386 3 S 1108 ff S 1772 ff nbsp Dieser Artikel wurde am 15 Mai 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fester Wechselkurs amp oldid 232923183