www.wikidata.de-de.nina.az
1 12 Dodecandisaure englisch 1 12 dodecanedioic acid DDDA ist eine langerkettige lineare Dicarbonsaure mit endstandigen Carboxygruppen die sich wegen ihrer hydrophoben Eigenschaften insbesondere als Monomerbaustein fur Polyester und Polyamide mit geringer Wasseraufnahme eignet StrukturformelAllgemeinesName 1 12 DodecandisaureAndere Namen Dodecandisaure 1 10 DecamethylendicarbonsaureSummenformel C12H22O4Kurzbeschreibung weisses Pulver oder Schuppen 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 693 23 2EG Nummer 211 746 3ECHA InfoCard 100 010 680PubChem 12736Wikidata Q5287812EigenschaftenMolare Masse 230 31 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 15 g cm 3 bei 25 C 2 0 953 g cm 3 bei 140 C 1 Schmelzpunkt 126 129 C 1 Siedepunkt 205 C 1 hPa 1 Dampfdruck lt 0 01 mbar 20 C 1 pKS Wert pKa1 5 70 2 pKa2 6 60 2 Loslichkeit 0 04 g l in Wasser bei 20 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 AchtungH und P Satze H 319P 305 351 338 1 Toxikologische Daten gt 3000 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 gt 6000 mg kg 1 LD50 Kaninchen transdermal 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Eigenschaften 3 Anwendungen 3 1 Polymere 3 2 Ester 3 3 O Derivate 3 4 N Derivate 4 EinzelnachweiseHerstellung Bearbeiten1 12 Dodecandisaure wird grosstechnisch uber eine dreistufige Reaktionsfolge ausgehend von dem einfach aus 1 3 Butadien zuganglichen 1 5 9 Cyclododecatrien CDT hergestellt 4 5 6 Zunachst wird CDT in Gegenwart von Raney Nickel zu bei 200 C und 10 15 bar Druck praktisch quantitativ zu Cyclododecan CDAN hydriert das anschliessend mit Luft oder Sauerstoff in Gegenwart von Borsaure bei 150 160 C und Normaldruck oxidiert wird Bashkirov Oxidation 7 Dabei reagiert das entstehende Cyclododecanol CDOL zum Cyclododecantriborat und wird dadurch der weiteren Oxidation zum Cyclododecanon CDON entzogen Nach Hydrolyse des Triborats wird das sogenannte Ol On Gemisch mit einer Zusammensetzung von 80 bis 90 CDOL und 10 20 CDON erhalten Wegen der geringen Selektivitat der Oxidationsreaktion wird der Reaktionsumsatz unter 30 gehalten 7 Anschliessend wird das erhaltene Ol On Gemisch entweder direkt oder nach Dehydrierung zum CDON mit Salpetersaure und Essigsaure als Losungsvermittler in Ausbeuten von ca 75 d Th zu 1 12 Dodecandisaure oxidiert 8 nbsp Die mit Kupferpulver und Ammoniummetavanadat katalysierte Oxidation des Ol On Gemischs mit 60 iger Salpetersaure bei Temperaturen von 85 bis 95 C liefert DDDA in einer Ausbeute von 84 d Th 9 Die geringen Selektivitaten der beschriebenen Oxidationsreaktionen haben zu einer intensiven Suche nach Alternativrouten gefuhrt die entweder die Luftoxidation von Cyclododecan zum Ol On Gemisch umgehen z B uber die Epoxidierung von CDT 10 oder von Cyclododecen ausgehen das zum CDOL hydroxyliert wird und weiter zu DDDA oxidiert werden kann 11 Cyclododecen kann aber auch direkt durch Ozonolyse mit brauchbaren Ausbeuten 83 d Th und hoher Reinheit 99 in z B Propionsaure als inertisierendes Losungsmittel in 1 12 Dodecadisaure uberfuhrt werden 12 13 nbsp Der bei der Ozonolyse mit einem Ozon Sauerstoff Gemisch und anschliessender Hydrolyse der Ozonisierungsprodukte hauptsachlich anfallende Dialdehyd Dodecandial wird durch eine oxidativ thermolytische Nachbehandlung mit dem ozonfreien Sauerstoffstrom zu DDDA oxidiert Ein weiterer Syntheseweg basiert auf der Umsetzung von Cyclohexanon mit Wasserstoffperoxid zum Peroxihemiketal des Cyclohexanons und anschliessende reduktive Kupplung mit chelatisierten Eisen II salzen in einem wassrig organischen Phasengemisch Dabei entsteht DDDA in bis zu 70 iger Ausbeute neben erheblichen Mengen an Capronsaure 14 nbsp DDDA aus CyclododecanonEine vollig andere Syntheseroute geht von der durch Pyrolyse von Ricinolsaure einfach zuganglichen 10 Undecensaure aus die in Gegenwart des fur industrielle Hydroformylierungen gebrauchlichen Katalysators Carbonylhydridotris triphenylphosphin rhodium I und Triphenylphosphin zu 11 Formylundecansaure hydroformyliert und anschliessend in Gegenwart von Kupfer II acetat und Perpropionsaure mit Sauerstoff in einer Gesamtausbeute von 70 d Th zu 1 12 Dodecandisaure oxidiert wird 15 H 2 C CH CH 2 8 COOH RhH CO PPh 3 3 CO H 2 OHC CH 2 10 COOH O 2 HOOC CH 2 10 COOH displaystyle ce H2C CH CH2 8 COOH gt ce CO ce ce H2 ce RhH CO PPh3 3 OHC CH2 10 COOH gt ce O2 HOOC CH2 10 COOH nbsp Auf biotechnologischem Wege kann n Dodecan mit Mutanten der Hefe Candida tropicalis zu DDDA umgesetzt werden 16 17 Die Oxidation verlauft uber die Stufen n Dodecanol n Dodecansaure 12 Hydroxydodecansaure zu DDDA Die aus den nachwachsenden Rohstoffen Kokosol Lorbeerol und Palmol reichlich zur Verfugung stehende Laurinsaure Dodecansaure kann durch w Oxidation mithilfe genetisch modifizierter Hefestamme ebenfalls zu DDDA oxidiert werden 18 Im Labor kann 1 12 Dodecandisaure auch durch Oxidation von 1 12 Dodecandiol mit starken Oxidationsmitteln wie z B einer alkalischen Losung von Kaliumpermanganat nach Umkristallisation aus Ethanol Wasser 1 10 mit einer Reinausbeute von 40 bis 60 d Th erhalten werden 19 Hersteller von konventionell erzeugter 1 12 Dodecandisaure sind die Firmen Evonik DE Hilead CN Invista USA und Ube JP von biotechnologisch erzeugter DDDA 20 Cathay Industrial Biotech CN Eigenschaften Bearbeiten1 12 Dodecandisaure ist ein weisser kristalliner und geruchloser Feststoff der sich bei Raumtemperatur nur sehr wenig in Wasser lost Dagegen ist DDDA in kurzkettigen Alkoholen wie Methanol Ethanol Isopropanol sowie in warmem Cyclohexanol und Cyclohexanon 14 sowie Aceton loslich 2 Die fur die Polykondensation zur Erreichung hoher Molmassen von Polyamiden und Polyestern erforderliche hohe Reinheit des Dicarbonsaurebausteins DDDA kann durch Erhitzen in Salpetersaure 21 mit wassriger Natriumsulfit Losung 9 oder in einem Gemisch von Essigsaure Phosphorsaure und Wasserstoffperoxid 22 erzielt werden Anwendungen BearbeitenPolymere Bearbeiten Die wichtigste Anwendung ist als Monomerbaustein in Polyamiden und Polyester durch Polykondensation mit Diaminen bzw Diolen Wichtigstes Polymer ist Polyamid 612 durch Polykondensation mit 1 6 Diaminohexan das wegen seines hohen Schmelzpunktes 218 C der geringen Wasseraufnahme und guten Hydrolyse Chemikalien und Witterungsbestandigkeit fur hochbelastete Teile im Fahrzeugbau eingesetzt wird Hersteller von PA 612 sind Dupont Zytel EMS Chemie Grilamid 2d Evonik Vestamid D 23 und Ube Ubesta In den 1970er Jahren wurden von Dupont seidenartige Polyamid Textilfasern aus DDDA und trans trans Bis 4 aminocyclohexyl methan unter dem Markennamen Qiana vermarktet die wegen ihres trilobalen Faserquerschnitts besonders weich und hochglanzend waren aber im Vergleich zu herkommlichen Nylonfasern geringe Reissfestigkeiten aufwiesen und sich am Markt nicht durchsetzen konnten 24 Im Gegensatz zu Polyamiden aus DDDA haben Polyester relativ niedrige Schmelzpunkte 70 bis 90 C und ahneln in ihren Eigenschaften dem Polyolefin Polyethylen 25 Ester Bearbeiten Diester von DDDA mit niederen Alkoholen wie Methanol und Isopropanol besitzen wie macrocyclische Ketone oder Lactone ahnlicher Kettenlange Duftstoffeigenschaften die im Fall des Dimethylesters als schon nach Moschus heiss aldehydig nach ausgeblasener Kerze leicht holzig und beim Diisopropylester als nach Moschus warm nach ausgeblasener Kerze schwach holzig beschrieben sind 26 Diester mit hoheren Alkoholen wie z B 2 Ethylhexanol oder Isotridecanol sind geruchlos und konnen als Losungsmittel fur Parfumkompositionen verwendet werden 27 Diester der 1 12 Dodecandisaure werden auch als synthetische Schmiermittel und Weichmacher eingesetzt 2 Der cyclische Ester aus DDDA und Ethylenglycol riecht ebenfalls moschusartig und ist ein sehr gutes Fixativ in der Parfumherstellung 28 29 nbsp Cyclischer Ester mit MEGO Derivate Bearbeiten Katalytische Hydrierung von DDDA bzw seiner Diester fuhrt zu 1 12 Dodecandiol 30 das sich als langkettiges Diol zur Herstellung von Polyestern Polyurethanen Polycarbonaten und Epoxidharzen eignet N Derivate Bearbeiten Aus DDDA ist durch Umsetzung mit Ammoniak und anschliessender Abspaltung von Wasser mit Dodecandinitril als Losungsmittel in Gegenwart von 85 iger Orthophosphorsaure bei Reaktionstemperaturen bis 345 C in Ausbeuten bis 93 d Th Dodecandinitril 31 erhalten das durch katalytische Hydrierung in das u a als Diamin fur Polyamid oder Polyurethansynthesen interessante 1 12 Dodecandiamin uberfuhrt werden kann 32 HOOC R COOH NH 3 NH 4 OOC R COO NA 4 H 2 O H 2 NOC R CONH 2 H 2 O NC R CN H 2 H 2 N CH 2 R CH 2 NH 2 R CH 2 10 displaystyle ce HOOC R COOH gt ce NH3 NH4 OOC R COO NA4 gt ce H2O H2NOC R CONH2 gt ce H2O NC R CN gt ce H2 H2N CH2 R CH2 NH2R CH2 10 nbsp DDDA findet ferner Verwendung in Klebstoffen und Schmelzklebern Korrosionsinhibitoren Tensiden Elektrolyten fur Kondensatoren als Vernetzer in Pulverlacken usw 2 17 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Eintrag zu Dodecandisaure in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 21 September 2014 JavaScript erforderlich a b c d e f Invista Technical Information C12 Dodecanedioic Acid DDDA Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive abgerufen am 1 Oktober 2014 a b Datenblatt Dodecandisaure bei Merck abgerufen am 1 Oktober 2014 G Oenbrink T Schiffer Ullmann s Encyclopedia of Industrial Chemistry 6th Edition Cyclododecanol Cyclododecanon and Laurolactam Wiley VCH 2000 doi 10 1002 14356007 a08 201 pub2 Ullmann s Fine Chemicals Dicarboxylic Acids Aliphatic Wiley VCH 2014 ISBN 978 3 527 33477 3 S 592 Invista C12 High Performance Intermediates C12Process Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive a b H J Arpe Industrielle Organische Chemie 6 vollst uberarb Auflage Wiley VCH 2007 ISBN 978 3 527 31540 6 Patent US3087963 Preparation of 1 12 dodecanedioic acid Veroffentlicht am 30 April 1963 Anmelder Esso Research and Engineering Co Erfinder H K Wiese S B Lippincott a b Patent US3903152 Process for producing highly pure 1 12 dodecanedioic acid Angemeldet am 29 Juni 1973 veroffentlicht am 2 September 1975 Anmelder Toagosei Chemical Industry C Ltd Erfinder T Matsubara Y Ishibashi Y Okada Patent EP2407444 Process for the preparation of dodecanedioic acid Angemeldet am 18 Marz 2009 veroffentlicht am 18 Januar 2012 Anmelder Invista Technologies S a r l Erfinder G Rajendran T M Oshnyakova N A Shchadneva R I Khusnutdinov U M Dzhemilev Addition of Water and Carbon Tetrachloride to Cyclododecene in the Presence of Chromium Catalysts In Russ J Org Chem Band 44 Nr 8 2008 S 1240 1242 Patent DE2942279A1 Verfahren zur Umsetzung von Olefinen in carbonsaurem Medium mit Ozon Angemeldet am 19 Oktober 1979 veroffentlicht am 30 April 1981 Anmelder Chemische Werke Huls AG Erfinder K D Dohm P Hofmann Patent WO03022792A1 One step process for producing dicarboxylic acids Angemeldet am 4 September 2002 veroffentlicht am 20 Marz 2003 Anmelder E I Du Pont de Nemours and Co Erfinder C A Thayer II a b Patent US3907883 Process for production of 1 12 dodecanedioic acid Veroffentlicht am 23 September 1975 Anmelder E I Du Pont de Nemours and Co Erfinder D E Welton Patent EP0258535 Verfahren zur Herstellung von 1 12 Dodecandisaure II Angemeldet am 19 Mai 1987 Anmelder Degussa AG Erfinder J Andrade K Kohler G Prescher Z H Yi H J Rehm Metabolic formation of dodecanedioic acid from n dodecane by a mutant of Candida tropicalis In Europ J Appl Microbiol Biotechnol Band 14 Nr 4 1982 S 254 258 doi 10 1007 BF00498473 a b K Kroha Industrial biotechnology provides opportunities for commercial production of new long chain dibasic acids In inform Band 15 Nr 9 2004 S 568 571 PDF Patent WO2013006730 Biological methods for preparing a fatty dicarboxylic acid Angemeldet am 5 Juli 2012 veroffentlicht am 10 Januar 2013 Anmelder Verdezyne Inc Erfinder T Beardslee S Picataggio E D Eirich J M Laplaza N N 6 1 2 1 Oxidation von 1 12 Dodecandiol mit Kaliumpermanganat zu Dodecandisaure 1 9 Marz 2007 ioc praktikum de PDF LCDAs In Cathay Industrial Biotech Cathay Industrial Biotech abgerufen am 11 Marz 2023 englisch Patent US3714244 Method for purifying 1 12 dodecanedioic acid Angemeldet am 6 April 1971 veroffentlicht am 30 Januar 1973 Anmelder Toagosei Chemical Industry Co Ltd Erfinder Y Okada T Matsubara Patent US4149013 Process for purifying 1 12 dodecanedioic acid Angemeldet am 19 Mai 1978 veroffentlicht am 10 April 1979 Anmelder E I Du Pont de Nemours and Co Erfinder D A Klein Evonik Industries Vestamid D Polyamid 612 H G Elias Makromolekule Band 3 Industrielle Polymere und Synthesen 6 Auflage Wiley VCH 2001 ISBN 3 527 29962 9 S 185 G Barbiroli C Lorenzetti C Berti M Fiorini P Manaresi Polyethylene like polymers Aliphatic polyesters of dodecanedioic acid 1 Synthesis and properties In Eur Polym J Band 39 Nr 4 2003 S 655 661 doi 10 1016 S0014 3057 02 00280 X Patent EP0103125 Aliphatische Dicarbonsaureester als Riechstoffe und diese enthaltende Parfumkompositionen und parfumierte Produkte Angemeldet am 27 Juli 1983 veroffentlicht am 21 Oktober 1987 Anmelder Haarmann amp Reimer GmbH Erfinder W Sturm G Mansfeld H Reindl Patent EP1707185 Solvent materials and methods for preparing fragrance compositions Angemeldet am 26 Januar 2006 veroffentlicht am 2 Oktober 2006 Anmelder International Flavors amp Fragrances Inc Erfinder A P S Narula A T Levorse Jr J S Huang Patent US5717111 Process for the continuous preparation of macrocyclic compounds Angemeldet am 8 Marz 1996 veroffentlicht am 10 Februar 1998 Anmelder Huls AG Erfinder G Kohler M Feld J Metz Invista C12 High Performance Intermediates Macrocyclics Cyclic Esters Memento vom 6 Oktober 2014 im Internet Archive Condea Dr Z presents All about fatty alcohols Saturated Fatty Alcohols Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive 2000 Patent US3707546 Process for preparing dodecanedinitrile Angemeldet am 2 April 1971 veroffentlicht am 26 Dezember 1972 Anmelder E I Du Pont de Nemours and Co Erfinder D A Klein Patent US3987099 Process for the hydrogenation of dodecanedioic acid dinitrile Angemeldet am 24 Oktober 1974 veroffentlicht am 19 Oktober 1976 Anmelder Chemische Werke Huls AG Erfinder G Hockele G Ludwig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 1 12 Dodecandisaure amp oldid 231716639