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Die 1847 in Betrieb genommene elektrische Telegrafenlinie Bremen Bremerhaven war die erste langere elektrische Telegrafenverbindung Deutschlands 1 2 Sie verband uber eine Lange von 65 Kilometer die Stadte Bremen und Bremerhaven Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bau und Betrieb der Linie 3 Einzelnachweise 4 LiteraturVorgeschichte BearbeitenNachdem Anfang des 19 Jahrhunderts mit verschiedenen Techniken zur Ubermittlung von Nachrichten mittels Elektrizitat experimentiert worden war richteten Carl Friedrich Gauss und Wilhelm Weber 1833 in Gottingen die weltweit erste zwei Kilometer lange telegrafische Verbindung zwischen dem physikalischen Institut und der Sternwarte ein die sie zur Ubertragung astronomischer Daten nutzten 3 Gauss der bereits die Anwendung uber weite Strecken voraussah berichtete davon im November 1833 seinem Freund Heinrich Wilhelm Olbers in Bremen Diese Art zu telegraphieren hat das Angenehme dass sie von Wind und Wetter ganz unabhangig ist Jeder der das Zeichen gibt und der dasselbe empfangt bleibt in seinem Zimmer wenn er will bei verschlossenen Fensterladen Ich bin uberzeugt dass unter Anwendung von hinlanglich starken Drahten auf diese Weise auf einen Schlag von Gottingen nach Hannover und von Hannover nach Bremen telegraphiert werden konnte Carl Friedrich Gauss 4 nbsp Johann Wilhelm Wendt im Jahr 1845Eine erste kommerzielle elektrische Telegrafenverbindung mit einer Lange von 21 Kilometer wurde am 9 April 1839 fur die Great Western Railway Eisenbahngesellschaft zwischen Paddington Station London und West Drayton von Charles Wheatstone und William Fothergill Cooke eingerichtete 1843 besichtigte der Bremer Kapitan und Kaufmann Johann Wilhelm Wendt die inzwischen nach Slough verlangerte Telegrafenlinie und begann mit Uberlegungen diese Technik auch in Deutschland zum Einsatz bringen Die 1838 eingerichtete Telegrafenlinie zwischen Hamburg und Cuxhaven war ein Optischer Telegraf Bau und Betrieb der Linie Bearbeiten nbsp Das Museum am Domshof nach dem Umbau durch Jacob Ephraim Polzin im Jahr 1838Zusammen mit dem Uhrmacher und Mechaniker Friedrich Heinrich Bruggemann baute Wendt 1844 zunachst einen Zweinadeltelegrafen und richtete zu Vorfuhrzwecken eine Kurzstreckenverbindung zwischen zwei Zimmern des Hauses der Gesellschaft Museum dem Museum am Domshof ein Wahrend sich die Mitglieder der gelehrten Gesellschaften und die bremische Kaufmannschaft sehr interessiert an dieser technischen Neuerung zeigten berichtete die Presse zuruckhaltend uber die elektrische Telegrafie Moglich dass es dem strebende Menschengeiste noch einmal gelingt dem Luftballon der electromagnetischen Maschine und dem auf gleichen Pricipien beruhenden Telegraphen eine allgemein practische Anwendung zu sichern vorlaufig wird der gesunde Menschenverstand noch recht behalten wenn er sich mit der Dampfmaschine und dem Signaltelegraphen mit Locomotiven Fuhrwerken und Schiffen begnugt Weser Zeitung 16 November 1844 5 Ungeachtet dieser Zweifel bildete sich unter dem Vorsitz von Senator Justin Friedrich Wilhelm Iken 1785 1866 ein Konsortium das die Planungen fur eine elektrische Telegrafenlinie zwischen Bremerhaven und Bremen vorantrieb und Geld fur ein solches Unternehmen sammelte Die Bedeutung einer solchen schnellen und wetterunabhangigen Verbindung beider Stadte vor allem zum Zwecke der Ubermittlung der fur die Kaufmannschaft wichtigen Schiffsankunfte hob Iken 1845 in einem Schreiben an den Senat hervor Der Telegraph wurde dem bisherigen Bedurfniss einer ununterbrochenen Communication vollstandig entsprechen ja fur Bremens Handel und Schiffahrt die uberraschendsten Resultate zur Folge haben Justin Friedrich Wilhelm Iken 6 1846 grundeten die Mitglieder des Konsortiums die Aktiengesellschaft Bremer Telegraphen Verein mit 64 Anteilen zu je 250 Talern Nachdem die Gesellschaft vom Bremer Senat und der Regierung des Konigreichs Hannover eine Konzession zur Anlage eines elektromagnetischen Telegraphen zwischen Bremen und Bremerhaven erhalten hatte begann der Bau der 65 km langen Strecke Die Drahte wurden porzellanisoliert auf 5 Meter hohen weiss gestrichenen Pfosten verlegt die Strecke fuhrte ausgehend vom Museum in Bremen uber Lesum Hagen und Geestendorf nach Bremerhaven 7 Die Doppelnadeltelegrafen erforderten zwei Stromkreise da die Erde als Ruckleitung diente waren nur zwei Leitungen notig Der Telegraphist bediente am Sendegerat zwei Klinken deren Bewegung entsprechende Ausschlage der Magnetnadel am Empfangergerat bewirkten Richtung Anzahl und Dauer der kombinierten Signale bildeten einen Buchstabencode Als Stromquelle dienten Platin Zink Batterien 8 Im November 1846 wurde die Linie fertiggestellt und das erste Telegramm von Bremen nach Bremerhaven mit folgendem Wortlaut ubertragen Moge diese telegraphische Anlage sich zum allgemeinen Nutzen stets bewahren der guten Nachrichten viel der schlimmen so wenig als moglich bringen und so zu Bremens Flor und Gedeihen mitwirken und beitragen helfen Erstes Telegramm von Bremen nach Bremerhaven 19 November 1846 9 Am 1 Januar 1847 ging die Linie offiziell in Betrieb kurioserweise nahezu zeitgleich mit der von Johann Ludwig Schmidt eingerichteten optischen Telegrafenlinie Bremen Bremerhaven die angesichts der Konkurrenz bald ihren Betrieb einstellen musste Der elektrische Telegraf war durchgehend von 7 00 Uhr morgens bis 9 00 Uhr abends in Betrieb fur dringende Meldungen gab es einen Nachtdienst Mitglieder der Bremer Borse Reeder und Kaufleute bekamen die Nachrichten gegen Zahlung einer Gebuhr direkt zugestellt daruber hinaus wurden sie im Lesesaal ausgelegt Bereits im ersten Jahr wurden so 6 802 Schiffsmeldungen und 3 944 sonstige Nachrichten ubermittelt 10 was der Aktiengesellschaft in kurzer Zeit eine hohe Rendite bescherte Die Offentlichkeit stand dieser Neuerung zunachst noch skeptisch gegenuber so befurchtete man zum Beispiel dass die Freileitungen Gewitter auslosen konnten doch bald schon lockte das Telegraphenbureau taglich eine Vielzahl von Neugierigen an die sich bereits morgens im Museum einstellten um die eingehenden Meldungen zu lesen und zu diskutierten Dies fuhrte zu einem Medienskandal als ein Redakteur der Weser Zeitung die eingehenden vertraulichen Nachrichten abschrieb und veroffentlichte woraufhin ein Verbot zur offentlich Verbreitung der Meldungen erteilt wurde 1849 ersetzte man nachdem man auch den Buchstabentelegraf des Leipziger Mechanikers Emil Stohrer erprobt aber nicht eingesetzt hatte 11 die Sende und Empfangsgerate durch solche des Systems Morse Bereits 1850 hatte sich das deutsche Telegrafennetz derartig ausgebreitet dass Bremen mit Hamburg Berlin Dresden Frankfurt und Koln verbunden war 1855 kundigte die Gesellschaft Museum den Vertrag mit Betreibergesellschaft der Linie und delegierte die Aufgabe des Betriebs der Station an die Handelskammer 35 Jahre blieb die Telegraphenleitung unangefochten das schnellste Nachrichtenmedium der Region 1882 wurde im neuen Bremer Postgebaude eine Vermittlungsstelle fur Telefonie eingerichtet Auch die Verbindung Bremen Bremerhaven war wieder fortschrittlich Bei ihrer Inbetriebnahme am 15 Oktober 1883 war sie die langste Telefonleitung Deutschlands 12 Einzelnachweise Bearbeiten Der Club zu Bremen Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 S 156 Andreas Schulz Vormundschaft und Protektion Eliten und Burger in Bremen 1750 1880 Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2002 S 377 Gottingische gelehrte Anzeigen 1834 S 1272 Der Club zu Bremen Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 S 155 In Der Club zu Bremen Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 S 157 In Der Club zu Bremen Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 S 156 E Jacobi Die Koniglich Hannoversche Eisenbahn und Telegraphen Verwaltung C Meyer 1862 S 449 Im Focke Museum Bremen sind ausgestellt die originalen Sende und Empfangsgerate von 1844 47 Batterieelemente und Isolationsmuffen Harry Gabcke u a Bremerhaven in zwei Jahrhunderten I Bd 1827 1918 Nwd Verlag Bremerhaven 1989 S 52 Der Club zu Bremen Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 S 156 Lohr Elektrische Nachrichtentechnik s Lit S 317 318 Anm 19 20 und 29 Ein Exemplar hat sich im Focke Museum erhalten Historische Telefontechnik bei Bayern onlineLiteratur BearbeitenAlfred Lohr Elektrische Nachrichtentechnik In Jorn Christiansen Hrsg Bremen wird hell 100 Jahre Leben und Arbeiten mit Elektrizitat Hauschild Bremen 1993 S 301 310 Der Club zu Bremen 1783 2008 Carl Schunemann Verlag Bremen 2009 ISBN 978 3 7961 1935 4 Harry Gabcke u a Bremerhaven in zwei Jahrhunderten I Bd 1827 1918 Nwd Verlag Bremerhaven 1989 Historische Gesellschaft des Kunstlervereins Hg Bremische Biographie des 19 Jahrhunderts Winter Bremen 1912 Reprint Schunemann Verlag Bremen 1976 Artikel J W Wendt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektrische Telegrafenlinie Bremen Bremerhaven amp oldid 232533022