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Cystin ist eine chemische Verbindung Es handelt sich um ein Disulfid das aus zwei Molekulen der proteinogenen a Aminosaure Cystein durch Oxidation ihrer Sulfhydrylgruppen SH entsteht StrukturformelStrukturformel von naturlichem L CystinAllgemeinesName CystinAndere Namen R R Cystin L Cystin IUPAC 2R 2 R 3 3 Dithiobis 2 amino propansaure CYSTINE INCI 1 Summenformel C6H12N2O4S2Kurzbeschreibung weisses Pulver mit schwachem Eigengeruch 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 56 89 3 L Cystin EG Nummer 200 296 3ECHA InfoCard 100 000 270PubChem 67678ChemSpider 60997DrugBank DB00138Wikidata Q408626ArzneistoffangabenATC Code V06DDWirkstoffklasse AminosaureEigenschaftenMolare Masse 240 30 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 667 g cm 3 3 Schmelzpunkt 260 261 C Zersetzung 4 pKS Wert 1 4 Loslichkeit sehr schlecht in Wasser 190 mg l 1 bei 20 C 4 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung 3 keine GHS PiktogrammeH und P Satze H keine H SatzeP keine P Satze 3 Toxikologische Daten 25000 mg kg 1 LD50 Ratte oral 4 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen L Cystin Synonym R R Cystin ist das naturlich vorkommende Enantiomer Gemeinhin ist L Cystin gemeint wenn der Ausdruck Cystin ohne Deskriptor gebraucht wird Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und naturliches Vorkommen 2 Isomerie 3 Herstellung und Gewinnung 4 Verwendung 5 Bedeutung im Friseurhandwerk 6 Handelsnamen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntdeckung und naturliches Vorkommen Bearbeiten nbsp Haare sind aus Keratin aufgebaut dessen Proteine bis zu 17 L Cystein enthalten das Disulfidbrucken aus bil den kann Gemalde von Sophie Gengembre Anderson 1823 1903 Madchen mit langem Haar Das naturlich vorkommende Cystin wurde 1810 von William Hyde Wollaston als cystic oxide in Blasensteinen entdeckt erst 74 Jahre spater das monomere Cystein Die schwefelhaltige Aminosaure findet sich in hoher Konzentration peptidisch gebunden auch in den Zellen des Immunsystems der Haut und insbesondere den Haaren So enthalten Keratine die Faserproteine der Hornsubstanz von Haaren Borsten oder Federn etwa 11 L Cystin 5 Es entsteht durch Ausbildung von Disulfidbrucken zwischen L Cystein Seitenketten in verschiedenen Proteinabschnitten Je starker ihre Faserkomponenten damit quervernetzt werden desto steifer werden die Keratinfasern Das gebundene Cystin wird hier aus den im Polypeptid gebundenen Cystein Bausteinen gebildet nicht durch Einbau von freiem Cystin Daneben kommen auch Nierensteine vor die aus L Cystin bestehen Es besteht keine nahere Verwandtschaft zu den giftigen Microcystinen ausser dass diese als cyclische Oligopeptide aus Aminosauren aufgebaut sind Isomerie BearbeitenCystin ist chiral da es zwei Stereozentren enthalt Nur ein Enantiomer das L Cystin Synonym R R Cystin kommt naturlich vor Dessen Spiegelbild D Cystin Synonym S S Cystin besitzt ebenso wie das dritte Stereoisomer das meso Cystin keine praktische Bedeutung Isomere von CystinName L Cystin D Cystin meso CystinAndere Namen R R Cystin Cystin S S Cystin Cystin R S Cystin S R CystinStrukturformel nbsp nbsp nbsp CAS Nummer 56 89 3 349 46 2 6020 39 9923 32 0 DL EG Nummer 200 296 3 206 486 2213 094 5 DL ECHA Infocard 100 000 270 100 005 897100 011 904 DL PubChem 67678 6857538 6991966595 DL FL Nummer 17 006 Wikidata Q408626 Q27116494 Q27282385Q27102343 DL Herstellung und Gewinnung BearbeitenMeist wird L Cystin fur die Verwendung in der Lebensmittelindustrie heute fermentativ hergestellt Hierbei kommen genetisch modifizierte Bakterien vom Typ Escherichia coli zum Einsatz Das von den Mikroorganismen gebildete L Cystin kann anschliessend aufgereinigt und kristallisiert werden Da lediglich die Bakterienstamme nicht aber deren Nahrsubstrat gentechnisch modifiziert wurden und keine modifizierte DNA mehr im Produkt verbleibt wird das gewonnene L Cystin nicht als gentechnisch verandert eingestuft Ein zweiter Herstellungsprozess ist die saure Hydrolyse keratinhaltiger Proteine wie Geflugelfedern Haare und Hufe Hierbei erhalt man nach der Neutralisation ein Proteinhydrolysat das aus den etwa 20 proteinogenen a Aminosauren besteht Daraus lasst sich eine L Cystin und L Tyrosin reiche Fraktion leicht durch Abtrennung der gut wasserloslichen Aminosauren gewinnen da L Cystin und L Tyrosin sich nur wenig in Wasser losen Bis heute wird L Cystin nach dieser einfachen Trennmethode kommerziell gewonnen 6 Verwendung BearbeitenDie elektrochemische Reduktion von L Cystin ein Disulfid liefert L Cystein ein Thiol Aus L Cystin werden zahlreiche Arzneistoffe im industriellen Massstab hergestellt z B R S Carboxymethylcystein und R N Acetylcystein Cystin kann ebenso wie Cystein E920 in der Mehl Behandlung eingesetzt werden Beide Aminosauren verandern die Eigenschaften des Klebers in Weizenmehlteigen Wahrend Cystin die Kleberstruktur festigt die Teige also weniger dehnbar macht lockert Cystein die Kleberstruktur und macht die Teige dadurch dehnbarer Bedeutung im Friseurhandwerk BearbeitenDie reversible Umwandlung von Cystin in Cystein und zuruck ist Grundlage des im Friseurhandwerk als Dauerwelle bekannten Verfahrens glattes Haar durch chemische Behandlung des Haarkeratins in gewelltes zu uberfuhren Durch Reduktion mit Thioglykolsaure werden dabei die fur die mechanische Festigkeit der Haare verantwortlichen Cystinbindungen im Haarkeratin aufgebrochen woraufhin das so erweichte Haar mittels Lockenwickler in die gewunschte Form gebracht werden kann Durch anschliessende Oxidation mit Wasserstoffperoxid werden schliesslich die fur die Stabilitat sorgenden Disulfidbindungen des Haars aus den reduzierten Sulfhydrylgruppen wiederhergestellt so dass das Haar auch nach Entfernung der Lockenwickler seine vorgegebene Form beibehalt Umgekehrt kann dieses Verfahren aber auch zur chemischen Haarglattung mit Hilfe sogenannter Relaxer eingesetzt werden Handelsnamen BearbeitenKombinationspraparatePantogar A Pantovigar D Priorin A D Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Zystin Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu CYSTINE in der CosIng Datenbank der EU Kommission abgerufen am 12 Dezember 2021 Datenblatt R Cystin bei Merck abgerufen am 6 Dezember 2018 a b c Eintrag zu Cystin in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 18 November 2022 JavaScript erforderlich a b c d Eintrag zu Cystine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM abgerufen am 9 August 2016 Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 67678 Hans Dieter Jakubke und Hans Jeschkeit Aminosauren Peptide Proteine Verlag Chemie Weinheim 1982 ISBN 3 527 25892 2 Yoshiharu Izumi Ichiro Chibata und Tamio Itoh Herstellung und Verwendung von Aminosauren Angewandte Chemie 90 1978 187 194 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cystin amp oldid 228088785