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Fasciculus vesanus ist eine ausgestorbene Art der Rippenquallen Ctenophora die aus dem kanadischen Burgess Schiefer bekannt ist und in die erdgeschichtliche Periode des mittleren Kambrium eingeordnet werden kann Sie wurde 1978 durch die Palaontologinnen Antonia M Simonetta und Laura Delle Cave wissenschaftlich beschrieben und ist in ihrer Kombination zweier Satze von langen und kurzen Kammrippen ohne Entsprechung bei den modernen Rippenquallen Formell wird die Art einer Familie Fasciculidae zugeordnet Fasciculus vesanusFasciculus vesanus kunstlerische RekonstruktionZeitliches AuftretenMittleres Kambrium515 bis 505 Mio JahreFundorteBurgess Schiefer USASystematikRippenquallen Ctenophora FasciculidaeGattung FasciculusArt Fasciculus vesanusWissenschaftlicher NameFasciculus vesanusSimonetta amp Delle Cave 1978 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Fundort und alter 4 Systematische Einordnung 5 LiteraturMerkmale BearbeitenFasciculus vesanus hat einen Durchmesser von 10 3 Zentimetern und annahernd die Form einer Kugel die Korpersymmetrie konnte sowohl bilateral zweiseitig symmetrisch als auch biradial mit zwei senkrecht aufeinander stehenden Symmetrieebenen gewesen sein Die auffalligsten Merkmale der Art sind zwei verschiedene Satze von Kammrippen den Fortbewegungsorganen der Rippenquallen Die erhaltenen Spuren sind Bander querverlaufender transversaler Balken die vermutlich nicht den Kammplattchen selber entsprechen die wohl bei der Fossilisierung verloren gegangen sind sondern den darunter gelegenen Polsterzellen in denen die Kammplattchen verankert waren Die Kammrippen treten in sechs verschiedenen Zonen auf die sich in zwei zentrale und vier marginale Zonen einteilen lassen In den beiden zentralen Zonen die einander gegenuberliegen sind jeweils acht lange Kammrippen erkennbar die vom mundabgewandten Ende ausgehen und parallel zueinander zum Mundende hin laufen Sie haben alle ungefahr dieselbe Lange und laufen schliesslich spitz zu In den vier marginalen Zonen die links und rechts der zentralen Zonen liegen wenn die Mundseite nach oben orientiert ist befinden sich jeweils sechzehn kurze Kammrippen die desto langer sind je grosser ihre Entfernung von der Mittellinie der zentralen Zone ist Auch die kurzen Kammrippen laufen am Ende spitz zu Eine fadenformige Struktur die anscheinend mittig unterhalb der Kammrippen verlief lasst sich moglicherweise als Nervenstrang Axon deuten Insgesamt ergeben sich somit 16 lange und 64 kurze Kammrippen ihre Gesamtzahl lag also bei 80 zehnmal so viel wie bei allen modernen Rippenquallen die lediglich 8 Kammrippen besitzen Zwischen der zentralen und den angrenzenden marginalen Zonen liegen charakteristische lappenformige Objekte die ein segmentiertes schuppiges Aussehen besitzen und an Breite zur Mundseite hin zunehmen Moglicherweise existierten diese mutmasslichen Organe auch innerhalb der zentralen Zone dort sind sie jedoch wegen der im Vordergrund befindlichen langen Kammrippen nur schwierig zu erkennen Sie sind zudem wesentlich schmaler als die weiter aussen gelegenen Strukturen vielleicht weil sie im erhaltenen Fossil von der Seite gesehen sind Je nachdem ob es sich jeweils um dieselben Objekte handelt oder nicht kommt man damit auf zwei bis vier Organe deren Funktion jedoch vollkommen im Dunklen liegt Die Palaontologen Simon Conway Morris und Desmond H Collis spekulieren dass es sich um Tentakel oder deren Ansatze gehandelt haben konnte eine solche Identifikation ist jedoch nicht gesichert Auch weitere Hinweise auf die etwaige Existenz von Tentakeln gibt es nicht Lebensweise BearbeitenDa nur ein einziges Exemplar erhalten ist lassen sich nur wenige Ruckschlusse auf die Lebensweise der Tiere ziehen Als wahrscheinlich gilt aber dass die Art ein aktiver Schwimmer war Es wurde zum Bild einer ihre Beute aktiv verfolgenden Art passen falls Fasciculus vesanus wie die anderen bisher bekannten kambrischen Rippenquallenarten noch keine passiven Fangeinrichtungen wie Tentakel besass Dies kann jedoch erst mit Wahrscheinlichkeit behauptet werden wenn die Identitat und Funktion der Lappenorgane im Inneren aufgeklart ist Fundort und alter BearbeitenDas bisher einzige bekannte Exemplar der Art wurde am 19 August 1917 durch den amerikanischen Palaontologen Charles Walcott im Burgess Schiefer entdeckt und befindet sich heute als Holotyp im National Museum of Natural History der Smithsonian Institution im US amerikanischen Washington D C Es hat ein ungefahres Alter von 510 bis 515 Millionen Jahren und fallt damit in die Zeit des mittleren Kambrium Systematische Einordnung BearbeitenDie Zugehorigkeit von Fasciculus vesanus zu den Rippenquallen ist nicht ganz unumstritten Manche Forscher haben die Ansicht geaussert dass es sich stattdessen um eine Art der Nesseltiere gehandelt haben konnte Die Palaontologen Simon Conway Morris und Desmond H Collins haben diese Interpretation allerdings entschieden verworfen Dennoch kann nicht geleugnet werden dass Fasciculus vesanus in mehrfacher Hinsicht atypisch ist wenn man die Art mit modernen Formen vergleicht Neben den lappigen Organen die bei modernen Rippenquallen keine offensichtliche Entsprechung besitzen fallt die grosse Zahl von insgesamt 80 Kammrippen dem Zehnfachen des modernen Werts auf Hinzu kommt die kuriose Aufteilung des Rippenquallenkorpers in zentrale und marginale Zonen deren zugehorige Kammrippen deutlich voneinander unterschieden sind Ob es sich bei Fasciculus vesanus daher um einen fruhen Seitenzweig der Rippenquallen gehandelt hat oder ob eine ahnliche Form die Stammart spaterer Rippenquallen gewesen sein konnte ist daher unklar Auch aus anderen Tiergruppen sind jedoch Beispiele dafur bekannt dass bestimmte anatomische Merkmale erst nach einer langeren Experimentierphase evolutionsgeschichtlich stabilisiert wurden etwa die Zahl der Finger bei den Landwirbeltieren Tetrapoda Ein hypothetisches Szenario leitet die Rippenquallen von einem Vorfahren mit sackartiger Korperform ab dessen Oberflache noch gleichmassig begeisselt war Spezialisierung zwecks besserer Koordination der Fortbewegung fuhrte demnach zu einer Verdichtung der Begeisselung an manchen Stellen und einer Verdunnung an anderen so dass sich mit der Zeit zahlreiche Bander aus Geisseln ergaben die schliesslich zu Kammrippen verschmolzen Fasciculus vesanus konnte demnach ein Vertreter dieses fruhen Stadiums gewesen sein Spater wurde dann die Zahl der Kammreihen weiter reduziert bis sich Formen wie Xanioascus canadensis ergaben die uber 24 gleichmassig aufgebaute Kammrippen verfugen Allerdings ist eine konkrete Ableitung dieser Art aus Fasciculus vesanus nicht ohne Probleme insbesondere ist unklar ob die Kammrippen der zentralen oder der marginalen Zone verschwanden oder miteinander verschmolzen und wenn ja auf welche Weise oder in welcher Reihenfolge dies genau geschah Eine weitere Auffalligkeit von Fasciculus vesanus die allerdings von den anderen kambrischen Arten geteilt wird ist das Fehlen jedweder Tentakel Zwar sieht die klassische Einteilung der Rippenquallen eine fundamentale Teilung in tentakelbewehrte Tentaculata und tentakellose Formen Nuda vor doch haben morphologische embryologische und molekulargenetische Untersuchungen diese Einteilung zunehmend in Frage gestellt und gehen stattdessen davon aus dass sich die modernen tentakellosen Formen von Tentaculata Rippenquallen ableiten Die Erkenntnisse die sich aus dem Aufbau von Fasciculus vesanus gewinnen lassen legen im Gegensatz dazu nahe dass die fruhesten Rippenquallen noch nicht uber Tentakel verfugten Dieser scheinbare Konflikt lasst sich allerdings dadurch auflosen dass man annimmt die Tentakel seien bei den modernen Nuda Formen sekundar verloren gegangen so dass diese keine direkten Nachfahren der tentakellosen kambrischen Arten wie Fasciculus vesanus darstellten Literatur BearbeitenS C Morris D H Collins Middle Cambrian ctenophores from the Stephen Formation British Columbia Canada Philosophical Transactions of the Royal Society of London B 351 1996 Seite 279 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fasciculus vesanus amp oldid 172878336