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Eduard Zintl 21 Januar 1898 in Weiden in der Oberpfalz 17 Januar 1941 in Darmstadt war ein deutscher Chemiker nach dem die chemischen Stoffklassen der Zintl Phasen und Zintl Ionen benannt sind sowie die Zintl Grenze zwischen 3 und 4 Hauptgruppe im Periodensystem der Elemente Buste Eduard Zintl Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schulausbildung und Studium 1 2 Promotion und Habilitation 1 3 1928 bis 1933 Professor an der Universitat Freiburg 1 4 Professor an der TH Darmstadt ab 1933 2 Polyanionen und die Zintl Grenze 3 Intermetallische Phasen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchulausbildung und Studium Bearbeiten Seine Schulzeit verbrachte Eduard Zintl in Weiden und Bayreuth Nachdem er mit seiner Familie nach Munchen umgezogen war bestand er mit 18 Jahren die Abiturprufung Da zu dieser Zeit gerade der Erste Weltkrieg in Europa tobte wurde Zintl zum Militardienst eingezogen Sein Chemiestudium an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften konnte er somit erst mit 21 Jahren aufnehmen Das hinderte ihn aber nicht an einer beispiellosen akademischen Karriere Schon in den ersten Semestern fiel er durch uberdurchschnittliche Studienleistungen auf auch Otto Honigschmid Leiter des Deutschen Atomgewichtslaboratoriums wurde auf ihn aufmerksam Er machte ihn zum Famulus Hilfsassistenten und stellte ihm sein Privatlabor zur Verfugung wo Eduard Zintl sich an Bestimmungen wichtiger Atomgewichte Brom Antimon Silber Gold beteiligte Er erhielt eine Sondergenehmigung um mit seiner Dissertation zu beginnen noch bevor er sein 2 Verbandsexamen abgelegt hatte Promotion und Habilitation Bearbeiten Zintl wurde 1923 mit der Arbeit Revision des Atomgewichts des Broms durch vollstandige Synthese des Bromsilbers promoviert Als Privatassistent im Atomlabor betreute er anschliessend Doktoranden von Otto Honigschmid u a Gunther Rienacker und Josef Goubeau und widmete sich der bis dahin wenig beachteten potentiometrischen Titration einer quantitativen Analysemethode Auf diesem Gebiet wurde er bald schon zur Koryphae Nebenbei verfasste er ein Lehrbuch mit dem Titel Einfuhrung in das Studium der anorganischen Chemie Angeregt von neueren Untersuchungen durch Charles August Kraus fanden die tiefblauen Losungen von Metallen in flussigem Ammoniak sein immer grosser werdendes Interesse Bereits in Munchen begann er mit deren genauerer Erforschung Zwei Jahre nach seiner Promotion habilitierte sich Zintl 1925 im Fach Chemie 1928 bis 1933 Professor an der Universitat Freiburg Bearbeiten Zintl verblieb an der Munchner Akademie als Kurator bis er 1928 einem Ruf als ausserordentlicher Professor an die Albert Ludwigs Universitat Freiburg folgte Hier wurde er Leiter der anorganischen Abteilung des Chemischen Laboratoriums Wenig von Ereignissen ausserhalb der Forschungsarbeit abgelenkt erarbeitete sich Eduard Zintl ein Thema mit dem sein Name verbunden bleibt das Gebiet der intermetallischen Phasen Verbindungen zweier oder mehrerer Metalle genauer der spater nach ihm benannten Zintl Ionen und Zintl Phasen Seine erste recht kurze Veroffentlichung zu diesem Thema erschien 1929 Salzartige Verbindungen des Natriums und ihr Ubergang zu intermetallischen Phasen 1931 folgten ausfuhrlichere Berichte uber Arbeiten mit Blei Zinn und vielen anderen Elementen in flussigem Ammoniak Fur die Untersuchungen uber intermetallische Phasen verlieh ihm 1938 der Verein Deutscher Chemiker die Liebig Denkmunze Zintl entwickelte mit seinen Mitarbeitern Methoden um luftempfindliche Substanzen mithilfe der Rontgendiffraktometrie zu untersuchen Damit liessen sich luftinstabile Verbindungen wie die Alkalimetallhydride genauer untersuchen und beschreiben In seinen Vorlesungen an der Universitat Freiburg vermittelte Zintl weniger die Besonderheiten der einzelnen chemischen Stoffe sondern gab vorrangig einen Uberblick uber die Grundlagen die notig waren um den Inhalt der Lehrbucher besser verstehen zu konnen Denn er wollte nicht vorlesen was nachzulesen war Zitat aus einem Nachruf auf Eduard Zintl Professor an der TH Darmstadt ab 1933 Bearbeiten Ein Ruf als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Darmstadt erreichte den Chemiker 1933 Am 1 Oktober dieses Jahres trat er dort als Nachfolger von Lothar Wohler die Position als Vorstand des Instituts fur Anorganische Chemie an Bereits im Jahre 1923 hatte er in seinem Lehrbuch geaussert moderne Anorganische Chemie sei angewandte Physikalische Chemie diese Auffassung konnte er nun fur alle verdeutlichen Zintl richtete an der TH Darmstadt eine physikalisch chemische Abteilung ein und gab dem vereinigten Institut den Namen Institut fur Anorganische und Physikalische Chemie Doch allmahlich wurde klar dass in diesem Institut zu wenig Platz vorhanden war da in der Zwischenzeit neue chemische Apparaturen entwickelt worden waren die fur die Laborarbeit unverzichtbar wurden aber einiges an Raum einnahmen Zintl organisierte einen weitraumigen modern ausgestatteten Neubau in unmittelbarer Nahe zum alten Bauwerk Der Grundstein wurde am 1 Oktober 1937 gelegt Zintl modernisierte auch den Unterrichtsplan fur Studierende der Chemie in Darmstadt Er richtete einen neuen Studiengang ein bei dem auf eine Grundausbildung eine Ausbildung fur Fortgeschrittene folgte Dieses Konzept ubernahm das Reichserziehungsministerium spater in einer durchgreifenden Reform des Studiengangs Chemie an allen Universitaten und Fachhochschulen Im Gegensatz zu vielen Universitatsprofessoren die sich nur der Forschung an ihren Instituten widmeten kooperierte Zintl auch mit der chemischen Industrie und wurde Mitarbeiter der I G Farbenindustrie AG Aus dieser Zusammenarbeit gingen u a neue Forschungsergebnisse uber Oxo Verbindungen und Oxide hervor Doch trotz dieses Einflusses vonseiten der Industrie bekamen seine Arbeiten in Forschung und Lehre nicht den Charakter einer Zweckforschung Zintl blieb der Grundlagenforschung treu Auf der Reichsarbeitstagung der Deutschen Chemiker 1938 in Bayreuth fasste er seine Ansichten von Forschung zusammen Wir treiben aber in der Wissenschaft eine Politik auf weite Sicht und wir erstreben durch Grundlagenforschung eine umfassende Theorie weil sie uns dem hochsten Ziel aller Wissenschaften naher bringt Es besteht darin Neues vorauszusagen Damit wird aber alle Grundlagenforschung letzten Endes zur Zweckforschung auf weite Sicht Nebenbei leitete er die Redaktion der Zeitschrift fur anorganische und allgemeine Chemie Zintl verstarb am 17 Januar 1941 an einer schweren Erkrankung und erlebte den Einzug in das von ihm mit geplante Institut nicht mehr Auf seiner Gedachtnisfeier am 21 Januar 1942 erhielt das neue Gebaude Zintl zu Ehren den Namen Eduard Zintl Institut fur anorganische und physikalische Chemie Polyanionen und die Zintl Grenze Bearbeiten nbsp Polyplumbid ein Polyanion des BleisBerichten von A Joannis in den 1890er Jahren zufolge bildeten sich bei der Reaktion von Blei mit Natrium in flussigem Ammoniak intensiv grun gefarbte Losungen 1 Eduard Zintl interessierte sich fur die Chemie die hinter dieser Reaktion steckte Er nutzte die Methoden der potentiometrischen Titration und der elektrolytischen Uberfuhrung bei denen er Fachmann war um dieses Phanomen zu untersuchen Damit wies er erstmals nach dass die gefarbten Losungen polaren Charakter besassen und also geladene Teilchen enthielten Eduard Zintl kam zu dem Schluss dass es sich bei dieser Art von Teilchen um Polyanionen handelte also um mehrere Atome desselben Elements die sich zusammengelagert hatten und als Verband negative Ladung besassen Als Gegenion diente das von Losemittelmolekulen umhullte Alkalimetallkation Bei der beschriebenen Reaktion von Blei mit Natrium in flussigem Ammoniak bildete sich demnach ein polyanionisches Salz der Zusammensetzung Na NH3 x 4 Pb9 4 Die Polyanionen zerfielen jedoch sobald er das Losemittel vollstandig entfernte Dass Halogene Fluor Chlor Brom Iod und Chalkogene Sauerstoff Schwefel Selen und Tellur Anionen bilden konnten war seit langerem bekannt Aber Eduard Zintl hatte nun nachgewiesen dass auch Elemente weiter links im Periodensystem wie z B Blei dazu befahigt waren Er wies in folgenden Untersuchungen auch Polyanionen anderer Elemente nach und zwar des Zinns Antimons und Bismuts Es gab jedoch Elemente bei deren Reaktion mit Natrium in flussigem Ammoniak niemals Polyanionen entstanden und das waren Elemente die im Periodensystem mehr als vier Hauptgruppen vor den Edelgasen stehen z B Indium Thallium Quecksilber Hier bildeten sich immer nur unlosliche Verbindungen die typische Legierungsstrukturen formten Es waren dies die gleichen Produkte die man auch durch das Zusammenschmelzen der reinen Metalle erhielt Zintl unterschied somit zwischen Anionenbildnern und Nicht Anionenbildnern also Elementen die ein bis vier Hauptgruppen vor den Edelgasen stehen und zur Bildung von Anionen bzw Polyanionen befahigt sind und Elementen weiter links im Periodensystem die diese Eigenschaft nicht besitzen Diese Grenze zwischen dritter und vierter Hauptgruppe wurde in einem Nachruf an Eduard Zintl von Fritz Laves als Zintl Grenze bzw Zintl Linie bezeichnet Sie ist noch heute unter diesen Namen bekannt auch wenn sie inzwischen als weniger allgemeingultig und sinnvoll angesehen wird als fruher angenommen Denn inzwischen konnten auch Polyanionen des Indiums hergestellt werden allerdings nicht in flussigem Ammoniak sondern in Reaktionen ohne Losemittel bei viel hoheren Temperaturen Solche Polyanionen der schwereren Metalle die fruher nur in flussigem Ammoniak bekannt waren wurden spater zu Ehren ihres Entdeckers als Zintl Ionen bezeichnet Intermetallische Phasen Bearbeiten nbsp Gerust von Tl Ionen in der NaTl StrukturBei der Reaktion von Elementen der 3 Hauptgruppe z B Thallium mit Natrium in flussigem Ammoniak fand Eduard Zintl keine Polyanionen Stattdessen erhielt er ein legierungsahnliches System Bei dieser intermetallischen Verbindung also der Verbindung zwischen den zwei Metallen Natrium und Thallium wies er einen neuen noch unbekannten Aufbau nach die NaTl Struktur Das Besondere ist dass die Atome der beiden Elemente Thallium und Natrium unabhangig voneinander jeweils so angeordnet sind wie die Kohlenstoffatome im Diamant Er erkannte erstmals das Prinzip das hinter dem Aufbau vieler intermetallischer Phasen steckt die Anionen bilden eine Struktur die derjenigen entspricht die ein Element mit der gleichen Anzahl Valenzelektronen auch einnimmt In diesem Fall bildet das formal einfach negativ geladene Thalliumion mit vier Valenzelektronen eine Struktur die der Kohlenstoff in der vierten Hauptgruppe also mit ebenfalls vier Valenzelektronen aufgrund derselben Bindigkeit genauso ausbildet Diese Gesetzmassigkeit bezeichnet man heute als klassisches Zintl Konzept es wurde spater von Wilhelm Klemm und E Busmann noch erweitert Von diesen neuen Ergebnissen beflugelt untersuchte Eduard Zintl systematisch noch viele weitere Verbindungen von Metallen untereinander Fritz Laves fuhrte daraufhin in dem bereits erwahnten Nachruf an Eduard Zintl den Begriff Zintl Phasen ein Er hatte so erfolgreich einen Uberbegriff fur die vielen intermetallischen Verbindungen die Zintl beschrieben hatte gefunden Heutzutage meint der Begriff Zintl Phase intermetallische Phasen mit stark ionischen Bindungsanteilen also Stoffe in denen die Art der Bindung eine Ubergangsform zwischen Metall und ionischer Bindung darstellt Es sind dies die Alkali und Erdalkali Verbindungen mit Metallen oder Halbmetallen der dritten bis funften Hauptgruppe also von Komponenten mit relativ hohem Elektronegativitatsunterschied Der Prototyp der Zintl Phasen ist nach wie vor NaTl Da Zintl Phasen ionisch aufgebaut sind sind aufgrund der zusatzlichen Gitterenergien ihre Bildungsenthalpien vergleichbar mit denen typischer Salze Sie besitzen salzahnliche Sprodigkeit und Schmelzpunkte die uber denen der Metallkomponenten liegen Zudem losen sie sich im Unterschied zu Legierungen gut in koordinierenden Losemitteln wie flussigem Ammoniak Literatur BearbeitenH W Kohlschutter Naturwissenschaften 17 1941 S 240 244 doi 10 1007 BF01479156 F Laves Naturwissenschaften 17 1941 S 244 255 doi 10 1007 BF01479157 Uta Deichmann Fluchten Mitmachen Vergessen Chemiker und Biochemiker in der NS Zeit Wiley VCH Weinheim 2001 ISBN 3 527 30264 6 Weblinks BearbeitenSeite der TU Darmstadt zu Zintl Informationen zu und akademischer Stammbaum von Eduard Zintl bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten A Joannis Action of sodammonium and potassammonium on metals In C R Hebd Seances Acad Sci 113 1891 S 795 798 Normdaten Person GND 139909257 lobid OGND AKS VIAF 102741531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Zintl EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher ChemikerGEBURTSDATUM 21 Januar 1898GEBURTSORT Weiden in der Oberpfalz OberpfalzSTERBEDATUM 17 Januar 1941STERBEORT Darmstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Zintl amp oldid 228222192