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Der gewohnliche Faschismus russ Originaltitel Obyknovennyj fashizm Obyknowenny Faschism ist ein sowjetischer Dokumentarfilm von Michail Romm aus dem Jahre 1965 FilmTitel Der gewohnliche FaschismusOriginaltitel Obyknovennyj fashizmProduktionsland Sowjetunion Russische SFSR Originalsprache russischErscheinungsjahr 1965Lange ca 123 MinutenAltersfreigabe FSK 12StabRegie Michail RommDrehbuch Maja TurowskajaJuri ChanjutinMichail RommMusik Alemdar KaramanowKamera German LawrowSchnitt Walentina KulaginaMichail RommBesetzungMartin Florchinger Sprecher Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Filmmaterial 3 Filmasthetik 4 Werkbuch zum Film 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenRomm stellt die Frage wie es zum Hitlerfaschismus kommen konnte In sechzehn Kapiteln sucht Romm nach Antworten auf seine Frage was Menschen dazu bringt den Faschismus zu bejahen und sogar zum Morder zu werden Bereits der Einstieg deutet eine besondere Herangehensweise Romms an das Sujet des Faschismus an und zeigt zunachst eine lose Abfolge von Kinderzeichnungen einen frohlichen Kater einen hungrigen Kater einen listigen Kater einen traurigen Lowen einen Baren Es folgen Aufnahmen von Eltern und ihren Kindern und Studenten in Warschau Moskau und Berlin Der artikulierte Gedanke dieser Bilder Jeder sieht die Welt ein bisschen anders aber jeder ist Mensch 1 Die Idylle wird abrupt durch einen Schuss unterbrochen und eine Fotografie wird eingeblendet auf der ein Wehrmachtsoldat eine Frau erschiesst die ihr Kind in den Armen halt Die Kamera geht zuruck auf ein Kind das ernst in die Kamera blickt es steht symbolisch fur die Frage was einen Menschen so grausam werden lassen kann 2 3 Diese durchzieht den ganzen Film und es wird anhand verschiedener Bilder beispielsweise von Massenaufmarschen und Reden der Nazis und Faschisten versucht eine Antwort zu finden 2 Auch Ausschnitte aus Propagandafilmen der Nazis werden gezeigt die vom Regisseur oft ironisch kommentiert werden Am Ende des Films werden die kapitalistischen Profiteure des Krieges und die Faschisten der damaligen Gegenwart gezeigt faschistische Stromungen in den USA Sudamerika und Europa In der letzten Sequenz werden Kinder gezeigt in deren Hande die Zukunft der Menschheit liegt Filmmaterial BearbeitenRomm wertete fur seine Dokumentation Filmmaterial aus das die Rote Armee nach dem Einmarsch in Deutschland sichergestellt hat Es entstammt grosstenteils dem ehemaligen Reichsfilmarchiv und gelangte als Kriegsbeute in die Sowjetunion Hinzu kamen weiteres Archivmaterial und teilweise auch Privataufnahmen zusammen mit seinen Mitarbeitern sichtete er mehr als zwei Millionen belichtete Filmmeter Filmasthetik BearbeitenUm seine filmische Botschaft zu vermitteln wahlte Michail Romm einen direkten Dialog er wendet sich zu Beginn personlich an die Zuschauer und der neben ihm sitzende Ubersetzer ladt den Betrachter ein mit ihm zu denken Romm zeigt eine Vielzahl an Aufnahmen unter anderem Reden von Hitler und Mussolini Hierbei geht es ihm allerdings weniger um die rhetorischen Fahigkeiten der Redner sondern vielmehr um deren Verhalten und um ihre Gestik So fallen bei Mussolini besonders dessen Mundbewegungen auf die durch die lange Fokussierung und Romms Kommentar ins Lacherliche gezogen werden Viele Bilder werden lakonisch kommentiert und verleihen dem Film stellenweise eine heitere Atmosphare beispielsweise wenn Hindenburg den Weg beim Abschreiten einer Formation nicht findet Romms Spott spiegelt sich auch in einer der Kapiteluberschriften wider Mein Kampf oder wie man Kalbsfelle bearbeitet in dem gezeigt wird wie Gerber und Buchbinder eine besonders kostbare Ausgabe von Hitlers Buch der Deutschen anfertigen Auf solche ironischen Darstellungen folgen oft unvermittelt Szenen grosser Grausamkeit beispielsweise kommt zu Beginn nach der Darstellung einer Mutter mit ihrem Kind in friedlicher Atmosphare die Darstellung eines Soldaten der eine Mutter erschiesst nach einer ebenfalls kommentierten Szene in der es um Rassenhygiene geht folgen Bilder von Soldaten die mit frohlichem Gesichtsausdruck neben den Toten stehend fotografiert wurden Das gestalterische Mittel des Kontrasts lasst erkennen dass Michail Romm sein Metier bei Sergei Eisenstein gelernt hat Er orientierte sich am Modell der sowjetischen Stummfilme deren Ikone Eisenstein ist harte Kontraste Detailaufnahmen und Darstellungen wie sie z B in Panzerkreuzer Potemkin in Erscheinung treten sind typisch fur dessen Asthetik und auch die von Der gewohnliche Faschismus Dokumentarfilm Klassiker in dem Michail Romm die uberlieferten Bilder des Dritten Reichs hinterfragt Aus rund zwei Millionen Metern Material des Reichsfilmarchivs aus Wochenschauen und Fotos einzelner Soldaten filtert er Momente die belegen wie sehr das nationalsozialistische Deutschland auf Massensuggestion Ausloschung des Denkens und der Vernunft sowie auf unbedingten Gehorsam gegenuber dem Fuhrer setzte In beeindruckenden Montagen zeigt er die Verwandlung der zivilen Menge in eine uniformierte Gesellschaft Lexikon des internationalen Films 4 Eine ungewohnliche und interessante aber auch aufschlussreiche und ernsthafte Analyse die Jugendlichen wie Erwachsenen empfohlen werden kann Evangelischer Filmbeobachter 5 Werkbuch zum Film BearbeitenDer gewohnliche Faschismus Ein Werkbuch zum Film von Michael Romm Hrsg Wolfgang Beilenhoff und Sabine Hansgen unter Mitwirkung von Maja Turowskaja Verlag Vorwerk 8 Berlin 2009Siehe auch BearbeitenRussische Filmgeschichte Propagandafilm Kalter KriegLiteratur BearbeitenMichael Toteberg Hrsg Metzler Film Lexikon J B Metzler Verlag Der gewohnliche Faschismus Ein Werkbuch zum Film von Michail Romm herausgegeben von Wolfgang Beilenhoff und Sabine Hansgen unter Mitarbeit von Maja Turowskaja Drehbuchautorin des Films vorwerk 8 Berlin 2009 335 SeitenWeblinks BearbeitenDer gewohnliche Faschismus in der Internet Movie Database englisch Der gewohnliche Faschismus auf filmz de Besprechung des Werkbuchs im DeutschlandfunkEinzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Toteberg Hrsg Metzler Film Lexikon S 474 a b Toteberg Hrsg Metzler Film Lexikon S 474 Maja Turowskaja uber Der gewohnliche Faschismus auf der Internetprasenz des Dokumentarfilmfestivals in Leipzig Memento vom 2 Juli 2007 im Internet Archive Der gewohnliche Faschismus In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 8 Februar 2017 Ev Presseverband Munchen Kritik Nr 473 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der gewohnliche Faschismus amp oldid 234044329