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Als Erotismus von franzosisch erotisme auch Erotizismus bezeichnet man im allgemeinen Sprachgebrauch eine Uberbetonung des Erotischen Im philosophischen Sprachgebrauch vor allem in Frankreich versteht man darunter moderne Ansatze welche die Bedeutung der Erotik im individuellen und gesellschaftlichen Leben untersuchen und betonen insbesondere die Theorie der Erotik von Georges Bataille Inhaltsverzeichnis 1 Philosophie 2 Literatur 3 Siehe auch 4 WeblinksPhilosophie BearbeitenVor allem die franzosischen Intellektuellen diskutierten in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts verschiedene Facetten des Erotismus in der Kunst sowie seine Stellung in kulturell literarischen Stromungen politisch moralischen Doktrinen und religiosen Denkansatzen Dabei bezogen der Surrealist Andre Breton und der Existentialist Jean Paul Sartre unterschiedliche Positionen Marcel Duchamp setzte den Erotismus als theoretischen Leitbegriff ein mit ihm mochte er in der Kunst ahnliches erreichen wie das was Georges Bataille als Transgression beschreibt Bataille sprach von einer Angst Neurose als dem Nahrboden fur alle anderen grossen Gefuhle deren ausserstes Ausmass er als gottlich begriff als notwendig fur das Erleben jedweder Ekstase Fur jeden zuganglich sei die mystische Erfahrung in der Liebe die ekstatische Liebe so dass der Erotismus als ein Seitenzweig der Mystik erscheint Michel Foucault schrieb zu Batailles Studien zur Erotik Und wenn es gelte dem Erotismus im Gegensatz zur Sexualitat einen prazisen Sinn zu geben dann sicher diesen Eine Erfahrung der Sexualitat die um ihrer selbst willen das Uberschreiten der Grenzen mit dem Tod Gottes verbindet Die Existentialisten hatten sich dem Zeitgeistideal des sinnlos ins Leben geworfenen Menschen verschrieben Mit dieser Sinnlosigkeit galt es sich abzufinden Sie war absolut real und nur zu beeintrachtigen mit wirklichkeitstauglichen Mitteln wie mit den Mitteln der politischen Agitation Die Notwendigkeit einer marxistischen Revolution hatte alle Angelegenheiten des Eros als vollig unwichtig erschienen lassen Simone de Beauvoir spricht sich gegen die Erotik als Basis fur eine dauerhafte Beziehung aus In Wirklichkeit lasst sich eben die korperliche Liebe weder als absoluter Zweck noch als einfaches Mittel behandeln Sie vermag eine Existenz nicht zu rechtfertigen Sie lasst aber auch keine fremde Rechtfertigung zu Das heisst sie musste in jedem Menschenleben eine episodenhafte und autonome Rolle spielen sie musste eben vor allem frei sein Wird die Erotik frei so muss nicht sublimiert werden Aus dieser Erkenntnis resultiert letztlich auch die gelebte Verbindung Beauvoirs mit Sartre Die Surrealisten hielten den Realismus fur einen Irrtum Die Trennung von erotischem Wunsch und Realitat wurde anders als bei Sartre verarbeitet Man versuchte das Unbewusste darzustellen indem man Traum und Realitat miteinander verschmelzen liess Die surrealistische Bewegung suchte die eigene Wirklichkeit des Menschen im Unbewussten und verwertete Rausch und Traumerlebnisse als Quelle der kunstlerischen Eingebung Man bemuhte sich darum das Bewusstsein und die Wirklichkeit global zu erweitern und alle geltenden Werte umzusturzen Mit dem Postulat das Verdrangte zu aussern mit ihrem Glauben an die den Menschen bestimmende Kraft die Allmacht der Begierde gelten sie als Wegbereiter fur liberale Modernitat und die sog sexuelle Befreiung der westlichen Gesellschaft In der surrealistischen Dialektik des cadavre exquis ist die Frau eine Schlusselfigur Ihr erotischer und phantasmatischer Korper dient den Surrealisten als unverzichtbares Avantgarde Instrument um mit den konventionellen Wahrnehmungs und Darstellungsformen zu brechen Er erscheint in der surrealistischen Inszenierung in einer doppelten Funktion Einerseits reprasentiert er eine destruktive Kraft ein scheinbares asthetisches Risiko fur ein Kunstwerk ist aber andererseits zugleich der materielle Bildkorper auf dem die zerstorerische Wirkung dieses Risikos abgehandelt wird Die Kulturpessimisten stellen sich dem Erotismus skeptisch gegenuber wie etwa Julius Evola der mit seiner Untersuchung Metaphysik des Sexus zu beweisen glaubt dass die sexuelle Offenheit der gegenwartigen westlichen Welt ihr erotischer Liberalismus ihre Pornographie eine Manifestation des sexuellen Verfalls darstellen das Symptom einer desexualisierten Gesellschaft eines sexuellen Verfalls und nicht der Ausdruck gesteigerter Erotik der Jugend und Reinheit Die Verausserlichung des erotischen Typs der Ubergang von der Sphare des konkreten sexuellen Aktes zu dem der mentalen Bilder zur pornographischen Kultur der erotisierten Offentlichkeit der Ausschmuckung usw bezeugt nach Evola eine sexuelle Entropie Statistiken aus Frankreich und den Vereinigten Staaten zeigen dass die Toleranz der Gesellschaft gegenuber der Pornographisierung der Kultur gleichzeitig zu einer Abnahme der realen Sexualakte fuhrt zu einem demographischen Absturz und zu einer wirklichen Entsexualisierung der konkreten Personen In der sexuellen Revolution sieht Evola nicht die Rettung des Sexus sondern die Rettung vor dem Sexus in dem Sinn dass der Verausserlichung des sexuellen Triebes das Bedurfnis zugrunde liegt sich der inneren Spannung nicht durch sexuelle Ausbreitung durch die orgasmische Verausgabung des normalen sexuellen Aktes sondern durch eine langsame und graduelle Entropie einen permanenten Ausfluss der sexuellen Energie zu entledigen Literatur BearbeitenGerard Durozoi Erotisme In Encyclopedie philosophique universelle Band 2 Les notions philosophiques Dictionnaire Teil 1 Philosophie occidentale A L Presses universitaires de France Paris 1990 ISBN 2 13 041 442 7 S 831 833 Ubersichtsdarstellung Georges Bataille Die Erotik Matthes amp Seitz Munchen 1994 ISBN 3 88221 253 5 Ubersetzung von L erotisme erstmals veroffentlicht bei den Editions de Minuit Paris 1957 Francesco Alberoni Erotik weibliche Erotik mannliche Erotik was ist das Weyarn Seehamer Verlag 1999 ISBN 3 929626 05 5 Heribert Becker Das heisse Raubtier Liebe Erotik und Surrealismus Prestel Munchen 1998 ISBN 3 791 31783 0 Simone de Beauvoir Soll man de Sade verbrennen Drei Essays zur Moral des Existentialismus Rowohlt Reinbek 1991 ISBN 3 499 15174 X Julius Evola Metaphysik des Sexus Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 548 39063 3Siehe auch BearbeitenErotik Pornografie Hedonismus Sexualitat Sexismus Eros Philosophie Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Erotismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erotismus amp oldid 236681383