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Die Eulalia Sequenz franzosisch Chanson Sequence Cantilene de sainte Eulalie welche um 880 entstand gilt als fruhestes Beispiel franzosischer Hagiographie und als erstes literarisches Sprachdenkmal des Franzosischen Sie steht der gesprochenen Sprache der damaligen Zeit vermutlich sehr viel naher als die Strassburger Eide Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Uberlieferung Datierung und Ursprungsort 4 Die Sequenz im Wortlaut 5 Formale und inhaltliche Eigenschaften 6 Sprache 6 1 Phonologie 6 1 1 Vokale 6 1 2 Konsonanten 6 2 Morphosyntax 6 2 1 Adjektivmorphologie 6 2 2 Artikel 6 2 3 Verben 6 2 4 Klitika 6 3 Satzstellung 6 4 Lexik 6 5 Orthographie 7 Besondere Auslegungsschwierigkeiten 8 Referenzen 8 1 Quelle 8 2 Literatur 8 3 Weiterfuhrende Literatur 9 Siehe auch 9 1 WeblinksInhalt BearbeitenDer Text berichtet vom Martyrium der jungen Eulalia die durch ihre Glaubigkeit den Zorn des heidnischen Herrschers Dacianus auf sich zog Durch Folter sollte sie sich vom Christentum abwenden und stattdessen dem Teufel dienen Doch weder Gold noch Schmuck konnten sie umstimmen Sie zog die korperlichen Qualen dem Verlust ihrer spirituellen Unschuld und dem Verrat an Gott vor und wurde schliesslich auf dem Scheiterhaufen verbrannt Die Flammen konnten ihr jedoch nichts anhaben da ihr Herz rein war von Sunde und so sollte sie den Tod durch Enthaupten erleiden Sie ergab sich in den Willen Gottes und bat ihn um Erlosung Beim Vollzug dieser Todesstrafe flog ihre Seele in Gestalt einer weissen Taube aus ihrem Mund gen Himmel Der knappe Epilog schliesst die Dichtung mit Bitte um Interzession Hintergrund BearbeitenEulalia von Merida ist eine spanische Heilige Ihr Name setzt sich zusammen aus gr eu gut und lalein sprechen und bedeutet somit die Redegewandte Ihre Verehrung ist im Abendland und im romischen Afrika weit verbreitet Sie erscheint auf Mosaikbildern in Sant Apollinare Nuovo in Ravenna und mehrere Inschriften erwahnen ihre Reliquien Nach der Passio des Prudentius Peristephanon 3 Hymnus soll sie als junges Madchen heimlich vom elterlichen Landgut in die Stadt Merida gegangen sein um dort vor dem Statthalter Einspruch gegen die Verfolgung ihrer Glaubensgefahrten zu erheben was ihr den Zorn des herrschenden Kaisers Maximian einbrachte Sie wurde gefangen genommen und mit Feuer gefoltert mit heissem Ol besprenkelt Knie verbrannt in den Feuerofen geworfen doch wie durch ein Wunder blieb sie unversehrt Der spateren Legende nach stieg bei ihrem Tode durch das Schwert ihre befreite Seele als weisse Taube gen Himmel Dabei fiel Schnee der den Leichnam einhullte Sie verstarb am 10 Dezember 304 Dieser Tag ist auch ihr Gedachtnistag In Darstellungen sieht man sie haufig durch spitze eiserne Haken der Bruste beraubt teilweise auch gekreuzigt Ausserdem wird sie auf einem brennenden Scheiterhaufen stehend dargestellt mit Martyrerkrone und Feuerofen der auf ihre Folter im Feuer hinweist Dieser Ofen wird jedoch falschlicherweise als ihre Todesursache interpretiert Seit dem 7 Jahrhundert ist die Verehrung einer gleichnamigen Martyrerin in Barcelona bezeugt Da die Quellen zwischen dem 4 und 6 Jahrhundert jedoch nur die heilige Eulalia von Merida kennen sind beide wohl identisch Eulalia von Barcelona soll als Vierzehnjahrige um 305 unter Kaiser Diokletian gekreuzigt worden sein In Darstellungen versengt dabei vielfach ein Mann ihr Antlitz mit einer Fackel In Barcelona wird schon fruh eine Kirche zur heiligen Eulalia entstanden sein in deren Altarstein Reliquien eingegossen waren Durch spatere Legenden wurde sie zur Lokalheiligen Barcelonas Ihr Gedenktag ist der 12 Februar Sie ist zudem die Patronin der Reisenden und Schwangeren Teile ihrer Reliquien befinden sich auch im Kreuzaltar des Breslauer Doms Uberlieferung Datierung und Ursprungsort BearbeitenUberliefert ist die Eulalia Sequenz in einer Handschrift der Bibliothek von Valenciennes Hs 150 ehem 143 fol 141v und stammt ursprunglich aus der Bibliothek des Benediktinerklosters von Saint Amand Dort wurde sie 1837 durch August Heinrich Hoffmann von Fallersleben neu entdeckt Uber das Datum ihrer Abfassung ist sich die Forschung einig Die Sequenz steht auf den letzten Seiten einer Handschrift des Kirchenvaters Gregor von Nazianz Ihr voran geht ihre lateinischen Version Hs 150 fol 141r gefolgt wird sie von einem in Deutsch verfassten Gedicht dem Ludwigslied Rithmus teutonicus Chanson de Louis das vom selben Schreiber zu stammen scheint Dieses wurde zu Ehren Ludwigs III Konig von Frankreich Sohn Ludwigs II verfasst Einan kuning uueiz ih Heizsit her hluduig Hs 150 fol 141v 143r Aus dem Wortlaut ist zu schliessen dass es noch zu Lebzeiten des Konigs entstand es wurde aber erst kurz nach dem Tode Ludwigs III 5 August 882 in die Handschrift ubertragen Dort wird der Sieg uber die Normannen bei Saucourt 3 August 881 gefeiert Somit kann auch die Eulalia Sequenz auf diese Zeit datiert werden wohl nicht spater als 882 Nach heutigem Konsens wurde sie von einem Monch des Klosters Saint Amand kurz nach der Uberfuhrung der Reliquien Eulalias von Barcelona in das Frauenkloster Hasnon nahe Saint Amand les Eaux im Jahre 878 aufgezeichnet Ob es sich dabei um den dort tatig gewesenen Musiker und Dichter Hucbald 930 handelt ist allerdings umstritten Aufgrund der Sprache bzw des Dialektes in dem die Sequenz verfasst wurde ist ihr Entstehungsort in Nordfrankreich zu suchen vielleicht sogar in der Nahe des nordlich von Valenciennes gelegenen Klosters Saint Amand das im 9 Jahrhundert ein bedeutendes spirituelles kulturelles literarisches und kunstlerisches Zentrum darstellte Der Dialekt ist demnach in einem Grenzbereich zwischen Pikardisch und Wallonisch anzusetzen Die sprachlichen Merkmale aus diesem Dialektgebiet sind zwar deutlich z B Verlust des unbetonten finalen t in perdesse und arde lei ist betontes weibliches Pronomen im Singular als typische Form der nord ostlichen Dialekte doch finden sich auch Besonderheiten die sich nur uber die Tradition einer damals vorherrschenden uberregionalen Literatursprache einer scripta erklaren lassen eingeschobenes d in sostendreiet voldrent Es handelt sich also auch bei der Eulalia Sequenz nicht um eine getreue Wiedergabe der gesprochenen Sprache des 9 Jahrhunderts Ausserdem sind manche Worter besonders die Latinismen vermutlich vielmehr aufgrund des Metrums als aufgrund des vorherrschenden Sprachgebrauchs gewahlt worden Die Sequenz im Wortlaut BearbeitenOriginaltext Neufranzosisch Deutsch1 Buona pulcella fut Eulalia Eulalie etait une bonne jeune fille Eine gute Jungfrau war Eulalia 2 Bel auret corps bellezour anima Elle avait le corps beau et l ame plus belle encore Schon war ihr Korper noch schoner ihre Seele 3 Voldrent la veintre li Deo inimi Les ennemis de Dieu voulurent la vaincre Wollten sie besiegen die Feinde Gottes 4 Voldrent la faire diaule servir Ils voulurent lui faire servir le Diable Wollten sie machen dem Teufel dienen 5 Elle no nt eskoltet les mals conselliers Elle n ecoute pas les mauvais conseillers Sie horte nicht auf die bosen Berater 6 Qu elle Deo raneiet chi maent sus en ciel Qui lui demandent de renier Dieu qui demeure au ciel la haut Dass sie Gott entsage der im Himmel oben thront 7 Ne por or ned argent ne paramenz Ni pour de l or ni pour de l argent ni pour des bijoux Nicht fur Gold nicht fur Silber nicht fur Schmuck8 Por manatce regiel ne preiement Ni par la menace ni par les prieres du roi Noch durch konigliche Drohung noch durch Bitte 9 Niule cose non la pouret omque pleier Rien ne put jamais la faire plier ni amener Nichts konnte sie jemals beugen10 La polle sempre non amast lo Deo menestier La jeune fille a ne pas aimer toujours le service de Dieu Das Madchen nicht zu lieben den Dienst an Gott 11 E por o fut presentede Maximiien Et pour cette raison elle fut presentee a Maximien Und deshalb wurde sie vor Maximian gebracht 12 Chi rex eret a cels dis soure pagiens Qui etait en ces temps la le roi des paiens Der Konig war in dieser Zeit uber die Heiden 13 Il li enortet dont lei nonque chielt Il lui ordonna mais peu lui chaut Er ermahnte sie aber das kummerte sie wenig 14 Qued elle fuiet lo nom chrestiien De renoncer au titre de chretienne Dass sie dem Namen Christin entsage 15 Ell ent adunet lo suon element Elle rassemble sa force Sie sammelte ihre Krafte 16 Melz sostendreiet les empedementz Elle prefere subir la torture plutot Lieber ertragen wurde sie die Folter17 Qu elle perdesse sa virginitet Que de perdre sa virginite Anstatt ihre spirituelle Unschuld zu verlieren 18 Por os furet morte a grand honestet C est pourquoi elle mourut avec un grand honneur Dafur starb sie mit grosser Ehre 19 Enz enl fou lo getterent com arde tost Ils la jeterent dans le feu pour qu elle brulat vite Ins Feuer warfen sie sie dass sie alsbald verbrenne 20 Elle colpes non avret por o nos coist Elle n avait pas commis de faute aussi elle ne brula point Sie hatte keine Sunde also verbrannte sie nicht 21 A czo nos voldret concreidre li rex pagiens Le roi paien ne voulut pas accepter cela Das wollte nicht glauben der heidnische Konig 22 Ad une spede li roveret tolir lo chieef Avec une epee il ordonna de lui couper la tete Mit einem Schwert befahl er ihr den Kopf abzuschneiden23 La domnizelle celle kose non contredist La jeune fille ne protesta pas contre cela Das Madchen dieser Sache widersprach nicht 24 Volt lo seule lazsier si ruovet Krist Elle veut quitter le monde elle prie le Christ Wollte dieses irdische Leben lassen sie bat Christus 25 In figure de colomb volat a ciel Sous la forme d une colombe elle s envole au ciel In Gestalt einer Taube fliegt sie gen Himmel 26 Tuit oram que por nos degnet preier Prions tous qu elle daigne interceder pour nous Bitten wir alle dass sie fur uns beten moge27 Qued auuisset de nos Christus mercit Afin que le Christ ait pitie de nous Dass mit uns Christus Gnade habe28 Post la mort et a lui nos laist venir Apres la mort et nous laisse venir a lui Nach dem Tod und uns zu ihm kommen lasse29 Par souue clementia Par sa clemence Durch seine Milde Version Ayres Bennett 1996 31 entnommen Version dem Weblink Nr 1 27 Juli 2006 entnommen Ubersetzung durch die Verfasserin des Artikels Die Ubersetzung ist bewusst so nahe wie moglich an die altfranzosischen Struktur angelehnt Formale und inhaltliche Eigenschaften BearbeitenFormal folgt die Eulalia Sequenz dem Hymnus des Prudentius dem Canticum Virginis Eulaliae der jedoch uber zweihundert Verse umfasst Die 29 Verse der Sequenz sind unterschiedlicher Lange und uber das genaue metrische Schema sind sich die Forscher uneins zumeist werden 9 bis 13 Silber sowie ein 7 Silber als Schlussvers gezahlt Die Verse sind ausserdem durch Assonanz gekennzeichnet Der Originaltext ist in Karolingischer Minuskel verfasst und sehr gut lesbar Die Gattung Sequenz oder Cantilene verdankt ihre Entstehung der Liturgie Dabei handelt es sich um eine melodieunabhangige Form geistlicher hagiographischer Dichtung die im 9 Jahrhundert aufkam Eine Melodie wie sie von manchen Forschern dennoch angenommen wird ist nicht bekannt Formal ist die Eulalia Sequenz ohne Nachfolge geblieben Inhaltlich steht sie in der Tradition der lateinischen Heiligenviten Sie unterscheidet sich dabei von der lateinischen Version wenn beispielsweise Kaiser Maximian als Richter auftritt und Eulalia durch das Schwert stirbt weil ihr die Flammen nichts anhaben konnen Sprache BearbeitenDie Eulalia Sequenz ist in Altfranzosisch also einer aus dem Vulgarlatein entwickelten Sprache verfasst Dieser Text weist einige der Hauptmerkmale dieser romana lingua auf wie beispielsweise einen tief greifenden Wandel im Phonemsystem Vereinfachungen im Deklinationssystem Entwicklung hin zur Verbalperiphrase erstes Auftreten des Artikels des Personalpronomen in der 3 Person des Konditionals conditionnel etc Die Schreibform des Altfranzosischen in der Eulalia Sequenz ist dabei in der Wiedergabe der Phonie schon recht gut entwickelt Man erkennt ausserdem neben der abnehmenden Latinitat einen zunehmenden franzosischen Habitus Dennoch finden sich noch Latinismen anima Deo inimi rex Christus post clementia und Halblatinismen menestier colpes virginitet Die Kirche stand dem Volk bzw der Volkssprache bereits viel naher als es beispielsweise juristische Texte wie die Strassburger Eide taten Viele dieser Worter wurden im theologischen Sinn verwendet und dabei direkt aus der lateinischen Liturgie in die Volkssprache entlehnt Phonologie Bearbeiten Vokale Bearbeiten Besonders auffallig sind die diphthongierten Formen des betonten o gt uo in freier Stellung buona ruovet aber auch e gt ei concreidere oder o gt ou bellezour Das a in derselben Position wird zu e presentede spede oder bleibt noch erhalten buona pulcella Die Diphthongierung erscheint jedoch nicht in einsilbigen Wortern wie por Dieses Wort ist auch ein Beispiel fur Metathese por lt PRO Ebenso fehlt das prothetische e in spede nicht espede gt neufrz epee Konsonanten Bearbeiten Besonders haufig ist die Palatalisierung des j MINACIA gt manatce ts BELLATIOREM gt bellezour FUGIAT gt fuiet k bzw g im Wortinneren verschwindet ganz PLICARE gt pleier PRECAMENTUM gt preiement Morphosyntax Bearbeiten Adjektivmorphologie Bearbeiten Der neue romanische analytische Komparativ ist hier noch nicht belegt Bellezour ist als Relikt des lateinischen synthetischen Komparativs BELLATIOREM zu sehen Artikel Bearbeiten Zum ersten Mal sind bestimmter und unbestimmter Artikel in einem Text belegt Der bestimmte Artikel kommt vom lateinischen Demonstrativpronomen ILLE ILLA li Deo inimi les mals conselliers lo Deo menestier Er wird dort verwendet wo Personen oder Dinge bereits eingefuhrt wurden Wird eine Person oder Sache zum ersten Mal genannt so geht ihr der unbestimmte Artikel voran ad une spede Der unbestimmte Artikel leitet sich von den lateinischen Numeralia UNUS UNA ab Diaule Teufel steht jedoch noch ohne Artikel Verben Bearbeiten Reste des lateinischen Plusquamperfekts werden hier in Funktion der einfachen Vergangenheit verwendet HABUERAT gt auret POTUERAT gt pouret FUERAT gt furet etc Es zeigt sich ausserdem bereits die Entwicklung von synthetischen zu analytischen Formen z B fut presentede als Passivform Es sind zahlreiche Konjunktivformen vorhanden AMAVISSET gt amast PERDIDESSET gt perdesse HABUISSET gt auuisset Diese Formen des Konjunktiv Imperfekt im Franzosischen werden aus den lateinischen Plusquamperfektformen gebildet haben aber teilweise Prasensbedeutung Die Form fut in Vers 1 ist typisch fur das Altfranzosische wo Imperfekt noch sehr selten auftritt Eret erscheint jedoch bereits und leitet sich ab vom lateinischen Imperfekt Klitika Bearbeiten Kontrahierte Formen finden sich haufig in altfranzosischen Texten Im vorliegenden Text sind es vor allem Enklitika Folgen zwei einsilbige Worter aufeinander so entfallt der letzte unbetonte Vokal des zweiten Wortes wenn darauf ein Konsonant folgt und der verbleibende Konsonant schliesst sich an die vorangehende Silbe an enl lt en le nos lt non se no nt lt non inde wobei zusatzlich ent reduziert wird Satzstellung Bearbeiten Die Satzstellung im Altfranzosischen weist noch grosse Flexibilitat auf So zeichnet sich zum Beispiel der erste Teil des Verses 2 dadurch aus dass das Subjekt nicht explizit genannt wird und das Adjektiv von seinem Substantiv durch das Verb getrennt ist Bel auret corps In Vers 20 ist die Reihenfolge S ubjekt O bjekt V erb in Vers 27 dagegen VSO etc Lexik Bearbeiten Der Wortschatz stammt hauptsachlich aus dem religiosen Bereich und betont den Unterschied zwischen Korper und Geist bzw Seele corps anima Ausserdem zeigt sich dass das Franzosisch dem Vulgarlatein entstammt So entwickelte sich fou gt neufrz feu aus FOCUS Feuerstelle und nicht etwa aus IGNIS Feuer der klassisch lateinischen Form Dagegen findet sich noch chieef lt CAPUT Kopf anstatt der metaphorischen Form TESTA Tonkrug wie sie im Vulgarlatein belegt ist neufrz tete Orthographie Bearbeiten Das betonte a in offener Silbe erscheint bereits als e spede portede stellenweise aber auch noch als a buona pulcella anima Hier ist eher die Tradition der lateinischen Orthographie als eine phonetische Opposition zu vermuten Das Fehlen einer standardisierten Orthographie zeigt sich auch im Fall von krist christus Der Beleg manatce mit der Graphie tc fur ts belegt die Aussprache mit Verschlussreibelaut der erst spater zu s wird Der Laut k wird orthographisch vor o als ein c wiedergegeben cose chose und ch vor i chi qui Hilty 1990 nimmt fur den ersten Vers ein Anagramm fur alleluia an BuonA puLcELla fUt EulalIA Besondere Auslegungsschwierigkeiten BearbeitenIm Vers 17 bereitet besonders das Wort virginitet Schwierigkeiten Price 1990 betont dass Eulalia wohl kaum um den Verlust ihrer Jungfraulichkeit zu bangen hatte wurde sie doch mit dem Tode bedroht So befurwortet er die Auslegung purete integrite innocence also spirituelle Reinheit Integritat oder Unschuld Bereits Barnett 1959 sieht in virginitet hier eine metaphorische Verwendung So sei spirituelle Reinheit eine grundlegende Eigenschaft eines Christen gewesen Hauptprobleme in der Auslegung stellt aber der Vers 15 dar ell ent aduret lo suon element Dabei bereiten drei Worter Schwierigkeiten ent aduret sowie element Letztere konnen nur im Zusammenhang erklart werden denn element ist direktes Objekt des Verbs aduret Hilty 1990 legt ent folgendermassen aus Das Adverb habe eine sowohl zeitliche als auch kausale Bedeutung danach und als Konsequenz Durch ent wird der negative Ausgang der Unterhaltung Eulalias mit Maximian reprasentiert Verse 11 14 aber auch globaler betrachtet der erste Teil der Sequenz mit dem Folgenden logisch verknupft weil sie gut ist und allen Versuchungen widersteht beginn ihr Martyrium Vers 19ff Von Forschern und Herausgebern wurde lange Zeit nur die Form adunet berucksichtigt 1938 untersuchte der amerikanische Forscher H D Learned die Handschrift genauer Aufgrund der unterschiedlichen Tintenstarke kam er zu dem Schluss dass der damalige Schreiber zunachst ein r notiert hatte Learneds Ansicht nach verwischte dieser die noch feuchte Tinte und so wurde das r zu einem n Learned verwendet das englische Wort smear In der Folge ubernahmen Forscher wie Barnett 1961 Avalle 1966 oder Hilty 1968 die Form aduret Die Form adu et scheint also vielmehr ein paleographisches als ein philologisches Problem darzustellen Nach Hilty 1990 tragt aduret das zum Infinitiv adurer gehort die Bedeutung endurer ertragen Element sei im Sinne eines der vier Elemente hier dem Feuer zu verstehen Feuer das Folterinstrument Eulalias sei ihr Element schlechthin Es wird zu ihrem Verbundeten der ihr nichts anhaben will In der lateinischen Version erstrahlt nach ihrem Tod ihr Stern deshalb so hell weil in ihr ein inneres Feuer gluht Somit bedeutet der Vers nach Hilty elle endure le feu sie ertragt das Feuer Nach Barnett 1961 steht der Buchstabe u jedoch eher fur den Laut o oder u anstatt fur y was das Verb adorare ergabe Element wurde dann faux dieu falscher Gott Gotze bedeuten was folgende Interpretation ergabe Maximien l exhorte a fuir le nom chretien et a adorer son faux dieu le dieu a Maximien Maximian ermahnt sie dem Titel Christin zu entsagen und stattdessen seinen den Maximians Gotzen anzubeten Price 1990 schliesst sich der Meinung Hiltys an Er zieht allerdings auch die Lesart adunet in Betracht Anders als Learned sieht er in der Form n eine bewusste Korrektur Neben adurer ist in der Tat auch adunare im Spatlatein belegt in der Bedeutung reunir versammeln Somit konnte der Vers lauten elle rassemble tout son courage sie sammelt all ihren Mut Price verweist jedoch gleichzeitig auf Barnett 1961 nach dem weder fur element noch fur das lateinische Etymon ELEMENTUM die Bedeutungen courage force belegt seien Andere Auslegungen des Wortes element gehen sehr weit und fanden weitgehend keinen Eingang in die gangige Lehrmeinung MENTEM esprit Geist ALA MENTE fur ALLA MENTE autrement anderweitig oder gar lenement lt LINAMENTUM drap de lin vetement de lin Waschestuck Referenzen BearbeitenQuelle Bearbeiten La Sequence de sainte Eulalie Manuscrit 150 fol 141v Bibliotheque municipale de Valenciennes Literatur Bearbeiten Auty Robert Robert Henri Bautier et al Hrsg Lexikon des Mittelalters Munchen Artemis Verlag 1989 Bd IV Ayres Bennett Wendy A history of the French language through texts London Routledge 1996 Barnett F J Virginity in the old French Sequence of Saint Eulalie In French Studies XIII 1959 S 252 256 Barnett F J Some Notes on the Sequence of Saint Eulalia In Studies in Medieval French presented to Alfred Ewert in Honour of his Seventieth Birthday Oxford Clarendon Press 1961 S 1 25 Bossuat Robert Genevieve Hasenohr Dictionnaire des Lettres Francaises Bd Le Moyen Age O O Fayard 1992 Hilty Gerold La Cantilene de sainte Eulalie analyse linguistique et stylistique In Dion Marie Pierre La Cantilene de sainte Eulalie Actes du colloque de Valencienne 21 mars 1989 Lille ACCES Valenciennes Bibliotheque municipale de Valenciennes 1990 S 73 79 Hofer Josef Karl Rahmer Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche Freiburg Herder 1959 3 Bd Huchon Mireille Histoire de la langue francaise Paris Le livre de poche 2002 Keller Hiltgart Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten Stuttgart Reclam 1968 Klare Johannes Franzosische Sprachgeschichte Stuttgart et al Klett 1998 Learned Henry Dexter The Eulalia Ms at Line 15 Reads Aduret not Adunet In Speculum 16 3 1941 S 334 335 Price Glanville La Cantilene de sainte Eulalie et le probleme du vers 15 In Dion Marie Pierre La Cantilene de sainte Eulalie Actes du colloque de Valencienne 21 mars 1989 Lille ACCES Valenciennes Bibliotheque municipale de Valenciennes 1990 S 81 87 Sampson Rodney Early Romance Texts An Anthology Cambridge Cambridge University Press 1980 Tagliavini Carlo Einfuhrung in die romanische Philologie Aus dem Ital ubertr von R Meisterfeld und U Petersen 2 verb Auflage Tubingen et al Francke 1998 Wimmer Otto Hartmann Melzer Lexikon der Namen und Heiligen 4 Auflage Innsbruck et al Tyrolia Verlag 1982 Weiterfuhrende Literatur Bearbeiten Avalle D Arco Silvio Alle origini della letteratura francese Torino G Giappichelli 1966 Dion Marie Pierre La Cantilene de sainte Eulalie Actes du colloque de Valencienne 21 mars 1989 Lille ACCES Valenciennes Bibliotheque municipale de Valenciennes 1990 Hilty Gerold La Sequence de Sainte Eulalie et les origines de la langue litteraire francaise In Vox Romanica 27 1968 S 4 18 Hilty Gerold Les serments de Strasbourg et la Sequence de Sainte Eulalie In Vox Romanica 37 1978 S 126 150 Siehe auch BearbeitenFranzosische LiteraturWeblinks Bearbeiten Das Manuskript sowie Erlauterungen auf Franzosisch 1 Textsammlung zur franzosischen Literatur u a Mittelalter 2 Mediaevum de Das altgermanistische Internetportal U a Ludwigslied 3 La sequence de Sainte Eulalie Bibliotheca Augustana Normdaten Werk GND 4208552 4 lobid OGND AKS LCCN n92031850 VIAF 186375792 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eulalia Sequenz amp oldid 219498391