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Etudes d execution transcendante ist der Titel eines Zyklus von zwolf Klavieretuden von Franz Liszt Die Etuden Liszts liegen in drei unterschiedlichen Fassungen vor Die erste Fassung entstand 1826 die zweite 1837 und die dritte wurde 1851 oder 1852 fertiggestellt Mit dem Titel Etudes d execution transcendante ist die dritte Fassung gemeint Liszt hat die fruheren Versionen seiner Etuden fur ungultig erklart Fur die Ubertragung des Werktitels ins Deutsche wird oft der Ausdruck Etuden von aufsteigender Schwierigkeit verwendet Allerdings trifft diese Gesetzmassigkeit nicht zu als schwierigste der Etuden werden z B die vierte oder die funfte angesehen Eine direktere Ubertragung des Titels in die deutsche Sprache ware etwa Etuden von ubernaturlicher Ausfuhrung Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Analyse 2 1 Erstes Heft 2 1 1 Etude Nr 1 Preludio 2 1 2 Etude Nr 2 Molto vivace 2 1 3 Etude Nr 3 Paysage 2 1 4 Etude Nr 4 Mazeppa 2 1 5 Etude Nr 5 Feux follets 2 1 6 Etude Nr 6 Vision 2 1 7 Etude Nr 7 Eroica 2 2 Zweites Heft 2 2 1 Etude Nr 8 Wilde Jagd 2 2 2 Etude Nr 9 Ricordanza 2 2 3 Etude Nr 10 Presto molto agitato 2 2 4 Etude Nr 11 Harmonies du soir 2 2 5 Etude Nr 12 Chasse neige 3 WeblinksEntstehung Bearbeiten nbsp Franz Liszt Portrat von Henri Lehmann 1839 Franz Liszts Etudes d execution transcendante sind als uberarbeitete Neuversion aus den im September und Oktober 1837 komponierten Grandes Etudes hervorgegangen Den meisten der Grandes Etudes liegen Stucke der fruheren Etuden op 6 als musikalische Keime zugrunde Fur die Etude in f Moll ist die Etude in der gleichen Tonart aus Chopins Etuden op 10 als Ausgangspunkt anzusehen Die Etude in Es Dur wurde aus einem Motiv entwickelt mit dem die Introduktion von Liszts Impromptu op 3 uber Melodien Rossinis und Spontinis beginnt Fur die Grandes Etudes war ursprunglich eine Gesamtzahl von 24 Stucken in allen Tonarten vorgesehen doch hat Liszt den Zyklus in dieser Gestalt niemals fertiggestellt Fur die Entstehungszeit der Etudes d execution transcendante ist in den Verzeichnissen der Werke Liszts das Jahr 1851 zu finden Im Vergleich damit fiel eine eigene Auskunft Liszts als Antwort auf Anfragen Lina Ramanns im August 1876 anders aus Liszt schrieb er habe die Etuden op 6 im Jahr 1827 in Marseille komponiert Die Grandes Etudes seien 1837 und die Etudes d execution transcendante im Jahr 1849 in Weimar entstanden Hinsichtlich seines Aufenthalts in Marseille der in das Fruhjahr 1826 fiel hatte Liszt sich geirrt Seine Datierung der Grandes Etudes die mit Angaben in dem Tagebuch Marie d Agoults verifiziert werden kann war dagegen korrekt Zur Uberprufung der von Liszt angegebenen Datierung der Etudes d execution transcendante steht kein direkter Quellenbeleg zur Verfugung Als indirekter Beleg liegt mit dem Datum des 25 Januar 1850 eine von Eduard Liszt aufgesetzte und von Liszt unterschriebene Erklarung gegenuber dem Verleger Haslinger vor Zufolge dieser Erklarung erhielt Liszt mit Wirkung an diesem Tag samtliche Rechte an den Grandes Etudes zuruck Da nicht anzunehmen ist dass die Erklarung ohne Grund zustande gekommen war hatte Liszt bereits mit der Umarbeitung der Etuden begonnen und wohl auch ein fortgeschrittenes Stadium erreicht Eine Skizze fur die Etude in c Moll Wilde Jagd ist allerdings mit dem Datum 1851 Eilsen versehen das sich auf den Beginn des Jahres 1851 bezieht und bis zur endgultigen Fertigstellung des Zyklus verging noch einige Zeit Spatestens im Marz 1851 muss Liszt mit der Umarbeitung seiner Etuden zu einem vorlaufigen Abschluss gekommen sein In einem Brief an Carl Reinecke vom 19 Marz 1851 kundigte er an dass die Etuden im Mai dieses Jahres erscheinen wurden Es trat aber eine Verzogerung ein zu deren Begrundung Liszt in einem Brief an Carl Reinecke vom 16 April 1852 auf die von ihm vorgenommenen Veranderungen verwies Er mag insoweit noch im Jahr 1852 mit den Etuden beschaftigt gewesen sein Sie sollten nun im Sommer 1852 erscheinen Aus einem Brief Liszts an den Verlag Breitkopf amp Hartel vom 30 Oktober 1852 geht schliesslich hervor dass die Etuden bis dahin veroffentlicht waren Die Zeitgenossen Liszts hielten seine Kompositionen fur unspielbar und ungeniessbar Zur Bekanntmachung seiner Klavierwerke musste sie Liszt deshalb selbst vortragen und spielte aus seinen Grandes Etudes nur die Stucke in g Moll und in As Dur jeweils einmal in zwei Konzerten am 18 April und am 2 Mai 1838 in Wien Diese Wiener Konzerte wurden von Haslinger organisiert in dessen Verlag die Grandes Etudes veroffentlicht werden sollten Haslinger kundigte in einer Anzeige vom 16 Mai 1838 das baldige Erscheinen der Etuden an Nach der aktuellen Planung Liszts war vorgesehen dass er im September 1838 erneut in Wien konzertieren wurde In dieser Zeit sollten die Grandes Etudes in der Ausgabe Haslingers verfugbar sein Im September 1838 zeigte sich jedoch dass Liszt seine Plane andern und in Italien bleiben musste Seine Etuden blieben deshalb unveroffentlicht liegen Zur Veroffentlichung seiner Grandes Etudes in Paris hatte Liszt den Verlag Maurice Schlesingers vorgesehen Er hatte aus Grunden des internationalen Verlagsrechts mit Schlesinger vereinbart dass die Etuden gleichzeitig in Paris Wien London und Mailand erscheinen sollten Dabei hatte er keinen konkreten Erscheinungstermin genannt Schlesinger zeigte ohne Wissen und Beteiligung Liszts in der Revue et Gazette musicale vom 24 Marz 1839 das Erscheinen der Grandes Etudes in zwei Heften an Auslosende Ursache durfte gewesen sein dass kurz zuvor der Verleger Hofmeister in Leipzig mit der Bezeichnung als op 1 einen Nachdruck der 1826 erschienenen Etuden erscheinen liess Zeitgenossische Leser der Anzeigen Hofmeisters mochten glauben dass es diese Etuden waren von denen in Berichten von den Wiener Konzerten Liszts die Rede gewesen war Mit der Veroffentlichung der Grandes Etudes wollte Maurice Schlesinger einen eigenen Geschaftsvorteil wahren Nachdem die Grandes Etudes in Paris veroffentlicht waren bereiteten die Verleger Ricordi in Mailand und Haslinger in Wien eigene Ausgaben vor die Ende Juli oder Anfang August 1839 erschienen sind Die einzige Ausgabe auf deren Gestalt Liszt selbst Einfluss genommen hat war die Ausgabe Ricordis Damit hangt es zusammen dass nur in dieser Ausgabe das zweite Heft mit den Etuden 8 12 Chopin gewidmet ist Da in diesem zweiten Heft die Etude in f Moll enthalten ist deren Ausgangspunkt eine Etude Chopins war lasst sich in der Widmung ein plausibler Sinn erkennen Die Etude Chopins ist in dessen op 10 enthalten das Liszt gewidmet ist Liszt hat sich mit seiner Widmung revanchiert und gleichzeitig auf den Zusammenhang der beiden Etuden in f Moll aufmerksam gemacht Das erste Heft der Ausgabe Ricordis enthalt eine Widmung an Liszts fruheren Lehrer Czerny dem in den anderen Ausgaben alle Etuden und spater auch die Etudes d execution transcendante gewidmet sind Im Fruhjahr 1839 hielt Clara Wieck sich in Paris zu Konzerten auf Sie erhielt Anfang Marz 1839 von Schlesinger ein Exemplar des ersten Hefts der Etuden Liszts und schilderte in einem Brief an Schumann vom 10 Marz 1839 ihre ersten Eindrucke Die Etuden gefielen ihr nicht weil sie zu wild und zerrissen waren Sie konnte zwar Geist aber kein Gemut darin finden Schumann lernte die Etuden erst nach dem Erscheinen der Haslinger Ausgabe kennen Einem Brief an Clara Wieck vom 8 September 1839 ist zu entnehmen dass er an diesem Tag die Etuden zweimal sorgfaltig durchgespielt hatte Die Etuden waren ihm grosstenteils zu struppig erschienen nur Weniges gefiel ihm im Grunde Clara Wieck schrieb in einem Brief vom 10 September 1839 dass es ihr genauso ergangen sei Entsprechend den gemeinsamen Eindrucken von den Etuden fiel eine Rezension Schumanns die in der Neuen Zeitschrift fur Musik vom 15 Oktober 1839 erschien ablehnend aus Dabei muss es fur Liszt besonders peinlich gewesen sein dass Schumann sich zuvor in einer Rezension in der Neuen Zeitschrift fur Musik vom 8 Marz 1839 uber Etuden seines Rivalen Thalberg lobend ausgesprochen hatte Die Grandes Etudes hatten im Herbst 1837 den Arbeitstitel Preludes in der Bedeutung von Improvisationen erhalten Liszt hat diesen Titel fur das erste Stuck der Etudes d execution transcendante ubernommen Die meisten der ubrigen Stucke wurden ebenfalls mit Titeln versehen Das vierte Stuck wurde bereits in dem Programm eines Konzerts vom 27 Marz 1841 in Paris Mazeppa genannt obwohl eine gedruckte Ausgabe mit diesem Titel erst im November 1846 in Wien erschien Liszt war am 11 Februar 1841 in Brussel in einem Privatkonzert aufgetreten das von Francois Joseph Fetis veranstaltet worden war Im Zuge einer Kontroverse in der es um den kunstlerischen Rang Thalbergs ging hatte Fetis im Fruhjahr 1837 Liszt eine eigene Kreativitat abgesprochen Im Februar 1841 rief er jedoch unter dem Eindruck von Liszts Klavierspiel aus Voila la creation du piano on ne savait pas ce que c etait jusqu ici Das ist die Neuerfindung des Klaviers von dem man bis heute gar nicht wusste was es war Mit einem ubersteigerten Hochgefuhl nahm Liszt an ihm sei als Komponist ein Durchbruch gelungen Hiermit hangt das von Victor Hugo ubernommene Motto der vierten Etude zusammen Il tombe enfin et se releve Roi Endlich sturzt er hin und steht als Konig wieder auf Die Bezeichnung Etude d execution transcendante wurde von Liszt im September 1838 im Zusammenhang mit der Komposition seiner ersten Paganini Etude gepragt Sie hangt wohl ebenfalls mit seiner fruheren Kontroverse mit Fetis zusammen Fetis hatte in seiner Entgegnung auf die Rezension Liszts einiger Klavierwerke Thalbergs geschrieben Vous etes l homme transcendant de l ecole qui finit et qui n a plus rien a faire mais vous n etes pas celui d une ecole nouvelle Thalberg est cet homme voila toute la difference entre vous deux Sie sind der uberragende Vertreter der Schule die abgeschlossen ist und fur die es nichts mehr zu tun gibt aber Sie sind nicht der Vertreter einer neuen Schule Dieser Mann ist Thalberg das ist der ganze Unterschied zwischen Ihnen beiden Die Bezeichnung Etudes d execution transcendante knupft in der Art eines ironischen Kommentars daran an Sie sollte ein Hinweis darauf sein dass Liszt im Vergleich mit der alteren Schule zu neuen Einfallen gekommen war In einem Aufsatz Etudes d execution transcendante der in der Revue et Gazette musicale vom 9 Mai 1841 erschien hat Fetis dies mit Bezugnahme auf die Paganini Etuden auch anerkannt jedoch mit einem Hinweis auf Ubernahmen Liszts aus Klavierwerken Thalbergs relativiert Da die von Liszt uberragte altere Schule auf die sich die fruhere Anspielung von Fetis bezog die Schule Czernys gewesen war lasst sich der Titel Etudes d execution transcendante im Zusammenhang mit der Widmung an Czerny als neuer Hinweis Liszts auf seine eigene Fortentwicklung verstehen Bei der Umarbeitung der Grandes Etudes zu den Etudes d execution transcendante hat Liszt sich vor allem um eine verbesserte klaviertechnische Okonomie bemuht Es kamen stilistische Glattungen und andere Veranderungen hinzu Die Veranderungen sind in den Etuden in f Moll und Es Dur besonders stark ausgepragt doch auch die ubrigen Stucke wurden grundlich revidiert Wahrend Liszt sich in den meisten Fallen darauf beschrankte seine Veranderungen in ein Exemplar der Haslinger Ausgabe der Grandes Etudes einzutragen oder einzukleben hat er die Mazeppa Etude vollstandig neu notiert Insbesondere die Coda die in der fruheren Version nur angedeutet war erhielt erst in der letzten Fassung eine uberzeugende Gestalt Analyse BearbeitenErstes Heft Bearbeiten Etude Nr 1 Preludio Bearbeiten Die erste Etude Preludio in C Dur wirkt wie eine bravourose Improvisation Thematische Gestalten sind nur in rudimentaren Ansatzen vorhanden so dass die Etude sich weniger zum Vortrag als Einzelstuck sondern vielmehr als Eingang in den Zyklus eignen wird Unter der Voraussetzung einer ausgebildeten Technik hat man es mit einem massig schweren Klavierstuck zu tun In Konzertauffuhrungen in welchen die 12 zyklusartig angeordneten Etuden an einem Stuck vorgetragen werden wird normalerweise zwischen der Ersten und Zweiten Etude keine nennenswerte Zeit gelassen wie man es eigentlich bei zwei Einzelstucken aber auch von den meisten mehrsatzigen Stucken erwarten wurde Beide Stucke gehen vielmehr nahtlos ineinander uber Etude Nr 2 Molto vivace Bearbeiten Zu Beginn der zweiten Etude Molto vivace in a Moll wird ein vierfach repetierter Ton als Motiv eingefuhrt Bei dem von Liszt gewahlten Rhythmus lasst das Motiv mit dem die Etude auch endet an das Hauptmotiv der 5 Sinfonie Beethovens denken Schicksalsmotiv hier allerdings im 3 4 Takt Zu diesem Motiv das in unterschiedlichen Varianten allgegenwartig ist treten andere Motive hinzu die einer bestandigen Fortentwicklung unterworfen sind Hierzu gehoren ein melodisches Motiv ab Takt 7 mit Auftakt ein brillantes Motiv ab Takt 12 und ein Arpeggiomotiv aus Tonen im Abstand einer Oktave erstmals in Takt 15 Es ergibt sich eine klare Form die an einen Sonatenhauptsatz erinnert Introduktion a capriccio Takt 1 mit Auftakt bis Takt 6 Exposition Takt 7 mit Auftakt bis Takt 29 Halbschluss in C Dur mit dem Dreiklang G Durchfuhrung Takt 30 mit Auftakt bis Takt 68 mit grosser Steigerung uber dem Orgelpunkt e im Prestissimo verkurzte Reprise Tempo I Takt 70 bis Takt 80 Coda Stretto Takt 81 mit Auftakt bis zum Ende Takt 102 verstanden werden konnen Die dissonanzenreiche Harmonik wird bereits in der Introduktion exponiert zum Orgelpunkt e erscheinen nacheinander der Neapolitanische Sextakkord der verminderte Septakkord d f gis h und die Zwischendominante H7 als Quintsextakkord vor dem Halbschluss mit dem Dreiklang E Aus dem Neapolitaner ergeben sich phrygische Wirkungen und im Zusammenwirken mit dem verminderten Septakkord die Chromatik der Etude Etude Nr 3 Paysage Bearbeiten Die dritte Etude Paysage Landschaft in F Dur beginnt als Anschlagsstudie in dem Charakter eines pastoralen Duetts In einem zweiten Teil wird in bestandiger Steigerung eine quasi religiose Emphase erreicht Das Auge des lyrischen Ichs wendet sich von der Landschaft dem Himmel zu Im letzten Teil stellt sich unter Glockenklangen der Zustand eines beseligenden Friedens ein Liszt hat Stucke von dieser Art niemals in Konzerten gespielt Bei der typischen Erwartungshaltung seines Publikums hatte ein solches Stuck auch deplatziert gewirkt Etude Nr 4 Mazeppa Bearbeiten nbsp Der Page Mazeppa Gemalde von Theodore Gericault um 1820 Von der vierten Etude in d Moll wurde am 18 November 1846 von dem Wiener Verleger Haslinger das Erscheinen einer Fruhversion mit dem Titel Mazeppa angezeigt Mit dem Titel wird ein Bezug auf eine Verserzahlung Victor Hugos hergestellt Es geht dort um Mazeppa der in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts als Page an den Hof des polnischen Konigs Johann II Kasimir nach Warschau kam Wegen einer illegitimen Liebesbeziehung mit der Gattin eines Magnaten wird er von diesem gefesselt auf ein Pferd gebunden Das Pferd wird dann in die Steppe gejagt so dass Mazeppa unter der sengenden Hitze der Sonne verschmachten soll Nach einem wilden Ritt bricht das Pferd schliesslich zusammen Mazeppa der sich bereits dem Tode nahe fuhlt wird aber gerettet Er wird von Kosaken aufgenommen und in die Ukraine gebracht 1687 wird er dort zum Herrscher gewahlt In Entsprechung mit dem Programm beginnt die Etude mit einer Introduktion aus scharf abgerissenen Akkorden Es soll sich damit die Vorstellung verbinden dass das Pferd mit Peitschenhieben in die Steppe gejagt wird Die Introduktion die in dieser Gestalt im Fruhjahr 1841 entstand fuhrt zum Dominantseptakkord der Tonart d Moll so dass sich der Hauptteil der Etude anschliessen kann Liszt hat jedoch in der endgultigen Version noch eine Episode mit Passagen eingefugt Bei uppigem Gebrauch des rechten Pedals lasst sich dies so verstehen dass in der Art eines Vorspanns zu einem Film zuerst eine riesige Staubwolke zu sehen ist Der Staub legt sich dann worauf ein freier Blick auf die Szene moglich wird Zur Schilderung von Mazeppas Todesritt wird als Hauptteil der Etude eine klagende Melodie in sechs Strophen mit harmonischer Unterstutzung durch den Bass gespielt Die Strophen sind paarweise zusammengefasst wodurch sich eine dreiteilige Form mit den Strophen 3 4 als kontrastierender Mittelteil ergibt In den Strophen 1 2 und 5 6 tritt zu dem Gesang im Diskant und dem Bass eine aufsteigende Figur in der Mittellage hinzu die dem Larm der aufschlagenden Hufe des wild dahinsturmenden Pferdes entspricht Die Figur wurde in den Strophen 1 2 der Fruhversion in Triolen Achteln gespielt In der endgultigen Version sind in der ersten Strophe die Triolen Achtel durch Sechzehntel ersetzt Da Liszt fur die zweite Strophe die Melodie der ersten Strophe in gleichen Notenwerten ubernommen hat musste im Prinzip die Figur in der Mittellage in der zweiten Strophe im Vergleich mit der ersten Strophe langsamer sein In der ersten Strophe wurden auf eine Halbenote der Melodie acht Sechzehntel dagegen in der zweiten Strophe auf eine Halbenote sechs Triolenachtel entfallen Ob dies wirklich so gemeint ist bleibt allerdings ungewiss Es bietet sich als Alternative die Deutung an dass die Schnelligkeit der Figur beibehalten werden soll wodurch sich eine Verkurzung der Melodietone ergibt Der Vergleich mit den Strophen 5 6 fuhrt zu dem Ergebnis dass eine entsprechende Verkurzung auch dort zu finden und zu Beginn von Strophe 6 mit einer veranderten Tempoangabe angedeutet ist Die fortschreitende Verkurzung der Melodietone lasst sich als Ausdruck einer zunehmend atemlosen Hast auf dem Todesritt Mazeppas verstehen Die dritte Strophe in B Dur in der anstelle der fruheren Figur nun die Melodie in der Mittellage liegt wirkt als lyrischer Ruhepunkt Dagegen treten in der vierten Strophe chromatische Figuren zu der Melodie hinzu und in der zweiten Halfte der Strophe wird mit absturzenden Quartsextakkorden das Entsetzen Mazeppas in der Erwartung einer bevorstehenden Katastrophe zum Ausdruck gebracht Der Ritt wird aber in den Strophen 5 6 noch fortgesetzt Erst in der Coda ab Takt 159 wird in Tonen geschildert wie das Pferd zum Stehen kommt und schliesslich zusammenbricht Es folgt ein Rezitativ mit klagenden kurzen Motiven die in zunehmendem Mass durch Pausen unterbrochen sind Auch Mazeppa ist offenbar am Ende seiner Krafte angelangt Unerwartet schliesst sich ein strahlender Schlusssatz in D Dur mit schmetterndem Fanfarenmotiven an der die Rettung Mazeppas und seine Einsetzung als Konig symbolisiert Bei der Gestaltung seiner Etude hat Liszt sich in der letzten Fassung in erstaunlicher Art bei seinem fruheren Rivalen Sigismund Thalberg bedient Der chromatische Gang mit Akkordtonen in den Aussenstimmen in den Takten 55ff sowie an anderen Stellen ist in gleicher Art in Thalbergs Grande fantaisie op 22 zu finden die Liszt zu Beginn des Jahres 1837 in einer Rezension als angeblich vollstandig einfallslos verworfen hatte In der lyrischen dritten Strophe wird eine Daumenmelodie von uppigen Arpeggien umspielt Die von Arpeggien umspielte Daumenmelodie war im Fruhjahr 1837 Hauptgegenstand der polemischen Attacken Liszts gegen Thalberg gewesen Liszt hatte diese Art von Klaviersatz mit Worten einer starken Verachtung bedacht und abgelehnt Etude Nr 5 Feux follets Bearbeiten Das funfte Stuck Feux follets Irrlichter in B Dur ist eine koloristische Bewegungs und Filigranstudie die motivisch vor allem auf Trillerformen des Halbton und des Ganztonschritts beruht Als Irrlicht wird in Takt 9 ein Motiv aus acht Tonen eingefuhrt das in unterschiedlichen Gestalten teils diatonisch teils chromatisch an vielen Stellen wiederkehrt Durch uppige Verwendung von tonal vieldeutigen verminderten Septakkorden und haufige Wechsel zwischen Dur und Moll entsteht der Eindruck eines schillernden Hintergrunds Auch der Taktrhythmus wird nicht selten in der Schwebe gehalten In der Introduktion wird erst mit dem Beginn von Takt 7 die Bestatigung einer schweren Taktzeit erreicht Ob der letzte Akkord von Takt 8 der auf eine leichte Taktzeit fallt aber der Abschluss einer Passage ist nicht als betont gehort werden soll ist bereits ungewiss Der abschliessende Akkord am Ende der analogen Passage in den Takten 10f ist tatsachlich auf einer schweren Taktzeit platziert Ahnliche Probleme ergeben sich in Takt 48 bei einem Vergleich mit Takt 47 In Takt 48 sind die 4 Achtelnoten des 2 4 Taktes in zwei Gruppen von jeweils drei Sechzehnteln und eine Gruppe von zwei Sechzehnteln eingeteilt Die Passage der rechten Hand stimmt damit uberein Bei dem Motiv aus drei Sechzehnteln der linken Hand stellt sich dagegen die Frage ob das erste Sechzehntel am Taktbeginn als betont oder als unbetont gehort werden soll Das Motiv wurde in Takt 47 in solcher Art eingefuhrt dass eine relative Schwere mit der zweiten Sechzehntel zusammenfallt Die Form der Etude ist eine dreiteilige Reprisenform Nach einer Introduktion beginnt mit dem zweiten Achtel von Takt 18 ein Hauptteil der mit dem ersten Sechzehntel von Takt 42 nach einem lyrischen Melodiefragment in der Oberstimme der Takte 40f zu einem deutlichen Abschluss in B Dur gelangt Bis zum ersten Achtel von Takt 73 schliesst sich eine modulierende Durchfuhrung an Mit dem zweiten Achtel von Takt 73 beginnt eine stark veranderte Reprise in A Dur die auf dem ersten Sechzehntel von Takt 102 nach der gleichen lyrischen Phrase wie am Ende der Exposition wieder die Tonika von B Dur erreicht In der nachfolgenden Coda bleibt die Tonalitat trotz weiterhin uppiger Chromatik stabil Wahrend die Etude heute als brillante Konzertnummer ihre Wirkung tut durften die Zeitgenossen die haufige tonale und rhythmische Unsicherheit als unbehagliches Gefuhl empfunden haben In solcher Art in der Art eines unheimlichen Spuks war die Wirkung wohl auch von Liszt geplant Etude Nr 6 Vision Bearbeiten Im Zusammenhang mit der sechsten Etude Vision in g Moll liest man haufig von einem inhaltlichen Zusammenhang den es mit der Bestattung Napoleons geben soll Dies kommt wohl daher dass die Hauptmelodie aus der Melodie des dies irae der Totenmesse entwickelt ist Napoleon war im Mai 1821 gestorben Sein Leichnam wurde 1840 nach Frankreich uberfuhrt und in Paris im Invalidendom beigesetzt Da die Etude Liszts in einer fruhen Version bereits im Herbst 1837 entstand ist offensichtlich dass es mit der Bestattung Napoleons im Jahr 1840 keinen Zusammenhang geben kann Es ist auch zweifelhaft aus welchem Grund Liszt an die vorherige Bestattung Napoleons auf St Helena gedacht haben konnte Entsprechende Belege in Quellen liegen anscheinend nicht vor Die Etude ist als Studie in weiten Arpeggien konzipiert In einer ersten Strophe in g Moll wird die Melodie von der rechten Hand in Terzen und Akkorden vorgetragen und von der linken Hand mit Arpeggien umspielt In einer zweiten Strophe in h Moll ist die Melodie der linken Hand zugeteilt Die Arpeggien haben sich ausgeweitet und werden nun von beiden Handen gemeinsam gespielt Nach einem Zwischensatz ohne eigenes melodisches Profil folgt eine dritte Strophe in G Dur Eine abschliessende Coda fuhrt zu einem pomposen Schluss der ebenfalls in G Dur steht Ist die Etude als Musikstuck trotz ihres dusteren Charakters grundsatzlich leicht zu verstehen so gibt es zwei Probleme bei denen es erstens um die Tonart und zweitens um den Rhythmus der Hauptmelodie geht Am Anfang der Etude ist die Tonart g Moll vorgezeichnet und der Zusammenhang mit dem Zyklus dessen Anordnung der Quintenzirkel zugrunde liegt lasst keinen Zweifel daran dass die Tonart g Moll als Tonart der Etude gelten soll Die Tonart ist aber nur in den ersten acht Takten prasent Sie wird dann verlassen und nicht wieder erreicht Das rhythmische Problem bezieht sich auf die ersten Takte der Hauptmelodie Es ist ein 3 4 Takt angegeben wahrend von der Melodie sehr suggestiv eine gerade Taktart nahegelegt wird Dabei werden jeweils zwei Melodietone zusammengefasst so dass ein Hemiolenrhythmus entsteht in dem von dem 3 4 Takt nichts zu spuren ist Der 3 4 Takt lasst sich mit Akzenten und agogischen Dehnungen erzwingen doch bleibt unklar ob der Spieler dies tun soll Liszt hat die g Moll Etude in der Version von 1837 und zudem seinen Walzer op 6 am 18 April 1838 in einem Konzert in Wien gespielt In einer zeitgenossischen Rezension heisst es zu den beiden Stucken Der Bravour Walzer und die grosse Etude schienen ihrer Erfindung nach Alles zusammenfassen zu wollen was sich nur Schwieriges fur das Instrument ersinnen lasst und eroffnen somit ein weites Feld zur Darlegung der ungeheuersten Bravour Man hat es mit Redensarten zu tun wie sie im Zusammenhang mit den Klavierwerken Liszts bis heute verbreitet sind Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus Gemessen an klaviertechnischen Spitzenleistungen ist die Etude selbst in der Version von 1837 nur massig schwer Der Walzer ist ein brillantes Salonstuck nicht weniger aber auch nicht mehr Dem Rezensenten hat es offensichtlich an Kenntnissen gefehlt In ahnlicher Art wie dies bereits fur die Mazeppa Etude angemerkt worden ist lasst sich auch in der Etude Vision ein Zusammenhang mit der Rivalitat Liszts mit Thalberg erkennen Liszt hatte im Fruhjahr Jahres 1837 in offenkundig polemischer Absicht den Klaviersatz seines Rivalen auf den Gebrauch einer von Arpeggien umspielten Daumenmelodie reduziert Gerade diese Idee liegt der Etude Vision zugrunde In der Version von 1837 wurde die ganze erste Strophe von der linken Hand alleine gespielt Es wurde damit demonstriert dass zum Hervorbringen einer von Arpeggien umspielten Daumenmelodie die linke Hand des Spielers ausreichend ist Etude Nr 7 Eroica Bearbeiten Bei dem Titel Eroica der siebten Etude hat Liszt wegen der Tonart Es Dur wohl an Beethoven und dessen 3 Sinfonie der Eroica in der gleichen Tonart gedacht Zwar lasst sich nichts von einem direkten musikalischen Zusammenhang erkennen doch hat Liszt das Prinzip des thematischen Komponierens auf die Spitze getrieben Die Introduktion ist als Variante von der Introduktion seines Impromptu op 3 uber Melodien von Rossini und Spontini ubernommen Aus dem unscheinbaren Keim ist die ganze Eroica Etude herausgewachsen Hinsichtlich ihrer Form stellt sich die Etude in ihrem Hauptteil nach der Introduktion als Folge von Variationen uber ein trotziges Marschthema dar Dabei wird weniger das Marschthema selbst sondern die musikalische Umgebung in die es eingebettet ist fortentwickelt und variiert Dies betrifft die stark modulierende Harmonik und die Spielformen die der Spieler neben der Hauptmelodie bewaltigen muss Der durch das Marschthema reprasentierte Held muss in diesem Sinn musikalische Abenteuer uberstehen Als klaviertechnischer Hohepunkt ist das Thema in der letzten Variation vor der Coda in vollgriffigen Akkorden gesetzt die von beiden Handen mit schnellen Figurationen in Oktaven begleitet werden In der Fassung von 1837 folgte eine weitere Variation in der zwar nicht die klaviertechnische Schwierigkeit aber die Bravourwirkung noch gesteigert wird Es schloss sich eine Episode an in der der Held der Ubermacht seiner Gegner zu erliegen scheint Das Musikstuck blieb nach der Bezeichnung morendo ersterbend auf einer Pause mit Fermate stehen In der Coda erwachte der Held zu neuem Leben Bei der Uberarbeitung zur endgultigen Fassung hat Liszt dies wohl deshalb gestrichen weil der gleiche Vorgang bereits am Ende der Mazeppa Etude zur musikalischen Darstellung kommt Auch bei der Eroica Etude stellen sich Erinnerungen an die Konfrontation Liszts mit Thalberg vom Fruhjahr 1837 ein Das seinerzeit von Liszt gepragte Schlagwort der von Arpeggien umspielten Daumenmelodie hatte sich nach allem Anschein bei ihm selbst festgesetzt Die Eroica Etude enthalt eine Fulle von Beispielen die man mit diesem Schlagwort beschreiben kann Hierzu gehort auch die Stelle vor der Coda mit der bravourosen Figuration in Oktaven Es wird ein akkordischer Satz als Mittelstimme von Akkordfigurationen d h von Arpeggien umspielt Zweites Heft Bearbeiten Etude Nr 8 Wilde Jagd Bearbeiten Mit dem Titel der achten Etude Wilde Jagd in c Moll ist eine Schar von Spukgestalten gemeint die unter Geschrei Peitschenknall und Hundegebell voruberzieht Der Etude liegt aber eine Form zugrunde die an eine traditionelle Form die Sonatenhauptsatz Form denken lasst Die Etude beginnt mit einer in zwei Anlaufe unterteilten umfangreichen Introduktion In den Takten 59ff wird dann ein Hauptsatz und in den Takten 93ff ein kontrastierender Seitensatz beide in Es Dur beginnend und modulierend eingefuhrt Ab Takt 134 folgte eine Durchfuhrung und ab Takt 164 eine Reprise in der die beiden Hauptthemen nach C Dur versetzt sind Es schliesst sich ab Takt 216 noch eine Coda mit einem Ende in C Dur an Die Erwartung die sich mit dem Titel Wilde Jagd verbindet wird vor allem in der Introduktion und dort mit einem Chaos Rhythmus erfullt So fallen in Takt 2 die Taktmitte und in Takt 3 der Taktbeginn als betonte Taktzeiten jeweils mit einer Pause zusammen In Takt 7 wird der Dreiklang der Tonika erst auf dem zweiten Achtel gespielt wahrend auf das betonte erste Achtel erneut eine Pause entfallt Unmittelbar danach ist ein Motiv von einer Lange von 5 Achteln in den 6 8 Takt eingezwangt so dass ein Horer spatestens damit die rhythmische Orientierung verliert Selbst aus der Sicht des Spielers wird schwer zu entscheiden sein ob dem durch das Motiv nahegelegten Rhythmus oder dem notierten Taktrhythmus gefolgt werden soll Im Vergleich mit der Introduktion wirken die Chaos Elemente die es auch in der Durchfuhrung und am Ende der Coda gibt sehr moderat In der Durchfuhrung geht es vor allem darum durch bestandiges Modulieren dem Grundton C die Herrschaft zu entziehen Am Ende der Coda wird der Gedanke des rhythmischen Verwirrspiels noch einmal aufgegriffen Der Akkord auf der letzten Taktzeit von Takt 225 wirkt entweder betont obwohl er auf einer unbetonten Taktzeit steht oder als Auftakt der in eine Pause fuhrt Etude Nr 9 Ricordanza Bearbeiten Wenn im Zusammenhang mit der neunten Etude Ricordanza in As Dur Busoni von einer veralteten Empfindungswelt und von einem Bundel verblasster Liebesbriefe sprach dann wird man gut daran tun solche Ausserungen in erster Linie als Symptome zur Beschreibung der eigenen Personlichkeit Busonis zu sehen Es sind Beispiele die zeigen dass Busoni einem einseitigen Bild von der Personlichkeit Liszts verhaftet war Dabei sollte es sich von selbst verstehen dass Liszt im Herbst 1837 als die Fruhversion der Etude entstand nicht die Empfindungswelt Busonis vorwegnehmend abbilden musste und dies auch gar nicht seine Absicht war In der gleichen Art wie die Etude Liszts hatte Busoni die Klavierwerke Schuberts und Schumanns und selbst vieles von Beethoven abfertigen konnen Liszt hat das Stuck in As Dur aus seinen fruheren Etuden op 6 mit einer Introduktion und im weiteren Verlauf mit duftigen Passagen versehen Er hat zudem den Kontrast zwischen Episoden von einem mehr an gesellschaftlichen Konventionen orientierten Schmachten in zarten Seufzern und Episoden eines leidenschaftlichen Ausdrucks verstarkt Es entsteht der Eindruck eines mit nostalgischer Wehmut gemischten Ruckblicks auf eine Zeit die zwar versunken aber nicht vergessen war und jedenfalls ein Bestandteil der inneren Personlichkeit Liszts geblieben ist Auch in dieser Etude hat Liszt von dem Verfahren der von Arpeggien umspielten Daumenmelodie uppigen Gebrauch gemacht Ein Beispiel fur die Art in der dies von Zeitgenossen aufgenommen worden ist liegt in einer Rezension Henri Blanchards in der Revue et Gazette musicale von 1840 S 285f vor Die Rezension bezieht sich auf eine Matinee vom 20 April 1840 in deren Programm Liszt neben anderen Stucken seine Etude in As Dur spielte Blanchard erinnerte an Moliere der mit naiver Genialitat einige gute Szenen aus Werken von Vorgangern ubernahm Hatte Liszt es fruher gewagt mit Sigismund Thalberg als dem Casar Octavian oder Napoleon des Klavierspiels in die Schranken zu treten so hatte er sich nun um von dessen Krone eine Zacke zu erlangen die beruhmte Daumenmelodie angeeignet von der alle Pianisten Frankreichs traumten Fetis mit dem Liszt einige Jahre zuvor gerade wegen dieser Setzweise in eine polemisch gefuhrte Debatte verwickelt gewesen war habe in der Matinee Liszts die glucklichsten zwei Stunden seines Lebens verbracht Etude Nr 10 Presto molto agitato Bearbeiten Die zehnte Etude Presto molto agitato in f Moll ist in der Version von 1837 wegen extremer Anforderungen an Sicherheit in Sprungen Weitgriffigkeit und Unabhangigkeit der Finger selbst nach Virtuosenmassstaben ein abschreckend schweres Stuck gewesen Liszt hatte sich offenbar vorgenommen den Ausgangspunkt die Etude in f Moll aus Chopins op 10 in jeder Hinsicht zu uberbieten Dies ist ihm zweifellos gelungen wenngleich die Zahl der Spieler die der Etude in dieser Gestalt gewachsen sind in allen Zeiten sehr gering sein wird Bei seiner Uberarbeitung zur endgultigen Version hat Liszt seine klaviertechnischen Anspruche sehr erheblich reduziert Dabei mag der Gedanke leitend gewesen sein dass der in der fruheren Version betriebene Aufwand zu der selbst im gunstigsten Fall zu erzielenden Wirkung in einem ungeeigneten Verhaltnis stand In Anlehnung an die Sonate in f Moll op 57 von Beethoven wird die Etude Liszts in f Moll haufig Appassionata genannt doch durfte dies im Vergleich mit dem von Liszt gestalteten Ausdruck viel zu harmlos sein Die Etude enthalt thematische Bezuge zur Dante Sonate die einen Aufenthalt in der Holle zur Darstellung bringt Hierzu gehort die mit disparato verzweifelt bezeichnete Melodie in den Takten 126f In der Etude wird die Verzweiflung eines Menschen geschildert der in auswegloser Situation ein Verhangnis auf sich zukommen sieht in dem er ohne die geringste Hoffnung auf Rettung untergehen wird Die formale Anlage der Etude ist bei bestandigen Modulationen und haufig wechselnden Spielformen kompliziert Als Aufbau im Grossen lassen sich zwei Teile erkennen Der erste Teil reicht bis zum ersten Achtel von Takt 86 und endet dort mit dem Dominantseptakkord mit kleiner None der Tonart f Moll Mit dem zweiten Achtel von Takt 86 beginnt eine stark veranderte Reprise in der der musikalische Ausdruck im Vergleich mit dem ersten Teil noch erheblich gesteigert ist Die Entwicklung bricht am Ende von Takt 149 nach der Doppeldominante mit kleiner Septime und None von f Moll mit Pausen ab In der Art einer Kadenz schliesst sich eine Folge von arpeggierten verminderten Septakkorden an deren Ausdrucksgehalt demjenigen einer ausweglosen Situation entspricht Im Vergleich mit dem ersten Teil fehlte noch eine Coda die den Takten 78ff entsprechen sollte Dies wird ab Takt 160 in veranderter Art als Stretta nachgeschickt und mundet in der abschliessenden Katastrophe source source Etude Nr 10 Einspielung von Giorgi LatsabidzeEtude Nr 11 Harmonies du soir Bearbeiten Die elfte Etude Harmonies du soir Abendklange in Des Dur stellt im Rahmen des Zyklus einen versohnlichen Ausgleich zu der vorhergehenden Etude in f Moll her Die Fassung von 1837 enthielt einen thematischen Bezug den Liszt bei der Uberarbeitung mit grosser Konsequenz gestrichen hat Das einleitende Motiv der linken Hand ein Pendeln zwischen Tonen in dem Abstand einer Oktave soll offenbar das Lauten einer Glocke symbolisieren Es wird im weiteren Verlauf mit dem von der Unterstimme angezeigten Rhythmus eine Halbenote gefolgt von einer Viertelnote und einem weiteren langen Ton als Motiv verwendet Beispiele sind in den Takten 10f und am Ende der Etude zu finden An solchen Stellen enthielt die fruhere Version ein anderes Motiv in dem bei gleichbleibender Tonhohe eine Halbenote auf drei Viertelnoten folgt Dem Motiv der fruheren Version fallt in der Hugenotten Fantasie Liszts die im Dezember 1837 in einem Album fur die Abonnenten der Pariser Revue et Gazette musicale erschien eine zentrale Rolle als Leitmotiv zu Es ist dort der Themenkopf des Chorals Ein feste Burg ist unser Gott gemeint der in der Oper Die Hugenotten von Giacomo Meyerbeer eine wichtige Rolle spielt Da Liszt die Fruhversion der Etude in Des Dur wenige Monate vor der Veroffentlichung seiner Hugenotten Fantasie komponierte wirkt die Annahme plausibel dass er fur die Etude den gleichen Bezug ubernahm so dass auch dort das einleitende Motiv als Zitat des Chorals verstanden werden kann In der Zeit in der die uberarbeitete Version entstand war in den privaten Verhaltnissen Liszts eine Veranderung eingetreten Er lebte nun mit der Furstin Carolyne von Sayn Wittgenstein zusammen die darauf Wert legte dass in ihrer Umgebung streng katholische Sitten eingehalten wurden In dieser Umgebung war der protestantische Choral unerwunscht Liszt hat deshalb den Bezug auf den Choral durch ein inhaltlich neutrales Motiv ersetzt In dem Aufbau der Etude lasst sich eine dreiteilige Form erkennen Nach einer Introduktion in der verschiedene Motive vorbereitend angedeutet werden setzt in Takt 24 ein mit wohlklingenden Arpeggien gestaltetes erstes Hauptthema in Des Dur ein Es folgt eine vorausschauende Uberleitung worauf in Takt 38 in G Dur ein zweites Hauptthema beginnt In Takt 58 wird mit der ersten Strophe in E Dur einer neuen Melodie ein Mittelteil eingefuhrt Nach einer in der Hauptsache aus Motiven des zweiten Themas des ersten Hauptteils gebildeten Uberleitung folgt ab Takt 98 eine zu leidenschaftlichem Ausdruck gesteigerte zweite Strophe in Des Dur In Takt 120 beginnt eine verkurzte Reprise des ersten Hauptteils in der die beiden Themen in Des Dur stehen und in ihrer Reihenfolge umgekehrt sind Es schliesst sich noch eine knappe Coda an Etude Nr 12 Chasse neige Bearbeiten In dem letzten Stuck des Zyklus Chasse neige Schneetreiben in b Moll einer Studie in Tremolo Figuren setzen sich elegisch depressive Stimmungen durch Die Version von 1837 enthielt eine Introduktion in der Art eines Rezitativs die aus zwei Komponenten bestand Von einer tiefen Stimme war der Themenkopf der Hauptmelodie der Etude zu horen Es folgte eine Antwort im Diskant die in liebevoller Art musikalisch als Doppelschlag mit nachfolgender Umarmungs Geste dargestellt Trost zu spenden scheint Das Rezitativ wurde am Beginn des letzten Drittels der Etude an einer formalen Schnittstelle wiederholt Auch die Etude Chasse neige ist als dreiteilige Reprisenform komponiert Der als Duett einer hohen und einer tiefen Stimme gestaltete erste Hauptteil beginnt in b Moll und endet mit dem ersten Achtel von Takt 25 mit der Tonika von E Dur In einem Mittelteil rucken die beiden Stimmen als Engfuhrung naher zusammen Zu dem Tremolo treten in zunehmendem Mass chromatische Skalen Figuren hinzu bis schliesslich von den Melodiestimmen nichts mehr zu horen ist In Takt 49 beginnt in b Moll eine veranderte und verkurzte Reprise des ersten Hauptteils die in den Takten 64f mit der Harmonie des Dominantseptakkords mit kleiner None der Tonart b Moll erneut zu konturenlosen chromatischen Skalen fuhrt Nach einer Pause mit Fermate und einer kurzen akkordischen Kadenz wird mit dem ersten Achtel von Takt 66 die Tonika von b Moll erreicht Es beginnt danach eine Coda die neben Fragmenten der Hauptmelodie ein von dem Themenkopf der Hauptmelodie abgeleitetes neues Motiv im Diskant enthalt das ein tragisches Schicksal zu beklagen scheint Im weiteren Verlauf treten wieder chromatische Skalen Motive hinzu Die Hauptmelodie wird dann aufgelost bis am Ende nur noch unthematische Dreiklange in b Moll ubrig sind Weblinks Bearbeiten12 Etudes d execution transcendante Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Douze etudes d execution transcendante Diskographie Vollstandige freie Aufnahme samtlicher Klavieretuden Liszts von Klassik resampledNormdaten Werk GND 300093381 lobid OGND AKS LCCN n80057042 VIAF 183067070 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Etudes d execution transcendante amp oldid 227071466