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Christian Friedrich Andreas Rohns 28 Januar 1787 in Lodersleben Kurfurstentum Sachsen 25 Februar 1853 in Gottingen war ein deutscher Steinhauer Maurermeister und Bauunternehmer 1 in Gottingen Inhaltsverzeichnis 1 Rezeption und Forschungsstand 2 Leben und Werk 3 Privates 4 Ehrungen 5 Literatur chronologisch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseRezeption und Forschungsstand BearbeitenDer ab 1812 bis 1853 in der Universitatsstadt Gottingen wirkende Rohns wurde in der alteren Literatur wegen stadtbildpragender Bauten fur die Stadt fast so hoch eingeschatzt wie Karl Friedrich Schinkel in Berlin Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe oder Leo von Klenze in Munchen 2 Er galt also als genialer und erfolgreicher Architekt Allerdings hatte Rohns keinerlei akademische Bildung genossen 3 und es konnte sein entwerferischer Anteil fur die Aula der Universitat die Sternwarte die Anatomie das Rohnssche Badehaus und andere reprasentative Bauten nie archivalisch nachgewiesen werden Erst 2014 entdeckte der Bauhistoriker Jens Reiche dass Rohns Zeit seines Lebens das blieb als das er in Gottingen begann ein uberaus mutiger Entreprenneur der es verstand sich mit gewagten Unternehmungen an die Spitze der lokalen Bauwirtschaft zu setzen 3 Seine Starke lag darin sich gleichsam ein Chamaleon den unterschiedlichen Entwurfen anzupassen 4 Diese Forschungsmeinung hat sich unterdessen etabliert Als Architekt ist er jedoch nicht zu bezeichnen vielmehr ist er Inhaber eines grossen Baugeschaftes 5 Leben und Werk BearbeitenChristian Friedrich Andreas Rohns entstammte einer Maurer sowie Steinhauerfamilie er war Sohn des Steinhauers und Maurermeisters Johann Carl Rohns und dessen Ehefrau Marie Christine Berger 1 Er erlernte zunachst den Beruf des Leinenwebers Anschliessend ergriff er jedoch den Beruf des Steinmetzhandwerks und bildete sich zielstrebig autodidaktisch weiter Die ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er in Halberstadt wo er seinen ersten stillgelegten Sandsteinbruch erwarb nbsp Rohnssches Badehaus Albaniplatz 3 Nachbau von 1973 6 Foto 2013 Der Gottinger Universitatsbaumeister Oppermann zog ihn 1811 nach Gottingen Als Geselle wirkte er an der Fertigstellung der Sternwarte mit Der Bauunternehmer Johann Christian Linne beschaftigte ihn als Polier 7 und ubergab dem jungen Meister Rohns bald sein Unternehmen Nach kurzer Zeit erwarb er Steinbruche am Hainberg 1811 1 und in Gross Lengden 1814 8 den sein alterer Bruder Gottlieb als Maurermeister leitete So etablierte sich Rohns zunachst als erfolgreicher Materiallieferant fur den Strassen und Hausbau Erganzt wurde dies durch den Bau einer Ziegelei an der Herzberger Landstrasse 8 sowie eine Tierknochen verarbeitende Knochenmuhle in der auch ein Sagewerk zur Bearbeitung von Bauholz betrieben wurde 5 9 Alles dies formte ein rasch expandierendes Bauunternehmen das zu den grossten Baufirmen Deutschlands seiner Zeit wurde 8 In Gottingen war er der grosste Arbeitgeber 10 In der Zeit um 1830 beschaftigte Rohns bis zu 400 meist aus den umliegenden Dorfern stammende Arbeiter 8 Auch am Eisenbahnbau war Rohns beteiligt so ubernahm er die Ausfuhrung fur die Strecken Kassel Karlshafen und Gottingen Dransfeld Dransfelder Rampe wo sein Unternehmen Brucken Unterfuhrungen Wasserdurchlaufe und Warterhauser errichtete 5 Schon 1820 erweiterte er seine wirtschaftlichen Aktivitaten durch den Bau eines eigenen Badehauses vor dem Albanitor eines der ersten Warmbader Deutschlands in dem medizinische und Reinigungsbader verabfolgt wurden 8 Ab 1851 unternahm Rohns mit seinem Sohn aufwandige Bohrungen nach Salzquellen in Grone westlich von Gottingen die erst 1853 in 462 m Tiefe gefunden wurden und 1854 zur Grundung der heute noch produzierenden Saline seit 1863 Saline Luisenhall fuhrten 5 Die von Rohns Bauunternehmen errichteten klassizistischen Bauten pragten das Stadtbild Gottingens wobei er von dem langjahrigen Gottinger Burgermeister Konrad Julius Hieronymus Tuckermann gefordert wurde In Gottingen existieren ganze Strassenzuge die von Rohns bebaut wurden Darunter war der nach dem Abriss des Barfusserklosters ab 1822 entstandene Neue Markt heute Wilhelmsplatz dessen Platzrander drei von Rohns Bauunternehmen errichtete Bauten saumen Justizkanzlei 1822 1824 Ball und Konzerthaus 1822 1823 spater Alte Mensa 11 12 sowie Aula der Universitat 1835 1837 Als Bauunternehmer arbeitete Rohn vor allem nach Entwurfen der Architekten Justus Heinrich Muller Otto Prael und Christian Adolf Vogell daneben auch von Karl Otfried Muller 13 nbsp Ehemalige Gaststatte Rohns Rohnsterrassen 16 2011 Besonders mit seinem Namen verbunden sind in Gottingen zwei Bauten Zunachst das 1819 1820 in den ostlichen Wallanlagen in der Nahe der Albanikirche entstandene sogenannte Rohnssche Badehaus dessen originelle Gestalt auf einem zwolfeckigen Grundriss wohl auf den Archaologen Karl Otfried Muller zuruckgeht 14 15 Rohns selbst wohnte auch in dem Badehaus bzw einem Anbau Das zweite bedeutende Rohns Gebaude entstand 1828 1830 als eines der beliebtesten Gartenlokale des 19 Jahrhunderts in Gottingen Es war ein dann als Rohns bezeichnetes palastartiges Gasthaus 13 auf einem vorspringende Plateaus des Hainbergs hoch uber dem heutigen Ostviertel mit attraktivem Ausblick uber die Stadt 16 Das Rohns wurde sein grosster wirtschaftlicher Erfolg 8 und von ihm bis 1847 8 als Volksgarten mit romantischen Grotten Teichen Brunnen und Pavillons sowie einer Natursteinmauer erweitert und ausgestaltet 8 Rohns Aufforstungsmassnahmen auf diesem Areal waren das Vorbild fur die spatere Aufforstung des bis dahin verkarsteten Hainbergs in den Jahren von 1871 bis 1893 durch Gottingens Oberburgermeister Georg Merkel Nach Rohns Tod musste das Gartenlokal Rohns im Zuge des Niedergangs des Unternehmens an die Gottinger Brauerei verkauft werden 1968 wurde der Gebaudekomplex von der Volkswagen Stiftung erworben und in Gastewohnungen fur die Georg August Universitat umgebaut 16 Rohns und sein Steinmetzbetrieb schufen 1812 1843 ebenfalls zahlreiche Gottinger Grabmale die signiert sind 17 In dankbarer Erinnerung blieb den Gottingern auch Rohns soziales Engagement da er seine Arbeiter durch Weiterbeschaftigung vor der Winterarbeitslosigkeit schutzte So liess er zur Vermeidung von Entlassungen 1844 1847 eine 8 000 Taler kostende Mauer um den Volksgarten seiner Gaststatte Rohns errichten 8 nbsp Rohns Grabmal auf dem Albani Friedhof 2023 1847 trat Rohns Sohn der Maurermeister und Geologe Johann Philipp Rohns 1818 1860 als Teilhaber in die vaterliche Firma ein 5 1853 starb Christian Friedrich Andreas Rohns unerwartet Einer der grossten Trauerzuge den Gottingen je gesehen hat 18 soll den Bauunternehmer zu seiner Grabstatte auf dem Albani Friedhof begleitet haben Sein Grabstein ist dort bis heute erhalten 19 1861 liessen die enormen Kosten der Salzbohrungen in Grone die vom Sohn fortgefuhrte Firma bei einer Schuldensumme von uber 58 000 Reichstalern in Konkurs gehen 1863 erfolgte die Zwangsversteigerung 1865 ubernahm der aus Teltow stammende Maurermeister Friedrich Krafft 1834 1897 das Geschaft 5 Privates BearbeitenChristian Friedrich Andreas Rohns war seit 1814 verheiratet mit Charlotte Catharine Rauschenplat 25 Mai 1785 16 August 1838 Tochter des Universitats Uhrmachers Johann Friedrich Rauschenplat und der Ilse Catharine Germann Das Grabmal von Charlotte Catharine Rauschenplat befindet sich auf dem Albani Friedhof neben dem jungeren Grabmal des Ehemanns Das Paar hatte vier Kinder 1 Ehrungen Bearbeiten1842 Verleihung des Ehrentitels Koniglicher Baukommissar 4 7 1864 Benennung des Rohnswegs 20 1895 1876 21 Errichtung des sogenannten Rohns Obelisk als Stiftung der Stadt Gottingen 22 23 am Rande des Albani Friedhofs und in Sichtweite des Rohnsschen Badehauses 1970 Benennung der Rohnsterrassen am Ort seiner ehemaligen Gaststatte 20 mit Bus Endhaltestelle Rohns Anbringung einer Gottinger Gedenktafel am Rohns Herzberger Landstrasse 113 24 Literatur chronologisch BearbeitenHermann Benseler Christian Friedrich Andreas Rohns koniglicher Bau Commissar ein Lebensbild nach einem Vortrage im Gottinger Geschichts Verein gehalten Hofer Gottingen 1900 Heinrich Ahlbrecht Christian Friedrich Andreas Rohns und sein Werk Ein Lebens und Charakterbild In Neues Gottinger Jahrbuch ZDB ID 556955 2 Band 4 1933 1934 S 13 32 Gernot Rath Christian Friedrich Rohns und die Balneologie seiner Zeit In Gottinger Jahrbuch Bd 13 1965 S 151 159 Gunther Meinhardt Christian Friedrich Andreas Rohns 1787 1853 Ein Lebensbild des grossen Gottinger Baumeisters Verlag Gottinger Tageblatt Gottingen 1975 Heimatkundliche Schriftenreihe fur Sudhannover ZDB ID 543637 0 Band 2 Jan Volker Wilhelm Das Baugeschaft und die Stadt Stadtplanung Grundstucksgeschafte und Bautatigkeit in Gottingen 1861 1924 Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 24 Dissertation unter dem Titel Bodenhandel Bautatigkeit und Stadtentwicklung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 3 525 85425 0 Digitalisat auf books google de abgerufen am 2 April 2023 S 33 58 Anm 113 123 Gerhard Eckhardt Wo man einst gern eingekehrt Vergangene Gottinger Gaststatten Eckhardt Gottingen 2007 Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 Thomas Appel Gottinger Kunstlerlexikon Maler Grafiker Bildhauer Architekten vom 14 Jahrhundert bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2022 ISBN 978 3 86395 504 5 Digitalisat auf library oapen org 13 31 MB abgerufen am 1 April 2023 S 472 475 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christian Friedrich Andreas Rohns Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 1830 Gasthaus Rohns wird eroffnet auf stadtarchiv goettingen deEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Thomas Appel Gottinger Kunstlerlexikon Maler Grafiker Bildhauer Architekten vom 14 Jahrhundert bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2022 ISBN 978 3 86395 504 5 S 472 475 hier S 472 Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 127 a b Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 131 a b Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 141 a b c d e f Thomas Appel Gottinger Kunstlerlexikon Maler Grafiker Bildhauer Architekten vom 14 Jahrhundert bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2022 ISBN 978 3 86395 504 5 S 472 475 hier S 474 Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 128 a b Jan Volker Wilhelm Das Baugeschaft und die Stadt Stadtplanung Grundstucksgeschafte und Bautatigkeit in Gottingen 1861 1924 Studien zur Geschichte der Stadt Gottingen Band 24 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2006 ISBN 978 3 525 85425 9 S 33 a b c d e f g h i Thomas Appel Gottinger Kunstlerlexikon Maler Grafiker Bildhauer Architekten vom 14 Jahrhundert bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Universitatsverlag Gottingen Gottingen 2022 ISBN 978 3 86395 504 5 S 472 475 hier S 473 Gunther Meinhardt Christian Friedrich Andreas Rohns 1787 1853 Ein Lebensbild des grossen Gottinger Baumeisters Verlag Gottinger Tageblatt Gottingen 1975 Heimatkundliche Schriftenreihe fur Sudhannover Bd 2 S 40 ff Gunther Meinhardt Christian Friedrich Andreas Rohns 1787 1853 Ein Lebensbild des grossen Gottinger Baumeisters Verlag Gottinger Tageblatt Gottingen 1975 Heimatkundliche Schriftenreihe fur Sudhannover Bd 2 S 53 Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 139 Bettina Kratz Ritter Die alte Mensa am Wilhelmsplatz Geschichtstrachtiges Tagungshaus Hrsg Die Prasidentin der Universitat Gottingen Redaktion Regina Lange Gottingen o J 2016 ohne ISBN Digitalisat auf publicus info abgerufen am 2 April 2023 S 5 ff a b Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 140 Jens Reiche Christian Friedrich Andreas Rohns ein Gottinger Baumeister des Klassizismus In Gottinger Jahrbuch Bd 62 2014 S 127 142 hier S 130 136 und 140 f Gernot Rath Christian Friedrich Rohns und die Balneologie seiner Zeit In Gottinger Jahrbuch Bd 13 1965 S 151 159 a b Sven Schreivogel 50 Jahre Rohnsterrassen ein geschichtstrachtiges Fleckchen Gottingen In goettinger tageblatt de 22 November 2022 abgerufen am 1 April 2023 Jurgen Doring Gottinger Grabmaler in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts In Gottinger Jahrbuch Bd 33 1985 S 89 177 hier S 91 ff Gunther Meinhardt Christian Friedrich Andreas Rohns 1787 1853 Ein Lebensbild des grossen Gottinger Baumeisters Verlag Gottinger Tageblatt Gottingen 1975 Heimatkundliche Schriftenreihe fur Sudhannover Band 2 S 64 Jurgen Doring Grabmaler in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts in Gottingen In Gottinger Jahrbuch 33 1985 S 89 177 hier S 153 Kat 72 a b Gerd Tamke Rainer Driever Gottinger Strassennamen 3 neu uberarbeitete wesentlich erweiterte Auflage Gottingen 2012 Veroffentlichung des Stadtarchivs Gottingen 2 Digitalisat auf stadtarchiv goettingen de PDF ohne Seitenzahlung abgerufen am 1 April 2023 PDF Seite 180 Jurgen Doring Grabmaler des 18 Jahrhunderts in Gottingen In Gottinger Jahrbuch 32 1984 S 99 206 hier S 198 Das Rohns Denkmal besteht aus einem alteren Grabstein des 18 Jahrhunderts vom Albanifriedhof der wiederverwendet und umgearbeitet wurde Horst Michling Gottinger Bau Chronik 10 In Gottinger Monatsblatter Beilage zum Gottinger Tageblatt Dezember 1983 S 25 27 hier S 27 Rohns Gedenkstein In denkmale goettingen de Stadt Gottingen Fachdienst Kultur abgerufen am 2 April 2023 Siegfried Schutz Walter Nissen Gottinger Gedenktafeln Ein biografischer Wegweiser Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2016 ISBN 978 3 525 30081 7 Digitalisat auf books google de abgerufen am 2 April 2023 S 188 ff Normdaten Person GND 1035125080 lobid OGND AKS LCCN no2003045296 VIAF 26752355 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rohns Christian Friedrich AndreasKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Bauunternehmer in GottingenGEBURTSDATUM 28 Januar 1787GEBURTSORT LoderslebenSTERBEDATUM 25 Februar 1853STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Friedrich Andreas Rohns amp oldid 233581011