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Ernst Robert Fiechter 28 Oktober 1875 in Basel 19 April 1948 in St Gallen war ein Schweizer Architekt und Bauforscher Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Bauten 3 Publikationen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Fiechter war der alteste Sohn des Basler Arztes und seit 1878 Universitats Dozenten fur klinische Medizin Dr med Robert Fiechter 1848 1887 und seiner Frau Sophia geb Jung 1852 1938 Schwester des Architekten Ernst Jung in Winterthur Der bekannte Psychiater Carl Gustav Jung war sein Vetter Nach der Matura am humanistischen Gymnasium war es Fiechters Wunsch Theologie oder Altphilologie zu studieren Auf Drangen seiner verwitweten Mutter wandte er sich jedoch der praxisbezogeneren Architektur zu Nach einem Praktikum als Maurer und Zimmermannslehrling und Besuch der Gewerbeschule in Basel studierte Fiechter von 1895 bis 1899 an der Universitat Munchen Architektur Dort hatte der damalige Ordinarius fur Bauformenlehre August Thiersch grossen Einfluss auf ihn Von Thiersch kam auch die Aufforderung Fiechter solle nach seinem Diplom an der Expedition von Ernst von Sieglin nach Alexandria teilnehmen Fiechter unter anderem durch Glyptotheksfuhrungen von Adolf Furtwangler fur die Antike begeistert nahm das Angebot fur den Winter 1900 01 freudig an In Alexandria jedoch begann Fiechter an dem Nutzen seiner Arbeit zu zweifeln Der hauptsachlich kunstgeschichtlich orientierte Bezug zu den Altertumern der in Munchen gepflegt wurde liessen Fiechter nur die Aufnahme von Resten der antiken Strassenzuge und Grabern So uberlegte er nicht lange als ihn Adolf Furtwangler als Bauforscher fur die Grabungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Aphaiaheiligtum auf Agina zu gewinnen suchte und brach 1901 direkt von Alexandria nach Aegina auf Die griechische Architektur das Land und seine Bewohner fesselten Fiechter so stark dass er nach der Kampagne von 1901 noch neunmal dorthin zuruckkehrte In enger Zusammenarbeit mit Furtwangler und Hermann Thiersch dem Sohn seines einstigen Lehrers entstanden zunachst Lageplane Grundrisse und Rekonstruktionen des Heiligtums der Aphaia einzelner Bauten und Bauteile 1904 wurde er von August Thiersch an der TH Munchen mit der Arbeit Der Tempel der Aphaia auf Aegina promoviert Fiechters Dissertation ubernahm Furtwangler fast unverandert in die Publikation des Tempels von 1906 Allerdings erstreckte sich Fiechters Anteil hier nicht mehr nur auf die Vorlage des spatarchaischen Tempels sondern auch auf die gleichzeitigen fruheren und spateren Bauten sowie auf Varia wie Basen Gerate und Dachziegel insbesondere auch die Rekonstruktion der Giebelakroterien Mit seiner Publikation der Architektur eines griechischen Heiligtums gelang Fiechter eine Vorlage die fur lange Zeit vorbildlich bleiben sollte und zum Verstandnis der spatarchaischen griechischen Tempelarchitektur bestimmt hat In vielen auch neueren Handbuchern dient Fiechters perspektivische Rekonstruktion des Aphaiatempels um die Tektonik dorischer Tempelarchitektur begreifbar zu machen Fiechter war auch einer der ersten der das Augenmerk auf die farbliche Gestaltung griechischer Bau und Kunstwerke lenkte und seine detaillierten Notizen zu den noch sichtbaren Farbresten auf Triglyphen Kyma Architrav etc sowie deren bunte Rekonstruktion tragen ihm vor allem den Respekt der neueren Forschung ein in der diese Dinge vermehrt an Bedeutung gewinnen Nach einer Italienreise habilitierte sich Fiechter 1906 mit der Arbeit Der jonische Tempel am Ponte Rotto in Rom Wahrend er selbstandige Bauaufgaben als Architekt annahm reiste er immer wieder zu Forschungszwecken nach Griechenland sei es auf Aegina oder dem Amyklaion von Sparta 1911 musste sich Fiechter zwischen der Nachfolge auf der freigewordenen Stelle Wilhelm Dorpfelds am Deutschen Archaologischen Institut Athen und einem Ruf an die TH Stuttgart entscheiden Er wahlte den Lehrberuf und unterrichtete Bauformenlehre Bauzeichnen und Baugeschichte 1912 bereiste er erneut Griechenland und auch Kleinasien und begann eine umfangreiche Dokumentation zur griechischen Theaterarchitektur Zwischen 1921 und 1933 reiste er noch funfmal nach Griechenland um diese Studien fortzusetzen Seine Verpflichtungen in Stuttgart nahmen ihn jedoch immer mehr in Anspruch und lenkten sein Augenmerk auch auf die archaologischen und denkmalpflegerischen Aufgaben seiner Umgebung Seit 1919 war er Mitarbeiter und spater Sachverstandiger des Landesamtes fur Denkmalpflege in Stuttgart Im Zusammenhang mit der 1919 eroffneten Waldorfschule und der Tatigkeit von Friedrich Rittelmeyer im Hinblick auf die Christengemeinschaft kam es zur Begegnung mit Rudolf Steiner und der Anthroposophie 1923 lehnte er noch einen Ruf an die Eidgenossische Technische Hochschule in Zurich wegen seiner drei Kinder Sophia Charlotte 1909 Paul Hieronymus 1911 Niklaus 1914 ab die in Stuttgart die Waldorfschule besuchten Nach seiner Emeritierung 1937 kehrte er nach 40 Jahren Auslandsaufenthalt wieder zuruck in die Schweiz und verschrieb sein restliches Leben ganz der Anthroposophie Er bezog das Priesterseminar der Christengemeinschaft in Zurich Neben seiner Tatigkeit als Priester im Kanton Zurich und St Gallen beschaftigte er sich aber noch weiter mit Denkmalpflege und Ausgrabungen Am 19 April 1948 verstarb Ernst Fiechter 74 jahrig in St Gallen wo er 1907 seine spatere Ehefrau Paula Zollikofer kennengelernt hatte Bauten Bearbeiten1902 1903 Umbau des Palais Bissing in Munchen Schwabing Georgenstrasse 10 1906 Villa in Munchen Bavariaring 47 Neurokoko mit Zwerchhaus Mittelrisalit 1 1908 Neues Schloss Herrenhaus auf Gut Hemerten Gemeinde Munster Lech Landkreis Donau Ries 1909 1910 Villa Gerhard Waldler in Munchen Sollner Strasse 24 2 1909 1910 Villa in Munchen Bavariaring 48 Neuklassizismus mit mittlerem Flachrisalit und antikisierendem Figurenfries uber dem Eingang 3 Publikationen Auswahl BearbeitenDer Tempel der Aphaia auf Aegina Dissertation Universitat Munchen 1904 Der ionische Tempel am Ponte Rotto in Rom In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Romische Abteilung Band 21 1906 S 220 ff Mitarbeit an Adolf Furtwangler Aegina Das Heiligtum der Aphaia 1906 Die baugeschichtliche Entwicklung des Antiken Theaters Eine Studie Beck Munchen 1914 Digitalisat Amyklae Der Thron des Apollon In Archaologischer Anzeiger Jahrgang 1910 S 66 ff und Jahrbuch des Deutschen Archaologischen Instituts Band 33 1918 S 107 ff Antike griechische Theaterbauten 9 Bande Kohlhammer Stuttgart 1930 1950 Das Theater in Thera In Wilhelm Dorpfeld Festschrift zum 80 Geburtstag Verlag fur Kunstwissenschaft Berlin 1933 S 28 ff Literatur BearbeitenErnst Fiechter Der Kunstler der Forscher der Mensch Erinnerungen Briefe Tagebucher letzte Aufzeichnungen Verbunden und erganzt von Sophia Charlotte Fiechter Urachhaus Stuttgart 1950 mit Bibliographie seiner Schriften und einem Verzeichnis seiner Bauten Portrat im Frontispiz Ernst Ludwig Schwandner Enst Robert Fiechter In Reinhard Lullies Wolfgang Schiering Hrsg Archaologenbildnisse Portrats und Kurzbiographien von klassischen Archaologen deutscher Sprache von Zabern Mainz 1988 ISBN 3 8053 0971 6 S 190 191 Dietrich W Schmidt Fiechter Ernst In Maria Magdalena Ruckert Hrsg Wurttembergische Biographien unter Einbeziehung hohenzollerischer Personlichkeiten Band I Im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 018500 4 S 77 79 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ernst Robert Fiechter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Andreas Dollfus Biografie Ernst Fiechter Zollikofer Forschungsstelle Kulturimpuls Dornach Christian Bartschi Fiechter Ernst In Historisches Lexikon der Schweiz Prof Dr Ing Ernst Robert Fiechter In archINFORM Fiechter Ernst Robert im Dictionary of Art HistoriansEinzelnachweise Bearbeiten Denkmalliste der Landeshauptstadt Munchen Akten Nr D 1 62 000 641 abgerufen am 10 Dezember 2017 Denkmalliste der Landeshauptstadt Munchen Akten Nr D 1 62 000 6557 Denkmalliste der Landeshauptstadt Munchen Akten Nr D 1 62 000 642Normdaten Person GND 118683543 lobid OGND AKS LCCN nr2004008637 VIAF 59878328 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fiechter Ernst RobertKURZBESCHREIBUNG Schweizer BauforscherGEBURTSDATUM 28 Oktober 1875GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 19 April 1948STERBEORT St Gallen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Robert Fiechter amp oldid 203639371