www.wikidata.de-de.nina.az
Die Martyrerkrone lateinisch martyrii corona auch corona fidei Krone des Glaubens ist ein ikonographisches Heiligenattribut Zug der jungfraulichen Martyrinnen mit Kranzen und Palmen im Hintergrund 1 Inhaltsverzeichnis 1 Antike 2 Christentum 3 Martyrerkrone 4 Ikonographie 5 EinzelnachweiseAntike Bearbeiten nbsp Augustus mit Corona civica Glyptothek Munchen Hauptartikel Corona Antike In der Antike war die Corona der aus Bluten und Blattern geflochtene Kranz bzw dessen Nachbildung aus Metall im kultischen offentlichen und privaten Leben fast allgegenwartig Man bekranzte sich bei Opferhandlungen sportlichen Veranstaltungen Feiern Gelagen Hochzeiten und Begrabnissen Der Herstellung von Kranzen widmeten sich spezialisierte Berufe und Industrien und auch im romischen Heer spielte die Corona in unterschiedlichen Formen als Auszeichnung und bei bestimmten Gelegenheiten beispielsweise beim Empfang eines Geldgeschenks durch den Kaiser eine bedeutende Rolle 2 Christentum BearbeitenBereits in den altesten Schriften des Neuen Testaments wird die Metapher des Siegerkranzes bei einem Wettkampf gebraucht Im 1 Brief an die Korinther des Apostels Paulus heisst es Wisst ihr nicht dass die Laufer im Stadion zwar alle laufen aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt Lauft so dass ihr ihn gewinnt Jeder Wettkampfer lebt aber vollig enthaltsam jene tun dies um einen verganglichen wir aber um einen unverganglichen Siegeskranz zu gewinnen Darum laufe ich nicht wie einer der ziellos lauft und kampfe mit der Faust nicht wie einer der in die Luft schlagt vielmehr zuchtige und unterwerfe ich meinen Leib damit ich nicht anderen predige und selbst verworfen werde 1 Kor 9 24 27 EU Vor allem die stets prasente Verbindung des Kranzes mit den antiken Gottern und ihren Kulten erregte indes Anstoss bei dem Kirchenschriftsteller Tertullian Dieser verfasste eine Schrift in der er sich zunachst gegen die Bekranzung im Militarwesen wandte 3 dann das Tragen von Kranzen allgemein erorterte und zu dem Schluss kam Christen durften keine Kranze tragen und zwar aus den folgenden Grunden Das Tragen von Blumenkranzen sei gegen die Natur Blumen seien namlich dazu da angeschaut und berochen zu werden bei auf dem Kopf getragenen Blumen sei beides nicht moglich Das Bekranzen sei eine spezifisch heidnische Sitte die Kranze seien den Gottern z B dem Dionysos heilig daher sei das Kranztragen Gotzendienst In der Heiligen Schrift sei zwar kein Verbot des Kranztragens zu finden aber schliesslich sei ja alles verboten was nicht ausdrucklich erlaubt ist 4 Abschliessend meint Tertullian noch Wenn du dich mit Dornen nicht kannst kronen lassen so solltest du dich wenigstens nicht mit Blumen bekranzen weil das nicht angeht 5 Damit nimmt er auf die Dornenkrone Christi Bezug So steht bei Joh 19 2 EU und ahnlich bei Mt 27 29 EU und Mk 15 17 EU dass die Soldaten des Pilatus Jesus einen Kranz aus Dornen stefanon ἐ3 ἀkan8ῶn stephanon ex akanthon aufs Haupt gesetzt hatten Das Wort Stephanos ist die genaue griechische Entsprechung von Corona In dem vermutlich aus dem 2 Jahrhundert stammenden zweiten Clemensbrief wird die Metapher des Siegeskranzes wiederum aufgegriffen und ausgebaut Wenn wir auch nicht alle gekront werden konnen so wollen wir doch der Krone moglichst nahe kommen Wir mussen namlich wissen dass wer beim verganglichen Wettkampf sich beteiligt und dabei auf einem Betrug ertappt wird dass dieser gegeisselt ausgeschieden und zum Kampfplatz hinausgeworfen wird Was meint ihr dass dem widerfahrt der beim unverganglichen Kampfe betrugt 6 Martyrerkrone Bearbeiten nbsp Die Martyrerkrone des hl Sebastian wird von einem Engel uberbracht 7 Im dritten Jahrhundert unter dem Eindruck der Christenverfolgungen im Romischen Reich unter Decius und seinen Nachfolgern gewann die Metapher eine neue Ausrichtung War zuvor die Krone der Preis der dem winkte der in der Nachfolge Christi sein Ziel erreichte war es nun ein ganz konkreter Sieg namlich die Uberwindung der Christenverfolger Wer bis zum Ende im Glauben fest blieb und auch angesichts von Folter und Tod nicht abschwor der hatte die Welt besiegt und ihm winkte die Martyrerkrone die Corona martyrii In seinem Brief An die Martyrer und Bekenner fuhrt der hl Cyprian von Karthago an Sie die Kirche trug Weiss bei den Werken der Bruder nun ist ihr Kleid purpurn vom Blut der Martyrer es fehlt weder die Lilie noch fehlt die Rose unter ihren Blumen Nun lasst einen jeden um den hochsten Preis ringen Weisse Siegeskranze als Preis fur die Arbeit und purpurne Kranze als Preis fur die Leiden Im himmlischen Lager tragt sowohl Friede als Streit seine eigenen Bluten aus denen man Christi Soldaten Kranze wird winden 8 Die verfolgten Christen wurden teilweise regelrecht beneidet bzw bestanden darauf dass niemand ihnen den schon in Reichweite befindlichen Martyrerkranz etwa durch eine unerwunschte Fluchthilfe entwinde Ein fruhes Beispiel dieser Haltung ist in dem Brief des Ignatius von Antiochien an die Romer uberliefert Denn weder werde ich nochmals eine solche Gelegenheit zu Gott zu kommen finden noch werdet ihr wenn ihr schweiget auf bessere Werke euren Namen setzen konnen Denn wenn ihr von mir schweiget bin ich Gottes Wort wenn ihr aber mein Leben im Fleisch liebet werde ich wieder bloss ein leerer Schall sein Erweiset mir damit den grossten Gefallen dass ich Gott geopfert werde solange der Altar noch bereit steht 9 Und weiter unten nochmals Betet fur mich dass ich ans Ziel gelange Nicht dem Fleische nach habe ich euch geschrieben sondern dem Willen Gottes entsprechend Wenn ich leide habt ihr es gut mit mir gemeint wenn ich verworfen werde habt ihr mich gehasst 10 Bei Prudentius im 4 Jahrhundert schliesslich ist die christliche Kranzmetaphorik voll ausgebildet Sein Liber Peristephanon 11 ist eine Sammlung von 14 Gedichten die bis auf das achte stadtromischen bzw spanischen Martyrern gewidmet sind Das Werk wurde stark rezipiert beeinflusste die Gestaltung der meist legendarischen Martyrerviten und wurde bis ins Mittelalter vielfach gelesen Ikonographie Bearbeiten nbsp Die hl Agnes mit Martyrerkrone aus der Schedelschen Weltchronik nbsp Die hl St Lucia mit Martyrerkrone aus der Schedelschen Weltchronik Ursprunglich entsprach die Darstellung der Corona martyrii der antiken Corona wie man sie etwa aus Darstellung der Kaiserzeit kannte Ein Beispiel sind die spatantiken Mosaiken aus Sant Apollinare Nuovo in Ravenna Die von den Martyrinnen getragenen Kranze sind kaum zu unterscheiden von einer Corona civica wie sie beispielsweise von einigen Busten des Augustus bekannt ist Im Mittelalter nachdem die antike Corona sich zur Krone des Herrschers umgeformt hatte folgte die Ikonografie diesem Wandel Die Martyrer wurden nun mit Kronen dargestellt so beispielsweise in den Abbildungen der Schedelschen Weltchronik Auch der Kranz erschien noch gelegentlich allerdings dann nicht auf dem Haupt des Martyrers sondern in der Form dass er dem Martyrer im Augenblick in dem sich das Martyrium vollendete von einem vom Himmel herabschwebenden Engel uberbracht wurde Vielleicht weil in spateren Zeiten als die Krone nur noch ein Herrschaftssymbol war die Abbildung eines Heiligen mit Krone zur irrtumlichen Vermutung veranlasste dass ein heiliger Konig dargestellt sei vielleicht auch wegen Kollisionen mit anderen Kopfbedeckungen etwa bei Martyrern die auch Bischof waren und als solche mit einer Mitra dargestellt werden wurde in der neueren Ikonographie die Martyrerkrone als Attribut immer mehr von der Martyrerpalme verdrangt Einzelnachweise Bearbeiten Mosaik des 6 Jahrhunderts in der Kirche Sant Apollinare Nuovo in Ravenna Tertullian De corona militis 1 Tertullian De corona militis Vom Kranze des Soldaten lateinischer Text BKV Tertullian De corona 2 Sed quod non prohibetur ultro permissum est Immo prohibetur quod non ultro est permissum Tertullian De corona 14 aut nec floribus coroneris si spinis non potes quia floribus non potes 2 Clem 7 Gemalde von Francesco di Giovanni Botticini etwa 1505 Metropolitan Museum of Art New York Cyprian epistolae VII X 5 Oxford ed Erat ante in operibus fratrum candida nunc facta est in martyrum cruore purpurea floribus ejus nec lilia nec rosae desunt Certent nunc singuli ad utriusque honoris amplissimam dignitatem Accipiant coronas vel de opere candidas vel de passione purpureas In coelestibus castris et pax et acies habent flores suos quibus miles Christi ob gloriam coronetur Vgl BKV Ignatius von Antiochen epistula ad romanos 2 Ignatius von Antiochen epistula ad romanos 8 Von griechisch perὶ stefanwn Uber den Martyrer Kranz Das Werk ist aber in lateinischer Sprache verfasst Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martyrerkrone amp oldid 166221393