www.wikidata.de-de.nina.az
Bei den Dionysosheiligtumern von Pergamon handelt es sich um wenigstens zwei Bauten hellenistischer Zeit in Pergamon die dem Kult des griechischen Gottes Dionysos gewidmet waren Sie wurden Ende des 19 Jahrhunderts von deutschen Archaologen bei der Ausgrabung der Theaterterrasse freigelegt Seitdem hat es mehrere Grabungen gegeben die die Kenntnisse der Heiligtumer und des Dionysoskultes in Pergamon vertieft haben Der Tempel des Dionysos ist das untere Gebaude links am Ende der langen Theaterterrasse Das Attaleion liegt direkt rechts neben dem Theater ebenfalls an der TheaterterrasseDionysostempel am Nordende der TheaterterrasseDionysostempel von der Theaterterrasse aus Inhaltsverzeichnis 1 Der Dionysoskult in Pergamon 1 1 Ursprung des Kultes 1 2 Die Attalisten 2 Heiligtumer 2 1 Der Tempel des Dionysos 2 2 Das Attaleion 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDer Dionysoskult in Pergamon BearbeitenUrsprung des Kultes Bearbeiten Die Anfange des Dionysoskultes in Pergamon sind nicht greifbar Moglicherweise wurde der Gott der in Pergamon den Beinamen Kathegemon der Anfuhrer trug bereits unter dem pergamenischen Konig Attalos I 241 197 v Chr zum obersten Gott des Konigshauses aufgebaut 1 2 Die enge Verbindung zwischen Dionysoskult und Konigshaus zeigte sich daran dass der Konig von einem Dionysospriester der ein Mann aus der nachsten Verwandtschaft des Konigs sein musste und nicht vom Demos bestimmt wurde 3 Der Priester brachte gemeinsam mit dem Konig die Opfer dar Aufgrund dieser und weiterer Eigenheiten die im Zusammenhang mit dem Dionysoskult von Pergamon inschriftlich uberliefert sind lasst sich schliessen dass die Bindung zwischen der Konigsfamilie und Dionysos Kathegemon besonders eng gewesen sein muss Eine genealogische Verbindung mit dem Gott sahen die Attaliden aber nicht und auch in ihrem Herrscherkult spielte er keine ubergeordnete Rolle wenngleich die dionysischen Techniten Pergamons den Attalidenkult pflegten 4 Ausser Frage steht aber dass Dionysos im Mythos um den legendaren Grunder Pergamons Telephos eine gewisse Rolle spielte Neben der wichtigen Stellung die er als Haus und Familiengott der pergamenischen Konige einnahm war er aber vor allem ein Gott des Theaters und der unterhaltenden Kunste der Gott der musisch heiteren Lebenskultur 5 Die Attalisten Bearbeiten Die Attalisten waren eine Kunstlergilde die als Dionysische Techniten ihren Sitz ursprunglich in der Stadt Teos hatten Dort gab es ebenfalls ein grosses Dionysos Heiligtum Diese Techniten kamen in den Herrschaftsbereich Pergamons nachdem Eumenes II nach dem Frieden von Apameia im Jahr 188 v Chr auch jenes Gebiet an der Westkuste Kleinasiens zugesprochen bekam in dem sich die Stadt Teos befand 2 In Pergamon grundete einer der Techniten namens Kraton einen Zweig dieser Vereinigung der zunachst den Namen Eumenisten spater den Namen Attalisten Attalai erhielt Die Attalisten waren wohl Hofschauspieler und Musiker ihre Hauptaufgabe aber war die Durchfuhrung des Herrscherkults Inschriften die uber ihre Aufgaben genauere Auskunft geben wurden zwar in Teos gefunden doch nimmt man an dass sie sich inhaltlich auf Pergamon beziehen Wahrscheinlich handelt es sich bei den Inschriften in Teos um Zweitschriften von Verordnungen Beschlussen und ahnlichem deren nicht erhaltene Originale in Pergamon aufgestellt waren 6 Ein Nischenbau neben dem Theater von Pergamon das sogenannte Attaleion diente den Attalisten vielleicht als Vereinshaus zur Ausubung ihres Kultes allerdings wird diese Deutung auch bestritten 7 Heiligtumer BearbeitenDer Tempel des Dionysos Bearbeiten Ursprunglich hatten die Ausgraber einen am oberen Stadtmarkt der Burganlage befindlichen Tempel fur den Dionysostempel gehalten Erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts erkannte man in den Tempelresten am nordlichen Ende der Theater Terrasse den Kultbau des Dionysos Er wurde vermutlich im 2 Jahrhundert v Chr unter Eumenes II errichtet Der Tempel erhob sich uber einer Freitreppe von 25 Stufen und lag 4 5 m uber dem Niveau der Theaterterrasse Er bestand aus Marmor und mass im Grundriss 21 12 m Er war als ionischer Prostylos mit vier Frontsaulen und zwei Saulen tiefer Vorhalle konzipiert Unter Ausnutzung des Gelandes wurde er als in eine Felsnische hineingeschobener Podiumstempel errichtet 6 Auf der Theaterterrasse lag vor dem Tempel der Altar Von dem ursprunglichen Tempel aus hellenistischer Zeit sind nur wenige Reste erhalten Brandspuren an den Marmorquadern der Cellainnenwande lassen darauf schliessen dass das Gebaude zu grossen Teilen durch Feuer zerstort wurde In der romischen Kaiserzeit wahrscheinlich unter Kaiser Caracalla 198 217 vielleicht bereits unter Hadrian 117 138 wurde der Tempel auf dem alten Grundriss und unter teilweiser Wiederverwendung der noch erhaltenen Bauteile erneuert 8 Dass der romische Wiederaufbau des Tempels weit weniger als bislang angenommen am hellenistischen Bau orientiert war hat in jungerer Zeit Ernst Ludwig Schwandner nachgewiesen 9 Das Attaleion Bearbeiten Ein wegen seiner Lage unmittelbar sudlich des Theaters sogenannter Nischenbau kann aufgrund von Inschriften moglicherweise als das Attaleion das Vereinshaus der Attalisten gedeutet werden 10 auch wenn diese Deutung umstritten ist 11 Das Gebaude ist eine dreistufige Terrassenanlage Es war von der Theaterterrasse aus uber eine Treppe zu betreten die in den 9 5 m breiten und 7 5 m tiefen Saal fuhrte Die mittlere Stufe des Gebaudes war moglicherweise eine Art Wandelhalle von der eine Eingangstreppe in den ca 1 5 m hoher gelegenen Hauptsaal fuhrte der eine Breite von 10 32 m und eine Tiefe von 8 74 m hatte Hinter dem Hauptsaal der wahrscheinlich ein mit Klinen und Abflussrinnen fur die Weinspenden ausgestatteter Bankettsaal war befand sich eine viereckige nach hinten sich verjungende Nische Vielleicht wurde in dem Raum Dionysos gemeinsam mit dem regierenden Herrscher verehrt worauf der Hauptzweck des Vereins der Attalisten die Ausubung des Herrscherkults schliessen lasst Unmittelbar sudlich neben der Nische befand sich eine Tur die in einen Nebenraum fuhrte Die Ruckwand des Raumes bildete der blanke Fels Es wird angenommen dass es sich bei diesem Raum um einen untergeordneten Raum etwa ein Geratedepot gehandelt haben konnte Eine Nutzung des Raumes im Zusammenhang mit den Dionysos Mysterien wird ebenfalls fur moglich gehalten 12 Uber das aussere Erscheinungsbild des Attaleions etwa daruber ob alle Raume unter einem Dach lagen lasst sich anhand der vorhandenen Reste keine Klarheit gewinnen 12 Literatur BearbeitenRichard Bohn Altertumer von Pergamon Band 4 Die Theater Terrasse Berlin 1896 Erwin Ohlemutz Die Kulte und Heiligtumer der Gotter in Pergamon Wurzburg 1940 S 80 122 2 unveranderte Auflage Reprografischer Nachdruck der 1 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1968 Martin P Nilsson The Dionysiac Mysteries of The Roman and the Hellenistic Age Gleerup Lund 1957 Skrifter utgivna av Svenska institutet i Athen Bd 8o 5 Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 ISBN 3 89678 116 2 S 189 199 Tanja Scheer Mythische Vorvater Zur Bedeutung griechischer Heroenmythen im Selbstverstandnis kleinasiatischer Stadte Editio Maris Munchen 1993 ISBN 3 925801 13 8 Munchener Arbeiten zur alten Geschichte Bd 7 Ernst Ludwig Schwandner Beobachtungen zur hellenistischen Tempelarchitektur in Pergamon In Wolfram Hoepfner Ernst Ludwig Schwandner Hrsg Hermogenes und die hochhellenistische Architektur Internationales Kolloquium in Berlin vom 28 bis 29 Juli 1988 im Rahmen des XIII Internationalen Kongresses fur Klassische Archaologie Mainz 1990 ISBN 3 8053 1122 2 S 85 102 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dionysosheiligtumer von Pergamon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Altertumer von Pergamon auf der Webseite der Ruprecht Karls Universitat HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Muller Ein neues hellenistisches Weihepigramm aus Pergamon In Chiron 1989 S 539 553 a b Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 S 188 Erwin Ohlemutz Die Kulte und Heiligtumer der Gotter in Pergamon Wurzburg 1940 S 92 Sophia Aneziri Die Vereine der dionysischen Techniten im Kontext der hellenistischen Gesellschaft Untersuchungen zur Geschichte Organisation und Wirkung der hellenistischen Technitenvereine F Steiner Stuttgart 2003 ISBN 3 51 50812 67 S 105 106 Historia Einzelschriften Bd 163 Holger Schwarzer Vereinslokale im hellenistischen und romischen Pergamon In Ulrike Egelhaaf Gaiser Alfred Schafer Hrsg Religiose Vereine in der romischen Antike Untersuchungen zu Organisation Ritual und Raumordnung Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 3 16 14777 15 S 221 225 Studien und Texte zu Antike und Christentum Bd 13 Erwin Ohlemutz Die Kulte und Heiligtumer der Gotter in Pergamon Wurzburg 1940 S 96 a b Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 S 189 Insgesamt ablehnend Holger Schwarzer Vereinslokale im hellenistischen und romischen Pergamon In Ulrike Egelhaaf Gaiser Alfred Schafer Hrsg Religiose Vereine in der romischen Antike Untersuchungen zu Organisation Ritual und Raumordnung Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 3 16 14777 15 S 221 225 Studien und Texte zu Antike und Christentum Bd 13 Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 S 190 Ernst Ludwig Schwandner Beobachtungen zur hellenistischen Tempelarchitektur in Pergamon In Wolfram Hoepfner Ernst Ludwig Schwandner Hrsg Hermogenes und die hochhellenistische Architektur Internationales Kolloquium in Berlin vom 28 bis 29 Juli 1988 im Rahmen des XIII Internationalen Kongresses fur Klassische Archaologie Mainz 1990 S 101 Erwin Ohlemutz Die Kulte und Heiligtumer der Gotter in Pergamon Wurzburg 1940 S 101 Holger Schwarzer Vereinslokale im hellenistischen und romischen Pergamon In Ulrike Egelhaaf Gaiser Alfred Schafer Hrsg Religiose Vereine in der romischen Antike Untersuchungen zu Organisation Ritual und Raumordnung Mohr Siebeck Tubingen 2002 ISBN 3 16 14777 15 S 224 225 Studien und Texte zu Antike und Christentum Bd 13 a b Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1999 S 195 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dionysosheiligtumer von Pergamon amp oldid 213579304