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Die Ernstfarm ist eine ehemalige herzogliche Domane am Stadtrand von Coburg im Stadtteil Scheuerfeld Herzog Ernst II von Sachsen Coburg und Gotha beauftragte 1878 auf Anraten seines Bruders Prinzgemahl Albert von Grossbritannien den Coburger Baurat Georg Konrad Rothbart mit der Planung und dem Bau der Musterfarm nach Vorbild englischer Hofguter der Agriculture Bewegung Ernstfarm Coburg Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Das englische Vorbild 1 2 Die Coburger Musterfarmen 2 Gebaude 3 Heutige Nutzung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDas englische Vorbild Bearbeiten Albert von Sachsen Coburg und Gotha seit 1840 mit Konigin Victoria verheiratet und Prasident der Royal Agricultural Society liess zunachst nahe Schloss Windsor um 1850 die Windsor Farm als agrikulturchemische Versuchsstation zur Forschung auf chemisch physiologischen Gebieten der Landwirtschaft und zur Kontrolle von Samereien Futter und kunstlichen Dungemitteln anlegen Sie wurde zum Vorbild weiterer Musterfarmen wie Shaw Farm Prince Albert Farm und Osborn Farm die sich in ihrem Aufbau sehr von den Farmen herkommlicher Art unterschieden So waren die Wege zwischen den Nutzbauten moglichst kurz gehalten um ein effektives Arbeiten zu ermoglichen Auch verzichtete man bei der Ausgestaltung der Gebaude auf jeden uberflussigen Luxus legte aber besonderen Wert auf die Einhaltung von Hygiene was nicht zuletzt durch eine optimale Wasserversorgung ermoglicht wurde Das Wasser diente der Kuhlung der Milch und dem Betrieb von Dampfmaschinen 1 Albert strebte an Musterfarmen nach englischem Vorbild auch ausserhalb des Konigreichs und dabei besonders in seiner Heimat Deutschland popular zu machen stiess aber bei dem Versuch technologische Neuerungen im Bereich der Landwirtschaft in historische Strukturen zu transferieren fast immer auf nahezu unuberwindliche Schwierigkeiten 2 Die Coburger Musterfarmen Bearbeiten nbsp Innenhof mit Blick nach OstenIn seinem ahnlich fortschrittlich denkenden Bruder Herzog Ernst II von Sachsen Coburg und Gotha fand Albert einen starken Befurworter seiner Ideen Allerdings liess Ernst erst nach Alberts fruhem Tod in Coburg zwei entsprechende landwirtschaftliche Musterguter erbauen 1861 bis 1863 am Rande des Parks von Schloss Callenberg seinem Sommersitz und infolge des positiven Echos hierauf 1878 die Ernstfarm westlich von Coburg zwischen Kurengrund Scheuerfeld und Weidach Die beiden Coburger Musterfarmen zeugten vom grundlegenden Umbruch in der Landwirtschaft im Laufe des 19 Jahrhunderts Ausgelost durch Justus von Liebigs 1840 erschienenes Werk uber die Agrikulturchemie und verstarkt seit 1851 durch die Londoner Weltausstellung entstanden in Deutschland erste Agrikulturchemische Versuchsstationen Das enorme Anwachsen der englischen Bevolkerung zwang die dortige Landwirtschaft zu hoch entwickelter Viehzucht und damit verbundenem effektiven Futteranbau und wirkte auf die deutschen Betriebe wegweisend Zahlreiche Verbesserungen wurden durch die Grundung der beiden Coburger Betriebe umgesetzt vorrangig die Rationalisierung von Betriebsablaufen Hierzu zahlten neben kurzen Wegen und optimaler Wasserversorgung und Entsorgung der Gulle auch verbesserte klimatische Verhaltnisse in den Stallungen Ehemals manuelle Tatigkeiten wurden mehr und mehr von mechanischen Hilfsmitteln und Maschinen ubernommen die sich vorher auf dem Kontinent nicht durchsetzen konnten nun aber standig weiterentwickelt wurden Gebaude Bearbeiten nbsp Nordliche Stallungen nbsp Pachterhaus nbsp Sudliche Stallungen PferdestallBis heute liegt das Ensemble der Ernstfarm inmitten landwirtschaftlicher Nutzflachen Das Zentrum der Farm bildet ein geschlossener rechteckiger Hof von etwa 150 mal 100 Metern Seitenlange der von Sudosten her durch eine von zwei Steinpfosten markierte Zufahrt erreichbar ist Die Hauptgebaude gruppieren sich um diesen Hof an der Ostseite das Pachterwohnhaus mit zwei Gesindetrakten an der Nord und Sudseite Stallungen fur Pferde Rinder und Schweine und an der Westseite ein lang gestrecktes Gebaude mit Futterkuche und Wirtschaftsraumen Ausserhalb dieses Gevierts befindet sich eine holzerne Feldscheune und ein weiteres spater hinzugefugtes Stallgebaude das der gesamten Sudseite vorgelagert ist Ein weit verzweigtes System aus Gusseisen und Sandsteinrohren entsorgte die Gulle in eine unterirdische Grube Ein hoher Industrieschornstein der zu einem separat gestellten Dampfmaschinenhaus und einer Brennerei gehorte dominierte das Ensemble Nur der ehemalige Schweinestall sowie das Erdgeschoss des Hauptgebaudes mit seinen Nebengebauden sind noch in ihrem Ursprungsbestand erhalten Alle anderen Gebaude sind im Laufe der letzten 130 Jahre um aus oder dazugebaut worden Das 1878 fertiggestellte Pachterhaus erhielt nach 1920 im Mitteltrakt ein neues Dach und wurde 1934 um ein Geschoss erhoht die beiden Seitenflugel den neuen Gegebenheiten angepasst Der Mitteltrakt zeigt sich deshalb heute im Gegensatz zu den eingeschossigen Seitenflugeln zweigeschossig mit einem zwerchhausahnlichen Uhrengiebel mit geraden Schenkeln und abgetreppter Binnenflache Der insgesamt elfachsige Bau ist in Ziegel mit Sandsteingliederungen ausgefuhrt die durchgangigen Segmentbogensturze der Fenster sind im Erdgeschoss aus Sandstein im Obergeschoss aus Ziegel Auch die Fassungen der Fenster und der uber ihnen angeordneten Ventilationsoffnungen der lang gestreckten Scheunen und Stallungen sind wie auch die Sockellaufer in Sandstein ausgefuhrt Auf Ornamentik wurde den baulichen Prinzipien der damaligen Industriearchitektur folgend fast vollig verzichtet Nur die eisernen inneren Zuganker an den Fassaden sind durch verzierte Rosettenkopfe hervorgehoben 3 Heutige Nutzung BearbeitenDie Ernstfarm ging 1920 aufgrund des Staatsvertrags mit Bayern der die Eingliederung des Herzogtums Coburg regelte in das Eigentum des Freistaates uber Zu Beginn der 1920er Jahre wurden die Scheunen im Sudwesten erweitert und die Schweine Rinder und Pferdestalle verandert 1953 und nochmals 1968 69 erfolgten grossere Umbauten in der Brennerei und den Stallungen 1976 schliesslich sprengte man den Schornstein da er durch die Aufgabe der Dampfmaschine und der Brennerei uberflussig geworden war Immer mehr Gebaude wurden nicht mehr benotigt und standen leer bis 2003 04 die Umnutzung der Ernstfarm in einen Handwerkerhof mit Lehrlingsunterkunften mit den entsprechenden Umbau und Instandsetzungsmassnahmen dem Einbau einer Gaststatte und eines Mehrzweckraumes im Bereich der ehemaligen Lehrkuche erfolgte 2007 befinden sich 14 Betriebe aus den Bereichen Gastronomie Handwerk Naturkost Design Raumausstattung und Pferdehaltung auf der Ernstfarm Trotz der baulichen Veranderungen sind die architektonischen Details der Anlage noch gut erkennbar Siehe auch BearbeitenMusterfarm auf Schloss CallenbergLiteratur BearbeitenPeter Morsbach und Otto Titz Denkmaler in Bayern Stadt Coburg Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band IV 48 Karl M Lipp Verlag Munchen 2006 ISBN 3 87490 590 X S 204 205 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernstfarm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasentation der Ernstfarm BetriebeEinzelnachweise Bearbeiten Peter Morsbach und Otto Titz Denkmaler in Bayern Stadt Coburg Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band IV 48 Karl M Lipp Verlag Munchen 2006 Seiten 204 434 Michael Eckstein in Prinz Albert Studien Band 25 Vortrag in der 3 Sektion Verlag K G Saur Munchen 2007 Peter Morsbach und Otto Titz Denkmaler in Bayern Stadt Coburg Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band IV 48 Karl M Lipp Verlag Munchen 2006 Seite 20550 263063888889 10 931738888889 Koordinaten 50 15 47 N 10 55 54 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernstfarm amp oldid 233019954