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Der Deutschen Spiegel auch Der Deutschenspiegel war eine wochentliche Zeitschrift fur Politik Wirtschaft Kultur und Literatur in der Weimarer Republik die von 1924 bis 1933 in Berlin erschien Sie entstand im Umfeld des Reichsburgerrats und war mit diesem eng verbunden Sie war politisch burgerlich konservativ und zuletzt deutschnational ausgerichtet distanzierte sich jedoch explizit von jeder Zuordnung zu einer bestimmten Partei Sie trug die Untertitel Politische Wochenschrift 1924 1932 und Politische Wochenschrift auch fur Kunst und Wirtschaft 1933 Sie ist nicht zu verwechseln mit dem mittelalterlichen Rechtsbuch Deutschenspiegel auf dessen Name der Titel jedoch anspielt Der Deutschen SpiegelBeschreibung konservative politische Wochenschrift in der Weimarer RepublikFachgebiet Politik Wirtschaft Kultur LiteraturVerlag Der Deutschen Spiegel Verlagsgesellschaft mbH Deutschland Hauptsitz BerlinErstausgabe 5 September 1924Einstellung 14 Juli 1933Grunder Ernst Haeuber Otto KriegkErscheinungsweise wochentlich freitagsVerkaufte Auflage 12 000 1925 ExemplareHerausgeber Ernst Baumer Otto Kriegk Ewald Moritz Gottfried Zarnow ZDB 554000 8Der Deutschen Spiegel erschien freitags erstmals am 5 September 1924 Das Einzelheft mit 24 bis 40 Seiten Format 14 5 22 cm wurde von 1924 bis 1933 fur 50 Pfenning 0 50 Mark verkauft das Abonnement war fur 5 Mark im Quartal erhaltlich Dies war ein vergleichsweise geringer Preis Dem Zeitungswissenschaftler Helmut Huttig zufolge hatte das Wochenblatt das zunachst in Form einer unaufdringlichen Broschure im Selbstverlag erschien rasch Erfolg und erreichte 1925 eine fur politische Zeitschriften recht hohe Auflage von 12 000 Exemplaren 1 Inhaltsverzeichnis 1 Verlag Grunder und Redaktion 2 Konzept 3 Beilagen und Titelintegration 4 Gestaltung und Anzeigen 5 Verwaltungsreform Preisausschreiben 1925 26 6 Rolle beim Volksentscheid zur Furstenenteignung 1926 7 Beleidigungsprozess Kuttner Zarnow 1932 8 Verbot 1933 9 Literatur 10 Weblink 11 Autoren und Mitarbeiter 12 EinzelnachweiseVerlag Grunder und Redaktion BearbeitenDie Der Deutschen Spiegel Verlagsgesellschaft mbH welche auch einige politische Sachbucher in Verbindung hatte ihren Sitz in der Potsdamer Strasse 118c in Berlin W 35 Die Adresse war mit der Geschaftsstelle des Reichsburgerrats identisch Der Deutschen Spiegel entwickelte sich aus dessen Verlagsarm Mit dem Rat und dessen Vorsitzenden dem fruheren preussischen Innenminister Friedrich Wilhelm von Loebell war Der Deutschen Spiegel stets eng verbunden Loebell gehorte zu den haufigsten Autoren und er nutzte das Journal intensiv als Plattform fur seine politischen Initiativen und als Kampagnenwerkzeug Loebells Biograph Peter Winzen nennt den Deutschen Spiegel eine Verbandszeitschrift Das war sie offiziell zwar nicht es trifft aber zunachst ihre Funktion zumindest so lange wie der Reichsburgerrat und Loebell personlich aktiv waren 2 Nach 1927 war der Reichsburgerrat kaum noch sichtbar spielte um 1930 politisch keine Rolle mehr und war mit Loebells Tod 1931 quasi verschwunden Die Zeitschrift war dagegen in der Lage sich auch ohne Loebell und den Rat in ihrer Nische zu halten Sie wurde meist diffus dem deutschnationalen Lager der DNVP oder auch dem Stahlhelm zugerechnet obwohl es keinerlei offizielle Parteibindung gab Mit der Radikalisierung der Rechten geriet auch die Zeitschrift in das volkisch nationalistische Fahrwasser Grundungsherausgeber waren Karl Ernst Haeuber und Otto Kriegk Haeuber war zunachst Geschaftsfuhrer des Landesburgerrats Sachsen dann von Loebell als Geschaftsfuhrer des Reichsburgerrats rekrutiert worden Als die Mitte Rechts Parteien unter Vorsitz von Loebell ein Findungskomitee fur eine Sammelkandidatur zur Reichsprasidentenwahl 1925 einrichteten sog Loebell Ausschuss war Haeuber zentraler Organisator 3 Den Ko Herausgeber Otto Kriegk beschreibt Loebells Biograph Peter Winzen als Pressechef des Reichsburgerrats 4 Das trifft zumindest informell zu Kriegk war als Journalist fur verschiedene Blatter der Hugenberg Scherl Gruppe Berliner Lokal Anzeiger Berliner illustrierte Nachtausgabe Die Woche wohl ausgelastet Er schrieb zwar regelmassig fur den Deutschen Spiegel als verantwortlicher Redakteur zeichnete jedoch stets Haeuber 1928 29 trat anstelle von Kriegk Richard von Lyncker als Herausgeber ein Haeuber blieb Herausgeber bis er Ende 1932 zum Berliner Tageblatt als Leiter Innen und Kulturpolitik wechselte 1934 wurde er dort Hauptschriftleiter Aufgrund des Wechsels erschien die Zeitschrift Ende 1932 nicht mehr Anfang 1933 ubernahm sie der bisherige Autor Ewald Moritz unter seinem Pseudonym Gottfried Zarnow als alleiniger Herausgeber und Redakteur Mit ihm kam der Wechsel zur Neudeutschen Verlags und Treuhand Gesellschaft Berlin sowie zur neuen Adresse Grossbeerenstr 5 Berlin SW11 Als weitere Redakteure wirkten zeitweise Georg Gottlieb Gassert 1924 27 Richard von Lyncker 1927 1929 1930 Georg Dressler 1927 v a Beilage Deutscher Spardienst 5 Konzept BearbeitenWie viele andere politisch literarische Zeitschriften des Typs Rundschau grundsatzlich nicht anders als im linken oder liberalen Spektrum mischte das konservative Blatt jede Woche Essays zur Innen und Aussenpolitik die der Meinungsbildung und Debatte im eigenen politischen Lager dienten mit einer Wochenubersicht Rubrik Wochenspiegel auf zwei Seiten Blitzlichter aktuelle Tatsachen Zahlen Zitate von jeweils ein bis zwei Satzen Lange Wirtschaftsanalysen Kultur orientierten Beitragen sowie Buchbesprechungen und einem Fortsetzungsroman Mit etwa funf bis sechs Aufsatzen dominierte die Politik Insgesamt gab es meist um die acht bis zehn Beitrage pro Heft Im ersten Heft beteuerten die Grunder im Geleitwort Immer wird der deutsche Mensch vor der ausserlichen Form und vor irgendeinem Programm unsres offentlichen Lebens stehen Nicht von dem Maulwurfshugel eines festen Programms wollen wir das Streben andrer bekritteln und bewitzeln Mitten im ewigen Strom des Lebens wollen wir schwimmen mit die Wege erkampfen Vom deutschen Menschen zum deutschen Staat Nur eines ist Basis der Zwitter des deutschen Menschen von heute das mit trugerischen Farben gemalte Bild unseres heutigen Staates unserer heutigen Kultur und Wirtschaft dieses Leben das ein Europa vor einem Jahrzehnt in seiner ausseren Form nachafft sind uns nicht anbetungswurdig 6 Die Betonung der Uberparteilichkeit ermoglichte es Politikern und politischen Journalisten und Schriftstellern im gesamten Mitte Rechts Spektrum zur Zeitschrift beizutragen Unter den Autoren befanden sich neben zahlreichen Parteilosen Mitglieder von DDP DVP Wirtschaftspartei und DNVP wobei die Deutschnationalen am starksten vertreten waren nbsp Typische Beispielseiten der Zeitschrift Der Deutschen Spiegel aus dem Jahrgang 1926 mit Inhaltsverzeichnis Rubrik Wochenspiegel Leitartikel Essay zur Genfer Volkerbund Politik von Otto Kriegk und Fortsetzungsroman Der Brunnenholde von Guldenreuth von Richard May nbsp Zwei Werbeanzeigen mit unterschiedlichen Fraktur Titelschriften fur die Wochenschrift Der Deutschen Spiegel auf den Heftruckseiten einer anderen konservativen Zeitschrift Links aus Die Kriegsschuldfrage Monatsschrift fur internationale Aufklarung 2 Jg Nr 10 Oktober 1924 rechts aus 3 Jg Nr 1 Januar 1925Die Zeitschrift verortete sich deutlich sichtbar im nationalen Spektrum In einer Verlagsanzeige zur Einfuhrung bezeichnete sie sich als Die neue nationale Wochenschrift Der Deutschen Spiegel liess sich beschreiben als ein Fuhrer zum Deutschtum zum deutschen Staat ein Erzieher zu deutscher Politik ein Deutschen Spiegel in dem die Tagesereignisse aufgefangen und kritisch zuruckgeworfen werden 7 Das Feuilleton war klein aber fester Bestandteil und unterstrich den intellektuellen Anspruch der Zeitschrift Dazu gehorte neben den Buchbesprechungen pro Woche mindestens ein kultureller oder geisteswissenschaftlicher Aufsatz Fast unverzichtbar war in den ersten Jahren der Fortsetzungsroman auf den hinteren Seiten beispielsweise 1925 26 Ein Mann geht den Weg von Erich Lilienthal Kustrin und Am Kreuzweg von Hans Henning Freiherr von Grote Jerusalem Novelle von Ludwig Bate Der Brunnenholde zu Guldenreuth von Richard May Sturz nach oben Leonid Novelle Elsbeth Skizze und Der Ball von Erwin Stranik Abgeordneter Meyer Tragikomodie von Josef Buchhorn Dabei zog sich ein langerer Roman uber 15 bis 25 Wochen Folgen hin Novellen und kurze literarische Formate uber weniger Ausgaben Beilagen und Titelintegration BearbeitenVon 1926 bis 1929 erschien die Beilage bzw Sonderteil hinten im Heft Deutscher Spar Dienst DSD der in Verbindung mit Organisationen fur Spar und Vereinfachungs Massnahmen in der privaten und offentlichen Wirtschaft vom Verlag fur Wirtschaft und Verwaltung herausgegeben wurde Redaktion von Georg Dressler Von 1931 bis 1932 fuhrte die Zeitschrift die Monatsbeilage Reich und Staat Monatsschrift fur politische Reform 1930 ging die von Otto Kayser in Hamburg herausgegebene Monatszeitschrift Norddeutsche Blatter Nationale Monatsschrift Verlag Gremmer amp Kroger im Deutschen Spiegel auf 5 Gestaltung und Anzeigen BearbeitenDie Titelseite der ersten Jahre war schlicht und eigentumlich Der Name in einer kunstlerisch verfeinerten Frakturschrift dominierte die im sehr schlichten Design gehaltene Seite Darunter wahlte die Redaktion meist eine Strichzeichnung in einer ovalen Form aus Im Innenteil entschied sich die Zeitschrift trotz allgemeiner Trends zur Grotesk oder Antiquaschrift fur Fraktur auch im Fliesstext Die Titelgestaltung anderte sich erst ab Marz 1933 unter dem neuen Herausgeber Ewald Moritz Gottfried Zarnow der grossflachige NSDAP Symbolik auf den Titel brachte Die Zeitschrift enthielt meist mehrere Werbeanzeigen die mit kraftvoller Grafik die langen Lesestucke deutlich auflockerten Dies warben oft fur Genussprodukte Besonders auffallig war die ausserst haufige Zigarettenreklame fur Marken wie Constantin Cigaretten Josetti Eljen Cigaretten Das hohe C Cigaretten Eckstein Cigaretten Reemtsma Sascha Cigaretten Ufa Zigarette Zuban Zigaretten Haus Neuerburg Zigaretten Daneben gab es Werbung fur Kaffee Hag Kathreiners Malzkaffee Stollwerck Schokolade Gustav Cyliax Schokoladen und Kakao Werke den Weinbrand Winkelhausen Alte Reserve Weinbrand Macholl Max Krause Briefpapier Formamint Tabletten fur Dienstleister z B Zeitungsausschnittburos Anzeigenvermittler oder fur Zeitungs Tagliche Rundschau und Buchverlage meist mit politischen und Sachtiteln wie Meyers Lexikon Bibliographisches Institut Hugo Schussler Verlag Stahlhelm Verlag Verwaltungsreform Preisausschreiben 1925 26 BearbeitenVon Loebell und der Reichsburgerrat waren 1925 auf dem Hohepunkt ihres Einflusses Die Kandidatur und Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichsprasidenten galt auch als ihr organisatorischer Erfolg Nach der Wahl Hindenburgs versuchte der Reichsburgerrat das gunstige Momentum fur seine wirtschafts und finanzpolitischen Vorstellungen zu nutzen Er bildete ein Kuratorium fur Spar und Vereinfachungsmassnahmen deren Ko Vorsitzende Loebell und der Prasident des Rechnungshofs Friedrich Saemisch waren Saemisch wurde damals als Sparkommissar des Reiches bezeichnet Das Kuratorium veroffentlichte im Deutschen Spiegel Verlag mehrere finanzpolitische Bucher und Pamphlete Es lobte gemeinsam mit dem Deutschen Spiegel im Juli 1925 ein Preisausschreiben zur Gewinnung von Vorschlagen zur wirtschaftlichen Gestaltung der offentlichen Verwaltung in Deutschland aus Der Ideenwettbewerb zielte vorrangig auf Verschlankung Aufgabenkritik Abbau und Beschrankung von Verwaltungsaufgaben sowie Effizienz und Rationalisierungsgewinne Die Vorschlage sollten umfassend begrundet werden Dafur wurden Preise in erheblicher Hohe ausgesetzt 1 Preis 8000 Mark 2 4000 Mark 3 2000 Mark 4 Und 5 Je 1000 Mark 6 9 Je 500 Mark Eine Jury aus Verwaltungsexperten und Professoren von denen mehrere dem Kuratorium angehorten sollte die Beitrage begutachten 8 Von linksliberaler und sozialdemokratischer Seite wurde die Initiative als wenig substanzreich eher als Publicity Massnahme und als politischer Angriff konservativer Wirtschafts Interessengruppen auf den Sozialhaushalt und Steuern fur Besserverdienende wahrgenommen 9 Das Ergebnis des Preisausschreibens das sich bis ins Fruhjahr 1926 hinzog enttauschte Politik und Verwaltungsexperten Das Preisgerichte machte in Heft 15 am 9 April 1926 die Gewinner bekannt Es hiess dass von den eingereichten 131 Arbeiten keine die anderen so sehr uberragt hatte dass der 1 oder 2 Preis vergeben werden konnte Die Jury vergab daher den 3 Preis als ersten Gewinner Joachim Dalchow preussischer Regierungsrat und weiterer Preise uberwiegend an Beamte 10 Der Deutschen Spiegel Verlag publizierte einige der Papiere die aber keine Debatten anstiessen Rolle beim Volksentscheid zur Furstenenteignung 1926 BearbeitenFur eine Kontroverse sorgte bei den Kampagnen zum Volksentscheid zur Furstenenteignung 1926 die Ankundigung im Deutschen Spiegel einen Briefwechsel mit Reichsprasident Hindenburg zu diesem Referendum zu veroffentlichen und dies zugleich als Flugblatt massenhaft zu verbreiten Dass Hindenburg ein bekennender Monarchist als Privatmann dagegen war erwartete jeder Hindenburg hatte jedoch bisher versucht sich aus Grunden der Amtsneutralitat nicht in den Meinungskampf um die Furstenenteignung ziehen zu lassen Nun spannte ihn Loebell offenbar vor den Karren Der sozialdemokratische Vorwarts widmete dieser Intrige eine ganze Titelseite Er machte den Inhalt des Hindenburg Briefs vom 22 Mai 1926 an Loebell bekannt der der Redaktion offenbar aus Regierungskreisen zugespielt wurde Loebell und Herausgeber Kriegk wurde vorgeworfen dass sie den arglosen Hindenburg uberrumpelt und sich unter dem Vorwand der Vertraulichkeit eine Privataussage erschlichen hatten um den Reichsprasidenten zu instrumentalisieren Uberdies sei Hindenburg suggeriert worden die Furstenenteignungskampagne richte sich in Wahrheit gegen Hindenburg selbst um ihn zum Rucktritt zu zwingen 11 Die SPD Reichstagsfraktion reagierte zudem mit einer Interpellation im Reichstag um die Reichsregierung zu einer Stellungnahme zum Hindenburg Brief zu zwingen Das Kabinett gab eine Stellungnahme ab und Reichskanzler Wilhelm Marx Zentrum ausserte sich im Reichstag 12 Die Aktion des Deutschen Spiegels die mit Loebells Veroffentlichung des Hindenburg Briefs in einer Sonderausgabe des Deutschen Spiegels am 7 Juni 1926 ihren Gipfel erreichte sorgte nicht nur fur erheblichen Pressewirbel wobei die Nachrichtenagenturen den Inhalt verbreiteten und ein grosser Teil der Tageszeitungen im ganzen Reich den Deutschen Spiegel auf den Titelseiten nachdruckte 13 Der Vorgang sorgte innenpolitisch fur Polarisierung zwischen den Lagern wahrend die Reichsregierung noch parlamentarisch nach einem entscharfenden Kompromiss zwischen den Parteien suchte 14 Loebell behauptete er habe den Brief nur veroffentlichen wollen falls die Kompromisssuche der Regierung gescheitert ware Er habe ihn in der Sondernummer des Deutschen Spiegels am 7 Juni 1926 nur publiziert weil der Vorwarts ihn gestohlen und verbreitet habe 15 Beleidigungsprozess Kuttner Zarnow 1932 BearbeitenDer SPD Abgeordnete im Preussischen Landtag Erich Kuttner ging 1931 juristisch gegen Behauptungen des volkisch nationalen Gerichtsreporters und Schriftstellers Ewald Moritz Pseudonym Gottfried Zarnow vor dessen Buch Gefesselte Justiz Politische Bilder aus deutscher Gegenwart 2 Bande 1930 1931 die vermeintliche Einflussnahme der demokratischen Parteien auf Gerichte und Staatsanwaltschaften zu skandalisieren versuchte Insbesondere ging es um Kuttners Rolle im Barmat Prozess Kuttner strengte ein Strafverfahren wegen Beleidigung an Moritz Zarnow forderte eine autoritare Justiz wandte sich gegen liberale und republikanische Orientierungen im Rechtswesen und versuchte nachzuweisen dass die Parteien der Weimarer Koalition zum eigenen Nutzen oder zur Vertuschung von Korruption und Affaren das Recht beugten zum anderen eine rote Justiz rechts orientierte Angeklagte unfair verfolge Das Strafverfahren gegen Moritz Zarnow zog grosse Presseaufmerksamkeit auf sich Kuttners Versuch uber einen Zivilprozess am Kammergericht das Verbot des Buches Gefesselte Justiz zu erreichen fuhrte zu einer neuen Runde Uber die Kammergerichtsverhandlung veroffentlichte Moritz Zarnow den Artikel Genosse Kuttner im Deutschen Spiegel Heft 6 5 Februar 1932 Darin teilte er gegen Kuttner aus Er warf ihm vor er sei in dem Zivilprozess zu einem Meineid bereit gewesen und nur durch das Gericht selbst davor bewahrt worden Kuttner zeigte ihn und die Zeitschrift an Es kam zu einer Anklage wegen ubler Nachrede in Tateinheit mit offentlicher Beleidigung Im Marz 1932 wurde Moritz in Berlin in erster Instanz zu drei Monaten Gefangnis verurteilt Der mitangeklagte Herausgeber Haeuber wurde zu 200 Mark Geldstrafe verurteilt 16 Die Verurteilten gingen in Berufung vor dem Landgericht I Die Strafkammer verwarf die Berufung und den Wahrheitsbeweis Sie wandelte aber die Gefangnisstrafe in eine Geldstrafe von 900 Mark um weil die Ausserung in einem von beiden Seiten scharf gefuhrten politischen Kampf gefallen sei 17 Moritz Zarnow bezeichnete Erich Haeuber 1931 als die zuverlassigste Stutze im Abwehrkampf gegen die im Landtag im Vorwart und in der demokratische Presse gegen mich versuchte Ehrabschneidung Er habe gerade wegen der gehassigen Kampfesweise meiner Gegner mir seine Zeitschrift zur Verfugung gestellt 18 Verbot 1933 BearbeitenUnter der neuen Herausgeberschaft von Moritz Zarnow schwenkte die Zeitschrift vollig um auf einen regimeergebenen von nationalsozialistischem Jargon Hitler Euphorie Anbiederung an Joseph Goebbels und Hetze gegen Parteifeinde durchzogenen Kurs und Stil Der bisherige intellektuelle Anspruch verschwand Dies verhinderte jedoch nicht den Konflikt mit dem Regime Im Juni 1933 verbreitete Der Deutschen Spiegel Informationen uber die Medien der Exil SPD in Prag 19 Dies war moglicherweise eine vom Propagandaministerium unerwunschte Veroffentlichung Zuvor war der Vertrieb der Zeitschrift in der Tschechoslowakei zusammen mit vielen anderen deutschen und deutschsprachigen Blattern von der Prager Regierung verboten worden Ob es hier einen Zusammenhang gibt ist unklar 20 Kurze Zeit spater wurde die Zeitschrift im Juli 1933 vom Geheimen Staatspolizeiamt zunachst fur drei Monate bis Oktober 1933 verboten 21 Die Grunde dafur sind nicht bekannt Es ist spekuliert worden dass die Zeitschrift entweder in den Geruch geriet andere rechtsradikale Organisationen jenseits der NSDAP zu unterstutzen oder dass Moritz Zarnow sich weigerte sich einem unbedingten Antisemitismus unterzuordnen 22 Nach Ende des Gestapo Verbots erschien die Zeitschrift nicht wieder Literatur BearbeitenThomas Dietzel Hans Otto Hugel Hg 713 Der Deutschen Spiegel In Deutsche literarische Zeitschriften 1880 1945 Ein Repertorium Munchen K G Saur 1988 S 315f Cuno Horkenbach Hg Haeuber Ernst In Das Deutsche Reich von 1918 bis heute Verlag fur Presse Wirtschaft und Politik Berlin 1932 S 527 Helmut Huttig Der Deutschen Spiegel In Die politischen Zeitschriften der Nachkriegszeit in Deutschland von der ersten Milderung der Pressezensur bis zum Locarnovertrag Inaugural Dissertation Universitat Leipzig S 34f DNB Portal Peter Winzen Friedrich Wilhelm von Loebell 1855 1931 Ein Leben gegen den Strom der Zeit Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2018 S 321Weblink BearbeitenDetaillierter Nachweis in der Zeitschriftendatenbank ZDB mit Verfugbarkeit in deutschen Bibliotheken ZDB ID 554000 8Autoren und Mitarbeiter BearbeitenPseudonyme Zahlreiche Autoren schrieben unter Pseudonym Arbiter Aspasia Bohemicus Bremensis Caledonius Civis Colonnel Gossipius Gumbel Ichabod Industrius Iwan Moskwitsch Jodokus Luma Lunta Mehlan O d R Pasquino Peer Peregrinus Polybios Polyphem Quilya Quintus Scultetus Stauffacher Sibyllinus TillMit Namen zeichneten Oskar Aust Verwaltungsexperte Ernst Baeumer Journalist Ludwig Bate Georg Barth DNVP Politiker Mitglied des Reichstags Hermann Baumberger Deimling Schriftsteller Geo Bayer Schriftsteller Conrad Bernt M von Binzer Christian Boeck Conrad von Borsig Unternehmer Johann Viktor Bredt Professor fur Staatsrecht Politiker der Wirtschaftspartei Reichspartei des deutschen Mittelstandes W Bickerich Syndikus Reichsverband der Industrie und Geschaftshausbesitzer Walter Bloem R A Brandes Wilhelm Bruchmuller Josef Buchhorn Paul Burg Arvid von Carnall Walther Christiansen Herbert Conrad Otto Conrad Paul Josef Cremers Friedrich Ebeling Ingenieur Ministerialbeamter Otto Ebstein Schriftsteller Hanns Gert von Esebeck Schriftsteller Otto Ewel Maler und Kunstprofessor Paul Fincke Studienrat Hans Joachim Flechtner Walter Flemming Hans Franck Axel von Freytag Loringhoven DNVP Politiker Mitglied des Reichstags P Fricke Rolf Fritzsche Georg Gottlieb Gaffert verantwortlich fur Anzeigen und kaufmannische Leitung S D Gallwitz Franz Alfons Gayda Journalist Walther Gartner Mitarbeiter Reichsrechnungshof Senatsprasident Otto Gessler DDP Politiker Mitglied des Reichstags Glaser Neuendorf Erich Glossen Hans Grosskreutz Ministerialbeamter Archivrat im Reichsarchiv Hans Henning Freiherr von Grote Fritz Freiherr von Hake Offizier Ludwig Hamburger Hermann Handtke Fritz von Haniel Kaufmann Alfredo Hartwig Walter von Hauff Schriftsteller Richard Hennig Professor fur Verkehrswissenschaftlen Geograph Hans Hennigsen F Hepner Otto Hermann Egon Heymann Alfred Erich Hoche E Hoffzimmer Walter Hofmann Gotha Carl Hollweg Vizeadmiral Hans Werner von Hugo W von Jecklin Arndt Jesse Max Jungnickel Otto Kayser Albrecht Karsten Ernst Keuchel Schriftsteller Russland Experte Fritz Kloppe Studienrat Fritz Knecht Lui Koester Otto Kredel Kaufmann Walther Kulenkampff Unternehmer DVP Politiker Mitglied des Reichstags Otto Kriegk Journalist Curt Kohlmann Eugen Kuhnemann Franz Langheinrich Anthos Journalist J M Jose Maria Lepanto Schauspieler Theaterlehrer Herbert Leisegang Karl Lerbs Erich Lilienthal Journalist Romanschriftsteller Fritz Lindenberg Kaufmann Friedrich Wilhelm von Loebell Politiker Vorsitzender Reichsburgerrat preussischer Innenminister a D Kurt Ulrich von Loebell G Loew Frankel Anton Lubke Munster W Ludwig Lutzow Frances Magnus Hausen DVP Politikerin Mitglied des Reichstags Edmund Marhefka Journalist und Schriftsteller Dietrich Freiherr von Massenbach Luftfahrtexperte Pilot Richard May Journalist Schriftsteller Hermann Meissinger Rechtsanwalt Verbandssyndikus Vereinigte Deutsche Arbeitgeberverbande Clara Mende Klara Mende DVP Politikerin Mitglied des Reichstags S Mette F W Mohr Paul Moldenhauer Professor fur Versicherungswissenschaft DVP Politiker Mitglied des Reichstags Walter Moll Ministerialbeamter Landrat a D Steuerexperte Ewald Moritz Pseudonym Gottfried Zarnow Journalist Schriftsteller Iwan Moskwitsch S Nast Franz Neumann Hans Offe Wilhelm Ohnesseit Generalkonsul a D Paul Ostwald Wolfgang Ottendorf Wolfgang Peters Ris Petersen Volkswirt Albrecht Philipp DNVP Politiker Mitglied des Reichstags Johannes Popitz Staatssekretar im Reichsfinanzministerium Honorarprofessor fur Steuerrecht und Finanzwissenschaft Raimund Poukar R Preedek Erich Quaatz DNVP Politiker Mitglied des Reichstags Friedrich Raab Wirtschaftswissenschaftler Privatdozent Hans Rudolf Rieder Schriftsteller Richard Riess Walter Rochlitz Fritz Runkel Ermst Schafer Ministerialrat preussisches Justizministerium Hans Schauwecker Johannes Scheibe Fr H Schmidt Otto Schmidt Hannover DNVP Politiker Mitglied des Reichstags Edgar von Schmidt Pauli Schriftsteller Heinrich Schoeps Rektor Ernst Scholz DVP Politiker Mitglied des Reichstags Walther Schotte Erich Edgar Schulze Korvettenkapitan DNVP Politiker Industriemanager Adolf Schwarz Heino Schwarz Manfred Schwerin Ernst Slanina Albrecht Sommer Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Spickernagel DVP Politiker Mitglied des Preussischen Landtags Heinz Steguweit Erwin Stranik osterreichischer Journalist und Kulturhistoriker Romanschriftsteller Hermann Strathmann DNVP Politiker Mitglied des Reichstags Maria Theodor Strewe Journalist Karl Hans Strobl osterreichischer Schriftsteller Johannes Stuhlmacher Otto Thiel DVP Politiker Mitglied des Reichstags Gewerkschafter Franz Thierfelder Curt Thomalla Sozialmediziner Albert Trentini Hans Dietrich von Trotha Leonhard Turneiser Literaturwissenschaftler Dresden Georg Urbat Friedrich Vorwerk Unternehmer Tsan Wan Universitatsassistent Hans Siegfried Weber Carl Widar Kurt Winkler Max Joseph Wolff Pseudonym Allemand Daudet Journalist und Schriftsteller Lutz Wurm C H Wutkowski Ibrahim J Youssef Cai Yuanpei Tsai Yuan Pei Rektor National Universitat Peking Hans Zeeck Job ZimmermannEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Huttig Die politischen Zeitschriften der Nachkriegszeit in Deutschland von der ersten Milderung der Pressezensur bis zum Locarnovertrag Inaugural Dissertation Universitat Leipzig S 34f DNB Portal Peter Winzen Friedrich Wilhelm von Loebell 1855 1931 Ein Leben gegen den Strom der Zeit Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2018 S 340 351 354 355 Cuno Horkenbach Hg Haeuber Ernst In Das Deutsche Reich von 1918 bis heute Verlag fur Presse Wirtschaft und Politik Berlin 1932 S 527 Peter Winzen Friedrich Wilhelm von Loebell 1855 1931 Ein Leben gegen den Strom der Zeit Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2018 S 321 a b Thomas Dietzel Hans Otto Hugel Hg 713 Der Deutschen Spiegel In Deutsche literarische Zeitschriften 1880 1945 Ein Repertorium Munchen K G Saur 1988 S 315 Der deutsche Mensch Geleitwort zu Heft 1 1924 S 8 Zeitschriften Der Deutschen Spiegel Ostdeutsche Morgenpost 14 Dezember 1924 S 19 Zeitungsportal Spar und Vereinfachungsmassnahmen Berliner Borsen Zeitung 18 Juli 1925 S 13 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item 3UX2FBBXYT3AZGDR4OZMFIXJJTYWHUO5 issuepage 13 R Sparsamkeitskuratorium Leipziger Tageblatt 12 Dezember 1925 S 1 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item CBXMWJQPO3KZRNNS2HUCWQWEAVI7E4PX issuepage 1 Erich Apel Das Ergebnis des Preisausschreibens des Kuratoriums fur Spar und Vereinfachungsmassnahmen Der deutsche Beamte Wochenbeilage der Berliner Borsen Zeitung Nr 23 5 Juni 1926 S 11 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item 4POXJNCBKGWXUCQNCAHHBFAUI6OHSJY5 issuepage 11 Intrige gegen den Volksentscheid Loebells grosser Schlag Hindenburg an die Front Vorwarts 43 Jg Nr 262 6 Juni 1926 S 1 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item QCYROUFGRXEDNV4UD37MUM435WRYTHPH issuepage 1 Akten der Reichskanzlei Kabinette Marx III IV Bd 1 Dokumente Nr 19 Ministerbesprechung vom 9 Juni 1926 2 Stellungnahme der Reichsregierung zum Brief des Herrn Reichsprasidenten an Staatsminister von Loebell Bundesarchiv Zum Beispiel Hindenburg gegen die Furstenenteignung ein Brief an Herrn v Loebell Kolnische Zeitung 8 Juni 1926 S 1 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item D6SJAOTCUFNWH6ATWZWH5YSBY7KY4OUR issuepage 1 Paul Steinborn Nach dem Hindenburg Brief Die Intrige des Herrn v Loebell Die Wirkung des Briefes auf die innenpolitische Lage Berliner Tageblatt Nr 266 8 Juni 1926 S 1 2 https dfg viewer de show set 5Bmets 5D https content staatsbibliothek berlin de zefys SNP27646518 19260608 1 0 0 0 xml Lugt sich Loebell heraus Nein er lugt sich hinein Vorwarts 11 Juni 1926 S 2 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item 67JPRF2AETKSALUPBRBNLI2UXMUC7ILG issuepage 2 Moritz Zarnow zu drei Monaten Gefangnis verurteilt Kolnische Zeitung 31 Marz 1932 S 3 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item EXEQBDMOBA42NNX3PGMEUAWVUBFN3XYR issuepage 3 Geldstrafe statt Gefangnis Duisburger General Anzeiger 23 September 1932 S 2 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item STKDTTLEPQ23VSIUM2EIUQPUOMJMHKYE issuepage 2 Gottfried Zarnow Ewald Moritz Gefesselte Justiz Politische Bilder aus deutscher Gegenwart Band 2 Munchen J F Lehmann 1931 S V Eine Internationale der Hetze Neue Mannheimer Zeitung 22 Juni 1933 S 2 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item CMHRKXTDX45SACPVDPMC7WTHE22KCAY3 issuepage 2 Die Tschechoslowakei verbietet Kolnische Zeitung 9 Mai 1933 S 10 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item NNC6IU3ZYBPUM2ONKUJWCSSTSYKHUVOE issuepage 10 Neue Mannheimer Zeitung 14 Juli 1933 S 2 https www deutsche digitale bibliothek de newspaper item J5C3WUHLETACB4A2HPEJTSPXRJNMBXWZ issuepage 2 James A Van Dyke Franz Radziwill and the Contradictions of German Art History 1919 45 University of Michigan Press 2011 S 83 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Deutschen Spiegel amp oldid 239221812