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Die Evangeliums Christen oder auch Evangeliumschristen sind eine zu Beginn des 20 Jahrhunderts aus dem russischen Stundismus entstandene evangelische Freikirche In sowjetischer Zeit vereinigten sich Evangeliums Christen Baptisten und spater auch Pfingstgemeinden und Mennoniten auf staatlichen Druck zu den Evangeliumschristen Baptisten Gemeindehaus der Evangeliums Christen in Moskau seit 1917Geschichte BearbeitenBereits im 19 Jahrhundert bildeten sich in der Ukraine und in Russland unter pietistischen Einflussen erste einheimische protestantische Gemeinden die in ihrer Gesamtheit als Stundisten bezeichnet wurden Auch deutsche Prediger wie der lutherische Theologe Eduard Wust oder der Begrunder des deutschen Baptismus Johann Gerhard Oncken waren in die Entstehung des Stundismus involviert Im April 1884 trafen sich in Sankt Petersburg schliesslich Vertreter mehrerer protestantischer Gruppierungen um eine Zusammenarbeit zu diskutieren was jedoch aufgrund von differierenden Positionen zu Taufe und Abendmahl scheiterte Einen Monat spater wurde in der mennonitischen Siedlung Molotschna in der Ukraine der baptistische Bund der Gemeinden glaubig getaufter Christen gegrundet Ein mennonitischer Gemeindebund war bereits 1883 gegrundet worden Die beiden Bunde hatten bis 1926 Mennoniten und 1935 Baptisten Bestand Die Arbeit evangelischer Gruppen im zaristischen Russland fand Ende des 19 Jahrhunderts meist am Rande der Illegalitat statt Erst mit dem als Reaktion auf die Revolution von 1905 von Zar Nikolaus II eingefuhrten Russischen Toleranzedikt wurde eine offenere Arbeit moglich Auf Initiative des russischen Ingenieurs Iwan Prochanow wurde im Dezember 1909 in Sankt Petersburg schliesslich der Bund der Evangeliums Christen gegrundet Prochanow der bereits wahrend seiner Flucht ins europaische Ausland 1895 Kontakte zu deutschen Baptisten und Mennoniten knupfen und sich theologisch weiterbilden konnte wurde Vorsitzender des neu gegrundeten Bundes Der Bund war in seinen ersten Jahren stark evangelistisch gepragt Auf dem zweiten Kongress 1911 wurden die von Prochanow formulierten Glaubenstatuten angenommen Die Evangeliums Christen bekannten sich darin unter anderem zur Bekenntnistaufe womit sie sich den Baptisten annaherten In Folge wurden sie auch in den Baptistischen Weltbund aufgenommen Im gleichen Jahr wurden jedoch die Freiheiten die das Toleranzedikt von 1905 gegeben hatte erstmals wieder eingeschrankt Ein fur 1912 geplanter Kongress konnte schon nicht mehr stattfinden Die erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Sankt Petersburg gegrundete Bibelschule der Evangeliums Christen wurde bereits 1914 wieder geschlossen Publikationen verboten und viele evangelische Christen verhaftet und deportiert Erst 1917 konnte der Bund der Evangeliums Christen wieder offen arbeiten Im Mai 1917 fand in Petrograd erstmals wieder ein Bundeskongress statt Zugleich begannen auch Verhandlungen uber einen eventuellen Zusammenschluss mit den russischen Baptisten die jedoch am Konflikt uber die Ordination von Predigern scheiterten 1923 uberschatteten Konflikte mit den kommunistischen Machthabern uber die Teilnahme am Militardienst und innere Konflikte den Bund Trotzdem konnten noch zahlreiche Missionsprojekte innerhalb wie ausserhalb der Sowjetunion initiiert werden Die Zahl der Evangeliumschristen wie auch der Baptisten in der Sowjetunion wuchs in den Jahren von 1917 bis 1928 von 150 000 auf 500 000 1 nbsp Der funfte fernostliche Kongress der Evangeliums Christen 1926 in WladiwostokDer letzte Bundeskongress fand mit uber 500 Vertretern im November 1928 in Leningrad statt Ab April 1929 wurde die Arbeit des Bundes von sowjetischer Seite zunehmend behindert In den folgenden Jahren brach die Arbeit im Bund schliesslich vollkommen zusammen Die bis dato bestehenden Gemeindestrukturen wurden vollig zerstort Viele Evangeliums Christen wurden verhaftet oder deportiert Mit dem Grossen Vaterlandischen Krieg 1941 bahnte sich eine Anderung der staatlichen Kirchenpolitik an Unter staatlichem Druck vereinigten sich im Oktober 1944 in Moskau Evangeliums Christen und Baptisten zum Bund der Evangeliumschristen und Baptisten EChB mit Sitz in Moskau Ein Jahr spater stiessen auch Teile der russischen Pfingstbewegung hinzu und der Bund anderte seinen Namen in Allunionsrat der Evangeliumschristen Baptisten AUR der EChB Mit dem Zusammenschluss mit den Mennoniten ab 1963 wurde die neue Kirche zeitweise auch als Allunionsrat der Evangeliumschristen Baptisten und Mennoniten bezeichnet Siehe auch Evangeliumschristen BaptistenLiteratur BearbeitenHeinrich Lowen jun Russische Freikirchen Die Geschichte der Evangeliums Christen und Baptisten bis 1944 Verlag fur Kultur und Wissenschaft Bonn 1995 ISBN 3 926105 48 8 Missiologica evangelica Band 8 Fussnoten Bearbeiten Klaus Fitschen Protestantische Minderheitenkirchen in Europa im 19 und 20 Jahrhundert Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 2008 ISBN 978 3 374 02499 5 S 173 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangeliums Christen amp oldid 210339090