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Als Erbreichsplan wird der Plan des Stauferkaisers Heinrich VI bezeichnet innerhalb des Heiligen Romischen Reiches im deutschen Konigreich die Erbmonarchie wie in Frankreich Annalen von Marbach zum Jahr 1196 einzufuhren Dieser Plan sei unerhort ebenda gewesen da er das Konigswahlrecht der Grossen des Reichs beseitigt hatte Die Quellenlage zu diesem bedeutenden Projekt einer Verfassungsreform ist allerdings sparlich die zuverlassigsten Quellen hierzu sind die Marbacher Annalen und die Reinhardsbrunner Chronik Den Chronisten nach gewann Heinrich auf dem Reichstag in Wurzburg Ende Marz Anfang April 1196 die Mehrheit der deutschen Fursten fur seinen Plan allerdings nur mit Versprechungen durch Uberreden und mit Drohungen Dabei handelte es sich um ein klassisches Kompensationsgeschaft Fur den Verzicht auf das Konigswahlrecht versprach der Kaiser den weltlichen Fursten als Gegenleistung die Erblichkeit ihrer Reichslehen in mannlicher wie weiblicher Linie zu gewahren Fur den Fall dass ihre Hauptlinie aussterben konnte wurde ihnen zudem das Recht eingeraumt einen Erbnachfolger zu benennen Den geistlichen Fursten versprach er den Verzicht auf das Spolienrecht also das Recht der Krone nach dem Tod eines Pralaten wahrend der Sedisvakanz des geistlichen Amtes uber die entsprechenden Einnahmen aus dem jeweiligen Besitz verfugen zu konnen Infolge des Erbreichsplans wurde die Erbmonarchie im deutschen Konigreich zunachst tatsachlich eingefuhrt jedoch widerriefen zahlreiche Fursten ihre Zusage bald darauf mit der Begrundung sie seien unter Druck gesetzt worden Tatsachlich waren es die Fursten die den Kaiser unter Druck setzen konnten weil Heinrich VI fur den von ihm dem Papst versprochenen Kreuzzug zur Ruckeroberung Jerusalems auf die Unterstutzung der deutschen Fursten angewiesen war Da er selbst nicht ins Heilige Land ziehen wollte ohne dass seine Nachfolge zuvor verbindlich geregelt worden war war der Kaiser mit einer Rucknahme des Erbreichsprojekts einverstanden wenn die Fursten ihrerseits bereit waren seinen Sohn den spateren Kaiser Friedrich II zu seinem Nachfolger als romisch deutscher Konig zu wahlen Dies sagten die Fursten zu und so verzichtete der Herrscher auf sein Maximalziel um den mit grossem Engagement betriebenen Kreuzzug nicht zu gefahrden Anders als in der alteren Forschung behauptet spielte das Erbreichsprojekt in den Verhandlungen des Kaisers mit Papst Coelestin III um die Anerkennung der staufischen Herrschaft im Konigreich Sizilien anscheinend keine Rolle Dies konnte stimmen weil der Papst anders als in seinem Lehensreich Sizilien keinen Einfluss auf die Rechtsverhaltnisse innerhalb des deutschen Konigreiches nehmen konnte Durch die im Dezember 1196 erfolgte Wahl des damals erst zweijahrigen Sohnes Friedrich zum romisch deutschen Konig war immerhin noch vor Beginn des Kreuzzugs die wichtige Nachfolgefrage im Reich geregelt worden Mit dem Tod des Kaisers am 28 September 1197 kam es zum Deutschen Thronstreit insbesondere zur Doppelwahl von 1198 Damit war auch die Chance eines neuerlichen Versuchs der Einfuhrung der Erbmonarchie in Deutschland durch Heinrich VI endgultig dahin Der Erfolg dieses Planes ware von ausserster verfassungspolitischer Bedeutung gewesen da er den Niedergang des Staufergeschlechtes und damit das Interregnum und die Bildung des Kurfurstenkollegs hatte verhindern konnen So jedoch kam es im Reich zu keiner Stabilisierung der Zentralmacht anders als beispielsweise in den Konigreichen England und Frankreich Literatur BearbeitenOdilo Engels Die Staufer 8 Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 2005 ISBN 3 17 017997 7 Ernst Perels Der Erbreichsplan Heinrichs VI Weidmannsche Buchhandlung Berlin 1927 Ulrich Schmidt Konigswahl und Thronfolge im 12 Jahrhundert Bohlau Koln u a 1987 ISBN 3 412 04087 8 Hartmut Jericke Imperator Romanorum et Rex Siciliae Kaiser Heinrich VI und sein Ringen um das sizilisch normannische Konigreich Verlag Peter Lang Frankfurt am Main 1997 Ludwig Vones Conformatio Imperii et Regni Erbkaisertum Erbreichsplan und Erbmonarchie in den politischen Zielvorstellungen der letzten Jahre Kaiser Heinrichs VI Stauferreich im Wandel Ordnungsvorstellungen und Politik in der Zeit Friedrich Barbarossas Hrsg von Stefan Weinfurter Mittelalter Forschungen 9 Stuttgart 2002 S 312 334 ISBN 978 3 7995 4260 9 Siehe auch BearbeitenKonigswahl Erbmonarchie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erbreichsplan Heinrichs VI amp oldid 184419460