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Ein kurzer Film uber das Toten Originaltitel Krotki film o zabijaniu ist ein Film des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski aus dem Jahr 1988 Der Film ist in einer gekurzten Fernsehfassung der funfte Teil des Zehnteilers Dekalog Dort reprasentiert er das funfte der Zehn Gebote der Bibel Du sollst nicht toten Das Drehbuch schrieb Kieslowski gemeinsam mit seinem langjahrigen Co Autor Krzysztof Piesiewicz Alle zehn Filme wurden im Oktober 1994 auf dem franzosisch deutschen Fernsehsender ARTE ausgestrahlt Im deutschen Fernsehen wurde der Film bereits am 1 Juni 1990 zum ersten Mal gesendet Kinostart in Deutschland war am 26 Januar 1989 FilmTitel Ein kurzer Film uber das TotenOriginaltitel Krotki film o zabijaniuProduktionsland Polen BRDOriginalsprache PolnischErscheinungsjahr 1988Lange 84 TV Version 55 MinutenAltersfreigabe FSK 16 1 StabRegie Krzysztof KieslowskiDrehbuch Krzysztof KieslowskiKrzysztof PiesiewiczProduktion Ryszard ChutkowskiMusik Zbigniew PreisnerKamera Slawomir IdziakSchnitt Ewa SmalBesetzungMiroslaw Baka Jacek Lazar Krzysztof Globisz Piotr Balicki Jan Tesarz Waldemar Rekowski Zbigniew Zapasiewicz Przewodniczacy Komisji Barbara Dziekan Platzanweiserin Maciej Maciejewski Staatsanwalt Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Hintergrund 3 Filmanalyse 4 Kritiken 5 Auszeichnungen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Film folgt zunachst drei Personen durch die Stadt einem Taxifahrer einem frischgebackenen Rechtsanwalt und einem jungen Mann der sich ziellos treiben lasst Sie bewegen sich in einer recht tristen Welt zwischen Plattenbau und Warschauer Altstadt Der Taxifahrer zeichnet sich eher durch Unfreundlichkeit seinen Mitmenschen gegenuber aus der junge Mann verhalt sich nicht viel besser so als er einen Stein von einer Brucke auf ein vorbeifahrendes Auto fallen lasst Lediglich der Rechtsanwalt verbreitet etwas Zuversicht Ihre Wege kreuzen sich In einem Cafe feiert der Rechtsanwalt seine bestandene Prufung der junge Mann verlasst dasselbe Cafe kurz darauf mit einer festen Schnur in der Hand Er steigt beim misanthropischen Taxifahrer vor der Tur ein und lasst sich in ein abgelegenes Gebiet fahren Dort bringt er den Taxifahrer mit Hilfe der Schnur und eines Steines unter Muhen um Die grundlose Totung dauert eine geraume Zeit da sich das Opfer heftig wehrt am Ende aber unterliegt es doch Der junge Mann nimmt das Taxi und fahrt zuruck in die Stadt Aber das Auto wird erkannt Die Filmhandlung setzt am Ende der Gerichtsverhandlung des jungen Mannes wieder ein Er wurde fur sein Verbrechen zum Tod durch den Strang verurteilt Hier begegnet man wieder dem Rechtsanwalt Er ist humanistisch eingestellt und bezweifelt den Sinn der Todesstrafe doch gelingt es ihm nicht seinen Mandanten vor dem Tod zu retten Er redet lange mit dem jungen Mann der sich ihm erst jetzt zunehmend anvertraut und dabei verzweifelt und angstlich wirkt Die Vorbereitungen fur die Totung des Mannes werden begleitet die Inspizierung des winzigen Henkersraumes die Uberprufung der Mechanismen des Strangs der Falltur darunter Dem verurteilten jungen Mann wird ebenso das Leben genommen wie er es zuvor seinem Opfer nahm und wieder geschieht das Toten muhevoll wurdelos und nur unter Gegenwehr des Verurteilten Unterstrichen wird dies durch filmische Details wie dass der Arzt mit dem Ausfullen des Totenschein beginnt bevor der Delinquent uberhaupt in die Hinrichtungskammer gebracht worden ist also wahrend er noch am Leben ist so als wolle dieser die Routine schnell hinter sich bringen Die letzte Segnung durch einen Priester geschieht schnell ohne dass ein Wort gesagt wird Als sich der Verurteilte auf der Suche nach Trost vor ihm verbeugt beruhrt er nur fluchtig seinen Hinterkopf und zieht die Hand dann rasch fort versucht also den Kontakt mit dem Verurteilten auf ein Minimum zu reduzieren Als dem Verurteilten eine Zigarette angeboten wird aussert dieser dass er lieber eine ohne Filter mochte Daraufhin zundet sich der Henker eine Zigarette an blast dem Verurteilten absichtlich oder nicht den Rauch ins Gesicht und steckt sie ihm in den Mund Nach ein paar Zugen wird ihm der Aschenbecher vorgehalten und er muss die Zigarette ausdrucken Er macht einen Versuch sich loszureissen Er wird schnell gefesselt die Augen werden ihm verbunden und der Vorhang zur Hinrichtungskammer wird zur Seite gerissen Die Beamten stellen ihn auf die Falltur der Henker legt ihm die Schlinge um den Hals ruft laut Anweisungen zu seinem Helfer das Seil nach oben zu kurbeln bis die Lange stimmt was er mit einem dosc genug quittiert Dann lost der den Mechanismus aus nach wenigen Sekunden werden die Hande des Verurteilten schlaff der Arzt stellt mit dem Stethoskop schweigend seinen Tod fest und die Prozedur ist vorbei Es folgt eine Schlusseinstellung die den Anwalt draussen in seiner Verzweiflung zeigt Hintergrund BearbeitenEin kurzer Film uber das Toten ist die Kinoversion von Dekalog Funf einem von zehn kurzen Filmen des Dekalog von Krzysztof Kieslowski ein Zyklus der sich mit den Zehn Geboten auseinandersetzt Es handelt sich um eine Fernsehproduktion die 1989 gleichzeitig im polnischen und deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde in Deutschland auf dem Sender Freies Berlin Zwei Filme der Reihe der hier bezeichnete Dekalog funf sowie Ein kurzer Film uber die Liebe Dekalog Sechs kamen jeweils in einer Langfassung auch ins Kino Polen 57 min USA 59 min Argentinien 60 min Bei jedem der Filme hat Kieslowski mit einem anderen Kameramann zusammengearbeitet hier war es Slawomir Idziak Als der Film 1988 ausgestrahlt wurde wurde die Todesstrafe in Polen noch praktiziert Allerdings wurde im selben Jahr letztmals ein Verurteilter hingerichtet 1997 wurde die Todesstrafe dann abgeschafft 2 Filmanalyse BearbeitenDie Totungsszenen stechen gegenuber dem Rest des Films heraus Ihre naturalistische Darstellung kontrastiert mit der Kunstlichkeit und Arrangiertheit des restlichen Films die auch durch eingeblendete abstrakte Reflexionen uber die Natur des Rechts an sich betont wird Besonders die Totung des Taxifahrers ist qualend langgezogen und geeignet Entsetzen beim Zuschauer auszulosen daruber was Menschen einander anzutun fahig sind 3 Die beiden Totungen die legale wie die illegale sind einander ahnlich bei beiden dokumentiert Kieslowski die Muhe die es kostet ein Leben zu nehmen die Umstande drumherum die Vorbereitung und Besanftigung des Opfers vor dem Akt Auch die legale Strafe fur den Morder kann nur mit Gewalt vollstreckt werden und der Morder kampft ebenso um sein Leben wie zuvor sein Opfer Der Film wird daher von Kritikern auch als leidenschaftliches Pladoyer gegen die Todesstrafe angesehen 4 Kieslowski aber dementierte in einem Interview dass diese Leseweise von ihm explizit angestrebt gewesen sei Nein ich habe niemals gesagt dass der Film ein Pladoyer ware oder dass er gegen die Todesstrafe sein soll nein es ist ein Film gegen das Toten 5 Auffallend am Film ist die Tristesse der gezeigten Orte die durch einen Grunfilter noch verstarkt wird Der ursprungliche Grund fur den Einsatz dieses Filters sei kein kunstlerisches Stilmittel gewesen so beschrieb es der Kameramann Slawomir Idziak selbst in einem Interview sondern Teil einer Bedingung Kieslowski wollte Idziak als Kameramann Dieser hatte zwar kein Interesse konnte aber einem Regisseur wie Kieslowski nicht grundlos absagen Da im damaligen Polen feste Lohnsatze herrschten und damit eine abschreckend exorbitante Honorarforderung nicht in Frage kam musste Idziak andere Anspruche stellen In der Absicht eine unannehmbare Forderung zu stellen machte er den Einsatz eines Grunfilters zur Bedingung Wider allen Erwartungen willigte Kieslowski ein der Film wurde in Grun gedreht 6 Der Grund warum Kieslowski dies akzeptierte war wie er in einem Interview verriet folgender Der Film ist in gekurzter Form auch ein Teil des zehnteiligen Filmzyklus Dekalog und Kieslowski wollte fur jeden seiner zehn Dekalog Teile einen anderen Kameramann haben um die Monotonie einer Fernsehserie zu vermeiden die sich ergeben hatte wenn man fur alle Teile nur einen Kameramann eingesetzt hatte So fiel die Wahl fur die Nr Funf des Dekalogs d h fur Ein kurzer Film uber das Toten auf Idziak als Kameramann Kieslowski liess den Kameraleuten hier volle Freiheit und griff bewusst nicht ein sondern liess sich durch deren Kreativitat wie hier den Einsatz des Grunfilters gerne uberraschen Piesiewicz der aufgrund seiner Rechtsanwaltserfahrung sich oft mit Mordfallen befassen musste bemerkte dazu dass der Grunfilter hervorragend zu dem Film passe da er den oft gelblichen und grunstichigen Fotos der Kriminalpolizei ahnele und den Schmutz und Brutalitat der kriminellen Wirklichkeit zusatzlich betone Verglichen mit der Realitat sei der Film noch recht mild in seiner Ausdrucksform so Piesiewicz 6 Kritiken BearbeitenDer Film sei keine leichte Kost das konstatiert Barbara Schweizerhof in ihrer Kritik in Der Filmkanon Er habe die Aura einer Pflichtubung man wisse dass man ihn gesehen haben sollte Letzten Endes aber sagt sie Kieslowski setze sich mit dem Akt des Totens selbst auseinander Er tut das mit beeindruckender Konsequenz Und es ist diese Ernsthaftigkeit die nach aussen hin zunachst abschreckt Aber jedem der den Abwehrreflex uberwindet sei an dieser Stelle versprochen Es lohnt sich 4 Das Lexikon des Internationalen Films bestatigt die enorme Wirkung die der Film entfalten kann In schonungsloser Direktheit konfrontiert der Film den Zuschauer mit erschreckenden Bildern die einer weitergehenden Auseinandersetzung bedurfen illustriert jedoch dadurch seinen unbedingten Appell fur Menschenwurde und Leben Auszeichnungen BearbeitenDer Film wurde 1988 mit dem erstmals verliehenen Europaischen Filmpreis ausgezeichnet und erhielt den Jurypreis der Filmfestspiele Cannes 1988 Ein kurzer Film uber das Toten ist einer von 35 Filmen die 2003 von der Bundeszentrale fur politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden in einen Filmkanon fur die Arbeit an Schulen aufgenommen wurde Europaischer Filmpreis 1988 Bester europaischer FilmInternationale Filmfestspiele von Cannes 1988 Preis der Jury FIPRESCI Preis nominiert Goldene Palme Bester FilmPolnisches Filmfestival Gdynia 1988 Goldener LoweBodil 1990 Bester europaischer FilmSyndicat Francais de la Critique de Cinema 1990 Bester auslandischer FilmRobert Festival 1990 Bester fremdsprachiger FilmWeblinks BearbeitenEin kurzer Film uber das Toten Kinofassung in der Internet Movie Database englisch Ein kurzer Film uber das Toten Fernsehfassung in der Internet Movie Database englisch Filmpolski pl mit Fotos zum FilmEinzelnachweise Bearbeiten Freigabebescheinigung fur Ein kurzer Film uber das Toten Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft Marz 2013 PDF Pruf nummer 61 235 V https www tagesspiegel de politik menschenrechte polen stoesst debatte ueber todesstrafe wieder an 736994 html vgl Reclam Filmklassiker Stuttgart 1998 S 306f a b vgl Alfred Holighaus Hrsg Der Filmkanon 35 Filme die sie kennen mussen Berlin 2005 S 235 ff Kritik von Barbara Schweizerhof Kieslowski im Interview mit der polnischen Fernsehshow 100 Fragen an vgl Archiwum polnische DVD Ausgabe bzw Kieslowski Meets the Press US Version im Special Edition Complete Set des Films a b Idziak schildert diesen Sachverhalt ausfuhrlich in der Folge Geschichten von Liebe und Tod Portrat des polnischen Filmregisseurs Krzysztof Kieslowski der Sendereihe Kennwort Kino ZDF 3sat 1995 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ein kurzer Film uber das Toten amp oldid 238518834