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Dekalog ist ein zehnteiliger Filmzyklus der im Zeitraum von 1988 bis 1989 fur das polnische Fernsehen produziert wurde und sich auf die Zehn Gebote bezieht Er gilt als Meisterwerk des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski und erregte international viel Aufsehen Obwohl Kieslowski spater durch die Drei Farben Trilogie und den Spielfilm Die zwei Leben der Veronika einem breiten internationalen Publikum bekannt wurde bekam er fur Dekalog das grosste Echo und Ansehen der Filmkritiker und einen festen Platz im Pantheon des Autorenkinos neben Regisseuren wie Michelangelo Antonioni Ingmar Bergman Jean Luc Godard und Andrei Tarkowski Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die einzelnen Filme 3 Theaterbearbeitung 4 Der junge Mann 5 Kritiken 6 Auszeichnungen 7 Verweise 7 1 Literatur 7 2 Weblinks 7 3 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenBei Dekalog handelt es sich nicht um eine klassische Fernsehserie denn die einzelnen Teile sind in ihrer Handlung in sich abgeschlossen Allerdings gibt es anhand des fur Kieslowski typischen Symbolismus untereinander vereinzelt Verknupfungen und Gemeinsamkeiten Alle Begebenheiten spielen am gleichen Ort einem tristen Neubaugebiet am Rande von Warschau und es existiert ein Mann gespielt von Artur Barcis der in allen Filmen ausser dem letzten vorkommt Seine Rolle agiert unabhangig von der Handlung jedoch in der Bedeutung einer Schlusselfunktion Die zehn Teile des Films knupfen frei an die Zehn Gebote des Tanach der hebraischen Bibel an Thematisiert werden ethische Aspekte Kieslowski zeigt im Kontext der zehn Gebote die Bedeutung Vielschichtigkeit und enorme Komplexitat menschlicher Leidenschaften vor allem Liebe Glaube Eifersucht Tod und Verbrechen bezogen auf die heutige Zeit und die realen Lebensumstande Beim Darstellen der einzelnen Themen als Teile der Wirklichkeit die vom einzelnen Menschen im realen Leben oft nur aus einer Sicht wahrgenommen werden erlaubt der Regisseur im Gegensatz dazu dem Zuschauer den Blick aus vielen verschiedenen Perspektiven lasst somit den Zweifel ausdrucklich zu und regt ausserordentlich zum Nachdenken an Die einzelnen Filmteile stellen also eher Fragen als fertige Antworten zu liefern und gehoren zu den intellektuell anspruchsvollsten Filmen Kieslowskis Kieslowski ausserte sich einem Journalisten gegenuber kritisch als dieser seinen Filmzyklus als Predigten bezeichnete Ich protestiere kategorisch meine Filme sind keine Predigten Meine Filme erzahlen nur von Leidenschaften 1 In einem Interview mit der franzosischen Presse antwortete Kieslowski auf die Frage ob er an Gott glaube Ich glaube an das hochste Wesen aber ich brauche keine Vermittler 1 Weiter meinte er uber seinen Film als er in der Fernsehsendung 100 Fragen an gefragt wurde ob er an die mobilisierende Macht und Mission seiner Filme glaube An mobilisierende Macht An so etwas glaube ich nicht Ich glaube nicht an solche Dinge Ich wollte mit meinen Filmen nichts erreichen ich wollte uberhaupt nichts und ich glaube nicht dass meine Filme irgendetwas andern wurden ich mache mir da keine Illusionen Das Einzige was ich glaube ist dass irgendjemand sich irgendwann mal uber bestimmte Dinge die in meinen Filmen enthalten sind vielleicht auch Gedanken machen wird Ich drehte die Filme um mich lediglich uber bestimmte Themen zu unterhalten mehr nicht 1 In diesem Licht prasentieren sich die zehn Teile des Dekalogs als Denkanstosse zu den zehn Geboten die zunachst so simpel erscheinen jedoch wie Kieslowski und sein Co Autor Krzysztof Piesiewicz unterstrichen sofort mit der Wirklichkeit kollidieren die sehr komplex widerspruchlich und verworren im Gegensatz dazu sein kann Die Inspiration fur einzelne Geschichten bekamen die Drehbuchautoren aufgrund wahrer Begebenheiten die unter anderem aus der Rechtsanwaltspraxis von Piesiewicz stammten sowie von anderen Mitarbeitern des Teams beigesteuert wurden 2 Bei einigen Teilen fragt sich der Zuschauer was der Film uberhaupt mit dem jeweiligen Gebot zu tun hat Wie bei Kieslowski ublich sind auch die Filme des Dekalogs nicht eindeutig konnen nicht in eine Aktentasche mit der Aufschrift Kieslowski einsortiert werden Keiner der Filme hat ein Happy End es wird keine bestimmte Lebensweise oder Ethik propagiert sondern jeder der zehn Filme lasst den Zweifel zu das Ende ist haufig offen es gibt verschiedene Moglichkeiten der Interpretation Dekalog ist eine Beschreibung des Lebens wie es ist nicht wie es sein sollte Der viel geruhmte konkrete zugangliche dokumentarische Stil des Regisseurs der auf Ubertreibungen und jegliche Verzerrung der Wirklichkeit durch beispielsweise unreale Heldenhaftigkeit der Darsteller oder Spezialeffekte verzichtet kommt auch hier voll zur Geltung Das Drehbuch schrieben Krzysztof Kieslowski und sein Freund der Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz Die Filmmusik verfasste der Krakauer Komponist Zbigniew Preisner Dekalog funf und Dekalog sechs sind unter den Titeln Ein kurzer Film uber das Toten Jurypreis bei den Filmfestspielen in Cannes 1988 und Ein kurzer Film uber die Liebe auch in langeren Kinofassungen erschienen Die einzelnen Filme BearbeitenFilmtitel Dargestelltes GebotDekalog Eins Du sollst keine anderen Gotter haben neben mir Dekalog Zwei Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht missbrauchen Dekalog Drei Du sollst den Sabbat heilig halten Dekalog Vier Du sollst Vater und Mutter ehren Dekalog Funf Du sollst nicht toten Dekalog Sechs Du sollst nicht ehebrechen Dekalog Sieben Du sollst nicht stehlen Dekalog Acht Du sollst nicht falsches Zeugnis geben wider deinen Nachsten Dekalog Neun Du sollst nicht begehren deines Nachsten Weib Dekalog Zehn Du sollst nicht begehren deines Nachsten Haus Theaterbearbeitung Bearbeiten2005 entstand an den Munchner Kammerspielen unter der Regie von Johan Simons mit Julia Jentsch in einer der Hauptrollen eine vierstundige Theaterfassung unter dem Titel Die zehn Gebote Regisseur Christopher Ruping der den Stoff schon 2013 am Schauspiel Frankfurt fur das Theater adaptierte entwickelte im April Mai 2020 wahrend der coronabedingten Theaterschliessungen am Schauspielhaus Zurich eine zehnteilige interaktive Inszenierung fur den digitalen Raum die auf dem Drehbuch von Kieslowski und Piesiewicz basierte 3 Bei dem Projekt handelte es sich um eine Serie aus 10 Monologen die live aus dem Schauspielhaus Zurich gestreamt wurden Das Publikum hatte in jeder Folge mehrmals die Moglichkeit uber den weiteren Handlungsverlauf abzustimmen und konnte so aktiv den weiteren Handlungsverlauf gestalten 4 Die Inszenierung wurde unter anderem zum Beijing Fringe Festival eingeladen und dort mit dem Zebra Award in der Kategorie Best International Play ausgezeichnet 5 Der junge Mann BearbeitenIn fast allen Episoden kommt eine Gestalt vor die meist nur beobachtend in entscheidenden Momenten der Episode erscheint Kieslowski benennt diese Figur in einem Interview wie folgt Es gibt in allen zehn Filmen eine Figur die all das ist Schicksal Vorbestimmung Gott Engel vielleicht Teufel Jemand der auf all das schaut was passiert nichts sagt nur schaut uberdrussig leidend 6 Im Skript heisst der Charakter nur Der junge Mann und wird gespielt von Artur Barcis er sagt niemals ein Wort und sieht die anderen immer nur an Erscheinungen Dekalog 1 als Krzysztof hinausgeht um die Berechnung der Eisdecke mit Hilfe des Computers zu uberprufen sitzt er am Ufer des Sees an einem Feuer 32 Dekalog 2 er wirft einen Blick in Andrzejs Krankenzimmer kurz bevor Dorota den Arzt zum letzten Mal um eine Antwort bittet 47 Dekalog 3 er ist der Fahrer der Strassenbahn in die Janusz mit seinem Taxi rasen will 28 Dekalog 4 als Anka am Flussufer sitzt und den Brief ihrer Mutter offnen will rudert er auf dem Fluss und geht dann sein Boot tragend an ihr vorbei Sie beschliesst daraufhin den Brief nicht zu offnen 11 Spater im Film wird erneut seine Anwesenheit angedeutet als man vom Fenster des Wohnblocks aus einen Mann sieht der dasselbe Ruderboot auf dem Rucken tragt Dekalog 5 im Taxi sitzend blickt Jacek ihn an als er als Landvermesser auf der Strasse steht 21 Dekalog 6 er kommt in dieser Episode zweimal vor das erste Mal als Magda zusagt mit Tomek auszugehen wird er beinahe von Tomek in seinem Freudentaumel mit den Milchwagen angefahren 41 das zweite Mal kurz bevor Tomek versucht sich umzubringen begegnet er ihm mit Koffern beladen und ganz in weiss gekleidet auf der Strasse vor seinem Wohnblock 56 Dekalog 7 er ist von hinten im letzten Wagon zu sehen als der Zug mit Maika abfahrt Dekalog 8 er sitzt im Horsaal als die Professorin sich die Geschichte Elzbietas anhort Hier tritt eine kleine Besonderheit auf kurz bevor man den Jungen Mann erblickt schwenkt die Kamera auf einen leeren Platz dann tritt ein zu spat kommender betrunkener Student durch eine Tur hinter dem Tisch der Professorin in den Horsaal Danach sitzt der Junge Mann auf dem zuvor leeren Platz und am Ende der Vorlesung ist der Platz wiederum leer 15 Dekalog 9 er kommt wiederum zweimal vor das erste Mal nachdem Roman von seiner Impotenz erfahrt ist er stark angespannt und verliert die Kontrolle uber seinen Wagen der Junge Mann fahrt auf dem Rad an ihm vorbei 02 das zweite Mal als Roman versucht sich umzubringen fahrt er ein weiteres Mal mit seinem Rad vorbei Dekalog 10 durfte nicht vorkommenIn dem oben zitierten Interview sagt Kieslowski der junge Mann kame in jedem der zehn Teile vor Wo er in den Teilen 7 und 10 erscheint durfte nicht bekannt sein Kritiken BearbeitenGeorg Seesslen schreibt Was DEKALOG jedenfalls nicht ist das ist eine Illustration der zehn Gebote Eigentlich sind es ganz einfach zehn moralische Tragodien Diese Geschichten gehen ans Fundamentale des Menschseins 7 Auszeichnungen BearbeitenDie Filmreihe bekam mehrere Auszeichnungen 1989 gab es fur Krzysztof Kieslowski beim Festival Internacional de Cine de Donostia San Sebastian einen OCIC Award Honorable Mention 1989 gewann Krzysztof Kieslowski beim Sao Paulo International Film Festival einen Critics Award 1989 wurde Krzysztof Kieslowski bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit einem Children and Cinema Award sowie mit dem FIPRESCI Prize ausgezeichnet 1990 gewann Krzysztof Kieslowski im Rahmen des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani das Silberne Band 1991 gab es fur Krzysztof Kieslowski die Auszeichnung des Syndicat Francais de la Critique de Cinema als Bester auslandischer Film 1991 bekam Krzysztof Kieslowski einen Bodil in der Kategorie Bester Europaischer Film 1997 gewann der Film einen Chicago Film Critics Association Awards als Bester Fremdsprachiger Film Polen 2000 gewann Krzysztof Kieslowski eine National Board of Review in der Kategorie Outstanding Achievement in Foreign Film Verweise BearbeitenLiteratur Bearbeiten Walter Lesch Matthias Loretan Hrsg Das Gewicht der Gebote und die Moglichkeiten der Kunst Krzysztof Kieslowskis Dekalog Filme als ethische Modelle Studien zur theologischen Ethik Bd 53 Universitatsverlag Freiburg im Uechtland Herder Freiburg 1993 ISBN 3 7278 0910 8 3 451 23275 8 Jan Ulrich Hasecke Die Wahrheit des Sehens Der Dekalog von Krzysztof Kieslowski Charleston 2013 ISBN 978 1 4840 7143 4 falsche ISBN Weblinks Bearbeiten Dekalog in der Internet Movie Database englisch Filmpolski pl mit Fotos zu allen Filmen Das Realismuskonzept in Krzysztof Kieslowskis Dekalog filmwiss Arbeit Einzelnachweise Bearbeiten a b c Dekalog Warner Bros Poland bzw The Decalogue Special Edition Complete Set FACETS Image Entertainment Interview im Rahmen von 100 Fragen an im polnischen Fernsehen das auf der polnischen DVD als Zugabe Archiwum in polnischer Sprache bzw auf der amerikanischen DVD als Kieslowski Meets the Press mit englischen Untertiteln beigegeben wurde Dekalog ein Blick auf die Menschen 1 2 Vorlage Toter Link www arte tv Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis bei arte tv abgerufen 1 Sept 2012 Dekalog Schauspielhaus Zurich Abgerufen am 12 Februar 2021 Die gestreamte Leerstelle Abgerufen am 12 Februar 2021 Dekalog gewinnt Zebra Award in Beijing Abgerufen am 12 Februar 2021 Interview mit der taz vom 26 Januar 1989 Memento vom 2 September 2005 im Internet Archive Kritik von Georg Seesslen auf getidan deFilmliste des VatikansReligion La vie et la passion de Jesus Christ 1905 Die Passion der Jungfrau von Orleans 1928 Monsieur Vincent 1947 Franziskus der Gaukler Gottes 1950 Das Wort 1955 Ben Hur 1959 Nazarin 1959 Das 1 Evangelium Matthaus 1964 Ein Mann zu jeder Jahreszeit 1966 Andrej Rubljow 1969 Mission 1986 Opfer 1986 Therese 1986 Babettes Fest 1987 Franziskus 1988 Werte Intoleranz 1916 Rom offene Stadt 1945 Ist das Leben nicht schon 1946 Fahrraddiebe 1948 Die Faust im Nacken 1954 Freunde bis zum letzten 1956 Das siebente Siegel 1957 Wilde Erdbeeren 1957 Dersu Usala 1975 Der Holzschuhbaum 1978 Die Stunde des Siegers 1981 Gandhi 1982 Auf Wiedersehen Kinder 1987 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