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Unter Ertragsmanagement englisch Yield management ˈjiːld maenɪdʒment versteht man in der Betriebswirtschaftslehre die integrierte Steuerung der Preise und Kapazitaten eines Unternehmens Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Aufgaben 2 1 Preisdifferenzierung 2 2 Kapazitatspolitik 3 Andere Branchen 4 Wirtschaftliche Aspekte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas Ertragsmanagement hat seinen Ursprung in der Deregulierung der Frachtraten auf dem US amerikanischen Luftverkehrsmarkt im Jahre 1978 die erstmals durch American Airlines genutzt wurde Durch den Erfolg des Konzeptes in diesem Wirtschaftszweig erfolgte eine Anwendung des Ertragsmanagements auch bei Transport Verkehrs und Dienstleistungsunternehmen 1 Im Tourismus ist das Ertragsmanagement die Steuerung saisonal stark schwankender Nachfrage nach weitgehend fixen Angeboten von Dienstleistungen durch Preise und Konditionen mit dem Ziel einer ertragsoptimalen Auslastung der angebotenen Kapazitaten 2 Aufgaben BearbeitenVoraussetzungen fur das Ertragsmanagement sind relativ unveranderbare kurzfristig starre Kapazitaten Hotelbetten Sitzplatze in Eisenbahnen Flugzeugen Omnibussen Schiffen oder Strassenbahnen fehlende Lagerfahigkeit der Dienstleistungen oder starke Schwankungen der Nachfrage Daraus ergibt sich eine schwankende Kapazitatsauslastung die im Falle der Unterbeschaftigung zu Leerkosten fuhrt Mit Hilfe der Preispolitik versucht das Ertragsmanagement diese Kapazitatsschwankungen ertragsoptimal zu nivellieren Preisdifferenzierung Bearbeiten Um diese Unterbeschaftigung zu beseitigen oder zumindest zu verringern ist das zentrale Instrument des Ertragsmanagements die Preisdifferenzierung 3 Formen sind insbesondere 4 Art der Preisdifferenzierung BeispielePersonliche Preisdifferenzierung Preisermassigung fur Jugendliche Jugendkonto Familien Gruppenreise Senioren Seniorenticket ortliche Preisdifferenzierung unterschiedliche Preise im Inland inlandischen Regionen und Auslandzeitliche Preisdifferenzierung Zeitpunkt Fruhbucherrabatte Happy Hour last minute Reisen Mondscheintarife Nachtstrom Wochentag Schones Wochenende Ticket Energiekosten Eintrittspreise Saisonzeitpunkt Vor Haupt und Nebensaison insbesondere im TourismusKapazitatspolitik Bearbeiten Besonders Dienstleistungsunternehmen mit kurzfristig unflexiblen Kapazitaten achten stark auf schwankende Nachfrage Dazu gehoren insbesondere Unternehmen der Reisebranche Typische Kapazitatsprobleme sind hier mit No shows Stornierungen und Umbuchungen verbunden Bei No shows handelt es sich um das Nichterscheinen Reisender trotz getatigter Buchung und ohne Ankundigung gegenuber dem Reiseveranstalter der Fluggesellschaft oder dem Hotel Die Buchung wurde zwar bezahlt hat jedoch moglicherweise dazu gefuhrt dass bei ausgebuchtem Angebot weitere Nachfrager abgewiesen werden mussten Das gilt auch bei Stornierungen und Umbuchungen Aus diesen Grunden haben insbesondere Fluggesellschaften die Uberbuchung eingefuhrt 5 Die Uberbuchung zielt auf eine vollstandige Auslastung der Kapazitaten ab 6 Denn die Hauptaufgabe des Ertragsmanagements besteht darin dass die Angebote auch tatsachlich in Anspruch genommen werden 7 Bei einem Verzicht auf Uberbuchung entstunde dagegen eine Unterbeschaftigung durch leerbleibende Sitze oder Hotelbetten Leerkosten denn kurzfristige Stornierungen Umbuchungen und No shows fuhren dazu dass einstmals verkaufte Dienstleistungen plotzlich wieder verfugbar sind aber durch fehlende oder zu geringe Uberbuchung nicht belegt werden englisch spoilage Lasst man in dieser Situation Uberbuchungen zu kann eine Vollauslastung erreicht werden Erscheinen dann jedoch gleichzeitig die unerwarteten Kunden kommt es zur Uberbuchung mit der Folge der Abweisung von Kunden englisch spill 8 was Fehlmengenkosten zur Folge hat Upgrade Ubernahme Hotelkosten Ausgleichszahlungen an die nicht beforderten Passagiere gemass Art 4 und Art 7 Verordnung EG Nr 261 2004 vom 11 Februar 2004 uber eine gemeinsame Regelung fur Ausgleichs und Unterstutzungsleistungen fur Fluggaste im Fall der Nichtbeforderung und bei Annullierung oder grosser Verspatung von Flugen Der Uberbuchungsgrad ist dabei der Punkt an welchem die Summe aus Leerkosten und Fehlmengenkosten ein Minimum erreicht 9 Andere Branchen BearbeitenDie Eigenheiten der Reisebranche konnen im Hinblick auf die hieraus abzuleitenden allgemeinen Erkenntnisse auch in anderen Wirtschaftszweigen angewandt werden Das trifft insbesondere auf Saisonbetriebe zu deren Preispolitik sich stark an der Hoch und Nebensaison orientieren muss Dabei kann das Ertragsmanagement unter anderem auf die Arten der Preisdifferenzierung zuruckgreifen Bei der zeitlichen Preisdifferenzierung werden fur dasselbe Produkt oder dieselbe Dienstleistung in Abhangigkeit vom Zeitpunkt der Inanspruchnahme unterschiedliche Preise verlangt Ortliche Preisdifferenzierung Unternehmen insbesondere mit Filialen bieten dasselbe Produkt oder dieselbe Dienstleistung zum selben Zeitpunkt an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Preisen an Dies kann auch beim Export gelten wenn im Ausland andere Preise verlangt werden als im Inland Personliche Preisdifferenzierung Fur dasselbe Produkt oder dieselbe Dienstleistung werden unterschiedliche Preise fur bestimmte Zielgruppen festgelegt Die Preisdifferenzierung dient somit unter anderem der Steuerung der Kapazitatsauslastung durch Generierung von zusatzlicher Nachfrage wegen niedrigerer Preise Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenYield Management schafft eine gleichmassige Auslastung auch bei stark schwankender Nachfrage und maximiert den Gesamtertrag einer Leistungseinheit auch wenn die Durchschnittspreise geringer als geplant ausfallen konnen Ausserhalb des Luftfahrtsektors wird Yield Management vor allem bei Hotels bei Transportunternehmen und von Autovermietungen eingesetzt Ein Begriff der haufig mit Yield Management gleichgesetzt wird ist Revenue Management Allerdings ist diese Gleichsetzung nicht korrekt Das so genannte Yielding beschaftigt sich ausschliesslich mit der Qualitatssteigerung von Buchungen durch angemessene Preisstrategien Das Revenue Management umfasst daruber hinaus weitere Schlusselparameter Weiterhin geht es im Revenue Management nicht nur um eine Yield Steigerung sondern nachfragebedingt umfasst es auch die gezielte Verbesserung des Buchungsvolumens Somit ist Yield Management ein Teil des Revenue Managements welches ebenfalls andere Schlusselparameter umfasst Viele Hotels nutzen den Begriff Yield in einer anderen Form Er wird haufig mit der Durchschnittsrate verwechselt oder gleichgesetzt Die betriebswirtschaftliche Kennzahl des Yield Managements ist der Revenue per available room R e v p a R displaystyle RevpaR nbsp R e v p a R R aR displaystyle RevpaR frac text R text aR nbsp Dabei werden die Umsatzerlose R displaystyle R nbsp den verfugbaren Hotelzimmern a R displaystyle aR nbsp gegenubergestellt Die verfugbaren Zimmer sind die Gesamtzimmer abzuglich der nicht verfugbaren Hotelzimmer In der kommerziellen Luftfahrt ist yield Y displaystyle Y nbsp klar definiert Y R RPK displaystyle Y frac text R text RPK nbsp wobei R P K displaystyle RPK nbsp die geflogenen Kilometer englisch Revenue Passenger Kilometer sind 10 Yield ist der durchschnittlich pro Leistungseinheit Sitzplatz erzielte Erlos der sich auf verkaufte Passagier PKT englisch Passenger Kilometer Transported oder Tonnenkilometer TKT englisch Tonne Kilometers Transported Luftfracht bezieht 11 Ob diese Gleichsetzung gerechtfertigt ist ist in der Literatur umstritten Die beschriebenen Methoden sind jedenfalls sehr ahnlich obwohl haufig das Instrumentarium des Revenue Managements umfangreicher beschrieben wird als es beim Yield Management der Fall ist Siehe auch BearbeitenTotal revenue per available room Commission per available roomLiteratur BearbeitenRobert Klein Claudius Steinhardt Revenue Management Grundlagen und Mathematische Methoden 2008 ISBN 978 3 540 68843 3 Kalyan T Talluri Garrett J van Ryzin The Theory and Practice of Revenue Management 2005 ISBN 0 387 24376 3 Robert L Phillips Pricing and Revenue Optimization 2005 ISBN 0 8047 4698 2 C Maglaras J Meissner Dynamic Pricing Strategies for Multi Product Revenue Management Problems MSOM 2006 A G Mauri Yield management and perception of fairness in the hotel business In International Review of Economics Springer ISSN 1865 1704 Vol 54 Nr 2 2007 S 284 293 A G Mauri Hotel Revenue Management Principles and Practices Pearson 2013 ISBN 978 88 6518 146 1 Weblinks BearbeitenImmer mehr Hotels vertrauen bei ihrer Preispolitik auf automatische Systeme Interview mit Revenue Management Experte Fabian Specht bei Manager MagazinEinzelnachweise Bearbeiten Winfried Krieger Peter Klaus Hrsg Gabler Lexikon Logistik 1998 S 121 Wolfgang Fuchs Jorn W Mundt Hans Dieter Zollondz Hrsg Lexikon Tourismus 2008 S 231 f Manfred Bruhn Heribert Meffert Handbuch Dienstleistungsmarketing 2012 S 545 Torsten Tomczak Wibke Heidig Hrsg Revenue Management aus der Kundenperspektive 2014 S 71 Wolfgang Fuchs Jorn W Mundt Hans Dieter Zollondz Hrsg Lexikon Tourismus 2008 S 232 f Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Management 2013 S 426 Wolfgang Fuchs Jorn W Mundt Hans Dieter Zollondz Hrsg Lexikon Tourismus 2008 S 232 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Management 2013 S 426 Wolfgang Fuchs Jorn W Mundt Hans Dieter Zollondz Hrsg Lexikon Tourismus 2008 S 233 Sven Gross Handbuch Tourismus und Verkehr 2017 S 261 f Peter Maurer Luftverkehrsmanagement 2006 S 127 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ertragsmanagement amp oldid 215920518