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Emil Woermann 12 Dezember 1899 in Hoberge Uerentrup heute Bielefeld 15 September 1980 in Gottingen war ein deutscher Agrarokonom und Hochschullehrer in Danzig Halle und Gottingen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Nationalsozialismus 1 2 Leben nach 1945 1 3 Forschung Lehre und weitere Aktivitaten 1 4 Ehrungen 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEmil Woermann Sohn einer westfalischen Bauernfamilie besuchte nach der Volksschule das Lehrerseminar in Gutersloh Er leistete 1917 18 als Freiwilliger Kriegsdienst in einem Infanterieregiment zuletzt als Unteroffizier Woermann bestand 1920 die Lehramtsprufung und ein Jahr spater als Externer die Reifeprufung Nach zweijahriger Tatigkeit als Buchhandler in Bielefeld studierte er ab 1922 Landwirtschaft an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und an der Vereinigten Friedrichs Universitat Halle Er wurde Mitglied des Corps Agronomia Hallensis Er bestand 1925 in Halle das Diplomexamen und wurde noch im selben Jahr zum Dr rer nat promoviert 1 Anschliessend arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent zunachst ein Jahr am Institut fur Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universitat Halle und sodann bis 1931 am Landwirtschaftlichen Institut der Technischen Hochschule Danzig Dort habilitierte er sich 1929 fur das Fach Wirtschaftslehre des Landbaus Im gleichen Jahr heiratete er in Konigsbruck Hermine Marie Erika Naumann zu Konigsbruck 1907 2000 2 3 die Enkelin des Firmengrunders und im Alter von drei Jahren Namensgeberin der bekannten Reiseschreibmaschine Erika der Firma Seidel amp Naumann 4 1931 wurde Woehrmann in Danzig ein Extraordinariat fur dieses Fachgebiet ubertragen Nationalsozialismus Bearbeiten 1933 folgte Woermann dem Ruf der nunmehrigen Martin Luther Universitat Halle Wittenberg auf den Lehrstuhl fur Landwirtschaftliche Betriebslehre Im selben Jahr wurde er nach dem genotigten Rucktritt Paul Menzers Vorsitzender des Studentenwerks Halle Dies blieb er bis zur vorlaufigen Auflosung im Jahr 1938 Auf Vorschlag des Rektors Hans Hahne wurde er ebenfalls 1933 Prorektor Nach dem uberraschenden Tod Hahnes fungierte Woermann in den akademischen Jahren 1934 35 und 1935 36 als Rektor dieser Universitat 5 Woermann trat 1933 in die Sturmabteilung SA ein und wurde dadurch spater zum NSKK uberfuhrt 6 Der NSDAP Beitritt verzogerte sich durch die allgemeine Aufnahmesperre bis 1937 6 7 Er veroffentlichte mehrere Schriften zur Wirtschaft im Nationalsozialismus Ab 1940 stand er dem landwirtschaftlichen Beirat beim Mitteleuropaischen Wirtschaftstag vor Im September 1944 wurde er wegen seiner Verbindung zum Attentat vom 20 Juli 1944 verhaftet und am 21 Oktober durch Reichsleiter Bormann aus der NSDAP ausgeschlossen Gegen ihn wurde ein Strafverfahren vor dem Volksgerichtshof vorbereitet Der Oberreichsanwalt Ernst Lautz stellte die Anklageschrift am 14 April 1945 in Berlin fertig Nur das Kriegsende bewahrte Woermann vor einem Prozess Woermann blieb bis Ende April in Haft 8 Leben nach 1945 Bearbeiten Danach kehrte Woermann nach Halle zuruck und nahm nach Wiedereroffnung der Universitat seine Lehrtatigkeit wieder auf 1948 folgte er einem Ruf der Georg August Universitat Gottingen auf den Lehrstuhl fur Landwirtschaftliche Betriebslehre Im akademischen Jahr 1955 56 war er Rektor der Universitat Gottingen 5 In dieser Funktion stand er an der Spitze der Proteste der Universitat gegen die Ernennung des Verlegers Leonhard Schluter zum Kultusminister dem die Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes vorgeworfen wurde Schluter damaliger FDP Fraktionsvorsitzender und Koalitionspartner des der Deutschen Partei angehorigen niedersachsischen Ministerprasidenten Heinrich Hellwege war ausserdem in mehrere Strafverfahren verwickelt Kurz nach seiner Ernennung musste Schluter im Juni 1955 zurucktreten 9 Woermann beendete seine Dienstzeit als Professor fur Landwirtschaftliche Betriebslehre mit der Emeritierung im Jahre 1968 Auch danach war er noch wissenschaftlich tatig Forschung Lehre und weitere Aktivitaten Bearbeiten Vor dem Zweiten Weltkrieg befasste sich Woermann schwerpunktmassig mit Fragen der Lebensmittelwirtschaft Im Mittelpunkt stand die Agrarokonomie zur Versorgung der wachsenden Bevolkerung Dabei wurden von ihm unter anderem staatliche Anreize zur Steigerung von Produktion und Rentabilitat bearbeitet Nach 1945 widmete sich Woermann verstarkt der Untersuchung der Organisationsformen landwirtschaftlicher Betriebe Die verschiedenen Betriebsformen wurden von ihm systematisiert und die Ursachen fur unterschiedliche Erscheinungsformen und Entwicklungen herausgearbeitet Daraus ergaben sich wertvolle Informationen fur die Beratungstatigkeiten Woermann veranlasste entsprechende Untersuchungen auch fur Entwicklungslander Auch dort dienten sie der Beratung und forderten nachhaltig die Landwirtschaft Ein weiterer Schwerpunkt Woermanns war die Wirtschaftstheorie und Planung landwirtschaftlicher Betriebe Er knupfte an die diesbezuglichen Arbeiten seines Lehrers Friedrich Aereboe an zog den Wissensstand in der allgemeinen Betriebs und Volkswirtschaftslehre mit heran und schuf damit die Grundlage fur die Anwendung quantifizierender Planungsmethoden Seine bahnbrechende Veroffentlichung dazu ist der Beitrag Der landwirtschaftliche Betrieb im Preis und Kostengleichgewicht im Handbuch der Landwirtschaft von 1954 Die Theorie und Planung landwirtschaftlicher Betriebe wurde sodann durch mehrere unter der Agide Woermanns angefertigte Dissertationen weiterentwickelt In den 1960er Jahren stand die deutsche Landwirtschaft mit der Grundung der Europaischen Wirtschaftsgemeinschaft vor schwerwiegenden Anpassungsproblemen Woermann hat sich in zahlreichen Gutachten und in Veroffentlichungen dazu geaussert und damit sowohl der Politik als auch der landwirtschaftlichen Praxis wertvolle Orientierungshilfen gegeben Woermann hat auch beachtenswerte Beitrage zur Wirtschafts und Agrargeschichte veroffentlicht Besonders zu erwahnen sind hier die Arbeiten uber Albrecht Daniel Thaer und Johann Heinrich von Thunen den Pionieren der wissenschaftlichen Agrarokonomie In die Reihe der klassischen agrarhistorischen Beitrage gehort schliesslich sein 1965 publizierter Uberblick uber Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebslehre von ihren Anfangen bis zu Friedrich Aereboe Woermann wirkte in zahlreichen wissenschaftlichen Gremien und Organisationen mit darunter die Deutschen Forschungsgemeinschaft die Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft und der Beirat zum Agrarbericht Ehrungen Bearbeiten Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Grosse Bundesverdienstkreuz Niedersachsische Landesmedaille Aureus gottingensis der Universitat Gottingen Henneberg Lehmann Preis der Universitat Gottingen Theodor Brinkmann Preis der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat 10 Max Eyth Denkmunze in Gold Thaer Thunen Medaille in Silber Ehrendoktor der Justus Liebig Universitat Giessen Ehrenburger der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Wahl in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Wahl in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz Wahl in die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1962 11 Veroffentlichungen BearbeitenVorschlage zur Hebung der Rentabilitat der Danziger Landwirtschaft In Veroffentlichungen des Landwirtschaftlichen Instituts der Technischen Hochschule Danzig Heft 1 1928 S 4 45 Die Veredlungswirtschaft Betriebsformen und Rentabilitatsfragen der Nutzviehhaltung Verlag Paul Parey Berlin 1933 Nationale Bedarfsdeckung in der Ernahrungswirtschaft Blut und Boden Verlag Goslar 1937 Entwicklungslinien und Wandlungen der deutschen Ernahrungswirtschaft seit der Reichsgrundung In Kuhn Archiv Band 50 1938 S 55 101 Ernahrungswirtschaftliche Probleme Kontinentaleuropas und die Aufgaben der deutschen Landwirtschaft J Neumann Neudamm 1941 Europaische Nahrungswirtschaft Dt Akademie d Naturforscher Halle an der Saale 1944 Das Strukturbild der westeuropaischen Landwirtschaft und betriebswirtschaftliche Probleme einer Agrarunion In Gutachten zu Fragen einer europaischen Agrargemeinschaft Herausgegeben vom Auswartigen Amt Bonn 1953 S 58 107 Der landwirtschaftliche Betrieb im Preis und Kostengleichgewicht In Handbuch der Landwirtschaft Band V Verlag Paul Parey Berlin Hamburg 1954 S 199 216 Landwirtschaftliche Betriebssysteme In Handworterbuch der Sozialwissenschaften Band 6 Verlag Fischer u a Stuttgart Tubingen Gottingen 1958 S 476 492 Uberblick uber die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebslehre von ihren Anfangen bis zu Friedrich Aereboe In Friedrich Aereboe Wurdigung und Auswahl aus seinen Werken aus Anlass der 100 Wiederkehr seines Geburtstages Herausgegeben von Arthur Hanau Max Rolfes Hans Wilbrandt und Emil Woermann Verlag Paul Parey Berlin Hamburg 1965 S 211 239 mit Wilhelm Brandes Landwirtschaftliche Betriebslehre Verlag Paul Parey Hamburg Berlin Band 1 Theorie und Planung des landwirtschaftlichen Betriebes 1969 Band 2 Organisation und Fuhrung landwirtschaftlicher Betriebe 1971 zweite unveranderte Auflage ebd 1982 Literatur BearbeitenWilhelm Brandes Emil Woermann Agrarokonom Rede anlasslich der Enthullung einer Gedenktafel am 15 Dezember 1989 in Gottingen Hainholzweg 62 In Gottinger Jahrbuch Band 38 1990 S 245 246 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2004 S 185 Manfred Kohne Emil Woermann In Beitrage zur Agrarokonomie Festschrift zum 80 Geburtstag von Prof Dr Dr h c Emil Woermann Herausgegeben von M Kohne Verlag Paul Parey Hamburg Berlin 1979 S 7 12 u 215 220 mit Bild vor S 1 Bibliographie und Verzeichnis der von Emil Woermann betreuten Dissertationen Manfred Kohne Emil Woermann ein vorbildlicher Wissenschaftler In Emil Woermann zum Gedachtnis Schriftenreihe der Forschungsgesellschaft fur Agrarpolitik und Agrarsoziologie e V Bonn Heft 316 2000 S 17 24 Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Protest und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Gottinger Universitatsschriften Serie A Band 5 Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 Wilhelm Massante Emil Woermann In Agrarwirtschaft Band 14 1965 S 124 125 Walter Schaefer Kehnert Emil Woermann eine herausragende Personlichkeit In Emil Woermann zum Gedachtnis Schriften der Forschungsgesellschaft fur Agrarpolitik und Agrarsoziologie e V Bonn 2000 S 7 15 Gunther Schmitt In memoriam Emil Woermann In Agrarwirtschaft Band 29 1980 S 293 294 Henrik Eberle Die Martin Luther Universitat in der Zeit des Nationalsozialismus Mdv Halle 2002 ISBN 3 89812 150 X S 448f Weblinks BearbeitenEintrag zu Emil Woermann im Catalogus Professorum Halensis verfasst von Henrik Eberle Literatur von und uber Emil Woermann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Dissertation Untersuchungen uber die landwirtschaftlichen Betriebsverhaltnisse in Ravensberg Geburtsurkunde Dresden A 1637 1907 Sterbeurkunde Oldenburg Oldenburg C 1688 2000 Dietmar Schreier Kurt Geissler Die Seidel amp Naumann Story ein Dresdner Unternehmen von Weltruf Hille Dresden 2011 ISBN 978 3 939025 19 1 S 12 a b Rektoratsreden HKM a b Henrik Eberle Die Martin Luther Universitat in der Zeit des Nationalsozialismus 2002 S 448f Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 185 Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Protest und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 S 208 BUNDESLANDER SCHLUTER Ein Feuer soll lodern Der Spiegel 15 Juni 1955 Preistrager abgerufen am 8 Februar 2018 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 263 Normdaten Person GND 118634526 lobid OGND AKS VIAF 111781918 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Woermann EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher AgrarokonomGEBURTSDATUM 12 Dezember 1899GEBURTSORT Hoberge Uerentrup bei BielefeldSTERBEDATUM 15 September 1980STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Woermann amp oldid 233340346