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Das Erzbischofliches Studienheim St Fidelis in Sigmaringen in Baden Wurttemberg war ein Internat des Erzbistums Freiburg das ohne eigene Schule seinen Schulern eine gute Bildung ermoglichen wollte Zum Ende des Schuljahres 2002 2003 wurde es geschlossen Erzbischofliches Studienheim St FidelisAnsichtSchulform Internat GymnasialkonviktGrundung 1856Adresse Konvikstrasse 19Ort SigmaringenLand Baden WurttembergStaat DeutschlandKoordinaten 48 5 5 N 9 13 40 O 48 084684 9 227657 Koordinaten 48 5 5 N 9 13 40 OTrager Erzbistum Freiburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Seminarium Fidelianum Verwaltungsrat 1 2 Geiselharts Nachfolger 1 3 Neubau am Schonenberg 1 4 Das Konvikt im Dritten Reich 1 5 Nach dem Zweiten Weltkrieg 1 6 Schliessung 1 7 Umbau und weitere Nutzung 2 Tagesablauf 3 Rektoren 4 Bekannte Schuler 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSeminarium Fidelianum Verwaltungsrat Bearbeiten nbsp Das Fidelishaus ursprungliche Heimat des Erzbischoflichen Studienheims St FidelisAls am 10 Juni 1855 das Geburtshaus des Fidelis von Sigmaringen zwangsversteigert wurde erwarb es Pfarrer Thomas Geiselhart fur ungefahr 8000 Gulden 1 Am 5 Oktober 1856 bezog er das Haus mit elf Schulern des Gymnasiums Die Verhandlungen mit der kirchlichen Oberbehorde zur Grundung eines Knabenseminars waren bis im Sommer 1857 soweit gediehen dass ein eigener aus acht Mitgliedern bestehender Verwaltungsrat Kuratorium Fidelianum fur das Haus ernannt und Geiselhart zum Vorsteher Prases gewahlt wurde Erst von da an war das Studienheim offiziell gegrundet und wurde im Herbst 1867 mit 16 Schulern als Seminarum Fidelianum eroffnet Noch einmal musste Geiselhart eine erhebliche Geldsumme 11 000 Gulden zusammenbetteln fur den notwendigen weiteren Ausbau des Hauses Somit konnte er 50 Schuler aufnehmen Alle Schuler besuchten das Gymnasium Hedingen im Kloster Hedingen Als kirchliche Einrichtung wurden vor allem angehende Theologiestudenten aufgenommen doch waren von Anfang an auch Nichttheologen Bewohner des Hauses Die Zeiten fur Studium Gebet und Freizeit waren von der Hausordnung geregelt Es gab damals schon eine ansehnliche Bibliothek und zwei Klaviere ermoglichten eine musikalische Grundausbildung Uber Aufnahme und Austritt eines Schulers entschied das Kuratorium Die Kosten fur den einzelnen betrugen fur Nichthohenzollern 180 Gulden fur Hohenzollern 50 Gulden jahrlich unbemittelte Schuler erhielten so gut es ging finanzielle Unterstutzung aus eingehenden Spenden oder etwaigen Rechnungsuberschussen Eine Bekanntmachung im Herbst 1873 bedeutete fast das Ende des Studienheims Die preussischen Maigesetze untersagten die Aufnahme neuer Schuler Als im Schuljahr 1876 77 die Zahl der Schuler auf vier zusammen geschmolzen war wagte es der greise Vorsteher des Hauses sechs Schuler als Kostganger aufzunehmen deren Zahl sich 1885 schon wieder auf sechzehn belief Geiselharts Nachfolger Bearbeiten Im Herbst 1885 zog sich Thomas Geiselhart in das ebenfalls von ihm gegrundete Waisenhaus Nazareth zuruck Seinem Nachfolger Prases Friedrich Schick hinterliess Geiselhart das Vermogen des Studienheims im Wert von 80 000 Mark sowie Wertpapiere im Betrag von 55 000 Mark Die Zahl der Schuler hatte sich bis zum Jahre 1892 auf 63 erhoht Am 25 August 1893 starb der ehemalige Pfarrverweser und Prases des Fidelishauses Friedrich Schick Im November 1893 wurde Rektor Marmon Leiter des Studienheims und fuhrte es bis Mai 1907 Wahrend dieser Zeit wurde im Fidelishaus um und angebaut und die aussere Fassade des Hauses erneuert Am 16 Mai 1907 feierte das Studienheim sein 50 jahriges Jubilaum Zugleich wurde Rektor Marmon von seinem Amt verabschiedet Von 1907 bis 1920 leitete Rektor Waldner das Konvikt Sein Nachfolger wurde Rektor Anton Sauter Neubau am Schonenberg Bearbeiten Die noch recht beengten Verhaltnisse und die Zunahme der Larmbelastigung hatten bei den Verantwortlichen die Absicht reifen lassen sich um ein anderes Gebaude fur die Belange des Gymnasialkonvikts umzusehen Zunachst nahm man den Prinzenbau in Augenschein der in diesen Tagen an den Staat uberging Nach langeren Diskussionen erschien dieses riesige Gebaude als ungeeignet Da der dem Anliegen damals wohlgewogene Friedrich Viktor Prinz von Hohenzollern Sigmaringen einen Bauplatz am Schonenberg zusagte kam es zum Neubau heute Studienheim Die beiden Architekten Hans Herkommer Stuttgart und Friedrich Imbery Sigmaringen wurden beauftragt In zwei Jahren stand der seinerzeit moderne und zweckmassig eingerichtete Dreiflugelbau 600 000 Reichsmark betrug die Bausumme Neben Zuschussen und Spenden war man auf ein grosses Darlehen angewiesen das sich erst nach dem Krieg ganz erledigte Die Einweihung im Fruhjahr 1933 wurde festlich begangen Der Furst schenkte der Einrichtung auch noch den ans neue Gebaude angrenzenden Platz bis zur heutigen Bundesstrasse dazu sodass man sich auf dazu gewonnenem Gelande durch Obst und Gemuseanbau teilweise selbst versorgen konnte Rektor Sauter ging als der Bauherr des heutigen Studienheims in die Geschichte ein Die Einweihung des Erzbischoflichen Studienheims St Fidelis fand unter dem Beisein von Erzbischof Conrad Grober und Friedrich Viktor Prinz von Hohenzollern Sigmaringen statt Das Konvikt im Dritten Reich Bearbeiten Rektor Anton Sauter war ein umsichtiger und weitblickender Mann Seine klare Linie und seine vermeintliche Strenge waren getragen von einer starken priesterlichen Frommigkeit und einer feinen menschlichen Gute Diese Charaktereigenschaften halfen ihm auch die mit dem Nazi Regime angebrochene schwere Zeit zu uberstehen Es begann fur das Studienheim St Fidelis eine immer schwieriger werdende Epoche Die Erziehungsarbeit eines kirchlichen Konvikts erfuhr von politischer und gesellschaftlicher Seite zunehmende Diskriminierung Schuler wurden lacherlich gemacht und verachtet Drohungen der politischen Machthaber zunachst versteckt wurden nach und nach offener und gipfelten in der rechtlichen Entmachtung des Rektors Immer mehr deutete darauf hin dass die Nationalsozialisten einiges daran setzen wurden das Haus aufzulosen um gegen die kirchliche Bildungsarbeit vorzugehen deren Ideale offenbar denen der politischen Machthaber entgegenstanden Wie sich schliesslich herausstellte sollte das Konvikt eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt Napola werden Der damalige Rektor Sauter erfuhr davon erst kurz zuvor aber er unternahm auf seine Weise etwas dagegen Er ging noch am spaten Abend zu einem ihm von fruher her bekannten hohen Offizier der Wehrmacht und erreichte dass schon am anderen Tag das Konvikt als Lazarett der Wehrmacht beschlagnahmt wurde Nur so konnte das Haus dem Zugriff der Schutzstaffel entzogen werden Die ursprungliche Sinngebung des Studienheims war damit allerdings trotzdem unterbrochen In kleinen Zimmern durften der Rektor und die Schwester Oberin im Haus wohnen bleiben Die ersten Jahre des Studienheimes als Lazarett der Wehrmacht verliefen dem Kriegsgeschehen entsprechend unspektakular Die Kommandeure verhielten sich ruhig bezahlten Miete liessen Schaden wieder reparieren und schonten die Einrichtung Dies anderte sich jedoch als das Kriegsgeschick sich anfangs der 1940er Jahre gegen Deutschland wendete Immer mehr schwer verwundete Soldaten kamen ins Haus die Seelsorge des Rektors und der Schwester Oberin um die Soldaten war zeitweise stark behindert mit der Einrichtung wurde rau und lieblos umgegangen ohne dass der Rektor dagegen etwas ausrichten konnte Nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Im Nachkriegsdeutschland bemuhte sich Rektor Sauter bei der franzosischen Besatzungsmacht um die Freigabe des Gebaudes Zunachst benutzten auch die Franzosen das Haus als Lazarett doch im Fruhjahr 1946 wurde das Konvikt wieder freigegeben Fur Rektor Sauter bot dies den Anlass sich aus der aktiven Arbeit im Konvikt zuruckzuziehen Er sah seine Pflicht als getan an und zog sich in die Pensionarswohnung im Haus zuruck Den Neuanfang ubernahm sein Nachfolger Anton Volm Noch mehrere Jahre verbrachte Anton Sauter als Priester im Studienheim Bereits 1948 folgte August Krist als neuer Rektor 1957 dann Hermann Ritter 2 und 1963 Stephan Kuchler Im Jahr 1967 wurde Karl Missel Rektor des Konvikts und ubte diese Aufgabe die nachfolgenden 35 Jahre aus Er war bestrebt junge Menschen in ihrer Selbstfindung zu unterstutzen und die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils umzusetzen Gemass seinem Leitbild Bildung Religion und Gemeinschaft forderte er ausserschulische Angebote wie Musik handwerkliche Beschaftigungen und Sport Am Hohenzollern Gymnasium Sigmaringen an dem viele der Konviktschuler Unterricht hatten war er zudem Lehrer fur katholische Religion Fur sein padagogisches Wirken und seine seelsorgerischen Leistungen wurde Missel 1982 zum Geistlichen Rat ad honorem und 1987 zum Monsignore ernannt 3 4 In den 1980er Jahren wohnten knapp 100 Schuler die sich selbst Kitteraner nannten im Konvikt Das vorgegebene Regelwerk war nicht mehr so streng wie in der Grundungszeit und auch die fruheren Schlafsale waren durch Zimmer mit drei oder vier Betten ersetzt worden die in Wohngruppen zusammengefasst wurden Spater wurde auf Doppelzimmer umgestellt 4 Schliessung Bearbeiten Zum Ende des Schuljahres 2002 2003 wurde das Konvikt aufgrund sinkender Schuleranzahl geschlossen Fur die Abwicklung der Schliessung wurde der Sigmaringer Stadtpfarrer Karl Heinz Berger im Januar 2003 zum Rektor ernannt nachdem sein Vorganger Karl Missel aus gesundheitlichen Grunden sein Amt im Dezember 2002 abgegeben hatte Berger blieb bis zur endgultigen Abwicklung der Schliessung im November 2003 im Amt Im ehemaligen Studienheim St Fidelis wurde im Herbst 2004 auf einer Etage eine Begegnungsstatte fur psychisch kranke Menschen eingerichtet Die Anmietung der Raume und der Betrieb der Begegnungsstatte erfolgte durch den Caritasverband Sigmaringen Neue Eigentumerin wurde die Erzbischofliche Stiftung Kinderheim Haus Nazareth die einen Teil der Raumlichkeiten zu diesem Zweck umbaute Umbau und weitere Nutzung Bearbeiten 2016 begann das Haus Nazareth mit einem umfassenden Umbau des Gebaudes Der Westflugel wurde im Marz des Jahres abgerissen wogegen sich Widerstand unter den Burgern der Stadt Sigmaringen geregt hatte Im Nordflugel entstand ein Wohnheim fur psychisch Kranke und eine Wohngruppe fur autistische Jugendliche Im Erdgeschoss wurde eine Tagesstatte fur psychisch Kranke angesiedelt im Sudflugel der Sitz des gemeindepsychiatrischen Dienstes Ein Veranstaltungssaal entstand im ehemaligen Speiseraum In der ehemaligen Kuche wurden vier Wohnungen fur Jugendliche geschaffen Eine Christusfigur die dem Abriss des Westflugels zum Opfer fallen sollte wurde nach Protesten aus der Burgerschaft abgenommen und soll restauriert und anschliessend vor dem Geiselhart Museum des Hauses Nazareth aufgestellt werden Das Kircheninventar der vom Abriss betroffenen Kapelle wurde weitgehend erhalten und vom Haus Nazareth weiter genutzt oder an andere Kirchen verkauft Die hier vorhandene Orgel des Marburger Orgelbauers Gerald Woehl mit zwei Manualen Pedal und 18 klingenden Registern aus dem Jahr 1984 wurde an die Hochschule fur Kirchenmusik Heidelberg abgegeben und steht dort seit dem Jahr 2015 im Horsaal 15 5 Die Baukosten fur den Umbau wurden auf vier Millionen Euro veranschlagt wovon die Erzdiozese einen Betrag von 3 4 Millionen Euro zuschiessen wollte wahrend der Rest vom Haus Nazareth finanziert werden sollte 6 Nach dem Abschluss der Umbauten wurde das Konvikt am 9 Dezember 2017 in Haus Bethlehem umbenannt 4 Tagesablauf BearbeitenDer alltagliche Tagesablauf sah folgendermassen aus 06 10 Uhr Wecken 06 30 07 00 Uhr Fruhstudium Di Mi Fr 07 00 Uhr Fruhstuck 07 30 Uhr Schulwegsantritt 13 10 Uhr Mittagessen 14 00 15 00 Uhr Freizeit 15 00 16 30 Uhr erste Studierphase 16 30 16 45 Uhr Pause mit Imbiss 16 45 17 00 Uhr Meditation 17 00 18 00 Uhr zweite Studierphase 18 00 19 00 Uhr Freizeit 19 00 19 30 Uhr Abendessen 21 30 22 00 22 30 Uhr Bettruhe je nach AlterRektoren Bearbeiten1855 1885 Thomas Geiselhart 1885 1893 Friedrich Schick 1893 1907 Joseph Marmon 1907 1920 Karl Friedrich Waldner 1920 1945 Anton Sauter 1946 1948 Anton Volm 1948 1957 August Krist 1957 1963 Hermann Ritter 2 1963 1967 Stephan Kuchler 1967 2002 Karl Missel 3 2003 Karl Heinz BergerBekannte Schuler BearbeitenNikolaus Maier 1891 1977 Pfarrer und Heimatforscher Karl Lehmann 1936 2018 Kardinal Vorsitzender der deutschen BischofskonferenzEinzelnachweise Bearbeiten erzbistum freiburg de Thomas Geiselhart Abruf am 23 Dezember 2011 a b Pralat Hermann Ritter wird 90 Erzdiozese Freiburg 2 Januar 2020 abgerufen am 24 Mai 2020 a b Missel wirkte jahrzehntelang am Konvikt Schwabische Zeitung 12 Mai 2014 abgerufen am 24 Mai 2020 a b c Karlheinz Fahlbusch Erinnerung an schone Zeiten im Konvikt St Fidelis Bernhard Eisele erzahlt aus seiner Jugend In Sudkurier Online Sudkurier Medienhaus GmbH Konstanz 7 Dezember 2017 abgerufen am 24 Mai 2020 Orgel der ehemaligen Konviktkapelle am heutigen Standort mit Foto und Angabe der Disposition abgerufen am 4 Juni 2021 Michael Hescheler Konvikt Abriss des Westflugels beginnt In Schwabische Zeitung 1 Marz 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erzbischofliches Studienheim St Fidelis amp oldid 229751861