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Die Feingerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminalis ist eine im Susswasser lebende Muschel Art aus der Familie der Korbchenmuscheln Corbiculidae Sie ist in Europa ein Neozoon das aus Vorderasien oder Zentralasien eingeschleppt wurde Die Feingerippte Korbchenmuschel und die aus Ostasien eingeschleppte Grobgerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminea sind nur schwer anhand des Gehauses zu unterscheiden sie werden daher oft zusammenfassend als Asiatische Korbchenmuschel n bezeichnet Feingerippte KorbchenmuschelFeingerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminalis SystematikOrdnung VeneroidaUberfamilie SphaerioideaFamilie Korbchenmuscheln Corbiculidae Unterfamilie CorbiculinaeGattung Korbchenmuscheln Corbicula Art Feingerippte KorbchenmuschelWissenschaftlicher NameCorbicula fluminalis O F Muller 1774 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Ahnliche Art 3 Geographische Verbreitung 3 1 Ursprungliche Verbreitung 3 2 Heutige Verbreitung 4 Fortpflanzung und Lebensweise 5 Taxonomie 6 Palaontologie 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDas gleichklappige massig geblahte Gehause wird bis 24 mm lang 30 mm 1 Der Lectotyp hat ein Verhaltnis von Lange zu Hohe zu Dicke von 30 30 11 mm 1 Werte jeweils gerundet Skuza et al geben allerdings Werte von 19 19 16 mm an als sehr viel starker aufgeblahte Gehause 2 Adultstadium ist es deutlich ungleichseitig die Wirbel sitzen hinter der Mittellinie Die Wirbel sind dick aufgewolbt und neigen sich nach vorne Es ist im Umriss etwas gerundet schiefdreieckig Der hintere Dorsalrand ist leicht konvex gerundet und fallt sehr steil ab Der vordere Dorsalrand ist leicht konkav gerundet und fallt deutlich flacher ab als der hintere Dorsalrand Das Hinterende ist sehr weit gerundet ebenso das Vorderende Allerdings ist im Vorderrand ein leichter Knick vorhanden zwischen dem Dorsalrand und dem Ventralrand Die Schlossplatte ist breit und besitzt Seitenzahne In der linken Klappe sitzen drei Hauptzahne und je einen dicken vorderen und hinteren Seitenzahn In der rechten Klappe sind ebenfalls drei Hauptzahne vorhanden die jeweils zwei Seitenzahne sind aber verdoppelt Die beiden Schliessmuskel sind etwa gleich gross isomyar Die Mantellinie ist ohne Mantelbucht Die aragonitische Schale ist vergleichsweise sehr dick und auch festschalig Die Farbung der Aussenseite ist ocker und hat manchmal einen schwachen Grunstich Die Innenseite kann zwischen blassblau und violett variieren Die Ornamentierung besteht aus randparallelen scharfen feinen Rippen etwa 14 bis 15 Rippen auf einen Zentimeter in regelmassigen Abstanden 1 Das Periostracum ist glanzend olivgrun Ein zweiter Morphotyp der sich statistisch aber nicht signifikant vom Lectotyp unterschied hatte ein etwas niedrigeres Gehause im Verhaltnis zur Lange und einen zentral sitzenden Wirbel Die Schlossplatte war etwas schmaler aber die Ornamentierung stimmt mit dem des Lectotyps uberein Die Siphonen sind dunn mit rundlichen Offnungen Um den Einstromsipho sind ca 40 Papillen in ein oder zwei Reihen platziert um den Einstromsipho 12 bis 20 Papillen Ahnliche Art BearbeitenDie beiden in Mitteleuropa vorkommenden Arten der Korbchenmuscheln Corbicula die Feingerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminalis und die Grobgerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminea unterscheiden sich in der Adultgrosse und in der Feinheit der Rippen Die Feingerippte Korbchenmuschel wachst auch langsamer und bleibt auch kleiner trotz im Durchschnitt hoherer Lebenserwartung Allerdings sind die genannten Merkmale etwas variabel und es gibt offensichtlich auch Mischformen Molekulargenetische Befunde haben die zwei unterschiedlichen Arten bestatigt aber auch Bastarde gefunden d h dass die beiden Arten hybridisieren konnen 3 Die beiden Arten bleiben jedoch insgesamt stabil Geographische Verbreitung BearbeitenUrsprungliche Verbreitung Bearbeiten Das ursprungliche Verbreitungsgebiet der Feingerippten Korbchenmuschel umfasst Vorderasien das Typmaterial stammte aus dem Euphrat Zentralasien Usbekistan und dem Kaukasus Aserbaidschan und Nordafrika Die Tiere leben bevorzugt auf sandigen und schlammigen Flussboden Heutige Verbreitung Bearbeiten Die Feingerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminalis kommt heute in fast allen grosseren mitteleuropaischen Flussen vor oft sympatrisch mit der Grobgerippten Korbchenmuschel Corbicula fluminea Fortpflanzung und Lebensweise BearbeitenDie Feingerippte Korbchenmuschel Corbicula fluminalis ist ein Suspensionsfiltrierer der Kleinstorganismen Phytoplankton etc und organischen Detritus aus dem Wasser heraus filtriert Vermutlich besteht der Hauptanteil aus organischem Detritus und Bakterien auf dem Detritus da die Hauptgewichtszuname im Winterhalbjahr beobachtet wurde in dem der Anteil an Phytoplankton sehr gering ist Die Laichzeiten lagen entsprechend im Oktober und Marz Die Geschlechtsreife kann schon nach einem halben Jahr und bei einer Gehauselange von 7 mm erreicht werden 4 meist wird die Geschlechtsreife jedoch erst nach einem Jahr erreicht Nach Untersuchungen die an Exemplaren aus dem Rhein gemacht wurden ist die Art weitgehend getrenntgeschlechtlich nur ein kleiner Teil 3 ist hermaphroditisch 4 In anderen Populationen konnte der Anteil an hermaphroditischen Exemplaren hoher sein Die Laichzeit beginnt im Oktober wenn die Wassertemperaturen unter 15 C fallen Im Oktober November gaben ca 50 der Individuen ihre mannlichen Geschlechtsprodukte ins freie Wasser ab Eine zweite Laichperiode wurde im Marz April beobachtet nach dem Anstieg der Wassertemperaturen von 6 5 C Februar auf 9 C Marz bzw 11 5 C April Die Geschlechtsreife wird bei einer Lange von etwa 7 mm erreicht Rajagopal et al fanden keine Larven in den Kiemen und nahmen deshalb an dass sich die Larven im freien Wasser entwickeln In Frankreich wurden in den Kanalen des Midi vier Kohorten der Feingerippten Korbchenmuscheln gefunden was auf eine Lebenserwartung von vier Jahren schliessen lasst Kontrare Ergebnisse zur Larvalentwicklung fand Alexei V Korniushin in Exemplaren von Corbicula fluminalis aus Aserbaidschan Usbekistan und Agypten Alle untersuchten Tiere waren simultane Hermaphroditen In den Kiemen wurden Larven mit D formigem Prodissoconch gefunden die Exemplare massen 185 11 µm Dies deutet darauf hin dass die Brutzeit relativ kurz ist Die Widerspruche zu den Beobachtungen von Rajagopal et al keine Brutpflege erklart er dadurch dass die Brutpflege bei Corbicula fluminalis entweder fakultativ ist oder dass Rajagopal Exemplare mit Larven nur deshalb nicht gefunden haben weil die Zeit der Inkubation der Larven wahrscheinlich sehr kurz ist Interessant ist zunachst die Studie von Renard et al die mit Hilfe von morphometrischen und molekularbiologischen Methoden drei Taxa der Gattung Corbicula in franzosischen Flussen fanden Morphometrische und molekularbiologische Daten stimmten jedoch nicht uberein Das dritte Taxon das in der Rhone gefunden wurde stimmt morphologisch mit Corbicula fluminea uber ist molekularbiologisch jedoch soweit von Corbicula fluminea und Corbicula fluminalis wie diese beiden Taxa voneinander 5 Pigneur et al fuhrten diese Untersuchungen weiter aus und kamen zum Schluss dass das dritte fluminea ahnliche Taxon mit Corbicula leana ursprunglich aus Japan stammend zu identifizieren sind 6 Taxonomie BearbeitenDas Taxon wurde 1774 von Otto Friedrich Muller als Tellina fluminalis aufgestellt 7 Es wird heute als gultiges Taxon betrachtet 8 Der Lectotyp von Tellina fluminalis Muller 1774 wird im Zoological Museum der Universitat Kopenhagen ZMUK aufbewahrt Allerdings ist der Umfang des Taxon heftig umstritten Manche Forscher haben einige afrikanische Corbicula Arten als Unterarten zu Corbicula fluminalis gestellt Dadurch wurde sich die Geographische Verbreitung der Art auf weite Teile Afrikas ausdehnen Palaontologie BearbeitenBedeutsam ist das Auftreten von Corbicula fluminalis in verschiedenen Flussterrassen des mittleren Elbe und des Saalegebietes im Verlauf des Mittelpleistozan Die Feingerippte Korbchenmuschel wurde hier erstmals 1911 in Terrassenschottern der Unstrut nachgewiesen die als Korbisdorfer Terrasse bekannt sind und der Holstein Warmzeit angehoren 9 Im weiteren Verlauf fanden sich Belege auch in gleichalten Terrassen der Saale der Salzke und der Wipper 10 bei letzterer korreliert das Vorkommen von Corbicula fluminalis mit der Terrassenstufe des Homo erectus Fundplatzes von Bilzingsleben Moglicherweise hangt das Auftreten der Muschelart im Mittelpleistozan des mittleren Elbe und Saalegebietes mit aufsteigenden Salzsolen des Zechsteinsalinars zusammen was eine allgemeine Versalzung der Flusse bewirkte Da Nachweise aus Flussterrassenschottern in nachfolgenden Warmzeiten des Pleistozans fehlen ist hier von einem einmaligen Ereignis auszugehen Corbicula fluminalis stellt damit einen wichtigen stratigraphischen Anzeiger in der Region dar 11 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Alexei V Korniushin A revision of some Asian and African freshwater clams assigned to Corbicula fluminalis Muller 1774 Mollusca Bivalvia Corbiculidae with a review of anatomical characters and reproductive features based on museum collections Hydrobiologia 529 251 270 2004 Lidia Skuza Anna Maria Labecka Jozef Domagala Cytogenetic and Morphological Characterization of Corbicula fluminalis O F Muller 1774 Bivalvia Veneroida Corbiculidae Taxonomic Status Assessment of a Freshwater Clam Folia biologica 57 3 4 177 185 2009 doi 10 3409 fb57 3 4 177 185 Markus Pfenninger F Reinhardt B Streit Evidence for cryptic hybridization between different evolutionary lineages of the invasive clam genus Corbicula Veneroida Bivalvia Journal of Evolutionary Biology 15 818 829 2002 doi 10 1046 j 1420 9101 2002 00440 x a b S Rajagopal G van der Velde A bij de Vaate Reproductive biology of the Asiatic clamsCorbicula fluminalisandCorbicula flumineain the river Rhine Archiv fur Hydrobiologie 149 403 420 2000 ResearchGate E Renard V Bachmann M L Cariou Morphological and molecular differentiation of invasive freshwater species of the genus Corbicula Bivalvia Corbiculidea suggest the presence of three taxa in French rivers Molecular Ecology 9 12 2009 2016 2000 doi 10 1046 j 1365 294X 2000 01104 x Lise Marie Pigneur Jonathan Marescaux Kathleen Roland Emilie Etoundi Jean Pierre Descy Karine Van Doninck Phylogeny and androgenesis in the invasive Corbicula clams Bivalvia Corbiculidae in Western Europe BMC Evolutionary Biology 11 147 15 S 2011 Abstract Otto Friedrich Muller Vermium terrestrium et fluviatilium seu animalium infusoriorum helminthicorum et testaecorum non marinorum succincta historia vol 2 S I XXVI 1 214 Havniae Kopenhagen amp Lipsiae Leipzig Heineck amp Faber 1774 Online bei www biodiversitylibrary org S 205 MolluscaBase Corbicula fluminalis O F Muller 1776 L Siegert und W Weissermel Das Diluvium zwischen Halle a d S und Weissenfels Abhandlungen der Preussischen Geologischen Landesanstalt NF 60 Berlin 1911 R Lehmann Das Diluvium des unteren Unstruttales von Sommerda bis zur Mundung Jahrbuch des Halleschen Verbandes fur die Erforschung der mitteldeutschen Bodenschatze und ihrer Verwertung 3 89 123 1922 D Mania M Altermann G Bohme K Erd K Fischer W D Heinrich C Kremenetzki J van der Made D H Mai R Musil E Pietrzeniuk T Schuler E Vlcek und W Steiner Die Travertine in Thuringen und im Harzvorland Hallesches Jahrbuch fur Geowissenschaften Reihe B Beiheft 17 1 83 2003 T Laurat und E Bruhl Altpalaolithische Funde aus den Korbisdorfer Schottern im Geiseltal Fundstelle Neumark Nord 3 2 Bericht zu den Ausgrabungen der Jahre 2003 und 2004 In D Mania und Arbeitsgruppe Hrsg Neumark Nord Ein interglaziales Okosystem des mittelpalaolithischen Menschen Veroffentlichungen des Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt 62 121 134 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feingerippte Korbchenmuschel amp oldid 227931317