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Evolutionare Kunst ist eine Form der generativen Kunst bei der Kunstwerke aus Bereichen der bildenden Kunst Musik und auch darstellenden Kunst mit evolutionaren Algorithmen erzeugt werden Evolutionare Algorithmen sind Methoden Optimierungsprobleme mit Prinzipien der naturlichen Evolution zu losen Indem kunstlerische Prozesse als Optimierung aufgefasst werden konnen somit Objekte geschaffen werden die auf Menschen asthetisch wirken Aus zeitlichen Grunden erfolgt die Umsetzung dieser Klasse von Algorithmen zwingend mit dem Computer konnte prinzipiell aber auch von Hand berechnet werden Evolutionare Kunst gehort daher zur digitalen Kunst Ein Bild das mit einem evolutionaren Algorithmus erstellt wurde Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Kunstprozess 3 Non photorealistic rendering 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenGrundlage Evolutionarer Kunst ist wie bei allen Evolutionaren Algorithmen eine Population aus Individuen die hier jeweils eine visuelle Struktur reprasentiert Diese Reprasentation kann entweder indirekt erfolgen indem Individuen wie bei der Genetischen Programmierung jeweils ein Programm enthalten das eine visuelle Struktur erzeugt sodass hier die biologische Unterscheidung zwischen Genotyp und Phanotyp aufrechterhalten bleibt Die Reprasentation kann aber auch direkt sein wie bei der Evolutionsstrategie indem ein Individuum nur als Phanotyp betrachtet wird auf den evolutionare Operationen angewendet werden In diesem Fall enthalt ein Individuum ein Bild Zeichnung Bewegtbild oder ahnliches im Sinne einer Bilddatei oder Videodatei Kunstprozess BearbeitenNahezu alle Anwendungen Evolutionarer Kunst die indirekte Reprasentationen verwenden erzeugen ungegenstandliche visuelle Werke 1 Unabhangig ob direkte oder indirekte Reprasentation existieren nur wenige Ansatze zur gegenstandlichen Evolutionaren Kunst 2 Beim Evolutionaren Kunstprozess wird zunachst eine Startpopulation aus Individuen festgelegt Bei einer indirekten Reprasentation werden wie beim Genetischen Programmieren ublich zufallige Programme und somit zufallige visuelle Strukturen erzeugt Bei einer direkten Reprasentation werden meist nicht zufallige visuelle Strukturen durch den Kunstler ausgewahlt z B Bilder aus vorangegangenen Evolutionslaufen Es folgt eine Reproduktionsphase bei der die vorliegenden Individuen entsprechend einer Reproduktionsstrategie vermehrt werden indem Rekombinations und Mutationsoperationen auf die Reprasentationsstrukturen angewendet werden Die Art dieser Operationen ist von der Art der Programme bzw direkten visuellen Strukturen abhangig so wie generell bei evolutionaren Algorithmen beispielsweise lineare und hierarchische Individuenstrukturen jeweils angepasste Rekombinations und Mutationsoperationen erfordern Teil der Reproduktionsstrategie ist die Art wie Individuen fur eine Rekombination ausgewahlt werden Selektion zur Reproduktion Orientiert sich die Reproduktionsstrategie an genetischen Algorithmen so mussen vorher Fitnesswerte fur jedes Individuum vorliegen Die Haufigkeit der Auswahl fur eine Reproduktion ist eine streng monotone Funktion dieser Fitness d h je hoher die Fitness desto grosser die Wahrscheinlichkeit der Auswahl Orientiert sich die Reproduktionsstrategie an Evolutionsstrategien so erfolgt die Auswahl gleichverteilt zufallig Nach der Reproduktionsphase ergibt sich eine Population von Nachkommen fur die jeweils ein Fitnesswert festgelegt werden muss der in irgendeiner Weise die Asthetik der visuellen Strukturen reflektieren soll Eine algorithmische Festlegung dieser Werte wurde ein formales Asthetikmodell erfordern welches bei bisherigen Verfahren zur evolutionaren Kunst nicht oder nur in Ansatzen vorliegt Daher beschranken sich algorithmische Verfahren auf die Ermittlung einfacher Eigenschaften der Bildanalyse und darauf basierender Modelle wie z B entropiebasierte Modelle Verbreitet ist die Festlegung der Fitness durch einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen interaktive Evolution Meist ist dies der Kunstler der die Bewertungen nach seinen subjektiven asthetischen Kriterien festlegt Alternative Verfahren zur empirischen Schatzung der Fitness ist beispielsweise die Zeit die ein Betrachter eine visuelle Struktur betrachtet die ihm prasentiert wird Es existieren zudem vorbewusste Verfahren bei denen versucht wird eine Korrelation zwischen physiologisch messbaren Eigenschaften eines Betrachters und seinen asthetischen Bewertungen herzuleiten z B Pupillenreaktionen Die innovativsten Ansatze bietet hier die Neuroasthetik bei der Gehirnregionen identifiziert werden die an asthetischen Bewertungen beteiligt sind und bei der Korrelationen zwischen den Aktivitaten dieser Regionen und asthetischen Bewertungen hergestellt werden sollen analoge Verfahren wie das Neuromarketing Da diese Ansatze jedoch komplexe und noch sehr teure Gerate zur medizinischen Bildgebung erfordern beschrankt sich ihr Einsatz in der evolutionaren Kunst bislang auf vereinzelte kleine Studien Besitzen Eltern wie Nachkommen jeweils einen Fitnesswert so wird eine Selektionsstrategie angewendet durch die ermittelt wird welches Individuum in der nachsten Generation weiter existieren darf und sich moglicherweise reproduzieren wird Diese Selektionsstrategie berucksichtigt entweder nur die Nachkommen oder die Vereinigungsmenge aus Eltern und Nachkommen Greift im Weiteren kein Abbruchkriterium wie das Erreichen einer vorher festgelegten maximalen Anzahl von Generationen so wird die nachste Iteration des evolutionaren Kunstprozesses mit einer neuen Reproduktionsphase gestartet Non photorealistic rendering BearbeitenEine Anwendung evolutionarer Kunst ist das Non photorealistic Rendering ein Bereich der Computergrafik in dem Grafiken bewusst nicht getreu ihrem physikalischen Abbild dargestellt werden Ein Beispiel ist die Generierung eines kunstlichen Gemaldes aus einer Fotografie Die britischen Wissenschaftler Collomosse und Hall entwickelten 2005 einen Algorithmus der Gemalde anhand von Fotografien erzeugt 3 Ein Gemalde wird als Abfolge von Pinselstrichen aufgefasst wobei Pinselstriche durch Attribute wie Position Richtung Farbe etc definiert werden Ein genetischer Algorithmus wird genutzt um den Raum aller auf diese Weise moglichen Gemalde zu durchsuchen Die Fitnessfunktion die jedem Losungskandidaten eine Qualitat zuweist vergleicht das Kantenbild eines Kandidaten mit einem zu Beginn berechneten Salienzbild Die Salienz eines Bilddetails gibt an wie augenfallig es fur einen menschlichen Betrachter ist Im Algorithmus von Collomosse und Hall setzt die Salienz der Bilddetails aus drei Faktoren zusammen Seltenheitsgrad Sichtbarkeitsgrad und einem dritten Faktor der zuvor den Geschmack von Nutzern in Teilbereichen erlernt um fur Menschen wichtige Artefakte von unwichtigen zu unterscheiden Die Salienzberechnung basiert auf dem Gedanken dass Kunstwerke keinen Spiegel Ernst Gombrich 4 der Realitat darstellen sondern vielmehr eine Interpretation des Kunstlers Siehe auch BearbeitenEvolutionare AsthetikLiteratur BearbeitenPeter J Bentley Herausgeber Evolutionary Design by Computers Morgan Kaufmann Publishers 1999 ISBN 978 1 55860 605 0 Philip F Hingston Luigi C Barone Zbigniew Michalewicz Herausgeber Design by Evolution Advances in Evolutionary Design Springer 2008 ISBN 978 3 540 74109 1 Juan Romero Penousal Machado Herausgeber The Art of Artificial Evolution A Handbook on Evolutionary Art and Music Springer 2007 ISBN 978 3 540 72876 4 Stephen Todd William Latham Evolutionary Art and Computers Academic Press Inc 1992 ISBN 978 0 12 437185 9 Mitchell Whitelaw Metacreations Art and Artificial Life MIT Press 2004 ISBN 978 0 262 23234 0 Karl Gerbel Peter Weibel Herausgeber Ars Electronica 1993 Genetische Kunst kunstliches Leben Genetic art artificial life PVS Verleger 1993 ISBN 978 3 901196 07 2 Weblinks BearbeitenThomas Dreher Geschichte der Computerkunst Kap IV 3 Evolutionare Kunst International Conference on Evolutionary and Biologically Inspired Music Sound Art and Design MediaWiki basierte Enzyklopadie Evolutionare Kunst mit der umfassendsten Online Bibliographie zur Evolutionaren Kunst und benachbarter Gebiete wie Evolutionare Architektur Design und Bildverarbeitung Generative Kunst Computational Aesthetics und Computational CreativityEinzelnachweise Bearbeiten http srooke com Archivierte Kopie Memento vom 30 Mai 2013 im Internet Archive J P Collomosse und P M Hall Genetic Paint A Search for Salient Paintings 2005 Ernst Gombrich Art and Illusion Phaidon Press Oxford 1960 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evolutionare Kunst amp oldid 233672569