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Erich Adolf Klauck 24 Marz 1897 in Danzig 30 Juni 1979 in Freistatt war ein deutscher Maler des expressiven Realismus und Vertreter der zweiten expressionistischen Generation Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Malerei 2 1 Fruhe Phase 1919 1949 2 2 Spate Phase 1950 1973 3 Rezeption 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErich A Klauck wurde in Danzig der Hauptstadt der damaligen Provinz Westpreussen geboren Sein Grossvater war Bildhauer Figuren fur Altare und Passionswege Da Klauck ebenfalls Kunstler werden wollte brach er die Schule vorzeitig ab und besuchte ab 1913 in Danzig die Meisterklasse der Kunstgewerbeschule und die Technische Universitat zu Danzig Seine kunstlerische Ausbildung wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen 1 Klauck meldete sich 17 jahrig freiwillig zum Militardienst und kam bei militarischen Einsatzen in ihm bisher unbekannte Regionen Europas insbesondere auf den Balkan Dessen leuchtende Farben pragten seine malerische Anschauung spater stark 2 Nach Ruckkehr aus dem Krieg fuhrte er bis 1924 seine kunstlerische Ausbildung in Danzig bei Fritz Pfuhle fort der von 1910 bis 1930 die Professur fur Malerei an der Technischen Universitat innehielt Ausstellungen im deutschen Osten machten Klauck bekannt unter anderem als Portratist Ab 1925 lebte er mehrfach fur einige Monate in der damals bedeutenden Kunstlerkolonie Nidden heute Nida Litauen Klauck schloss dort Freundschaft mit dem funf Jahre alteren Maler Ernst Mollenhauer Durch die Verbindungen von Mollenhauer und insbesondere seiner Frau Hedwig Blode zu vielen bekannten Kunstlern der Zeit kam auch Klauck in Kontakt und engen kunstlerischen Austausch u a mit dem Expressionisten Otto Beyer der ebenfalls zeitweise in Nidden lebte Klauck nahm ab 1941 am Zweiten Weltkrieg teil vermutlich an der Westfront in Frankreich wie spatere Bildmotive vermuten lassen Nach dem Krieg lebte Klauck in Oberbayern andere Quellen nennen Wien Ca 1950 wurde er in Hude am Dummersee einem kleinen Dorf in Niedersachsen ansassig Er betrieb hier ein Atelier fur Malerei am Rohrdrommelweg Klaucks bunt bemaltes Wohnhaus stand Gasten aus dem In und Ausland gastfrei offen Viele ausgiebige Feiern auch tagelang waren Teil seines kunstlerischen Selbstverstandnisses und Lebensentwurfes 3 Klauck war verheiratet mit der Grafikerin Erika Klauck geborene Gobel Sie wurde am 30 Juni 1900 als Tochter des Landmessers Arnold Gobel und seiner Ehefrau Maria in Trier geboren Die Ehe blieb kinderlos Klauck hatte einen Sohn aus einer fruheren Beziehung In Folge einer Krebserkrankung verstarb Erika Klauck 1970 in Diepholz ihre letzte Ruhestatte befindet sich auf dem Friedhof in Burlage 4 Nach Auflosung seines Ateliers 1970 1971 wohnte Klauck kurzzeitig im ehemaligen Hotel Offerhaus in Hude danach zwei Jahre in einem Altenheim in Affinghausen 1973 siedelte er nach Freistatt in eine Einrichtung fur nicht Sesshafte uber und verstarb mittellos am 30 Juni 1979 5 Er ist in Freistatt begraben Malerei BearbeitenFruhe Phase 1919 1949 Bearbeiten Es gibt nur wenige Bilder die aus dieser Periode erhalten sind denn viele Bilder dieser Zeit sind im 2 Weltkrieg verloren gegangen Der kriegsbedingte Verlust fast des gesamten kunstlerischen Werkes bis 1945 ist nicht untypisch fur viele Maler dieser Generation aus den ehemals deutschen Ostgebieten Klauck berichtete selber dass sein Atelier in Danzig durch einen Bombenangriff vernichtet wurde und damit auch etwa 400 dort gelagerte Gemalde von ihm Klauck machte sich unter anderem als Portratist einen Namen So malte er in Konigsberg die Kinder des damals beruhmten Carl Friedrich Goerdeler dem spateren Oberburgermeister von Leipzig 1945 als Widerstandskampfer vom NS Regime hingerichtet Auftrage erhielt Klauck aus dem Danziger Rathaus und aus Konigsberg Aus diesen fruhen Jahren sind impressionistisch anmutende Werke aber auch realistische und altmeisterlich filigrane Gemalde und Werk Kopien nachweisbar z B Madonna della sedia nach Raffael die das ausgepragte Beherrschen der verschiedensten Maltechniken des Kunstlers belegen Unter dem Einfluss der avantgardistischen Kunstlerkolonie Nidden insbesondere durch Ernst Mollenhauer und Karl Eulenstein entwickelte sich Klaucks zunehmendes Interesse fur den expressionistischen Malstil der seitdem sein Werk dominiert Klaucks Bilder blieben stets gegenstandlich meistens mit kraftigen leuchtenden Farben Einige seiner Werke wurden im Winter 1945 in Nidden zerstort Nach Krieg und Kriegsgefangenschaft in Frankreich entstanden in Oberbayern grossformatige farbstarke expressive Gemalde zum Teil auch mit intensiv erotischem Charakter Manche Motive sind mit franzosischen Schriftzugen versehen Es ist anzunehmen dass Klauck hier die Eindrucke seiner Zeit in Frankreich wahrend und nach dem Krieg zu den Themen seiner Bilder machte Spate Phase 1950 1973 Bearbeiten Nach der Umsiedlung nach Niedersachsen entstanden ab 1951 viele gross und mittelformatige meist farbkraftige Bilder die uberwiegend in der Tradition der ehemaligen expressionistischen Kunstlergruppen Brucke und Blauer Reiter stehen Die fruhen Expressionisten werden dabei von Klauck nicht kopiert sondern in seinem Stil eines expressiven Realismus neu interpretiert Thematisch dominieren neben Landschaftsbildern auch Akt Darstellungen in Gruppen Bordell Szenen Menschengruppen in Stadten sowie Stadtansichten Es finden sich auch etliche Gemalde dieser spaten Phase die Bezug auf Klaucks fruhere Zeit in Westpreussen in Ostpreussen und insbesondere auf seine Zeit in der Kunstlerkolonie Nidden nehmen Mehrere kunstlerisch schwerer einzuordnende Gemalde finden sich auch in einem fast impressionistisch gefalligen Stil mit Zugestandnissen an den Zeitgeist der 1960er Jahre Dieses betrifft Auftrags Werke von Landschaften Hutten und Blumen die dem Geschmack der lokalen Kauferschaft entgegen gekommen sein durften Dennoch wurde Klauck von der ansassigen Bevolkerung schon zu Lebzeiten auf Grund seines unkonventionellen Lebensstils und seiner ganz uberwiegend expressionistischen Malweise ehrfurchtsvoll der Picasso vom Dummersee genannt 6 Klauck malte Motive die sich gut verkaufen liessen in mehreren sich stark ahnelnden Varianten In einer Rezension der Zeitschrift Jordansprudel heisst es im Jahr 1968 Klaucks Malerei sei weit weg von allen Ismen ohne zeitgemasser Farb und Formgebung gelegentlich nicht abhold zu sein 7 Die Varianz im Malstil von Klauck ist wohl als Tribut an die Vorlieben der damaligen Kaufer zu verstehen und war sicher auch wirtschaftlichen Zwangen geschuldet Ein Rezensent der Neuen Westfalischen Zeitung schrieb darauf Bezug nehmend Klauck ist einer der Maler die sich im niederdeutschen Bereich ebenso heimisch wie fur die Interpretation dieser Landschaft berufen fuhlen 8 Klauck soll mit diesen Gelegenheitsbildern vereinzelt auch Schulden bei Gastwirten oder Rechnungen von Handwerkern und Arzten bezahlt haben Im Kontrast dazu stehen die vielen expressionistischen Werke z B erotische Szenen Dorf Landschaften Pferdejagden Zunehmend finden sich im Spatwerk von Klauck auch Abstraktionen ohne aber das Gegenstandliche ganzlich aufzugeben Rezeption BearbeitenKlauck ist ein typischer Vertreter von Malern der zweiten expressionistischen Generation fur die der Kunsthistoriker Rainer Zimmermann 1920 2009 den Begriff der Verschollenen Generation gepragt hat 9 In seinem Buch Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925 1975 charakterisierte er damit Kunstler der Jahrgange 1890 bis 1914 Diese hatten wie Klauck schon in der Weimarer Zeit auf sich aufmerksam gemacht oder ihre Ausbildung beendet konnten dann aber durch Nationalsozialismus und Krieg nicht die ihnen eigentlich zukommende Bedeutung erlangen Hierzu trug bei dass die expressionistischen Werke der Kunstlerkolonie Nidden nach der Wiederaufnahme von Nidden in das Deutsche Reich im Jahr 1939 pauschal als Entartete Kunst eingestuft wurden 10 Die Sammlung expressionistischer Werke die Hermann Blode in seinem Kunstlergasthof vor den nationalsozialistischen Bildersturmern noch schutzen konnte wurden im Winter 1945 von sowjetischen Soldaten zur Befeuerung einer Sauna genutzt und dadurch vernichtet 11 darunter fast alle Werke von Ernst Mollenhauer aber auch Arbeiten von Erich A Klauck Otto Beyer Maler und Karl Eulenstein Klauck lehnte nach 1945 den Vertrieb seiner Bilder uber eine Galerie strikt ab Er brachte seine Bilder personlich zu den Kaufern Auch dieser direkte Vertrieb der Bilder fuhrte dazu dass ein umfassendes Werkverzeichnis bisher nicht vorliegt Klauck war sehr produktiv sein Œuvre wird auf 1000 1500 Bilder geschatzt da er die Bilder jahresweise auf der Bildruckseite nummerierte Der grosste Teil der Bilder befindet sich in Privatbesitz Ein Teil der Bilder verkaufte Klauck auch direkt an niedersachsische Landesbehorden in der Landeshauptstadt Hannover oder an Bundesbehorden in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn Einige seiner Bilder befinden sich noch in deren Besitz u a im Bundesministerium fur Arbeit und Soziales Berlin 12 Auch Ludwig Erhard ehemaliger Bundeskanzler erwarb von Klauck ein Gemalde Ein Teil dieser Werke konnte als Leihgaben bei Retrospektiven in den Jahren 1997 und 2011 mit Katalog im Dummer Museum Lembruch gezeigt werden 13 Die im Rahmen dieser zwei Ausstellungen erfolgte Rezeption von Klauck als einem lediglich lokal bedeutenden niedersachsischen Maler verstellte viele Jahre lang den Blick auf sein grandioses expressionistisches Lebenswerk Werke von Klauck wurden 2016 in der Ausstellung Moor und Wasser in Lembruch aus dem eigenen Bestand des Dummer Museums gezeigt welches in den letzten Jahren einige Werke erwerben konnte Gemalde von Erich A Klauck befinden sich auch in offentlichen Gemaldesammlungen so in den Bestanden des LWL Museums fur Kunst und Kultur Munster im Ostpreussischen Landesmuseums in Luneburg und im Litauischen Nationalmuseum Vilnius 14 Weblinks BearbeitenErich Adolf Klauck Leben und Werk Eine Sammlung von Klauck s Bildern und BiografieEinzelnachweise Bearbeiten Kim Oliver Lange Erich A Klauck Von Danzig an den Dummer Katalog der Einzelausstellung Hrsg Dummer Museum Lembruch Lembruch 2011 S 46 Diepenholzer Kreisblatt Diepenholz 9 Dezember 1969 Simone Brauns Bomermann Zum 125 Geburtstag des Malers E A Klauck Erinnerungen an ein Genie und einen Trunkenbold Kreiszeitung Verlagsgesellschaft mbH amp Co KG 26 Marz 2022 abgerufen am 29 Marz 2022 Ausstellung Erika Klauck im Dummer Museum Lembruch 2011 2011 abgerufen am 13 Dezember 2020 Meldebescheinigung der Samtgemeinde Kirchdorf 13 April 2011 NDR Nordschau Hannover Mit dem Auto unterwegs Folge 20 Vom Dummer See nach Osnabruck gesendet am 24 September 1970 Zeitschrift Jordansprudel In Jahrgang 16 Nummer 1 1968 Neue Westfalische Bielefeld 21 Februar 1968 Rainer Zimmermann Die Kunst der verschollenen Generation Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925 1975 Uberarbeitete Neuausgabe unter dem Titel Expressiver Realismus Malerei der verschollenen Generation Hirmer Munchen 1994 Hrsg Econ Verlag Dusseldorf u a 1980 ISBN 3 7774 6420 1 Jorn Barfod Bernd Schimpke Ausstellungen der Kunstlerkolonie Nidden In Bernd Schimpke Hrsg Kunstlerkolonie Nidden eine Landschaft voll Licht und Farbe 1 Auflage Schimpke Kunstverlag Humptrup 2017 ISBN 978 3 00 058489 3 S 144 Frank Keil Landschaft der Sehnsucht taz de 20 August 2013 abgerufen am 26 Dezember 2020 Christa Bechtel Aus Berlin an den Dummer Neue Osnabrucker Zeitung 1 August 2011 abgerufen am 16 Dezember 2020 Kim Oliver Lange Zur Malerei von Erich A Klauck Hrsg Dummer Museum Lembruch Lembruch 2011 S 10 11 Online Katalog The Lithuanian National Museum of Art Vilnius Abgerufen am 15 Dezember 2020 PersonendatenNAME Klauck Erich A ALTERNATIVNAMEN Klauck Erich AdolfKURZBESCHREIBUNG deutscher expressionistischer MalerGEBURTSDATUM 24 Marz 1897GEBURTSORT DanzigSTERBEDATUM 30 Juni 1979STERBEORT Freistatt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erich A Klauck amp oldid 229823350