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Der Codex Palatinus germanicus 142 ist eine spatmittelalterliche Handschrift der ehemaligen Bibliotheca Palatina in Heidelberg Die Handschrift gehort zu den Codices Palatini germanici den deutschsprachigen Handschriften der Palatina die seit 1816 in der Universitatsbibliothek Heidelberg aufbewahrt werden Signatur der UB Heidelberg und gangige fachwissenschaftliche Bezeichnung ist Cod Pal germ 142 Kurzform Cpg 142 Cod Pal germ 142 Blatt 10v Pontus und Sidonia Der Konig von Britannien empfangt die Kinder und entscheidet uber ihre ZukunftDer Codex wurde im Auftrag Margarethes von Savoyen um 1475 von der Werkstatt des Ludwig Henfflin angefertigt vermutlich in Stuttgart Die Bilderhandschrift enthalt den zeitgenossisch popularen hofischen Roman Pontus und Sidonia in einer deutschen Ubertragung der um 1400 entstandenen franzosischen Textvorlage Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Miniaturen 2 Herkunft 3 Inhalte 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenBeschreibung Bearbeiten nbsp Cod Pal germ 142 Blatt 14v Pontus und Sidonia Sidonia empfangt Pontus zum ersten Mal nbsp Cod Pal germ 142 Blatt 28r Pontus und Sidonia Pontus hilft dem Konig von Britannien im Schlachtgetummel nbsp Cod Pal germ 142 Blatt 40v Pontus und Sidonia Pontus beauftragt den Zwerg die Einladung zu seinem Turnier zu verbreiten nbsp Cod Pal germ 142 Blatt 93r Pontus und Sidonia Der verkleidete Pontus gibt sich Sidonia zu erkennenDer Codex ist eine Papierhandschrift mit 140 Blattern 1 Die Foliierung des 17 Jahrhunderts zahlt die mit Text beschriebenen Blatter 1 135 durch die Zahlung der Blatter 63 66 und 67 135 wurde nachtraglich korrigiert Die Blatter 1 und 2 sind mit moderner Zahlung versehen ebenso die Blatter 136 138 Die auffallige Verschmutzung der Blatter 44v Lagen ende und 45r Lagenbeginn konnte darauf hindeuten dass der Codex langere Zeit nicht gebunden war Die Blattgrosse der Handschrift betragt 30 1 21 cm dabei ist ein Schriftraum von 20 5 21 5 13 14 cm beschrieben mit 30 bis 35 Zeilen pro Seite Schriftform ist eine Bastarda von einer Hand dem Schreiber D der Werkstatt Henfflin der auch Schreiber von Cod Pal germ 152 war Die Bilduberschriften sind in roter Farbe ausgefuhrt rote Lombarden ziehen sich uber drei bis neun Zeilen daruber hinaus schmucken zahlreiche Cadellen tintenfarben und rot die Handschrift Auf Blatt 93r ist eine Kustode erhalten 9 Die Handschrift insgesamt ist beginnendem Tintenfrass ausgesetzt Der Pergamenteinband wurde in Rom im 17 Jahrhundert erganzt Miniaturen Bearbeiten Die Handschrift ist mit 131 kolorierten Federzeichnungen auf den 135 Text Blattern reich illustriert die Miniaturen sind mit einfachen Rahmungen in verschiedenen Farben versehen und nehmen jeweils zwischen einem Drittel und der Halfte einer Seite ein Zeichner ist der erstmals von Hans Wegener 1927 so benannte Zeichner A der Werkstatt Henfflin der Wegener folgend mit wenigen Ausnahmen auch Zeichner aller anderen Bilder in den Handschriften der Werkstatt war 2 Wegener beurteilt die Illustrationen des Zeichners A generell als recht unbedeutend und kritisiert die affektlose Ruhe der Bilder als steife und leere Eleganz 3 Fur Cod Pal germ 142 erkennt er aber eine tiefer und reicher gegliederte Landschafts Darstellung als in den anderen Werken 4 Die neuere Forschung des 20 und 21 Jahrhunderts hebt dagegen den unterhaltenden Charakter der Bildfolgen und die Anschaulichkeit der Darstellungen aus der Werkstatt Henfflin hervor sieht auch das Bemuhen um Perspektive gegenuber fruheren elsassischen Illustratoren und betont die Richtigkeit der Proportionen bei der Figurendarstellung Nur die Mimik wird als weitgehend ausdruckslos bezeichnet haufig zeigen die Gesichter eine nicht zum Text passende Frohlichkeit 5 Allerdings beabsichtigte der Zeichner offensichtlich auch gar nicht mit seinen Darstellungen besondere Emotionen uber den Text hinaus zu vertiefen sein Interesse liegt in der Handlung nicht in ihrer psychologischen Motivierung 6 Besonderheit der Zeichnungen ist deren moderner narrativer Charakter und der Detailreichtum der Darstellungen Der Illustrator der Werkstatt Henfflin entwarf fur die unterschiedlichen literarischen Werke jeweils Illustrationszyklen und bediente sich vielfach des Kunstgriffs der simultanen Illustration indem er aufeinander folgende Situationen einer Geschichte in einer einzigen Darstellung parallel abbildete 7 Herkunft BearbeitenDie Handschrift wurde um 1475 von der Werkstatt des Ludwig Henfflin angefertigt wahrscheinlich in Stuttgart 8 Die Schreibsprache ist niederalemannisch mit schwabischen Formen Auftraggeberin war Margarethe von Savoyen 1420 1479 die in dritter Ehe mit Ulrich V 1413 1480 Graf von Wurttemberg Stuttgart verheiratet war Das einzige Kind aus ihrer zweiten Ehe mit dem pfalzischen Kurfursten Ludwig IV 1424 1449 Kurfurst Philipp von der Pfalz 1448 1508 erbte die Handschrift nach Margaretes Tod 1479 Damit gelangte die Handschrift aus Stuttgart nach Heidelberg und wurde spater Teil der Bibliotheca Palatina Vermutlich entspricht Cod Pal germ 142 einer Handschrift die bei der Katalogisierung der alteren Schlossbibliothek 1556 59 verzeichnet wurde mit dem Katalogeintrag Pontus auf Papir geschrieben mit schonen aussgestrichnen figuren 1 2 12 9 bei der Katalogisierung 1581 ist der der Codex dann im Katalog der Heiliggeistbibliothek verzeichnet mit dem Eintrag Ritter Pontus geschriben papir figuren bretter rott leder bucklen 10 Auf Blatt 1r wurde im 16 Jahrhundert als Bibliothekstitel Pontus oberhalb des Schriftraums eingetragen Die Inhaltsangabe auf dem Vorderspiegel ist ein Eintrag des Bibliothekars Hermann Finke aus dem 20 Jahrhundert am unteren Rand des Vorderspiegels ist ein kleines Inventarschild der UB Heidelberg aus dem 19 oder vom Anfang des 20 Jahrhunderts eingeklebt Wie die anderen Handschriften der kurfurstlich pfalzischen Bibliotheken kam der Codex nach der Eroberung der Kurpfalz im Dreissigjahrigen Krieg 1622 nach Rom in den Besitz der Vatikanischen Bibliothek und wurde mit den anderen deutschsprachigen Bestanden der Palatina im Rahmen der Regelungen wahrend des Wiener Kongresses erst 1816 nach Heidelberg zuruckgefuhrt 11 Inhalte BearbeitenEinziger Inhalt des Codex ist Pontus und Sidonia ein spatmittelalterlicher Hofischer Roman der auf den um die Wende zum 15 Jahrhundert in Frankreich entstandenen Prosa Roman Ponthus et la belle Sidoyne zuruckgeht 12 Der Titelheld Pontus ist ein Konigssohn aus dem Konigreich Galicien dieses wurde von den Mauren erobert und Pontus verschlagt es mit anderen Kindern des galicischen Adels in das Konigreich Britannia Bretagne Nach abenteuerlichen Bewahrungsproben gelingt es dem idealtypischen Ritter gegen viele Widerstande die britannische Konigstochter Sidonia zu heiraten und schliesslich sein Konigreich zuruckzuerobern 13 Die Heidelberger Handschrift Cod Pal germ 142 ist die Bearbeitung einer anonymen Ubersetzung ins Fruhneuhochdeutsche Fassung B geht also nicht auf die popularere vielfach nachgedruckte Ubersetzung Eleonores von Osterreich zuruck Fassung A 14 Allerdings ist die Textredaktion durch die Werkstatt Henfflin in so eigenstandiger Weise erfolgt dass zwar die Abhangigkeit des Textes von der Fassung B erkennbar blieb dass aber eigentlich eine Neufassung vorliegt bei der sich als Ziel der Redaktion insgesamt erkennen lasst dass der Text stark gestrafft wird v a durch Entfernung von Namenslisten und rhetorischen Wiederholungen Variationen und dass er kleinteiliger gegliedert wird durch den planvoll strukturierenden Einsatz der Illustrationen Das Werk wirkt dadurch insgesamt moderner starker auf den Ablauf der Handlung ausgerichtet 15 Siehe auch BearbeitenListe der Codices Palatini germanici 100 199Literatur BearbeitenKarin Zimmermann Cod Pal germ 142 Pontus und Sidonia In Karin Zimmermann Bearb unter Mitwirkung von Sonja Glauch Matthias Miller Armin Schlechter Die Codices Palatini germanici in der Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 1 181 Kataloge der Universitatsbibliothek Heidelberg Band 6 Reichert Verlag Wiesbaden 2003 ISBN 978 3 89500 152 9 S 313 314 Digitalisat Altere Kataloge Karl Bartsch Pontus und Sidonia Pal germ 142 In Karl Bartsch Die altdeutschen Handschriften der Universitats Bibliothek in Heidelberg Katalog der Handschriften der Universitatsbibliothek in Heidelberg Band 1 Verlag von Gustav Koester Heidelberg 1887 Nr 84 S 35 Digitalisat Hans Wegener Pontus und Sidonia pal germ 142 In Hans Wegener Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder Handschriften des spaten Mittelalters in der Heidelberger Universitats Bibliothek Verlagsbuchhandlung J J Weber Leipzig 1927 S 81 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cod Pal germ 142 Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Cod Pal germ 142 Digitalisat der Handschrift Webprasenz der Universitatsbibliothek Heidelberg Cpg 142 im Handschriftencensus Ulrike Spyra Maria Effinger Cod Pal germ 142 Pontus und Sidonia Uberblick und Auswahl Bibliografie Webprasenz der Universitatsbibliothek Heidelberg 09 2008 Anmerkungen Bearbeiten Die Angaben in diesem Abschnitt und den Unterabschnitten folgen wenn nicht anders vermerkt der Beschreibung von Karin Zimmermann Cod Pal germ 142 In Die Codices Palatini germanici in der Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 1 181 Wiesbaden 2003 S 313 Digitalisat abgerufen 12 April 2020 Hans Wegener Die Werkstatt des Ludwig Hennflin Beschreibendes Verzeichnis Leipzig 1927 S 71 Digitalisat abgerufen 15 April 2020 Ausfuhrlich zu den Illustrationen Henrike Lahnemann Pontus und Sidonia Literarhistorische Einfuhrung und Beschreibung der Handschrift Cpg 142 Online PDF Manuscripta Mediaevalia abgerufen 17 April 2020 Teil von Pontus und Sidonia Farbmikrofiche Edition der Handschrift Heidelberg Universitatsbibliothek Cod Pal germ 142 Codices illuminati medii aevi 52 Edition Helga Lengenfelder Munchen 1999 ISBN 3 89219 052 6 Abschnitt Die Illustrationen S 21 25 bei Lahnemann auch vollstandiges Verzeichnis der Bilduberschriften Transkriptionen S 32 38 Hans Wegener Beschreibendes Verzeichnis Leipzig 1927 S 75 76 Digitalisat abgerufen 15 April 2020 Hans Wegener Pontus und Sidonia In Beschreibendes Verzeichnis Leipzig 1927 S 81 Digitalisat abgerufen 15 April 2020 Ulrike Spyra Maria Effinger Schwabische Werkstatt des Ludwig Henfflin UB Heidelberg 03 2012 abgerufen 15 April 2020 Henrike Lahnemann Pontus und Sidonia Literarhistorische Einfuhrung und Beschreibung der Handschrift Cpg 142 Online PDF Manuscripta Mediaevalia Teil von Pontus und Sidonia Farbmikrofiche Edition der Handschrift Heidelberg Universitatsbibliothek Cod Pal germ 142 Codices illuminati medii aevi 52 Edition Helga Lengenfelder Munchen 1999 ISBN 3 89219 052 6 S 22 Ulrike Spyra Maria Effinger Cod Pal germ 16 18 Dreibandige Bibel AT deutsch UB Heidelberg 03 2012 abgerufen 15 April 2020 Die Angaben in diesem Abschnitt folgen wenn nicht anders vermerkt der Beschreibung von Karin Zimmermann Cod Pal germ 142 In Die Codices Palatini germanici in der Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 1 181 Wiesbaden 2003 S 313 Digitalisat abgerufen 12 April 2020 Cod Pal lat 1937 Blatt 81r Digitalisat der Katalogseite UB Heidelberg abgerufen 15 April 2020 Cod Pal lat 1951 S 58 Digitalisat der Katalogseite UB Heidelberg abgerufen 15 April 2020 Historischer Uberblick auf der Website der UB Heidelberg Die Bibliotheca Palatina Schicksale einer weltberuhmten Bibliothek abgerufen 15 April 2020 Ausfuhrliche Darstellung mit weiterfuhrenden Hinweisen von Karin Zimmermann in Die Codices Palatini germanici in der Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 1 181 Wiesbaden 2003 Einleitung S XI XXVIII Digitalisat abgerufen 11 April 2020 Die Angaben in diesem Abschnitt folgen wenn nicht anders vermerkt der Beschreibung von Karin Zimmermann Cod Pal germ 142 In Die Codices Palatini germanici in der Universitatsbibliothek Heidelberg Cod Pal germ 1 181 Wiesbaden 2003 S 314 Digitalisat abgerufen 12 April 2020 Kurzuberblick bei Spyra Effinger Cod Pal germ 142 Pontus und Sidonia Abschnitt Der Inhalt Webprasenz der Universitatsbibliothek Heidelberg 09 2008 abgerufen 15 April 2020 Der Inhalt aller Fassungen sowohl im Franzosischen als auch in den Ubersetzungen ist weitgehend gleich einen ausfuhrlichen Inhaltsuberblick gibt Henrike Lahnemann Pontus und Sidonia Literarhistorische Einfuhrung und Beschreibung der Handschrift Cpg 142 Online PDF Manuscripta Mediaevalia abgerufen 15 April 2020 Teil von Pontus und Sidonia Farbmikrofiche Edition der Handschrift Heidelberg Universitatsbibliothek Cod Pal germ 142 Codices illuminati medii aevi 52 Edition Helga Lengenfelder Munchen 1999 ISBN 3 89219 052 6 S 7 9 Zum Text vgl Xenja von Ertzdorff Pontus und Sidonia Fassung B In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon Band 7 Verlag De Gruyter Berlin New York 1989 2010 VL2 Sp 780 782 Henrike Lahnemann Pontus und Sidonia Literarhistorische Einfuhrung und Beschreibung der Handschrift Cpg 142 Online PDF Manuscripta Mediaevalia Teil von Pontus und Sidonia Farbmikrofiche Edition der Handschrift Heidelberg Universitatsbibliothek Cod Pal germ 142 Codices illuminati medii aevi 52 Edition Helga Lengenfelder Munchen 1999 ISBN 3 89219 052 6 S 13 20 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Palatinus germanicus 142 amp oldid 199918900