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Der Doppeltempel von Kom Ombo ist eine altagyptische Tempelanlage am ostlichen Nilufer in Oberagypten Der Tempel befindet sich etwa 3 5 Kilometer sudwestlich des Zentrums des etwa 70 000 Einwohner zahlenden Ortes Kom Ombo Tempelanlage am NiluferDie heute sichtbaren Teile des Bauwerks stammen aus der Zeit der Herrschaft der Ptolemaer uber Agypten zu kleinen Teilen auch aus der Epoche der Zugehorigkeit zum Romischen Reich Geweiht war der Tempel den beiden getrennt voneinander verehrten Gottheiten Sobek und Haroeris weshalb er als Doppeltempel bezeichnet wird Die Bauwerke der Tempelanlage wurden durch Naturgewalten wie Hochwasser und Erosion am Mauerwerk stark in Mitleidenschaft gezogen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Tempelanlagen 2 1 Der Doppeltempel 2 2 Nebengebaude und anlagen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Doppeltempel von Kom Ombo Agypten nbsp Omboi Ombos Kom Ombo Lage in AgyptenDer Doppeltempel von Kom Ombo entstand in der ptolemaischen Epoche Agyptens 304 bis 31 v Chr Kom Ombo das damalige Omboi auch Ombos war zu dieser Zeit neben Elephantine Verwaltungszentrum des ersten oberagyptischen Gaues Ta seti Der heute noch zu besichtigende Doppeltempel diente der Anbetung der beiden Gottheiten Sobek dem Krokodilgott und dem falkenkopfigen Haroeris 1 nbsp Tempelruine 1845 49 nbsp und in den 1870er JahrenDie Ruinen des Tempels von Kom Ombo waren lange Zeit bis uber die Halfte durch Sand verschuttet Sie wurden erst 1893 unter Jacques de Morgan freigelegt und restauriert 2 Vor dem Tempel stand bis ins 19 Jahrhundert ein grosses Mammisi Geburtshaus des Ptolemaios VIII Euergetes II Bei einem Hochwasser riss der Nil das Gebaude einschliesslich des westlichen Teils der Umfassungsmauer zum grossten Teil mit sich Die Tatsache dass die Anlage 20 Meter uber dem normalen Niveau des Nils errichtet wurde lasst noch heute das Ausmass der Katastrophe erahnen In der jungeren Geschichte Agyptens entwickelte sich der Standort der Tempelanlage zu einem Anziehungspunkt fur den Tourismus Die Besichtigung des Tempels von Kom Ombo ist fester Bestandteil der Flussreisen auf dem Nil zwischen dem 150 Kilometer nordlichen Luxor und dem 40 Kilometer sudlich gelegenen Assuan Die Anlegestelle der auf dem Nil verkehrenden Kreuzfahrtschiffe liegt direkt neben dem Doppeltempel etwa 70 Meter westlich der Tempelanlage Tempelanlagen BearbeitenDer Doppeltempel Bearbeiten nbsp Haupteingang des TempelsDer Tempel von Kom Ombo am ostlichen Nilufer stellt eine Besonderheit dar Im Gegensatz zu den meisten anderen altagyptischen Sakralbauten wurden in ihm zwei Gottheiten getrennt voneinander verehrt Die vom doppelten Haupteingang aus gesehen sudostliche dem Nil abgewandte Seite war Sobek dem krokodilkopfigen Wasser und Fruchtbarkeitsgott spater auch Schopfergott geweiht Im linken nordwestlichen Halbtempel galt die Verehrung dem Haroeris dem Licht und Himmelsgott aber auch Kriegsgott Der falkenkopfige Haroeris war eine Erscheinungsform des Gottes Horus entsprechend auch Horus der Grosse oder Horus der Alte genannt Nach den Gottheiten wurde der Tempel gleichzeitig als Haus des Krokodils wie auch als Falkenschloss bezeichnet 3 Der Gott Haroeris bildete in Kom Ombo mit Ta senet nofret und Pa neb taui eine eigene Triade ebenso der Gott Sobek mit Hathor und Chons Vermutlich wurde der heute noch sichtbare Bau unter Ptolemaios VI Philometor begonnen errichtet auf den Resten von wesentlich kleineren Vorgangerbauten der 12 18 und 19 Dynastie des Mittleren und Neuen Reiches Die Umfassungsmauer umgab den Tempel auf einer Breite von 51 und einer Lange von 96 Metern An der Dekoration arbeitete man bis ins 2 und 3 Jahrhundert n Chr weiter stellte sie jedoch nie ganzlich fertig So sind im hinteren Bereich des Tempelbaus in den dortigen Kapellen noch teilweise nur vorgearbeitete Reliefs zu erkennen Andere Teile des Tempels wurden in spaterer Zeit zerstort so der westliche Teil des Zugangs Pylons mit angrenzender Umfassungsmauer und des daran angeschlossenen Mammisi Sie wurden Opfer des Nilhochwassers nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Sudwestliche Umfassungsmauer Auf dem verbliebenen sudostlichen Turm des grossen Pylons ist der romische Kaiser Domitian dargestellt der gemeinsam mit anderen Gottern der Triade Sobek Hathor und Chons huldigt begleitet von einem 52 Zeilen umfassenden Text in Hieroglyphenschrift Hinter den zwei zentralen Eingangen in der Umfassungsmauer einem Doppelportal zum Tempelbereich befand sich ein Hof mit sechzehn ihn flankierenden Saulen Von diesen Saulen sind nur noch deren untere Teile mit Basis erhalten Sie sind reich mit Reliefs und Hieroglyphen verziert in denen sich Spuren der Original Bemalung erhalten haben Auf den Saulen wurde Kaiser Tiberius abgebildet bezeichnet in den nebenstehenden in den Stein geschlagenen Schriften wie er den Gottern Gaben darbringt In der Mitte des Hofes sind noch Reste des Altars vorhanden auf den wahrend der Prozessionen die heilige Barke abgestellt wurde 4 nbsp Kapitelle im PronaosAn der Nordostseite des Hofes schliesst sich die mit Basreliefs dekorierte Aussenmauer des Tempelgebaudes an in die funf Saulen integriert sind von denen nur noch die drei mittleren die volle Hohe von 12 Metern bis zum Architrav aufweisen Sie bildeten mit den dahinter befindlichen zwei weiteren Saulenreihen zu je funf gleich hohen Saulen die Stutzen fur das Dach des Pronaos oder der ersten Saulenhalle Seitlich der Turoffnungen zum Pronaos geben die dortigen Reliefs Reinigungszeremonien wider Die glockenformigen Kompositkapitelle der Saulen sind in Form von Lotosbluten Papyrus oder Palmen ausgebildet Die Saulenschafte wie auch die Reliefs der Halle zeigen Hieroglyphen und Ehrerbietungsszenen ptolemaischer Pharaonen unter ihnen Kleopatra VI gegenuber den Gottern An der Decke der Halle finden sich Malereien mit astronomischen Szenen und Geiern abwechselnd mit einem durch die Krone Oberagyptens dargestellten Geierkopf und einem mit der Krone Unteragyptens versehenen Schlangenkopf als Symbole fur die jeweiligen Landesgottinnen Nechbet und Wadjet nbsp Zugang zum Heiligtum des Sobek nbsp Zugang zum Heiligtum des Haroeris Der weitere Weg ins Innere zur zweiten Saulenhalle auch Saal der Opfergaben fuhrt wie schon der Zugang vom Hof durch zwei auf das Doppelheiligtum hinweisende parallele Zugange Die zehn in zwei Reihen angeordneten Saulen der zweiten Halle sind fast um die Halfte niedriger als die des Pronaos Dieser kleinere Saulensaal zeigt ahnliche Szenen in seinen Wandreliefs wie die davor befindliche Halle nur mit der Darstellung weiterer Pharaonen so Ptolemaios VIII Euergetes II mit seiner Frau Kleopatra III Euergetis und Ptolemaios XII Neos Dionysos Diesem Raum folgen drei quer angelegte Vorsale erbaut durch den dort in den Reliefs erscheinenden Pharao Ptolemaios VI Philometor dahinter die zwei Sanktuarien der Gotter Haroeris und Sobek mit schwarzen Granitsockeln Von den durch eine Trennwand abgeteilten Heiligtumern der beiden Gottheiten ist lediglich ein Dekorationsfragment und eine Widmungsinschrift uber der linken Tur erhalten 5 Das Innere des Tempels umgaben zwei Korridore einer ausgehend vom Hof mit den sechzehn Saulen entlang der Innenseite der Umfassungsmauer der zweite daran anschliessend zum Zentrum des Tempels mit Zugang vom Pronaos Auf der Nordostseite hinter den Heiligtumern deren geschlossene Ruckwand heute nicht mehr existiert schliessen sich sieben Raume unbekannter Bestimmung an Vom mittleren fuhrt eine Treppe nach oben auf eine Terrasse Die Raume sind samtlich mit Reliefs mit Gotter und Pharaonendarstellungen verziert die zum Teil jedoch unvollendet geblieben sind Als Besonderheit zeigt ein Relief des inneren Korridors an der Innenseite der zweiten Tempelmauer einige chirurgische Instrumente wie Bistouri Scheren Operationszangen und ahnliches 6 Insgesamt zahlen die Reliefs und Dekorationselemente der Kapitelle Friese und Hohlkehlen des Doppeltempels von Kom Ombo zu den bedeutendsten Werken ptolemaischer Baukunst Reliefs und Malereien im Doppeltempel von Kom Ombo nbsp Saulenrelief im Vorhof des Tempels nbsp Saulenrelief des Doppeltempels nbsp Deckenelement eines Vorsaales nbsp Unvollendetes Relief eines hinteren RaumesNebengebaude und anlagen Bearbeiten Das MammisiVor der Westecke des Vorhofes zum Tempel stand bis ins 19 Jahrhundert das Mammisi ein Geburtshaus bevor es der Nil bei einem Hochwasser bis auf wenige Uberreste zusammen mit dem westlichen Teil der Umfassungsmauer wegschwemmte Das Mammisi war durch Pharao Ptolemaus VIII Euergetes II errichtet worden Erhalten ist ein Relief mit dem Pharao und zwei Gottheiten die sich auf einer Barke inmitten von Papyrussumpfen befinden 7 Nordostlich der Reste des Mammisi sind heute neben dem Tempelhof zwei Reliefsteine mit den beiden Hauptgottern des Tempels Sobek und Haroeris zur Ansicht aufgestellt Die Hathor Kapelle nbsp Mumifizierte KrokodileAn der rechten Seite des Tempelhofes der sudlichen Ecke des Tempels steht eine kleine Kapelle Das unvollendete aber gut erhaltene Bauwerk wurde unter Kaiser Domitian zu Ehren der Gottin Hathor errichtet Die griechische Kultur des ostlichen Mittelmeerraumes stellte Hathor der griechischen Gottin Aphrodite gleich In der Kapelle waren Krokodilmumien und sarkophage aufgebahrt die aus einer nahen Nekropole stammen und jetzt in einem neu erbauten kleinen Museum zu besichtigen sind Sie sind Uberreste des Kultes um den krokodilkopfigen Sobek 8 Das NilometerEtwa 25 Meter nordwestlich der Mitte des Tempelkomplexes befindet sich ein Wasserstandsmesser ein sogenanntes Nilometer Dabei handelt es sich in Kom Ombo um einen begehbaren runden Brunnenschacht aus Grossstein Mauerwerk in dem anhand von Markierungen die Pegelhohe des Nil abgelesen werden konnte Die Ergebnisse der Ablesungen hatten im alten Agypten direkten Einfluss auf die Festsetzungen der Hohe der Steuern die von der Bevolkerung zu entrichten waren Dies hing mit dem Wasserbedarf zur Bewasserung der landwirtschaftlichen Flachen zusammen Je mehr Wasser durch einen hoheren Flutpegel des Flusses zu Verfugung stand umso besser fielen die Ernteertrage aus so dass auch hohere Abgaben erhoben werden konnten 9 Aussenbereich des Doppeltempels nbsp Hathor Kapelle nbsp Reste des Mammisi nbsp Reliefstein nbsp NilometerLiteratur BearbeitenDieter Arnold Die Tempel Agyptens Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 215 1 S 96 98 Dieter Arnold Kom Ombo In Lexikon der agyptischen Baukunst Artemis amp Winkler Zurich 1997 ISBN 3 7608 1099 3 S 126 f Robert S Bianchi Kom Ombo In Kathryn A Bard Hrsg Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge London 1999 ISBN 0 415 18589 0 S 418 21 Hans Bonnet Ombos In Lexikon der agyptischen Religionsgeschichte Nikol Hamburg 2000 ISBN 3 937872 08 6 S 542 Adolphe Gutbub Kom Ombo In Wolfgang Helck und Eberhard Otto Hrsg Lexikon der Agyptologie Bd 3 Horhekenu Megeb Harrassowitz Wiesbaden 1980 ISBN 3 447 02100 4 S 675 683 Giovanna Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo Casa Editrice Bonechi Florenz 2008 ISBN 978 88 7009 246 2 Alexa Rickert Gottheit und Gabe Eine okonomische Prozession im Soubassement des Opettempels von Karnak und ihre Parallele in Kom Ombo Studien zur spatagyptischen Religion 4 Harrassowitz Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 447 06555 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tempel von Kom Ombo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Doppeltempel von Kom Ombo Kom Ombo Doppeltempel Einzelnachweise Bearbeiten Kom Ombo auf www aegyptenurlaub org Kom Ombo auf www chufu de Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 26 April 2004 abgerufen am 6 Juli 2012 G Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo S 50 G Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo S 51 G Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo S 56 60 G Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo S S 60 62 Der Doppeltempel von Kom Ombo Das Mammisi Ptolemaus VIII Euergetes II auf www meritneith de Memento vom 1 April 2010 im Internet Archive G Magi Eine Fahrt auf dem Nil Die Tempel Nubiens Esna Edfu Kom Ombo S 62 Der Doppeltempel von Kom Ombo Nilometer und Kalender auf www meritneith de Memento vom 1 April 2010 im Internet Archive 24 452083333333 32 92825 Koordinaten 24 27 7 5 N 32 55 41 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Doppeltempel von Kom Ombo amp oldid 209771024