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Die Werthlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft ist der Titel eines Vortrages den Julius von Kirchmann Erster Staatsanwalt in Berlin im Jahr 1847 in der Juristischen Gesellschaft zu Berlin hielt Nach langwierigen Auseinandersetzungen wurde er 19 Jahre spater seines Amtes enthoben und wandte sich der Philosophie zu Sein Vortrag wurde bei aller Polemik und trotz Kritik an seiner inneren Stimmigkeit zum Aufsehen erregenden Meilenstein einer bis heute andauernden kritischen Selbstreflexion der Jurisprudenz Rechtswissenschaft Inhalt BearbeitenAls Wissenschaft habe die Jurisprudenz einen Gegenstand zu verstehen begrifflich zu machen unter Gesetze zu fassen und zu systematisieren Bei diesem Gegenstand handele es sich um das naturliche Recht wie es im Volk gefuhlt und gelebt wird Dieser Gegenstand Recht sei von der Wissenschaft Jurisprudenz unabhangig wie die Natur von der Biologie Richter und Gesetze gab es bei den Griechen und den Romern lange bevor sich Rechtswissenschaft entwickelte Problematisch sei jedoch dass das Recht in dauernder Veranderung begriffen ist Dies erschwere die Erforschung zudem hemme der Ballast der Rechtsgeschichte das Studium Nach Kirchmann manipuliere die Rechtswissenschaft in ihrer Tragheit die naturliche Rechtsentwicklung indem sie Neues mit alten Kategorien messe Daruber hinaus habe jeder eine emotional aufgeladene intuitive Meinung uber das Recht Wegen dieser Voreingenommenheit wolle der Jurist nicht nach der Wahrheit streben sondern nur recht behalten Julius von Kirchmann kritisiert die Knechtung des naturlichen Rechts unter den positiven Gesetzen Gesetze seien nur so gut wie der Gesetzgeber anders als in anderen Wissenschaften machen falsche Gesetze das wahre Recht falsch Ausserdem seien Gesetze starr und willkurlich Friedrich Carl von Savigny kommentierte er Nicht bloss die Gegenwart keine Zeit hat den Beruf zur Gesetzgebung Das Recht ist der Wissenschaft die es in positive Gesetze giessen will ewig voraus Beschaftigt sich die Wissenschaft mit diesen Gesetzen so musse sie selbst dem Schematismus anheimfallen den diese an die Rechtswirklichkeit anlegen und auch sie wurde sich zu willkurlichen Festlegungen wie Fristen etc hingeben die den einzelnen Fall vergewaltigen Aus der Existenz der positiven Gesetze folge zudem dass die Wissenschaft da wo diese Gesetze einmal adaquat sind in Wahrheit nur noch schulmeistert und erklart was bereits getan ist Mache sie aber die legislativen Fehler zu ihrem Thema so wurde sie zur Dienerin des Zufalls Die Juristen sind Wurmer die nur vom faulen Holz leben von dem gesunden sich abwendend ist es nur das Kranke in dem sie nisten und weben Indem die Wissenschaft das Zufallige zu ihrem Gegenstand macht wird sie selbst zur Zufalligkeit drei berichtigende Worte des Gesetzgebers und ganze Bibliotheken werden zu Makulatur Durch die Verwissenschaftlichung des Gegenstands Recht richtete die Wissenschaft Unheil an ihm an Das Volk verliert die Kenntnis seines Rechts und seine Anhanglichkeit an dasselbe es wird der ausschliessliche Besitz eines besonderen Standes so gerat die Wissenschaft mit sich selbst in Widerspruch sie will den Gegenstand nur begreifen und sie zerdruckt ihn Die Wissenschaft habe jeglichen Boden verloren und verliere sich in zirkularer Elfenbeinturmdiskussion Der Gesetzgebung warf Kirchmann Schwanken und verunsichertes Experimentieren vor Im Einzelfall sei Recht sowieso ungewiss vergleichbar mit dem Wurfelbecher dem Kampffeld oder der Orakelhalle Als Alternative schlug Kirchmann eine blosse Billigkeitsjurisprudenz vor der durch Minimalgesetzgebung grosser Ermessensspielraum eingeraumt ware die Rechtswissenschaft und der Juristenstand wurden abgeschafft Wo das Rechtsempfinden in komplexen Fallen nicht sicher urteilt reiche wie bei den alten Griechen oder den Romern bis zur Kaiserzeit der Vergleich In der Rechtswissenschaft seiner Zeit sah von Kirchmann nichts Nutzliches da sie ihren Gegenstand nicht zum Wohle des Volkes lenke anders als die Technik die Natur Dies eben ist das Klagliche der Jurisprudenz dass sie die Politik von sich aussondert sich damit unfahig erklart den Gang zu beherrschen wahrend alle anderen Wissenschaften dies als ihre nachste Aufgabe betrachten Literatur BearbeitenR Wietholter Julius Hermann von Kirchmann 1802 1884 Der Philosoph als wahrer Rechtslehrer in Kritische Justiz Hrsg Streitbare Juristen Eine andere Tradition Jurgen Seifert zum 60 Geburtstag Baden Baden 1988 S 44 58 Weblinks BearbeitenPrimartextDie Werthlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft Verlag Julius Springer Berlin 1848 Volltext als PDF in der Digitalen Sammlung der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main Die Werthlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft Verlag Julius Springer Berlin 1848 Volltext als PDF Universitatsbibliothek der Rechtswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Sevilla 2 70 MB SekundarliteraturKarl Larenz Uber die Unentbehrlichkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft online Memento vom 24 Mai 2012 im Internet Archive bei der Juristischen Gesellschaft Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Werthlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft amp oldid 221672427