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Die Erlanger Westfalen waren von 1794 bis 1809 landsmannschaftliche Studentenverbindungen mit entsprechender Mitgliederwahl in Erlangen die erste 1794 1795 die zweite 1798 1809 Ab Herbst 1798 bildeten sie mit den Erlanger Markern und den Ansbachern den Erlanger Senioren Convent Sie sind zwar in den Kosener Korpslisten von 1910 aufgefuhrt waren aber noch kein Corps Ihr alt landsmannschaftliches Prinzip erzwang 1809 ihre Auflosung Bundeszeichen der Erlanger Westfalen Inhaltsverzeichnis 1 Orden und Landsmannschaften 1 1 Preussen 1 2 Kranzchen 1 3 Zeitgeist 2 Neuordnung in Gesellschaften 2 1 Ende der Orden 2 2 Guestphalia II 3 Farben 4 Mitglieder 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseOrden und Landsmannschaften Bearbeiten Hauptartikel Studentenorden und Landsmannschaft Fruhe Neuzeit In den 1780er Jahren bestanden in Erlangen nur der Schwarze Orden und der Inseparabilistenorden der sich 1786 aufloste und mit seinen Resten im Schwarzen Orden aufging 1 Mit ihren geistigen Auswirkungen auf die deutschen Studentenschaften brachte die Franzosische Revolution die Landsmannschaften ins Hintertreffen Die Orden die die neuen Ideen vertreten hatten erlebten eine hohe Blute Der 1790 allein in Erlangen bestehende schwarze Orden reichte nicht mehr den Bedurfnissen Deshalb wurden von Jena aus der Amicistenorden 1791 und der Constantistenorden 1792 etabliert Die ubriggebliebenen Landsmannschaften der Ansbacher Bayreuther und Franken sanken zur Bedeutungslosigkeit herab Ihre Senioren waren zugleich Ordensbruder Die Orden hatten das Heft in der Hand Die Terrorherrschaft in Frankreich brachte unter den Deutschen besonders unter den Studenten einen Meinungsumschwung 2 Zur geistesgeschichtlichen Bedeutung der Orden und Landsmannschaften schreibt Hans Peter Hummer 3 Zwei Verbindungsformen gelten als Vorlaufer des Corpsstudententums die Landsmannschaften des 18 Jahrhunderts und die geheimen Studentenorden Letztere werden haufig in Beziehung zur Freimaurerei gesetzt Trotz nachgewiesener personeller Beziehungen und zahlreicher Anleihen im Brauchtum kann man die Studentenorden nicht als Ableger der Freimaurerei klassifizieren Es gibt grundsatzliche Unterschiede So hielten die Studentenorden am studentischen Comment und alten Ehrbegriff fest trugen sogar wesentlich zur Verbesserung bei Schon deshalb sind Anklange in landsmannschaftlichen Konstitutionen und denen der spateren Corps kein Zufall Die Ordensverbindungen erwuchsen zum Teil aus den noch sehr lose organisierten Landsmannschaften sie wollten die landsmannschaftliche Gliederung des 18 Jahrhunderts nicht zerstoren Ihre Mitglieder wahlten sie aber nach Eignung und ohne Rucksicht auf das Herkommen anders als die Kranzchen dieser Zeit Ahnlich wie die Freimaurer waren sie offen fur die Gedanken der Aufklarung Fur die geistigen Grundlagen der franzosischen Revolution begeisterte man sich bis diese durch die politische Wirklichkeit durch Robespierre und die Armeen Napoleons uberholt wurden Hans Peter Hummer Preussen Bearbeiten Am 2 Dezember 1791 hatte Karl Alexander Brandenburg Ansbach Bayreuth seine Lande an Preussen abgetreten Erlangen wurde eine preussische Universitat und plotzlich anderte sich die landsmannschaftliche Zusammensetzung der Studentenschaft Berliner Preussen Marker Westfalen Schlesier und andere Norddeutsche traten neben die herkommlichen Gruppen der Franken Ansbacher und Bayreuther Eine Gruppe von wohlhabenden Adeligen waren die Schwedisch Pommern Sie sammelten sich im Dezember 1793 Nach dem Wirt des Versammlungsorts nannten sie sich Toussaintianer Die uberwiegend adeligen Mitglieder stammten aus Stralsund Rugen Braunschweig und Magdeburg Nach 1794 waren sie alle in dem westfalischen Kranzchen das Ludwig von Vincke gegrundet hatte 2 Kranzchen Bearbeiten Samuel Gottfried Borsche hatte v Vincke dringend geraten sich mit seinen westfalischen Landsleuten zu vereinigen und den Orden entgegenzuarbeiten Den Anlass gab ein Streit mit der Erlanger Constantistenloge Zu einer Vorbesprechung mit den geborenen Westfalen kam es am 17 Marz 1794 Vincke entwarf eine Stiftungsurkunde des ersten westfalischen Kranzchens A 1 Als Vincke von einer Wien Reise zuruckgekehrt war wurde die Grundung bei Cappell am 27 Mai 1794 vollzogen Unter den Grundern waren mindestens drei Bruder des schwarzen Ordens Zu den Westfalen traten auch die Schwedisch Pommern Die Westfalen beanspruchten also ganz Norddeutschland als Rekrutierungsgebiet 2 Nur der Kern stammte aus der Grafschaft Mark dem ehemaligen Bistum Minden und der Grafschaft Ravensberg Siehe auch Westfalen Westfalen im 18 Jahrhundert Zeitgeist Bearbeiten Das neue Kranzchen erbte nicht nur den Mitgliederbestand der Toussaintianer sondern auch den ganzen Hass der Constantisten Schwere Beleidigungen und Tatlichkeiten mit der Hetzpeitsche kulminierten am 15 August 1794 Unterstutzt von freiheitlichen Erlangern veranstalteten die Constantisten am Abend eine Protestkundgebung Die Stadtkapelle Scherzer spielte die gangigen Revolutionslieder wie Ah Ca ira Alle trugen die Coquarde der Jakobiner Die Auseinandersetzungen schadeten allen Erlanger Korporationen Toussaint entzog den Westfalen das Gastrecht in seinem Walfisch und die Universitat verhangte Karzerstrafen und jahrelange Relegationen gegen einige Teilnehmer Neues Kommershaus der Westfalen wurde die blaue Glocke A 2 Im November 1795 kam es zur grossen Abschworung und zum Erliegen des Erlanger Verbindungswesens 4 5 Neuordnung in Gesellschaften Bearbeiten nbsp Zirkel der Erlanger WestfalenIm Sommer 1796 wurde die Erlanger Studentenschaft in vier lose Gasthausgesellschaften neu geordnet Konstitutionen sind nicht uberliefert und bestanden hochstwahrscheinlich nicht Eine neu entstandene Berliner oder Markische Gesellschaft arbeitete mit einem von Gisbert von der Leithen neu gegrundeten Westfalenkranzchen eng zusammen A 3 Die beiden anderen Gesellschaften wurden von den Ordensleuten dominiert Die eine war die frankische Landsmannschaft mit den Amicisten als Ordenskern die andere die uberregionale Braunsche Gesellschaft mit dem schwarzen Orden Siehe auch Berliner Gesellschaft Erlangen Ende der Orden Bearbeiten Im Mai 1798 entzweite sich die Braunsche Gesellschaft in Ordenskern und Nichtordensmitglieder Die Westfalen und die Berliner unterstutzten die Opponenten Diese konstituierten sich am 1 Juli 1798 als Ansbacher Landsmannschaft Seit Herbst 1798 findet sich nur noch die Bezeichnung Gesellschaft der Anspacher Wie bereits ihre Vorgangerverbindung die Braunianer hielten sie sich an keine Kantonierung und nahmen von Anbeginn Studenten aus ganz Deutschland und dem europaischen Ausland auf Der einzige Orden der die Auseinandersetzungen von 1798 uberlebt hatte war der Amicistenorden in der frankischen Landsmannschaft Er loste sich im Wintersemester 1799 1800 auf und die Franken die ebenfalls die Kantonierung ablehnten etablierten sich als frankische Gesellschaft die nur bis 1802 bestand Guestphalia II Bearbeiten Die Frage der Kantonierung fuhrte zu feindlicher Einstellung und dem Bestreben besonders der Westfalen verlorenes Terrain wiederzugewinnen Um eine neue Gesellschaft etablieren zu konnen war es nach dem seit 1796 gultigen SC Comment notwendig eine der Gesellschaften zur Auflosung zu bringen Die Studenten aus dem Furstentum Bayreuth rieben sich am Untergang ihrer Landsmannschaft 1794 wahrend die Gesellschaft der Ansbacher der alten und ewigen Konkurrenz in anderer Form fortbestand 6 An diesen Hebel griffen die Westfalen Ab 1801 hauften sich die Eintritte von geburtigen Bayreuthern bei den Ansbachern Im Sommer 1802 waren es so viele dass der Bruch der zur Auflosung fuhren sollte gewagt werden konnte Die daraus entstehenden Kampfe gingen als Stierkampf in Erlangen in die Studentengeschichte ein 7 Im Juli 1802 kam es zu Prugeleien zwischen Westfalen und Ansbachern 13 geburtige Bayreuther hielten sich fortan bis Juli 1803 zu den Westfalen Der damalige Senior der Westfalen war Fritz Rautert Die bei den Auseinandersetzungen entstandenen Differenzen wurden durch den neuen SC Comment von Michaelis 1802 bereinigt Er besagt ausdrucklich dass die Gesellschaften sich gegenseitig nur als Gesellschaften nicht als Landsmannschaft oder Orden anerkennen 1802 kam es zur Auflosung der Franken In die Lucke stiessen sofort die Bayreuther die sich am 14 Juni 1803 konstituierten Onoldia lehnte landsmannschaftliche Tendenzen strikt ab Dieser Streit zog sich zwei Jahre hin da wurde er durch die grosse Politik im Sinne der Ansbacher gelost Die Franzosenzeit brach an Erlangen wurde franzosische Universitat Die Preussen blieben aus und am 22 Juni 1806 musste sich die Berliner Gesellschaft auflosen weil nur noch zwei Polen geblieben waren Westfalen kamen noch nach Erlangen aber in wesentlich geringerer Zahl Sie erkannten die Gefahr und schlossen sich der Auffassung der Ansbacher an dass keine Kantonierungen gelten sollten Nur die Bayreuther bestanden noch darauf Sie konnten es sich leisten weil ihr Rekrutierungsgebiet nicht gefahrdet war sie waren aber in der Minderheit und konnten sich im Senioren Convent nicht mehr durchsetzen Den Westfalen nutzte die Kehrtwendung wenig 1807 versiegte der Zuzug Im Wintersemester 1808 09 waren nur noch drei Westfalen Culemann Martini und Hildebrandt ubrig geblieben Am 6 Marz 1809 loste sich die Westfalische Gesellschaft auf Culemann trat zu den Bayreuthern uber Martini zog mit den Osterreichern in den Funften Koalitionskrieg Nur Hildebrandt Sohn eines Erlanger Professors blieb zuruck 2 Siehe auch Erlangen Erlangen im Konigreich BayernFarben Bearbeiten nbsp Grosses Bundeszeichen der Westfalischen Gesellschaft zu Erlangen ab 1799 Die Farben der Erlanger Westfalen waren von 1794 bis 1799 grun weiss Auf Initiative des Jenenser Westfalen Schlemm kam es 1799 zu einem engen Kartell der Jenenser Hallenser und Erlanger Westfalen Dabei wurden die Zeichen vereinheitlicht und angeglichen die Farben fur alle drei auf grun schwarz weiss festgesetzt Neben dem ebenfalls einheitlich gefuhrten Zirkel benutzten die Westfalen auch einen Punktbruch der auch 5 7 in offenen Zahlen geschrieben wurde Der 7 Buchstabe im Alphabet war G Westfalia Guestphalia der 5 von ruckwarts war V Vivat Solche Punktbruche waren keine Ordenszeichen und wurden zu Beginn des 19 Jahrhunderts von vielen Verbindungen gefuhrt A 4 Daneben fuhrten die Westfalen zwischen den gekreuzten Schlagern vier Punkte Der Wahlspruch war g ladius v index N oster Im grossen Bundeszeichen wurden noch die Buchstaben JHE fur Jena Halle Erlangen gefuhrt 2 Mitglieder BearbeitenBei Meyer Camberg 1979 sind 166 Mitglieder aufgefuhrt Die Angaben in den Kosener Korpslisten von 1910 sind ausserst unzuverlassig Samuel Gottfried Borsche 1767 1821 preussischer Staatsrat Charles Konig 1774 1851 deutsch britischer Naturforscher Freiherr von Wechmar 1775 1854 Oberschlosshauptmann Ludwigsburg 8 Johann Arnold Joachim Pommer Esche 9 Christian Friedrich von der Mosel 1779 1858 Burgermeister und Landrat in Kleve Franz Hass 1781 1835 Regierungsbeamter Wilhelm Blumenhagen 1781 1839 Arzt und Schriftsteller Josias Neumann 1782 1855 Rechtslehrer in Dorpat Friedrich Wilhelm Rautert 1783 1858 Jurist und Schriftsteller Ludwig Bogislaus Samuel Kuhne 1786 1864 10 Bonawentura von Niemojowski 1787 1835 Prasident der polnischen Nationalregierung 1830 31 Johann Christian Stuckenberg 1788 1856 Geograph Friedrich Wilhelm Anton Roemer 1788 1865 Richter und Politiker in OldenburgLiteratur BearbeitenErnst Meyer Camberg Die Erlanger Westfalen 1794 1809 Einst und Jetzt Jahrbuch des Vereins fur corpsstudentische Geschichtsforschung Bd 24 1979 S 74 94 Hans Otto Keunecke Ein Stammbuch als historische Quelle Zur Geschichte der Westfalischen Landsmannschaft in Erlangen 1794 1809 Einst und Jetzt Bd 27 1982 S 139 154 Hans Peter Hummer Die Stammbucher der Erlanger Westfalen Davidis 1796 1799 Einst und Jetzt Bd 46 2001 S 99 152 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erlanger Westfalen 1794 1809 Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Teilweise veroffentlicht in Academische Monatshefte 24 1907 08 S 126ff Vor der Grundung des Westfalenkranzchens hatte Margarete Luise Doppelmayer die einzige Tochter des Wirts den Westfalen C F Wiethaus geheiratet Die aus dieser Ehe hervorgegangene Tochter Luise heiratete Friedrich Ruckert Die Gesellschaft hiess zunachst nur Berliner Gesellschaft Erst 1799 tauchten Markerzirkel in den Erlanger Stammbuchern auf Der Punktbruch 2 5 bei Baruthia bedeutet also Vivat Baruthia und hat mit der heiligen Zahl der Harmonisten nicht das Geringste zu tun denn die wurden immer 4 3 und nicht 2 5 geschrieben Franconia Jena fuhrte 1810 den Punktbruch 3 6 als Circulus Franconiae Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Korner Der Einfluss der Franzosischen Revolution auf die Orden und Corps Einst und Jetzt Bd 9 1964 S 113 127 a b c d e Ernst Meyer Camberg Die Erlanger Westfalen 1794 1809 Einst und Jetzt Bd 24 1979 S 74 94 H P Hummer Corpsgeist und Ordensbrauch Einst und Jetzt Bd 36 1991 S 105 117 Ernst Meyer Camberg Der Untergang der Orden in Erlangen 1 Teil Einst und Jetzt Bd 16 1971 S 47 61 Ernst Meyer Camberg Der Untergang der Orden in Erlangen 2 Teil Einst und Jetzt Bd 17 1972 S 95 112 Corps Baruthia Zeittafel Ernst Meyer Camberg Der Stierkampf in Erlangen Aus der Fruhgeschichte des Erlanger SC Einst und Jetzt Bd 9 1964 S 35 51 Landesarchiv Baden Wurttemberg Allgemeine Literatur Zeitung Kuhne Ludwig Samuel NDB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erlanger Westfalen 1794 1809 amp oldid 235931308