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David Koigen 28 Oktober 1879 in Werchnjaki bei Starokonstantinow heute ukrainisch Starokostjantyniw 7 Marz 1933 in Berlin war ein russisch deutscher hauptsachlich auf Deutsch publizierender Kulturphilosoph und Soziologe aus judischer Familie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenEr war eines von vier Kindern des Gutspachters Mordechai Kohen und seiner Ehefrau Jente Dyzinin besuchte die staatliche judische Schule in Starokonstantinow danach das Gymnasium in Nemirow und Odessa wo er bei seinem neun Jahre alteren Bruder und politischen Mentor Fischel Koigen alias Fedor M Ionov lebte der damals als Mitglied des Allgemeinen Judischen Arbeiterbunds in Litauen Polen und Russland in der revolutionaren Bewegung aktiv war und spater nach der Oktoberrevolution zu den Bolschewiki wechselte 1 Von der Verhaftung durch die zaristische Polizei bedroht floh Koigen 1896 aus Odessa nach Paris Er studierte in Paris Bern Zurich Munchen Berlin 1901 promovierte er bei Ludwig Stein an der Universitat Bern mit einer Arbeit zur Geschichte und Philosophie des Junghegelianismus Zur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialismus in Deutschland Von 1903 bis 1912 lebte und wirkte er als Privatgelehrter in Berlin In jenen Jahren verfasste er seine Hauptschriften Die Kulturanschauung des Sozialismus 1903 Ideen zur Philosophie der Kultur 1910 und Die Kultur der Demokratie 1912 Seit der Zeit war der sozialdemokratische Politiker Eduard Bernstein sein Mentor 2 1912 kehrte Koigen zuruck ins Russische Reich nach Sankt Petersburg lehrte seit 1914 an der dortigen Universitat als Privatdozent und gab die Wochenschrift Westnik kultury i politiki Bote der Kultur und der Politik heraus Der Erste Weltkrieg hielt ihn in Petrograd fest wo er 1917 die Gesellschaft zur Erforschung der russischen Revolution grundete und leitete Im Mai 1918 nahm er enttauscht vom Fortgang der Revolution die ukrainische Staatsangehorigkeit an und ging nach Kiew damals Hauptstadt der ukrainischen Volksrepublik Von Sommer 1918 bis Ende 1920 wirkte er als Professor fur Philosophie und Soziologie an der Universitat Kiew Als die Bolschewiki die Herrschaft uber die Ukraine erlangten floh er zum zweiten Mal nach Westen Die Erinnerungen an die Kriegs und Revolutionsjahre in Russland und der Ukraine sowie die Flucht hielt Koigen in seinem Buch Apokalyptische Reiter 1925 fest 3 Seit 1921 und bis zu seinem Tode lebte und wirkte er wieder als Privatgelehrter in Berlin hielt Vortrage und bewarb sich vergebens an verschiedenen Universitaten Trotz Fursprache von Werner Sombart und Ismar Elbogen und einer langjahrigen Verbundenheit mit Ferdinand Tonnies blieb Koigen ein akademischer Aussenseiter Zusammen mit Albert Einstein und Simon Dubnow plante er die Grundung einer Judischen Weltuniversitat im nichtkommunistischen ostlichen Europa die allerdings nicht zustande kam 4 1922 ubernahm er den stellvertretenden Vorsitz der Russischen Wissenschaftlich Philosophischen Gesellschaft in Berlin Von 1925 bis 1927 gab er zusammen mit dem Padagogen Franz Hilker und dem Sozialpsychologen Fischl Schneersohn die Zeitschrift Ethos heraus Seit 1930 veranstaltete er in seiner Privatwohnung in der Mommsenstrasse 3 ein Privatkolleg die Religionsphilosophische Arbeitsgemeinschaft an der u a als Student der Religionsphilosoph Abraham Joshua Heschel der Publizist Zevi Woyslawski sowie der Philosophiehistoriker Ernst Hoffmann teilnahmen Finanzielle Unterstutzung erfuhr Koigen dank der Initiative des sozialdemokratischen Politikers Adolf Grimme in seinen letzten Jahren durch das Preussische Ministerium fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung 5 Aus seinen zahlreichen originellen zum Lebensende sich auch chassidischen Gedankengangen annahernden Studien ragt seine Theorie des Kulturaktes heraus nach der Kultur ein fortwahrendes Urteilen kraft des menschlichen bewussten Wollens und Tuns sei Kultur also eine Form sozialen Handelns darstelle Im Judentum sah er die Vollendung der Entwicklung der Religion uberhaupt Er war verheiratet mit Helene Eugenia Salzmann und hatte mit ihr zwei Kinder Marusja und Georg Werke BearbeitenZur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialismus in Deutschland Zur Geschichte der Philosophie und Socialphilosophie des Junghegelianismus Berner Studien zur Philosophie und ihrer Geschichte 26 Bern Sturzenegger 1901 Die Kulturanschauung des Sozialismus Ein Beitrag zum Wirklichkeits Idealismus Vorwort von Eduard Bernstein Berlin Dummler 1903 Ideen zur Philosophie der Kultur Munchen Leipzig Muller 1910 der Kulturakt als zentraler Begriff online Die Kultur der Demokratie Vom Geiste des volkstumlichen Humanismus und vom Geiste der Zeit Jena Diederichs 1912 Der moralische Gott Eine Abhandlung uber die Beziehungen zwischen Kultur und Religion Berlin Judischer Verlag 1922 Apokalyptische Reiter Aufzeichnungen aus der jungsten Geschichte Berlin Reiss 1925 autobiographisch Geschichte und Kultur Grundzuge einer Geschichts und Kultursoziologie Teil 1 Der historische Vorgang im Allgemeinen in Ethos Vierteljahrsschrift fur Soziologie Geschichts und Kulturphilosophie Karlsruhe Braun 1 Jg 1925 26 6 53 Teil 2 Der Kulturakt und seine vierfache Wurzel in Ethos Vierteljahrsschrift fur Soziologie Geschichts und Kulturphilosophie Karlsruhe Braun 1 Jg 1925 26 231 258 Der Aufbau der sozialen Welt im Zeitalter der Wissenschaft Umrisse einer soziologischen Strukturlehre Berlin Heymanns 1929 Begriffsbildung in der Soziologie in Verhandlungen des 7 Deutschen Soziologentages vom 28 September bis 1 Oktober 1930 in Berlin Tubingen Mohr Siebeck 1931 92 207 Das Haus Israel Berlin Schocken 1934 Auszuge aus seinem Werk hg von Ernst Hoffmann Der titelgebende Aufsatz ist eine von Koigen gekurzte Fassung des Vortrags Das Ethos im Judentum von 1923 die er davor auch schon in den Zeitschriften Atidenu Berlin 1924 und Menorah Wien 1929 131 151 veroffentlicht hatte 6 Daneben enthalt Das Haus Israel u a mehrere Kapitel aus Der moralische Gott Das Ethos im Judentum von Koigen erweiterte Fassung des Vortrags von 1923 in Martina Urban Theodicy of Culture and the Jewish Ethos David Koigen s Contribution to the Sociology of Religion Berlin de Gruyter 2012 187 260 Literatur BearbeitenFranz Menges Koigen David In Neue Deutsche Biographie NDB Band 12 Duncker amp Humblot Berlin 1980 ISBN 3 428 00193 1 S 437 f Digitalisat Walter Tetzlaff 2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20 Jahrhunderts Askania Lindhorst 1982 ISBN 3 921730 10 4 Ferdinand Tonnies David Koigen 1879 1933 1933 in Ferdinand Tonnies Gesamtausgabe Bd 22 De Gruyter Berlin und New York 1998 S 391 401 Edward K Kaplan Samuel H Dresner A Jewish Philosophical Mentor 1928 1931 In Dies Abraham Joshua Heschel Prophetic Witness Yale University Press New Haven 1998 S 121 139 ISBN 0300071868 Verena Dohrn Wir Europaer schlechthin Die Familie Koigen im russisch judischen Berlin In Impulse fur Europa Tradition und Moderne der Juden Osteuropas Osteuropa 58 2008 H 8 10 S 211 232 ISBN 978 3 8305 1434 3 Martina Urban Religion of Reason Revised David Koigen on the Jewish Ethos In Journal of Jewish Thought and Philosophy 16 2008 S 59 89 Martina Urban Theodicy of Culture and the Jewish Ethos David Koigen s Contribution to the Sociology of Religion De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 024772 5 Verena Dohrn David Koigens Apokalyptische Reiter Die Erinnerungen eines russischen Juden im Weimarer Berlin In Dorothee Gelhard Irmela von der Luhe Hg Wer zeugt fur den Zeugen Positionen judischen Erinnerns im 20 Jahrhundert Peter Lang Frankfurt Main 2012 S 123 138 ISBN 978 3 631 62107 3 Koigen David In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 14 Kest Kulk Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 22694 2 S 211 217 Archivbestand bei The Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem CAHJP Weblinks BearbeitenUber das Portal Compact Memory Internetarchiv judischer Periodika sind online zuganglich Die autobiographischen Texte die Koigen 1925 in Apokalyptische Reiter zusammenfasste Sie erschienen 1921 23 in der Zeitschrift Der Jude unter den Titeln Im Wirbel der Geschichte I II III IV V VI VII 1921 22 Heft 1 3 5 6 8 Im Lande der Seligen 1923 Heft 1 Auszug I II 1923 Heft 2 3 Wiederkunft des Gleichen 1923 Heft 4 Das Haus Israel in Menorah 1929 Heft 3 4 Die Gottesidee im Lichte des modernen Denkens in Judisch liberale Zeitung 1930 Heft 31 S 1 3 Vortrag auf der Second World Conference of the World Union for Progressive Judaism London Juli 1930 Die Nachrufe auf Koigen von Abraham Joshua Heschel und Ernst Hoffmann erschienen in Judische Rundschau 1934 Heft 17 S 3 4 NB Bei Aufruf uber die angegebenen Links erscheinen die Texte teilweise zu klein um gelesen werden zu konnen Eine Vergrosserung ist nur moglich wenn sie uber die Homepage von Compact Memory angesteuert werden An einer Losung des Problems wird gearbeitet Okt 2013 Anmerkungen Bearbeiten Vgl V Dohrn Wir Europaer schlechthin S 225 Vgl V Dohrn Wir Europaer schlechthin S 217 218 S 226 227 Vgl V Dohrn David Koigens Apokalyptische Reiter Die Erinnerungen eines russischen Juden im Weimarer Berlin S 124 Vgl V Dohrn Wir Europaer schlechthin S 226 Vgl V Dohrn Wir Europaer schlechthin S 231 Vgl zur Textgeschichte M Urban Theodicy of Culture and the Jewish Ethos 156 f Normdaten Person GND 116309148 lobid OGND AKS LCCN n93074555 VIAF 59410820 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koigen DavidKURZBESCHREIBUNG russisch deutscher Soziologe und Kulturphilosoph aus judischer FamilieGEBURTSDATUM 28 Oktober 1879GEBURTSORT Werchnjaki bei Starokonstantinow heute ukrainisch StarokostjantyniwSTERBEDATUM 7 Marz 1933STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title David Koigen amp oldid 227399829