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Der DRK Hilfszug existierte von 1953 bis 2007 und war wahrend dieser Zeit die einzige uberregional aufgestellte Einheit des Zivil und Katastrophenschutzes in Deutschland Er wurde vom Deutschen Roten Kreuz DRK auf Anregung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz IKRK mit Unterstutzung des Bundesinnenministeriums ab 1953 aufgebaut und im Zuge von neuen Konzepten im deutschen Katastrophenschutz 2007 aufgelost Der DRK Hilfszug besass Teileinheiten fur die Bereiche Sanitatsdienst Betreuungsdienst Pflege und Pfleghilfsdienst Technischer Dienst sowie Fernmeldedienst und konnte damit sowohl in Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Einheiten des Katastrophenschutzes als auch autark tatig sein Er bestand aus neun Abteilungen an verschiedenen Standorten in Deutschland von denen jede eine Starke von 104 Helfern aufwies Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1952 bis 1968 Von der Grundung bis zum Aufbau des Katastrophenschutzes 1 2 1968 bis 1980 Zunahme der Auslandseinsatze 1 3 1980 bis 1995 Der Hilfszug Vertrag 1 4 1995 bis 2007 Die Neukonzeption 1 5 2007 bis 2010 Auflosung 2 Einsatze und Aufgaben 3 Gliederung und Standorte 4 Ausstattung 5 LiteraturGeschichte Bearbeiten1952 bis 1968 Von der Grundung bis zum Aufbau des Katastrophenschutzes Bearbeiten 1952 veranlasste das Internationale Komitee vom Roten Kreuz IKRK vor allem aufgrund der Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg bei den nationalen Rotkreuz Gesellschaften mehrerer Lander die Aufstellung von uberregionalen Einheiten zur Hilfeleistung auf nationaler und internationaler Ebene Diese Einheiten sollten schnell einsetzbar sowie dezentral organisiert sein und selbststandig tatig werden konnen Die Ideen des IKRK wurden vom DRK in Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium ab 1953 in Form des DRK Hilfszuges umgesetzt Die Bundesregierung war dabei insbesondere an einer Beteiligung des Hilfszuges am damals sich im Aufbau befindlichen Zivilen Bevolkerungsschutz interessiert und unterstutzte deshalb die Einrichtung des Hilfszuges finanziell 1962 folgte im Rahmen der Sturmflutkatastrophe in Hamburg der erste grosse Einsatz des Hilfszuges auf nationaler Ebene Mehrere Staffeln leisteten in Hamburg sowie den angrenzenden Landern Niedersachsen und Schleswig Holstein vor allem betreuungsdienstliche und technische Hilfe Ein ahnlicher Einsatz fuhrte 1965 die Hilfszugstaffel IV aus Westfalen Lippe nach Ostwestfalen Die damalige Planung sah zwolf Staffeln an verschiedenen Standorten vor die entsprechend ihrer Prioritat in A B und C Staffeln eingeteilt wurden Beim Aufbau wurden zunachst nur die A Staffeln voll aufgestellt und ausgestattet wahrend die B und C Staffeln anfangs nur teilweise ausgestattet waren Zwei Staffeln wurden kurze Zeit spater wieder aufgegeben so dass der Hilfszug lange Zeit aus insgesamt zehn Staffeln bestand Es zeigte sich bald dass der Schwerpunkt der Tatigkeit neben dem Sanitatsdienst im Bereich des Betreuungsdienstes lag In den 1960er Jahren war daruber hinaus auch der Strahlenschutzdienst ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld Die Hilfszugstaffeln verfugten dazu uber einen Strahlenschutzzug mit der entsprechenden technischen Ausstattung 1968 bis 1980 Zunahme der Auslandseinsatze Bearbeiten Mit dem Aufbau des Katastrophenschutzes in Deutschland basierend auf dem Gesetz uber die Erweiterung des Katastrophenschutzes 1968 verschob sich der Aufgabenschwerpunkt des Hilfszuges weiter hin zum Betreuungsdienst und zur Unterstutzung der Einheiten des regularen Katastrophenschutzes Die Staffeln wurden umgewandelt in zehn Abteilungen Das DRK nutzte den Hilfszug ab dieser Zeit verstarkt fur seine Auslandshilfe so dass die Zahl der Auslandseinsatze deutlich zunahm Diese fuhrten den Hilfszug unter anderem nach Ostpakistan Bangladesch Angola Peru Nicaragua Vietnam und in die Turkei 1980 bis 1995 Der Hilfszug Vertrag Bearbeiten Im Jahr 1980 kam es fur den DRK Hilfszug zu einer wichtigen Veranderung als zwischen dem DRK Prasidium und dem Bundesinnenministerium der sogenannte Hilfszug Vertrag geschlossen wurde Mit diesem Vertrag verpflichtete sich die Bundesregierung den Hilfszug mit jahrlichen Zahlungen von rund 2 8 Millionen D Mark zu unterstutzen Sie erhielt dafur das Recht einen Hilfszugeinsatz im Bereich des Zivilschutzes oder der humanitaren Hilfe im Ausland anfordern zu konnen Dies raumte daruber hinaus auch anderen Behorden vor allem den Bundeslandern uber den Weg der Amtshilfe nach Artikel 35 des Grundgesetzes ebenfalls die Moglichkeit zur Anforderung ein Diese Regelung erwies sich jedoch in der Folgezeit auch als nachteilig fur die Finanzierung da eine wunschenswerte Beteiligung der Lander an den Vorhaltekosten eine unzulassige Doppelfinanzierung dargestellt hatte Zu den Einsatzen des Hilfszuges in dieser Zeit zahlt unter anderem die Beteiligung an Hilfsguter Transporten nach Polen 1980 81 an den Hilfsaktionen nach dem Erdbeben von Spitak 1988 und an der Unterbringung und Versorgung von DDR Ubersiedlern 1989 vor allem in Bayern 1993 beschloss das DRK ein neues Starke und Ausstattungskonzept fur den Hilfszug durch das dieser verkleinert und in seiner Ausstattung modernisiert werden sollte Zwei Jahre spater kam es zur Kundigung des Hilfszug Vertrages durch das Bundesinnenministerium Bis Marz 1998 beteiligte sich die Bundesregierung noch zur Halfte an den Kosten fur den Unterhalt des Hilfszuges Seitdem erfolgt die Finanzierung ausschliesslich aus organisationseigenen Mitteln und ohne offentliche Zuschusse Mit der Kundigung des Vertrages entfiel fur die Bundesregierung und die Bundeslander auch der vertraglich fixierte Anspruch auf einen Einsatz des Hilfszuges nach Anforderung 1995 bis 2007 Die Neukonzeption Bearbeiten Aus dem Wegfall der offentlichen Finanzierung resultierte eine Reduzierung der Kapazitat des Hilfszuges auf etwa ein Drittel seiner bisherigen Ausstattung sowie im Hinblick auf die Kooperation mit den Einheiten des Katastrophenschutzes eine weitere Konzentration auf bestimmte Kernaufgaben Die Umstellung auf das neue Finanzierungs und Ausstattungskonzept wurde im Jahr 2000 nahezu vollstandig abgeschlossen Die Leistungsfahigkeit des Hilfszuges war nun ausgerichtet auf die Versorgung von etwa 10 000 Personen Zusatzlich wurde der Aufbau der Abteilungen weiter modularisiert als bisher so dass auch Teile von Hilfszug Abteilungen in Kooperation mit den ortlichen Katastrophenschutzeinheiten tatig werden konnten Wahrend des Elbehochwassers im Jahr 2002 dem grossten Einsatz in der Geschichte des DRK nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Hilfszugabteilung III Rheinland Pfalz in Dessau und Magdeburg die Hilfszugabteilung IV Westfalen in Schonebeck die Hilfszugabteilung V Hessen in Dresden und die Hilfszugabteilung VIII Niedersachsen in Jesteburg im Einsatz weitere Abteilungen beteiligten sich an Transport von Einsatzmaterial in das Katastrophengebiet oder waren in Bereitschaft 2007 bis 2010 Auflosung Bearbeiten Anfang 2007 wurden die Auflosung des DRK Hilfszuges in der bestehenden Form beschlossen Neben finanziellen Grunden waren dafur wohl auch die neuen Strukturen des Zivil und Katastrophenschutzes ausschlaggebend Der DRK Bundesverband konzentriert seine Vorhaltung fur die Katastrophenhilfe im In und Ausland im neuen Logistikzentrum am Flughafen Schonefeld in Berlin Material und Fahrzeuge des Hilfszuges gingen zum Teil an die DRK Landesverbande uber die in eigener Regie eine eigene Vorhaltung aufbauten Manche Landesverbande ubernahmen dabei weitgehend die Strukturen der jeweiligen Hilfszugabteilung wahrend andere eine eigene Einsatzreserve aufbauten ohne ehemaliges Hilfszugmaterial oder Fahrzeuge zu ubernehmen Anfang 2010 war der Hilfszug komplett aufgelost Einsatze und Aufgaben BearbeitenZentrale Aufgabe des DRK Hilfszuges war die Unterstutzung des regularen Zivil und Katastrophenschutzes bei Grossschadensereignissen Gefahrenlagen und Zivilschutzsituationen Der DRK Hilfszug wurde dabei nach Anforderung insbesondere dann tatig wenn die lokal und regional aufgestellten Einheiten des Zivil und Katastrophenschutzes aufgrund des Umfangs oder der Dauer des Einsatzes ihre Kapazitatsgrenzen erreicht hatten Der DRK Hilfszug konnte daruber hinaus auf Anforderung des IKRK der Internationalen Foderation der Rotkreuz und Rothalbmond Gesellschaften von auslandischen nationalen Rotkreuz und Rothalbmond Gesellschaften und der Bundesregierung im Rahmen des EU Gemeinschaftsverfahrens zur gegenseitigen grenzuberschreitenden Hilfe der EU Lander auch international eingesetzt werden In der zuletzt gultigen Konzeption des Hilfszuges konzentrierten sich seine Aufgaben auf die Durchgangsphase eines Betreuungseinsatzes Er wurde damit in dieser Phase im Bedarfsfall unterstutzend zu den Betreuungseinheiten des regularen Katastrophenschutzes tatig welche die Auffangphase bewaltigten Eine einzelne Hilfszug Abteilung konnte auch langerfristig die Unterbringung und Versorgung von ca 1 000 hilfsbedurftigen Menschen ubernehmen Die durch Vorratslagerung und vertraglich garantierte Lieferfristen mit Grossmarkten realisierte Lebensmittelreserve betrug mindestens drei Tage Die Ausstattung einer Abteilung ermoglichte daneben auch den Aufbau und den Betrieb eines Pflegebereiches mit 45 Betten je Abteilung sowie die autarke Errichtung der notwendigen Infrastruktur fur Kommunikation Transport Stromversorgung und die Bereitstellung von taglich bis zu 150 000 Litern Trinkwasser Jede Hilfszug Abteilung war in ihrem Ausruckbereich innerhalb von zwolf Stunden nach Alarmierung einsatzbereit fur Einsatze ausserhalb des eigenen Bereiches existierte keine festgelegte Hilfsfrist Gliederung und Standorte BearbeitenDer DRK Hilfszug bestand aus zuletzt neun Abteilungen die Abteilung 10 in Bayern wurde schon Ende der 1980er Jahre aufgelost an verschiedenen Standorten in Deutschland Jede Abteilung hatte eine Sollstarke von 104 Helfern zzgl weiteren Helfern an manchen Standorten siehe unten und verfugte damit uber die personelle Ausstattung von ca drei Zugen Je nach Standort war eine Doppel oder Dreifachbesetzung vorgesehen Der DRK Hilfszug war damit entgegen seiner Bezeichnung hinsichtlich seiner Grossenordnung ein Grossverband Verband III Neben einem gemeinsamen Einsatz aller Abteilungen unter Fuhrung der Hilfszug Zentralabteilung konnte jede Abteilung auch selbststandig tatig sein Der DRK Hilfszug verfugte uber insgesamt rund 290 Fahrzeuge Zur materiellen Ausstattung gehorten beispielsweise pro Abteilung 36 Unterkunftszelte SG Zelte mit je ca 30 Quadratmetern und acht Unterkunftszelte mit je 20 Quadratmetern Nutzungsflache 1 500 Schlafsacke 500 Feldbetten 90 Krankenbetten sowie eine Grundausstattung von Bekleidung Hygieneartikeln und Essgeschirr fur 1 500 Personen Die Abteilungen gliederten sich jeweils in die folgenden Komponenten Abteilungsfuhrung mit einer Fuhrungsgruppe einer Kommunikationsgruppe mit zusatzlichem Trupp Fernmeldezentrale an einigen Standorten einer Transportgruppe funf Betreuungsgruppen fur die Unterbringung und soziale Betreuung von Betroffenen eine Verpflegungsgruppe mit zusatzlicher Gruppe Kuchencontainer an einigen Standorten eine Ambulanz und Pflegegruppe eine Sanitatsgruppe Technischer Dienst mit einer Trinkwasseraufbereitungsgruppe entsprechend internationalem Standard Emergency Response Unit Specialized Water einer Elektrogruppe einer Technischen Gruppe einer Instandsetzungsgruppe nicht in allen Abteilungen Die Mitglieder der Hilfszugabteilungen waren ehrenamtliche Helfer aus den DRK Gemeinschaften aus der Umgebung des jeweiligen Standortes Die Besetzung und Ausbildung der Teileinheiten oblag in der Regel vollstandig jeweils einem DRK Kreisverband Im Regelfall waren alle Positionen des Hilfszugs mindestens zweifach besetzt um sicherzustellen dass im Einsatzfall ausreichend Helfer zur Verfugung standen Die Standorte der Hilfszug Abteilungen waren bis Anfang 2007 I Meckenheim Merl DRK Prasidium II Kirchheim Teck LV Baden Wurttemberg III Sprendlingen LV Rheinland Pfalz IV Nottuln LV Westfalen Lippe V Fritzlar LV Hessen VI Monchengladbach LV Nordrhein VII Raisdorf LV Schleswig Holstein VIII Hannover LV Niedersachsen IX Hamburg LV Hamburg X Baar Ebenhausen Bayerisches Rotes Kreuz bereits Ende der 1980er Jahre aufgelost Nach der Wiedervereinigung wurde zunachst der ehemalige Hilfszug des Deutschen Roten Kreuzes der DDR mit Standort in Leipzig ubernommen aber spater aufgelost Ausstattung BearbeitenKraftfahrzeuge einer Hilfszugabteilung schwere Lastkraftwagen LKW Anhanger Klein LKW Transporter Doppelkabine Mannschaftstransportfahrzeug Fuhrungsfahrzeug Krad Krankentransportwagen Allrad Katastrophenschutz Anhanger mit Material einer mobile Sanitatsstation Anhanger Ersatzstromerzeuger Fernsprechbauwagen Trinkwasseraufbereitungsanlage Kleintransporter mit Anhanger Trinkwassercontainer Trinkwasserbehalter Feldkuchen Anhanger Kuchencontainer nur teilweise vorhanden Instandsetzungscontainer nur teilweise vorhanden Fur den Einsatz wurden die zentral vorgehaltenen Fahrzeuge der Hilfszugabteilung durch Fahrzeuge der DRK Kreisverbande erganzt insbesondere fur den Personaltransport Material im Lager einer Hilfszugabteilung Decken Schlafsacke Feldbetten Etagenbetten Zelte verschiedener Grosse Zeltheizgerate Notbekleidung fur Betroffene Sanitatsmaterial Hygienematerial Betreuungsausstattung Kuchenausstattung Trinkwasseraufbereitungsanlagen Pflegeausstattung mit 30 Pflegebetten und Pflegebedarf technisches Gerat wie Stromerzeuger BeleuchtungsmaterialLiteratur BearbeitenCh Brodesser Der Hilfszug des Deutschen Roten Kreuzes In Hanno Peter Hrsg Der Betreuungseinsatz Grundlagen und Praxis 2 Auflage Stumpf amp Kossendey Edewecht 2001 ISBN 3 93 275036 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title DRK Hilfszug amp oldid 205059299