www.wikidata.de-de.nina.az
Die Versuchung des Heiligen Antonius ist ein um 1500 mit Olfarben auf Holz gemaltes Triptychon von Hieronymus Bosch das unter der Inventarnummer 1498 seit 1913 im Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon 1 Stock Saal 61 ausgestellt ist 1 Es misst 131 5 mal 119 cm Mittelteil und 131 5 mal 53 cm Aussenflugel Die Versuchung des heiligen Antonius von Hieronymus Bosch The left panel The Flight and Failure of St Anthony The center panel The Temptation of St Anthony The right panel St Anthony in MeditationRuckseite der beiden ausseren Tafeln AussenseiteInhaltsverzeichnis 1 Bedeutung und Entstehungsgeschichte 2 Interpretation 3 Datierung 4 Provenienz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBedeutung und Entstehungsgeschichte BearbeitenIn dem dreiteiligen anspielungsreichen Altarbild interpretiert Hieronymus Bosch das beliebte Thema der Versuchung des Heiligen Antonius eine Legende uber Antonius den Grossen die von dem Bischof Theologen und Kirchenhistoriker Athanasius Mitte des 4 Jahrhunderts in seiner Vita Antonii aufgezeichnet wurde Mit der biografischen Erzahlung wollte dieser ein monchisches Leben idealtypisch nachzeichnen Da Bosch ins Zentrum des Bildgeschehens einen Hexensabbat ruckt wird spekuliert er konne vom 1486 erstmals in Speyer ein Jahr spater in Strassburg erschienenen Hexenhammer inspiriert worden sein einer Streit und Gerichtsschrift des Dominikanermonchs und fanatischen Hexenverfolgers Heinrich Kramer Dieser zahlte vermeintlich untrugliche Kennzeichen damonischer Gestalten auf und trug sehr zur Ausbreitung des Aberglaubens bei Interpretation BearbeitenDer Monch Antonius ist auf jeder der drei Bildtafeln abgebildet Links fliegt er mit Damonen durch die Lufte und wird erschopft und bewusstlos von Gefahrten uber eine Brucke getragen Hier wird das Unterwegs sein die Lebensreise als solche thematisiert Auf dem Mittelbild haust Antonius in einer halb zerfallenen Burgruine und wird wahrend seines frommen Gebets von einem wilden damonischen Geschehen umtost an dem der Teufel personlich teilnimmt Eine teuflische Buhlerin schmiegt sich hauteng an den Monch ihr Kopftuch wird vom Wind zerzaust Damonen betatigen sich als Brandstifter und sind mit ganzer Kraft dabei ein Dorf in Schutt und Asche zu legen In den Luften tummeln sich unreine Tiere und martialische Fluggerate Rechts halt der Monch ein Buch in der Hand wendet dem Betrachter unergrundlich lachelnd den Blick zu und wendet sich damit von den Versuchungen ab denen er ausgeliefert ist So lockt eine nackte Frau die aus einem hohlen Baumstamm hervor lugt mit ihren Reizen Bosch prasentiert insgesamt eine fromme Halluzination eine schattenhafte ganz und gar vom Bosen besessene Traumwelt in der es scheinbar kein Entrinnen vor den Zumutungen von Krieg Gewalt und Ausschweifungen gibt Der einzige diesseitige Ausweg aus dieser irdischen Holle wird zaghaft und schemenhaft im oberen linken Bildfeld angedeutet Ein Schiff mit geblahtem weissen Segel scheint ganz nah am Bildrand in eine andere moglicherweise bessere Welt aufzubrechen Die Interpretation der einzelnen Bildmotive ist umstritten und lasst viel Raum fur Spekulationen So wird der attraktive junge Mann in der Bildmitte der einem schweinskopfigen Ritter zuprostet und sich von einer geisterhaften Frau begleiten lasst als Teufel gedeutet der den Hexensabbat anfuhrt und mit dem Kelch eine Schwarze Messe zelebriert Wollust und Vollerei toben sich aus Dagegen gerat die Meditation des Antonius vor dem Gekreuzigten fast vollig aus dem Blick Das fahle Licht des Abendsterns trifft auf Jesus Alttestmentarische Szenen finden sich auf Reliefs an der bruchigen Fassade der Burgruine etwa der Tanz um das Goldene Kalb und Moses wie er die Zehn Gebote vom Berg Sinai herab tragt Christliche Bildmotive werden damonisch umgedeutet Die Heiligen Drei Konige sind hier als berauschte Damonen auf Krugen reitend zu sehen Maria und Josef ebenfalls gespenstisch verfremdet sitzen statt auf einem Esel auf einer monstrosen Ratte Die tiefgreifende Verunsicherung und die beklemmenden Angste der Alten Welt im Zeitalter der Entdeckungen werden deutlich wenn der begnadete Satiriker Bosch sein Triptychon mit Heuchlern Scheinheiligen Brutalen Unmassigen und Koketten bevolkert Wesen in der Luft werden als Sinnbilder der Verganglichkeit gedeutet sollen auf Quecksilber hinweisen Alle vier Elemente der antiken Lehre Feuer Wasser Erde und Luft werden von Bosch meisterhaft inszeniert Auch Sinnspruche sind effektvoll in Bilder umgesetzt etwa Grosse Fische fressen kleine Fische Ausserdem illustriert Bosch teils uberraschend texttreu die literarische Vorlage von Athanasius etwa wenn er das Antonius nachgesagte Zitat Mag ein Heer mich belagern mein Herz wird nicht verzagen auf der Mitteltafel als Lemuren Aufmarsch deutet Medizinhistoriker wollen auf der Mitteltafel des Lissaboner Altars ausserdem Beispiele fur Ergotismus entdeckt haben auch als Antoniusfeuer bekannt eine Mykotoxikose Vergiftung durch Mutterkornalkaloide im verseuchten Getreide 2 Gemeint ist der sitzende Mann mit hohem Hut links unterhalb der zentralen Szene mit dem Teufel Auf einem weissen Tuch vor dem offenbar Amputierten ist ein abgefaulter Fuss zu sehen moglicherweise das traurige Zeichen eines vom Mutterkorn Verzehr erzeugten Wundbrandes Kunstkritiker verweisen darauf dass Antonius bei Bosch im Unterschied zu den Interpretationen vieler anderer Kunstler nicht unmittelbar und korperlich von Spukgestalten gequalt wird Vielmehr zeigt sich der Monch auf allen Abbildungen in kontemplativer Ruhe einzige Ausnahme ist sein Flug mit den Damonen 3 Datierung BearbeitenDer osterreichische Kunstkritiker Ludwig von Bardass datierte das Triptychon auf die Jahre 1505 06 und zahlte es somit zu den reifen Spatwerken des 1516 gestorbenen Bosch Der ungarisch amerikanische Kunstexperte Charles de Tolnay ermittelte aufgrund seiner Stil Analyse eine fruhere Entstehungszeit um 1490 jedenfalls eine Schaffensphase vor dem Triptychon Garten der Luste und dem Heuwagen 4 Provenienz BearbeitenMoglicherweise erwarb der portugiesische Gesandte und Humanist Damiao de Gois das Bild wahrend seines Aufenthalts in Flandern 1523 1544 wo er fur Konig Johann III tatig war 5 Nach seiner Ruckkehr soll Gois das Triptychon dem papstlichen Nuntius Giovanni Ricci da Montepulciano geschenkt haben Ob es in die Hande der Inquisition geriet ist umstritten Nach 1550 soll das Werk in der Obhut des spanischen Konigs Philipp II gewesen sein der es allerdings auch auf anderen Wegen erworben haben konnte So erbte er einige Bosch Gemalde von seinem Vater Karl V und kaufte weitere der Witwe eines Hoflings Felipe de Guevara ab Insgesamt 13 Bosch Werke bewahrte der Konig ab 1574 im Escorial Palast auf darunter wahrscheinlich auch die Versuchung des Heiligen Antonius Durch Schenkung der spanischen Konigsfamilie soll das Werk nach Portugal gekommen sein Jedenfalls ist das dreiteilige Altarbild seit Mitte des 19 Jahrhunderts im Palacio das Necessidades in Lissabon nachweisbar von wo es 1912 in den Palacio Nacional da Ajuda kam bis es ein Jahr spater der Sammlung des Museu Nacional de Arte Antigua einverleibt wurde 6 Literatur BearbeitenLudwig von Baldass Hieronimus Bosch New York 1960 Nils Buttner Hieronymus Bosch Munchen 2012 Stefan Fischer Im Irrgarten der Bilder Die Welt des Hieronymus Bosch Stuttgart 2016 Jos Koldeweij Paul Vandenbroeck Bernard Vermet Hieronymus Bosch Das Gesamtwerk Stuttgart 2001 Larry Silver Hieronymus Bosch Munchen 2006Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Die Versuchung des Heiligen Antonius Lissabon Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten http www matriznet dgpc pt MatrizNet Objectos ObjectosConsultar aspx IdReg 247559 Veit Harold Bauer Das Antonius Feuer in Kunst und Medizin Berlin 1973 S 80 Stefan Fischer Hieronymus Bosch Malerei als Vision Lehrbild und Kunstwerk Koln 2009 S 306 Charles de Tolnay Das Gesamtwerk Hieronymus Bosch Augsburg 1991 S 27 Virginia Pitts Rembert Hieronymus Bosch Parkstone International 2012 ISBN 978 1906981617 S 152 http www matriznet dgpc pt MatrizNet Objectos ObjectosConsultar aspx IdReg 247559 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Versuchung des Heiligen Antonius Hieronymus Bosch amp oldid 238963471