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Dieser Artikel behandelt den osterreichischen Theaterleiter zu dem gleichnamigen deutschen Schauspieler siehe Ernst Lothar Schauspieler Ernst Lothar 25 Oktober 1890 in Brunn 30 Oktober 1974 in Wien eigentlich Ernst Lothar Muller war ein osterreichischer Schriftsteller Regisseur und Theaterdirektor Aufnahme von Georg Fayer 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kunstlerisches Schaffen 3 Auszeichnungen und posthume Ehrungen 4 Werke 5 Filme 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Lothar wurde nach seinen Brudern Robert und Hans der spater als der Schriftsteller und Dramatiker Hans Muller Einigen bekannt wurde als dritter Sohn des Anwaltes Josef Muller und der Johanna Wohlmuth geboren 1904 1905 ubersiedelte die Familie nach Wien Er studierte an der Universitat Wien Germanistik und Rechtswissenschaften 1914 wurde er zum Dr iur promoviert Nach seiner Heirat mit Mary Helene Sachs des Renaudes 1914 musste er bis 1917 in den Kriegsdienst danach schlug er die staatsanwaltschaftliche Laufbahn ein die ihn nach Wels fuhrte Wahrend dieser Zeit entstand sein erstes grosses Werk der Roman Der Feldherr der 1918 veroffentlicht wurde Josef Bohuslav Foerster Erich Wolfgang Korngold und Richard Stohr vertonten einige seiner Gedichte 1919 wechselte er ins Handelsministerium in Wien wo er einer Anregung des Wiener Krawattenhandlers Ernst Hochmuth folgend an der Errichtung der Wiener Internationalen Messe mitwirkte und eigenen Angaben zufolge 1 an der Umwandlung der k k Export Akademie in die Hochschule fur Welthandel beteiligt war Im Rahmen der zu seinen Agenden gehorenden Exportforderung war er zusammen mit Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal auch Mitbegrunder der Salzburger Festspiele Zwischen 1921 und 1925 erschien die Romantrilogie Macht uber alle Menschen Irrlicht der Welt Irrlicht des Geistes Licht Der nunmehr als Autor bereits bekannt Gewordene trat 1925 freiwillig aus dem Staatsdienst aus um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen Zuerst wurde er Theaterkritiker und Feuilletonist der Neuen Freien Presse 1928 veroffentlichte er den Roman Der Hellseher 1932 folgte Die Muhle der Gerechtigkeit 1933 wurde Lothar Prasident des Gesamtverbandes Schaffender Kunstler Osterreichs und begann als Regisseur zu arbeiten Bei seinen ersten Regiearbeiten am Burgtheater widmete er sich besonders Franz Grillparzer und inszenierte 1933 1935 Ein Bruderzwist in Habsburg und Konig Ottokars Gluck und Ende 1933 heiratete er die Schauspielerin Adrienne Gessner Ab 1935 war Lothar Direktor des Theaters in der Josefstadt bis 1937 gemeinsam mit Max Reinhardt Nach dem Anschluss Osterreichs 1938 musste er als Jude zu seinem Bruder Hans nach Einigen am Thunersee in der Schweiz fliehen dann nach Frankreich Bei der Weihnachtsfeier der gefluchteten Osterreicher in Paris am 24 Dezember 1938 trug er vor Oscar Karlweis Joseph Roth Guido Zernatto Otto Habsburg und anderen sein Emigrantenlied vor Ein Gedicht statt einer Ansprache Wir haben alles verloren Die Habe das Gut und den Ruf Um uns hat sich niemand geschoren Sind wir zum Ungluck geboren Obwohl auch uns ein Gott erschuf Wir haben Bucher geschrieben Und Menschen gesund gemacht Wir sind bei den Fahnen gebliebenUnd wurden trotzdem vertrieben Bestohlen gequalt und verlacht Ausschnitt Im April 1939 brach der nun fast 49 Jahrige nach Amerika auf und litt unter der Emigration emotionell sehr Stefan Zweig zitiert ihn in Die Welt von Gestern die zwischen 1939 und 1941 entstand Emigration ist fur einen jungen Mann ohne Erinnerungen und in seinem 1949 erschienenen Roman Die Ruckkehr verarbeitete Lothar die Erinnerungen so Um einzuwurzeln durfte man nicht entwurzeln mussen Emigration war eine Frage der Erinnerung wer sie nicht hatte konnte gedeihen wer sie hatte verdarb 2 In New York grundete er mit Unterstutzung der Young Mens Hebrew Association das Austrian Theatre und brachte mit Ernst Deutsch Oscar Karlweis seiner Frau u a Stucke osterreichischer Autoren zur Auffuhrung Mangels finanzieller Erfolge hatte das Theater jedoch keinen langen Bestand 1941 1945 hielt er als Gastprofessor am Colorado Springs College Vorlesungen uber Theaterwissenschaften und Vergleichende Literatur Im Exil schrieb er funf Romane die zuerst in englischer Ubersetzung herauskamen darunter Beneath another Sun The Angel with the Trumpet und Heldenplatz Der Engel mit der Posaune wurde 1948 mit Hedwig Bleibtreu Attila Horbiger Helene Thimig Paula Wessely und seiner Frau verfilmt 1946 kehrte er als Theater und Musikbeauftragter des US Departements of State Office of War Information im Range eines Oberstleutnants nach Osterreich zuruck und wurde im Juni 1946 Nachfolger von Otto von Pasetti Friedenburg als Leiter der Theater und Musikabteilung des amerikanischen Nachrichtenkontrolldienstes in Osterreich 3 In dieser Funktion war er u a am Entnazifizierungsverfahren von Herbert von Karajan beteiligt und betrieb die Ruckkehr von Helene Thimig nach Osterreich Nach Zurucklegung der amerikanischen Staatsburgerschaft 1948 wurde er wieder osterreichischer Staatsburger 1948 1962 war er Regisseur am Burgtheater ab 1953 als Oberspielleiter das er durch Inszenierungen vor allem osterreichischer Dramatiker nachhaltig pragte Er erwarb sich grosse Verdienste um den Wiederaufbau des osterreichischen Theaterlebens am Max Reinhardt Seminar hielt er Vorlesungen Von 1952 bis 1959 war Lothar Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele und als Regisseur auch fur die alljahrliche Inszenierung des Jedermann verantwortlich den er im Sinne von Max Reinhardts ursprunglicher Salzburger Inszenierung betreute Von der Auffuhrung aus dem Jahr 1958 existiert ein auch auf CD veroffentlichter Mitschnitt mit Will Quadflieg in der Titelrolle Ernst Lothar erlitt einige Tage nach seinem 84 Geburtstag eine Schenkelhalsfraktur und verstarb in deren Folge in einer Wiener Klinik 4 Ehepartner Mary Helene Sachs des Renaudes Heirat am 10 November 1914 Scheidung am 21 April 1933 Adrienne Gessner Heirat am 22 Mai 1933 Tochter Agathe 10 August 1915 13 August 1933 Johanna genannt Hansi 19 April 1918 7 Dezember 1945 5 Kunstlerisches Schaffen BearbeitenBereits ab 1910 schrieb Lothar Lyrikbande aber vor allem auch Novellen Essays und zahlreiche Romane Als Erzahler zeigte er sich hier in der Nachfolge Schnitzlers in seiner Themenwahl bevorzugte er zum einen sexualpsychlogische Problematiken zum anderen aber auch Gesellschafts und Zeitprobleme nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie die er zum Teil in epischer Breite ausfuhrte Noch heute ist der verfilmte Roman Der Engel mit der Posaune und die Erzahlung Die Tur geht auf bekannt Auch seine fruhe Roman Trilogie Macht uber alle Menschen erreichte ein breites Publikum Das Drama Ich ist der wenig erfolgreiche Beitrag des spateren Regisseurs und Theaterleiters zur Theaterliteratur Sein auf eigenen Erlebnissen basierender Roman Die Ruckkehr 1949 die Autobiographie Das Wunder des Uberlebens 1960 sowie die Sammlung Die bessere Welt 1955 verdienen auch als Zeitdokumente besondere Beachtung Auszeichnungen und posthume Ehrungen Bearbeiten nbsp Grab von Ernst Lothar und Adrienne Gessner1920 Bauernfeld Preis 1960 Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold 1960 Kainz Medaille 6 1961 Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse 1963 Literaturpreis der Stadt Wien 1963 Goldene Nadel des P E N ClubEhrenmitglied des Burgtheaters und des P E N ClubsSein Ehrengrab und das seiner Gattin Adrienne Gessner befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 32 C Nummer 37 7 Im Vorraum der Foyer Galerie des Burgtheaters befindet sich die von Wander Bertoni abgenommene Totenmaske von Ernst Lothar Werke BearbeitenDer ruhige Hain Gedichte Munchen 1911 Die Rast Gedichte Munchen 1912 Die Einsamen Novellen Munchen 1913 Italien Kamonenverlag Wien 1915 Osterreichische Schriften Weltburgerliche Betrachtungen zur Gegenwart Essays Piper Munchen 1916 Der Feldherr Roman des Ruhms Freytag amp Tempsky Leipzig 1918 Macht uber alle Menschen Georg Muller Munchen 1921 1925 Irrlicht der Welt Des Romans Macht uber alle Menschen erster Teil Georg Muller Munchen 1921 Irrlicht des Geistes Des Romans Macht uber alle Menschen zweiter Teil Georg Muller Munchen 1923 Licht Des Romans Macht uber alle Menschen dritter Teil Georg Muller Munchen 1925 dd Ich Ein Theaterstuck in 4 Akten Muller Munchen 1921 Bekenntnis eines Herzsklaven Roman Ullstein Berlin 1923 Triumph des Gefuhls Zwei Erzahlungen Vogelhandlung des Adam Dein Partei Mensch Hartlebens Verlag Wien Leipzig 1925 Osterreichische Bucherei 2 2A Gottes Garten Ein Buch von Kindern Buchschmuck von Viktor Schufinsky Speidel Wien 1927 Drei Tage und eine Nacht Novelle Speidel Wien 1927 Der Hellseher Roman Zsolnay Berlin 1929 Der Kampf um das Herz Neubearbeitung von Bekenntnis eines Herzsklaven Zsolnay Berlin 1930 Die Tur geht auf Notizbuch der Kindheit Zsolnay Wien 1931 Kleine Freundin Roman einer Zwolfjahrigen Zsolnay Hamburg 1931 Kinder Erste Erlebnisse Neubearbeitung und Vermehrung von Gottes Garten Zsolnay Berlin 1932 Die Muhle der Gerechtigkeit oder Das Recht auf den Tod Zsolnay Wien 1933 Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe Roman Zsolnay Wien 1934 Romanze F Dur Aus dem Tagebuch eines jungen Madchens Roman Zsolnay Wien 1935 Fraulein Else Theaterstuck nach Arthur Schnitzlers gleichnamiger Novelle Wien 1936 Nahe und Ferne Lander Leute Dinge Rohrer Brunn 1937 A Woman in witness A Paris diary Englische Ubersetzung von Die Zeugin von Barrows Mussey Book League of America Garden City N Y 1941 Beneath another sun Englische Ubersetzung von Unter anderer Sonne von Barrows Mussey Doubleday Doran amp Co Garden City N Y 1943 Unter anderer Sonne Roman des Sudtiroler Schicksals 1961 The Angel with the Trumpet Ubersetzung Elizabeth Reynolds Garden City Doubleday 1944 Der Engel mit der Posaune Roman eines Hauses 1947 Neuausgabe bei Zsolnay 2016 mit einem Nachwort von Eva Menasse Heldenplatz Roman Schoenhof Cambridge Mass 1945 Die Ruckkehr Roman Verlag Das Silberboot Salzburg 1949 Neuausgabe bei Zsolnay 2018 mit einem Nachwort von Doron Rabinovici Die Zeugin Pariser Tagebuch einer Wienerin Danubia Wien 1951 Verwandlung durch Liebe Roman Zsolnay Wien 1951 Das Weihnachtsgeschenk Erzahlung Zsolnay Wien 1954 Die bessere Welt Reden und Schriften Zsolnay Wien 1955 Will Quadflieg Mit Beitragen u a von Ernst Lothar Hoeppner Hamburg 1957 Das Wunder des Uberlebens Erinnerungen und Ergebnisse Zsolnay Wien 1960 Neuausgabe bei Zsolnay 2020 mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann Unter anderer Sonne Roman des Sudtiroler Schicksals Ausgewahlte Werke Band I Zsolnay Wien 1961 Ausgewahlte Werke in Einzelausgaben 6 Bande Zsolnay Hamburg WienUnter anderer Sonne Roman des Sudtiroler Schicksals Bd I 1961 Kleine Freundin Bd II 1962 Die Muhle der Gerechtigkeit Bd III 1962 Der Engel mit der Posaune Bd IV 1963 Das Wunder des Uberlebens Bd V 1966 Macht und Ohnmacht des Theaters Reden Regeln Rechenschaft Bd VI 1968 dd Filme BearbeitenEtliche Werke von Ernst Lothar wurden auch verfilmt 1934 Little Friend Regie Berthold Viertel nach Kleine Freundin 1935 The Clairvoyant Regie Maurice Elvey mit Claude Rains Fay Wray frei nach Der Hellseher 1948 Der Engel mit der Posaune Regie Karl Hartl nach dem gleichnamigen Roman 1948 An Act of Murder Regie Michael Gordon mit Fredric March nach Die Muhle der Gerechtigkeit 1950 The Angel with the Trumpet Regie Anthony Bushell nach Der Engel mit der PosauneBei dem Fernsehfilm Anatol Osterreich 1961 nach Arthur Schnitzler fuhrte er selbst Regie gemeinsam mit Erich Neuberg und schrieb das Drehbuch Literatur BearbeitenDagmar Heissler Ernst Lothar Schriftsteller Kritiker Theaterschaffender Bohlau Wien Koln Weimar 2016 ISBN 978 3 205 20145 8 Das komplette Buch ist beim Bohlau Verlag als OpenAccess PDF kostenfrei erhaltlich Gwendolyn von Ambesser Die Ratten betreten das sinkende Schiff Das absurde Leben des Leo Reuss Edition AV Lich Hessen 2005 ISBN 3 936049 47 5 Felix Czeike Historisches Lexikon Wien Band 4 Kremayr amp Scheriau Wien 1995 ISBN 3 218 00546 9 S 96 f Adrienne Gessner Ich mochte was Gutes sagen Amalthea Wien 1985 ISBN 3 85002 200 5 Hilde Haider Pregler Uberlebens Theater Der Schauspieler Leo Reuss Holzhausen Wien 1998 ISBN 3 900518 66 1 Harry Zohn Lothar Ernst In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 232 f Digitalisat Susanne Blumesberger Michael Doppelhofer Gabriele Mauthe Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 2 J R Hrsg von der Osterreichischen Nationalbibliothek Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 11545 8 S 866 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Lothar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Ernst Lothar in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Ernst Lothar im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Eintrag zu Ernst Lothar bei litkult1920er aau at ein Projekt der Universitat Klagenfurt Ernst Lothar in der Internet Movie Database englisch Ernst Lothar zum 80 Geburtstag In Arbeiter Zeitung Wien 25 Oktober 1970 S 4 Mitte links Dagmar Heissler Portratmodul zu Ernst Lothar bei litkult1920er aau at einem Projekt der Universitat KlagenfurtEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Lothar Das Wunder des Uberlebens Erinnerungen und Ergebnisse Zsolnay Wien 1960 S 44 f Fremde Heimat Ernst Lothar Die Ruckkehr Von Constanze Matthes in Zeichen amp Zeiten 23 August 2018 Abgerufen am 29 Oktober 2018 Kunst und Kultur Dr Ernst Lothar Nachfolger von Dr de Pasetti In Salzburger Volkszeitung 24 Juni 1946 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung svz An den Folgen eines Schenkelhalsbruches Ernst Lothar ist gestorben In Arbeiter Zeitung Wien 31 Oktober 1974 S 20 unten rechts Dagmar Heissler Ernst Lothar Schriftsteller Kritiker Theaterschaffender Bohlau Wien 2016 S 467 472 Wien zeichnet seine besten Buhnenkunstler aus Memento des Originals vom 22 Dezember 2015 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe 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