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Die Wechselkursbandbreite ist in der Wahrungspolitik eine festgelegte Kursspanne innerhalb der ein Wechselkurs gegenuber einer Leitwahrung frei schwanken darf Diese Bandbreite ist ein systemischer Bestandteil fester Wechselkurse Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Intervention 4 Marktfragen 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenWechselkurse sind eine Unterart von Kursen die allgemein in einer freien Marktwirtschaft unbegrenzt schwanken durfen Das ist insbesondere bei Wertpapierkursen Aktien Schuldverschreibungen oder Investmentzertifikaten der Fall Aus Grunden der sicheren Kalkulationsgrundlage fur die Marktteilnehmer am Devisenmarkt insbesondere Exporteure und Importeure entschieden sich jedoch die Mitgliedsstaaten des Internationalen Wahrungsfonds IWF im Juli 1944 die Wechselkurse nicht unbegrenzt schwanken zu lassen sondern ihnen einen lediglich geringen Spielraum von 1 fur Kursschwankungen zuzugestehen Dieser Spielraum wird durch einen oberen und einen unteren Interventionspunkt begrenzt Geschichte BearbeitenDer IWF schuf im Juli 1944 erstmals ein System fester Wechselkurse in dem seine Mitglieder administrativ festgelegte US Wahrungsparitaten und oder Goldparitaten vereinbarten Die US Wahrungsparitat gab an wie viel Einheiten einer Fremdwahrung einem US Dollar entsprachen 1 Uber die Goldparitaten und oder US Paritaten liessen sich die Paritaten der ubrigen Wahrungen untereinander berechnen Dadurch entstand ein System fixierter Wechselkurse zwischen den Mitgliedslandern 2 Im Mai 1949 legte der IWF die erste Wechselkursparitat auf 1 US 3 33 DM fest bereits im September 1949 lag die IWF Paritat durch Abwertung der DM bei 4 20 DM Im Marz 1961 sank sie durch die erste Aufwertung der DM auf 4 00 DM die zweite DM Aufwertung folgte im Oktober 1969 auf DM 3 66 eine dritte im Dezember 1969 auf DM 3 22 3 Im Oktober 1968 erforderte der stetige Abwertungsdruck des US Dollars die Einstellung der Interventionen durch die Deutsche Bundesbank Die bisherige heterogene wirtschaftliche Entwicklung der westlichen Industriestaaten machte ein Festhalten an diesem System fester Wechselkurse unmoglich denn die Zentralbanken mussten immer haufiger intervenieren Exportstarke Nationen wie Deutschland waren tendenziell aufwertungsverdachtig Lander mit einer negativen Handelsbilanz wie die USA potenziell abwertungsgefahrdet Die festen Wechselkurse wurden erstmals am 30 September 1969 gelockert Die international abgestimmte Anpassung der Wechselkursparitaten im Dezember 1971 Smithsonian Agreement sowie die Dollarabwertung um 10 im Februar 1973 waren Versuche das Paritatensystem zu retten 4 In einer Fernsehansprache am 15 August 1971 kundigte der US Prasident Richard M Nixon einseitig das Abkommen von Bretton Woods des IWF Am 12 Dezember 1971 wurde die Goldparitat endgultig abgeschafft am 17 18 Dezember 1971 wurde im Rahmen des Smithsonian Agreement eine Absprache uber die Neuordnung der Wechselkurse durch so genannte Leitkurse getroffen Es handelte sich um die Erhohung der Wechselkursbandbreiten von 1 auf 2 25 Am 19 Marz 1973 begann die Europaische Wirtschaftsgemeinschaft mit dem gemeinsamen Blockfloating gegenuber dem US Dollar wodurch die bisher geltenden festen Wechselkurse zugunsten frei schwankender Wechselkurse abgelost wurden Im Marz 1979 wurde das Blockfloating in das Europaische Wahrungssystem EWS ubergeleitet Seitdem wurden die Paritaten mit Hochst und Niedrigstkursen uber den ECU mittels eines Wahrungskorbes festgelegt Kernelement des EWS war ab Marz 1979 ein System bilateraler Wechselkursparitaten zwischen den Mitgliedern die an der DM als starkster Wahrung ausgerichtet waren Das EWS endete faktisch im Juli 1993 mit der Erweiterung der Wechselkursbandbreite von 2 25 auf 15 Es wurde im Januar 1999 durch Einfuhrung des Euro abgelost der durch festgelegte Wahrungsparitaten der Mitgliedswahrungen untereinander gekennzeichnet ist Seit dem Blockfloating gibt es keine Wechselkursbandbreiten des Euro gegenuber anderen Wahrungen mehr so dass auch Interventionspunkte und Interventionspflichten der Zentralbanken nicht mehr bestehen Im Wechselkursmechanismus II gelten derzeit Bandbreiten von 2 25 fur Danemark in denen die Landeswahrungen gegen den Euro schwanken durfen Intervention BearbeitenDas IWF Abkommen verpflichtete die IWF Mitgliedsstaaten die vereinbarte Wechselkursbandbreite strikt einzuhalten Das geschah durch Devisenmarktinterventionen der Zentralbanken die als Devisenkaufer oder verkaufer in das Marktgeschehen am Devisenmarkt eingriffen Zu diesem Zweck gab es zwei Interventionspunkte die oberhalb und unterhalb des Devisenkassamittelkurses lagen und deshalb oberer und unterer Interventionspunkt hiessen Die jeweilige Zentralbank musste die Leitwahrung durch Interventionen auf dem Devisenmarkt kaufen wenn der aktuelle Wahrungskurs den unteren Interventionspunkt erreichte und verkaufen sobald der Tageskurs durch die Marktentwicklung an den oberen Interventionspunkt gelangte Durch diese kunstliche Nachfrage oder dieses kunstliche Angebot konnte das Unterschreiten des unteren und das Uberschreiten des oberen Interventionspunkts verhindert werden was zu veranderten Marktdaten Devisenkassakurse fuhrte Diese Interventionen losten jedoch enorme Auswirkungen auf dem Geldmarkt aus weil der Devisenkauf durch die Zentralbank fur eine unerwunschte Erhohung der Geldmenge sorgte und umgekehrt Marktfragen BearbeitenDie oberen und unteren Interventionspunkte sind volkswirtschaftlich gesehen fixierte administrative Hochst und Mindestpreise die einer freien Marktwirtschaft widersprechen Sie zeigen nicht das freie Spiel von Angebot und Nachfrage bilden jedoch fur Importeure Exporteure und andere Marktteilnehmer eine sichere Kalkulationsgrundlage und begrenzen Kursrisiken Werden die Devisenmarkte hingegen dem Floating uberlassen gibt es keine Bandbreiten weil die Wahrungskurse frei schwanken durfen Permanente Interventionen durch Zentralbanken sind ein Anzeichen dafur dass die betroffenen Staaten eine heterogene Wirtschaftsentwicklung aufweisen Diese wird langfristig weder durch Interventionen auf den Devisenmarkten noch durch Auf oder Abwertungen von Wahrungen beseitigt Vielmehr mussen die Staaten verstarkt Anstrengungen durch eine abgestimmte Wirtschaftspolitik unternehmen um Ungleichgewichte ihrer Handelsbilanzen zu beseitigen Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Lipfert Einfuhrung in die Wahrungspolitik 1973 S 121 f Hauke Rath Wirtschaft Geld und Borse in der Zeitung 2000 S 273 Bernd Engel Hans Herber Volkswirtschaftslehre fur Studium und Bankpraxis 1983 S 252 Ernst Baltensperger Werner Ehrlicher Rudolf Richter Probleme der Wahrungspolitik 1981 S 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wechselkursbandbreite amp oldid 206534221