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Der Rauber und sein Kind auch Der Rauber auf Bergeshoh mit seinem ruhenden Knaben ist der Titel eines Landschafts und Genrebilds des Dusseldorfer Malers Carl Friedrich Lessing aus dem Jahr 1832 Es zeigt die aus zeitgenossischer Literatur und volkstumlicher Uberlieferung bekannte Figur eines Raubers mit seinem Sohn in der Kulisse einer Mittelgebirgslandschaft Der Rauber und sein KindCarl Friedrich Lessing 1832Ol auf Leinwand42 2 48 6 cmPhiladelphia Museum of ArtVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Bedeutung 2 Entstehung Rezeption und Provenienz 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung und Bedeutung BearbeitenIn Zentrum des Bildes sitzt in Profilansicht ein Mann den der Bildtitel dem Betrachter als Rauber vorstellt Sein linker Arm ist uber die Schulter des neben ihm schlafenden Sohns gelegt und stellt so die durch Fursorge gekennzeichnete Vater Kind Beziehung dar Ein Gewehr lehnt an seiner rechten Schulter und symbolisiert die mit ihm verubten Delikte Der rechte angewinkelte Arm des Protagonisten stutzt seinen Kopf Sein Blick ist starr und nachdenklich auf einen jahen Abhang gerichtet und zeigt einen dramatischen besorgten Ausdruck Wahrend der Vordergrund der Bildszene einen schroffen Felsen und die sparliche Vegetation eines Berggipfels feinmalerisch und detailrealistisch prasentiert bietet sich in der linken Bildhalfte die Aussicht auf eine romantische Flusslandschaft mit Kleinstadt in sommerlichem Licht bei blauem Himmel Am Horizont verschwinden Bergketten im abendlichen Dunst Der sorgenvolle Gesichtsausdruck des Raubers der einen Gewissenskonflikt veranschaulicht kontrastiert mit dem Schlaf seines Sohns und mit der friedlichen Ansicht des Tals und seiner Kleinstadt deren burgerlich bauerliche Zivilisation ein Gegenbild zu der kriminellen Lebenssituation des Raubers im rauen Gebirge vor Augen fuhrt Durch Portrathaftigkeit und die Darstellung der menschlichen Gefuhlsregung liess der Maler den Betrachter an den Emotionen eines Menschen aus dem Volksleben Anteil nehmen Statt eines finsteren Verbrechertyps stellte er so einen besorgten Vater dar 1 Entstehung Rezeption und Provenienz Bearbeiten nbsp Carl Friedrich Lessing Fotografie von G amp A Overbeck um 1868Carl Friedrich Lessing der Maler des Bildes schuf es 1832 als Geschenk an den Dusseldorfer Maler Karl Ferdinand Sohn 2 Man stellte es im Juli 1832 in einer Ausstellung des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westfalen 3 und 1861 auf der II Allgemeinen Deutschen Kunststellung in Koln aus Eine Wiederholung des Motivs entstand als Auftragsarbeit fur die Kunstsammlung des Berliner Bankiers Joseph Maximilian Frankel 1788 1857 Sie wurde 1832 auf der Ausstellung der Berliner Akademie gezeigt nbsp Carl Friedrich Lessing Jager Rauber in den Bergen Zeichnung 1831In dem Gemalde behandelte Lessing das Motiv des Raubers mit dem er sich schon seit 1827 beschaftigt hatte 4 Einen Rauber im Geburg hatte er 1829 auf einer Ausstellung des Kunstvereins fur die Rheinlande und Westfalen prasentiert 5 Literarisch war das Motiv durch Rauberromane von Christian Heinrich Spiess Carl Gottlob Cramer Christian August Vulpius und Heinrich Zschokke Friedrich Schillers Schauspiel Die Rauber und durch volkstumliche Erzahlungen uber den Schinderhannes bereits weit verbreitet Schriften des Sturm und Drang besonders Schiller mit der Figur des Raubers Karl Moor 1781 und Vulpius mit der Gestalt des Rauberhauptmanns Rinaldo Rinaldini 1799 hatten dabei die Figur des edlen Raubers hervorgebracht Trivialliteratur uber dieses Sujet war auch dem breiten Publikum gelaufig und durfte den Erfolg des Gemaldes mitbestimmt haben 6 Wie sein Freund der Dichterjurist Friedrich von Uechtritz 1839 schrieb soll Lessing besonders von Berichten uber den Rauber Mathias Weber genannt Der Fetzer fasziniert gewesen sein Jener habe ihn wegen seiner besonders kraftigen und dabei ursprunglich guten und tuchtigen Natur interessiert Jedoch habe Lessing der Figur in dem Bild seine eigenen korperlichen Zuge gegeben 7 Auch paraphrasierte Lessing Motive seines Malerkollegen Theodor Hildebrandt der 1829 seinen Rauber und 1832 das Bild Der Krieger und sein Kind vollendet hatte Hildebrandt stellte seinen Krieger allerdings als eine Mischung aus ritterlichem Vorbild und burgerlicher Vaterfigur vor wahrend Lessing bei seiner Reflexion uber die Vaterrolle es vorzog den inneren Konflikt eines Raubers zu dramatisieren und die Widerspruche kunstlerisch zu behandeln die nach burgerlicher Moral zwischen kriminellem Leben und gesellschaftlichem Aussenseitertum einerseits und vaterlichen Fursorgepflichten andererseits bestehen nbsp Louis Leopold Robert Der schlafende Brigant 1826Nach dem Kunsthistoriker Wolfgang Hutt hatte sich Lessing bei seiner Bildfindung auch von Motiven des Schweizer Malers Louis Leopold Robert der sich mit Genrebildern von Briganten auf Berliner Akademieausstellungen profilierte anregen lassen Hutt sah in Lessings Bild gar einen politisch motivierten Ton innerhalb der Dusseldorfer Kunst der spater als Tendenzmalerei kritisiert werden sollte entstehen 8 Diese Beobachtung stutzte er auf Hermann Puttmann der in der Gestalt des Raubers Kampf und harte Arbeit und vergebenes Ringen der edelsten Kraft mit rohen Elementen erblickt haben wollte 9 und Friedrich Schaarschmidt der meinte dass in dem Bild auch die Bewegungen vom Jahre 1848 ihre Schatten vorauswarfen 10 Weil soziale Missstande in dem Bild aber kaum anklingen und der Rauber bloss als Naturgestalt im Sinne der Spatromantik erfasst ist setzte sich Puttmanns Schaarschmidts und Hutts Deutung kunsthistorisch nicht durch Unwidersprochen blieb hingegen die Feststellung dass sich auch mit diesem Gemalde ein Zug der Dusseldorfer Malerei ins Volkstumliche und Genrehafte angebahnt hat 11 nbsp Caspar David Friedrich Der Wanderer uber dem Nebelmeer um 1818Einzuordnen ist das Bild ferner in die Reihe von Bildern der romantisch elegischer Seelenmalerei die Lessing 1830 durch Das trauernde Konigspaar eroffnet hatte Sie trugen zum Ruf der Dusseldorfer Malerschule erheblich bei und machten ihn personlich als einen ihrer Hauptvertreter beruhmt Lessings Malerei nahm deutlich erkennbare Anleihen bei Caspar David Friedrich dessen Kunst Lessing einst dazu bewogen hatte Maler zu werden Wie etwa in Friedrichs Wanderer uber dem Nebelmeer stellte Lessing seine Hauptfigur als Trager eines Seelenlebens vor den Horizont einer in Schichten gegliederten Gebirgslandschaft Wie bei Friedrich dient Lessings Landschaft dem Bildbetrachter als Projektionsflache uber Gedanken des im Bild auftretenden Protagonisten Bei Lessing gibt dabei der Gegensatz zwischen dem schroffen und kuhlen Charakter des Berggipfels und dem Liebreiz der behaglichen Tallandschaft symbolisch den Konflikt vor in den der Rauber verwickelt ist 12 Beim Konigspaar versuchte er die Gefuhlswelt der Trauer uber den Verlust eines Kindes durch ein finsteres Burggemach dramatisch zu veranschaulichen Diese Seelenmalerei an die er beim Rauber anknupfte fand beim Publikum grossen Anklang wiewohl die Kunstkritik nach einigen Jahren des Dusseldorfer Schmerzes und des stereotyp gewordenen Brutens uberdrussig wurde und Kunstlerkollegen wie Adolph Schroedter spottische Gegenbilder schufen etwa Don Quijote in der Studierstube lesend Mit der 1836 vollendeten Hussitenpredigt setzte Lessing seine kunstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema des Aussenseitertums fort diesmal in Gestalt einer Gruppe religioser Fanatiker Auch hier strebte er danach das Seelenleben der Protagonisten dramatisch vor Augen zu fuhren und sie als Trager eines menschlichen Gewissens mit durchaus edlen Zugen zu charakterisieren nbsp Theodor Hildebrandt Der Rauber 1829 nbsp Theodor Hildebrandt Der Krieger und sein Kind 1832 nbsp Adolf Schroedter Don Quijote in der Studierstube lesend 1834 nbsp Carl Friedrich Lessing Das trauernde Konigspaar 1830 nbsp Carl Friedrich Lessing Die Hussitenpredigt 1836In der Erinnerungskultur des Dusseldorfer Kunstlervereins Malkasten bildete Lessings Rauber ein Hauptwerk des Kunstlers und der Dusseldorfer Schule So rief man in Auffuhrungen am 30 Juli 1858 im Festspiel zu Carl Friedrich Lessings Abschied von Dusseldorf und am 24 Juni 1869 im Rahmen der Semisakularfeier der Kunstakademie Dusseldorf unter Figuren des Kunstlers bzw der romantischen Periode der Malerschule den Rauber jeweils durch ein Tableau vivant in Erinnerung 13 Der Kunsthistoriker Friedrich von Boetticher wies nach dass Lessing von dem Rauber zwei Ausfuhrungen fertigte Durch Vermachtnis von Anna H Wilstach 1822 1892 gelangte die heute bekannteste Fassung 1893 als Teil der The W P Wilstach Collection in das Eigentum des Philadelphia Museum of Art Wie Boetticher ausfuhrte liess der Berliner Kunstsammler Frankel eine weitere Fassung fur seine Sammlung in Berlin anfertigen Ausserdem erwahnte Boetticher in seinem Lexikon von 1895 dass sich ein Bild des Motivs jetzt im Besitz der Frau Geh R Friedlander Berlin befinde 14 Wohl daher vermutete der Kunsthistoriker Wend von Kalnein 1979 dass moglicherweise ursprunglich sogar drei Fassungen des Motivs existierten 15 Im Kunsthandel tauchte eine Lessing zugeschriebene Fassung des Motivs in den Massen 42 49 5 cm auf die in einer Auktion bei Lempertz einen Erlos von 7440 Euro erbrachte 16 Literatur BearbeitenDer Rauber und sein Kind In Wend von Kalnein Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 390 f Katalog Nr 156 Peter C Sutton Northern European Paintings in the Philadelphia Museum of Art Philadelphia 1990 S 169 Nr 61 Weblinks BearbeitenThe Robber and His Child Objektdatenblatt im Portal philamuseum org Der Rauber und sein Kind Objektdatenblatt im Portal akg images deEinzelnachweise Bearbeiten Katrin S Knopp Adolph Tidemanns Darstellungen des Volkslebens Logos Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 8325 4518 5 S 203 Google Books Friedrich Lucanus Carl Friedrich Lessing In Kunst Blatt Ausgabe Nr 47 vom 11 Juni 1839 S 187 Google Books Kunst Blatt Ausgabe Nr 92 vom 15 November 1832 Google Books Matthias Lehmann Vera Leuschner Das Morgenbachtal in der Malerei des 19 Jahrhunderts In Kunst in Hessen und am Mittelrhein 7 1977 S 44 f Verzeichnis der Kunstwerke auf der Kunstausstellung 1829 Webseite im Portal old master drawings com abgerufen am 2 August 2023 Ute Ricke Immel Die Dusseldorfer Genremalerei In Wend von Kalnein Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 151 163 Fussnote 21 Friedrich von Uechtritz Blicke in das Dusseldorfer Kunst und Kunstlerleben Band 1 Dusseldorf 1839 S 389 f Digitalisat Wolfgang Hutt Die Dusseldorfer Malerschule 1819 1869 VEB E A Seemann Buch und Kunstverlag Leipzig 1984 S 51 Hermann Puttmann Die Dusseldorfer Malerschule und ihre Leistungen seit der Errichtung des Kunstvereins im Jahre 1829 Ein Beitrag zur modernen Kunstgeschichte Otto Wigand Leipzig 1839 S 34 Friedrich Schaarschmidt Zur Geschichte der Dusseldorfer Kunst insbesondere im XIX Jahrhundert Kunstverein fur die Rheinlande und Westfalen Dusseldorf 1902 S 111 So auch Ute Ricke Immel S 151 Die Symbolik der Landschaft als Mittel zum Ausdruck inneren Konflikts des Raubers findet sich deutlich ausformuliert bei Max Schasler Karl Friedrich Lessing Eine kunsthistorische Studie In Rudolf von Gottschall Hrsg Unsere Zeit Deutsche Revue der Gegenwart Jahrgang 1880 Band 2 F A Brockhaus Leipzig 1880 S 570 f Google Books Volker Frech Lebende Bilder und Musik am Beispiel der Dusseldorfer Kultur Magisterarbeit Universitat Koln 1999 Diplomica Verlag Hamburg 2001 ISBN 978 3 8324 3062 7 S 19 72 Google Books Lessing Karl Friedrich In Friedrich von Boetticher Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts Beitrag zur Kunstgeschichte Band I Fr v Boetticher s Verlag Dresden 1895 S 845 Digitalisat Wend von Kalnein Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 390 Katalog Nr 156 Der Rauber und sein Kind Auktionsresultat im Portal lempertz com Abgerufen 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