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Der Dachstein Blindkafer Arctaphaenops angulipennis ist eine in Hohlen lebende troglobionte Art der Laufkafer Er ist ein Endemit Osterreichs Dachstein BlindkaferSystematikOrdnung Kafer Coleoptera Unterordnung AdephagaFamilie Laufkafer Carabidae Unterfamilie TrechinaeGattung ArctaphaenopsArt Dachstein BlindkaferWissenschaftlicher NameArctaphaenops angulipennis Meixner 1924 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Taxonomie und Forschungsgeschichte 3 Biologie und Lebensweise 4 Hohlentier des Jahres 5 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer kleine Kafer 1 erreicht eine Korperlange von 5 0 bis 6 1 Millimeter Er ist unter Einschluss der Korperanhange einheitlich gelbbraun gefarbt Wie alle Vertreter der Gattung und typisch fur ein Hohlentier ist er vollig augenlos und blind Seine Fuhler sind lang und schlank zuruckgelegt erreichen sie das hintere Viertel der Flugeldecken Der Kopf erreicht die Breite des Halsschilds oder ist unwesentlich schmaler sein Hals ist flach aber deutlich abgeschnurt Der Halsschild ist langer als breit seine abgesetzten Seiten erreichen nicht den Vorderrand die Vorderecken sind flach ausgeschnitten Der umgeschlagene Seitenrand ist zur Spitze lappig vorgezogen Seine Seiten sind nach hinten schwach fast gerade verengt und vor den Hinterecken stark eingeschnurt Die Basis die zu den Flugeldecken weisende Seite ist in der Mitte tief ausgeschnitten und beiderseits winkelig eingekerbt die Hinterecken spitzwinkelig nach aussen gerichtet subsp angulipennis bzw stumpf nach unten gebogen subsp styriacus Die Flugeldecken sind hinter der Mitte bauchig erweitert Sie haben deutlich vorspringende Vorderwinkel Schultern ihr Vorderrand ist uber diesen Schultern deutlich eingebuchtet Auf jeder Flugeldecke sind vier oder funf feine Streifen ausgebildet die ausseren beiden nur schwach angedeutet Hinterflugel fehlen der Kafer ist nicht flugfahig Alle Arten der Gattung Arctaphaenops sind untereinander sehr ahnlich Sie unterscheidet sich von der ebenfalls sehr ahnlichen ebenfalls augenlosen und hohlenlebenden Gattung Trichaphaenops an dem unbehaarten Halsschild und am Vorhandensein von zwei statt drei langen Borsten auf der Innenseite der Augen Trichaphaenops ist allerdings westalpin mit Vorkommen im Schweizer und franzosischen Jura und kommt nicht in Osterreich vor 2 Die Art unterscheidet sich von den anderen Vertretern der Gattung die ebenfalls in Hohlen in Osterreich leben an der Gestalt der Halsschildseiten und der Lage verschiedener Borsten auf den Flugeldecken Mannchen sind gut am artspezifischen Aedeagus erkennbar 1 Taxonomie und Forschungsgeschichte BearbeitenIm Boden und in Hohlen lebende Kafer haben im mittleren und nordlichen Europa stark unter den pleistozanen Eiszeiten gelitten Die Zahl der in den nordlichen Kalkalpen endemischen Arten ist auffallend gering sie sind viel artenarmer besiedelt als sudlichere Gebirge wie etwa die Dinariden 3 Typisch fur die ausbreitungsschwachen Arten ist jeweils ein kleines Verbreitungsgebiet Endemiten Trotz jahrelanger Bemuhungen vieler Kaferforscher gelang es lange Zeit nicht in den Bereichen nordlich des Alpenhauptkamms Blindkafer zu entdecken Es war deshalb eine grosse Uberraschung als der Hohlenforscher Franz Porod 1924 in einem Stollen der Dachstein Mammuthohle vollig zufallig einen Hohlenkafer entdeckte Er ubergab das Tier an den auf Laufkafer der Gattung Trechus spezialisierten Karntner Zoologen Josef Meixner der ihn als neue Art Trechus Arctaphaenops angulipennis beschrieb 4 Die Untergattung Arctaphaenops wurde spater zur eigenstandigen Gattung hochgestuft nachdem sie Hans Strouhal zeitweise als Untergattung von Trichaphaenops aufgefasst hatte Die Gattung Arctaphaenops bildet mit anderen ahnlichen Gattungen die fast alle hohlenlebend sind die Subtribus Trechina der Tribus Trechini in der Unterfamilie der Trechinae Sie ist nahe verwandt mit den hohlenlebenden Gattungen Agostinia Anophthalmus und Trichaphaenops sowie zahlreichen Arten der weiter verbreiteten paraphyletischen Gattung Duvalius Es wird angenommen dass sich die hohlenlebenden Gattungen im Pliozan bis Pleistozan aus Duvalius artigen Laufkafern der Hochgebirge evolviert haben 5 Es werden zwei Unterarten unterschieden Arctaphaenops angulipennis angulipennis Meixner 1924 Synonym sind Arctaphaenops nihilumalbi Schmid 1975 Arctaphaenops putzi Fischhuber 1986 Arctaphaenops celinae Genest 1991 Verbreitet in Hohlen im Dachsteingebirge und im Toten Gebirge nordliche Kalkalpen nordlich der Enns Oberosterreich und Steiermark Arctaphaenops angulipennis styriacus Winkler 1933 Von Albert Johann Winkler ursprunglich als eigene Art beschrieben und von Hermann Daffner zur Unterart zuruckgestuft Synonym sind Arctaphaenops ilmingi Schmid 1964 Arctaphaenops hartmannorum Schmid 1966 Verbreitet in Hohlen in den Niederosterreichisch steirischen Kalkalpen und Ennstaler Alpen Gesause Steiermark 2016 wurde er nach langer Zeit im Nationalpark Gesause wiederentdeckt 6 Biologie und Lebensweise BearbeitenDie Art ist auf besonders kalte Lebensraume spezialisiert kalt stenotherm und sehr feuchteliebend hygrophil Sie lebt in Hohlen und tief reichenden Kluften im verkarsteten Kalkstein fast immer uber 1000 Meter Meereshohe 1 Wie alle verwandten Arten ernahrt sie sich rauberisch Die Kafer uberdauerten die Eiszeiten vermutlich in aus den vergletscherten Talern hervorragenden eisfreien Gebirgsstocken und fehlen deshalb in tieferen Lagen ausser wenn sie gelegentlich von Hohlenflussen mitgespult worden sind Die nordlichen Populationen konnten teilweise wohl auch in tieferen Lagen in den Hohlen uberdauern sofern diese nicht vollig uberflutet waren Sie sind hier daher an grossere Hohlen gebunden 7 Hohlentier des Jahres BearbeitenDer Dachstein Blindkafer wurde vom Naturschutzbund Osterreich zum Hohlentier des Jahres 2021 in Osterreich erklart 8 Mit der Aktion soll auf die hohe Schutzwurdigkeit von Hohlenorganismen und ihrer unterirdischen Lebensraume aufmerksam gemacht werden Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hermann Daffner 1993 Die Arten der Gattung Arctaphaenops Meixner 1925 Coleoptera Carabidae Koleopterologische Rundschau 63 1 18 Arved Lompe 12 Tribus Trechini In Heinz Freude Karl Wilhelm Harde Gustav Adolf Lohse Begrunder Die Kafer Mitteleuropas Band 2 Adephaga 1 Carabidae Laufkafer 2 erweiterte Auflage herausgegeben von Gerd Muller Motzfeld Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2004 ISBN 3 8274 1551 9 Karl Holdhaus Die Spuren der Eiszeit in der Tierwelt Europas Abhandlungen der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien Band 18 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 1954 S 108 Josef Vornatscher 1950 Arctaphaenops angulipennis Meixner Der voreiszeitliche Hohlenlaufkafer Oberosterreichs Funde und Forschungen 1924 1949 In Jahrbuch des Oberosterreichischen Musealvereines Jahrgang 95 S 351 355 zobodat at PDF Arnaud Faille Achille Casale Michael Balke Ignacio Ribera 2013 A molecular phylogeny of Alpine subterranean Trechini Coleoptera Carabidae BMC Evolutionary Biology 13 Article number 248 doi 10 1186 1471 2148 13 248 Christian Komposch Daniel Kreiner Wolfgang Paill 2016 Steirischer Hohlenlaufkafer im Nationalpark entdeckt Im Gseis Winter 2016 51 Thomas Fries Werner Holzinger Christian Komposch Wolfgang Paill Tierische Endemiten im Nationalpark Gesause Auftreten ausgewahlter endemischer und subendemischer Spinnentiere und Insekten Unveroffentlichter Projektendbericht 2009 im Auftrag der Nationalpark Gesause GmbH 143 Seiten PDF Hohlentier des Jahres 2021 Dachstein Blindkafer In naturschutzbund at Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dachstein Blindkafer amp oldid 227859747