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Charles Louis Marie Lanrezac 31 Juli 1852 in Pointe a Pitre Guadeloupe 18 Januar 1925 in Neuilly sur Seine war ein franzosischer General im Ersten Weltkrieg Er gilt als eines der grossten Fuhrungstalente des franzosischen Militars zu Anfang des 20 Jahrhunderts und neben Joffre Foch Castelnau Nivelle und Mangin als prominenter Vertreter des extremen Offensivdenkens das die franzosische Kriegfuhrung bis 1917 beherrschte General Charles Lanrezac Inhaltsverzeichnis 1 Karriere 2 Teilnahme am Ersten Weltkrieg 2 1 Einleitung und Zusammenhange 2 2 Lanrezac und der Plan XVII 2 3 Teilnahme am Krieg 2 3 1 Aufmarsch der 5 Armee 2 3 2 Namur und Charleroi 2 3 3 Guise St Quentin 2 4 Erfolg und Entlassung 2 5 Nach der Ablosung vom Kommando 3 Rehabilitation und Ruckblick 4 Literatur 5 WeblinksKarriere BearbeitenLanrezac besuchte die Militarschule Saint Cyr ab 1869 knapp ein Jahr und kampfte sodann vom 14 August 1870 an im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 als Sous lieutenant der Infanterie Dabei zeichnete er sich als hervorragender Truppenfuhrer aus Am 14 August 1870 wurde er zum Lieutenant am 21 Februar 1876 zum Capitaine befordert Er graduierte an der Ecole de Guerre Kriegsschule 1879 und erhielt sein Stabsoffizierspatent Danach bekleidete Lanrezac verschiedene Stabs und Befehlshaberpositionen bspw diente er im 113e regiment d infanterie und absolvierte ein Praktikum im Stab einer Kolonialbrigade in Tunesien Des Weiteren lehrte er ab 1905 an der Ecole de Guerre in der Zeit als unter dem Einfluss von Maillard Langlois und Bonnal die neue franzosische Strategie und Taktiklehre entstand Zu deren Forderung trug Lanrezac selbst eine Studie des Fruhlingsfeldzugs Napoleons von 1813 La Manœuvre de Lutzen bei Seinen Aufstieg und sein wachsendes Ansehen in der franzosischen Generalitat verdankte er jedoch mehr seinen personlichen Qualitaten in der Truppenfuhrung als der Anerkennung von ihm abgefasster militartheoretischer Traktate Er wurde 1902 zum Colonel 1906 zum General de brigade und 1911 zum General de division befordert 1912 erhielt er den dritten Generalsstern General de corps d armee und avancierte zum Kommandanten des XI Korps in Nantes Im April 1914 folgte er sodann General Gallieni als Mitglied des Grossen Kriegsrates Conseil superieur de la guerre nach und wurde als kunftiger Befehlshaber der im Kriegsfall aufzustellenden 5 Armee eingesetzt Im Kriegsrat war er im Alter von reichlich 61 Jahren der Junior Teilnahme am Ersten Weltkrieg BearbeitenEinleitung und Zusammenhange Bearbeiten In der Position als Befehlshaber der 5 Armee gelangte Lanrezac am Vorabend des Beginns des Ersten Weltkrieges wie sein Vorganger Gallieni bald zu der Auffassung dass die 5 Armee die auf dem linken Flugel der geplanten franzosischen Kampflinie auf den Hohen von Sedan und den belgischen Ardennen stehen sollte dem Gewicht eines heftigen durch Sudbelgien kommenden deutschen Angriffstosses allein ausgesetzt sein wurde Schlieffen Plan Er favorisierte daher eine defensivere Ausrichtung der Armeen als der Oberstkommandierende General Joffre und die Mitglieder des Generalstabs Diese dachten anders und griffen 1913 die unter Leitung des spateren Oberstkommandierenden General Foch ausgearbeitete Offensivstrategie Plan XVII auf Lanrezac und der Plan XVII Bearbeiten Nach Plan XVII hatte der Aufmarsch der franzosischen Armee im Kriegsfall auf offensive Aktionen hin ausgerichtet zu erfolgen So sollte der sudliche Armeeflugel nacheinander die nach dem Krieg 1870 71 von Deutschland annektierten Gebiete Elsass und Lothringen zuruck erobern und der nordliche Armeeflugel entweder uber die sudlichen Ardennen in das Deutsche Reich einfallen oder den Deutschen in Luxemburg und Belgien begegnen Dies entsprach den neueren Lehren der franzosischen Strategie und Taktikdoktrin die um 1910 entstanden war und von einer damals jungeren Schule von Generalstablern verfochten wurde Er fusste auf der Vorstellung vom mystischen elan vital der naturlich veranlagt bewirken sollte dass der franzosische Soldat emphatischer kampfe als der deutsche Die Vertreter dieser Schule lehnten dabei die neuen neo napoleonischen Theorien der Generation Lanrezacs ab Dieser und seine Mitstreiter waren in militartheoretischer Auswertung des 1813 er und 1814 er Feldzuge Napoleons zu der Erkenntnis gelangt dass dem Eindringling nicht zwangslaufig mit der Generaloffensive zuvorgekommen werden musse Vielmehr konne dem mit lokalen Offensivvorstossen gegen die einzelnen vordringenden Feindkrafte begegnet werden Strategie der sogenannten defensiven Offensive Die Vertreter der neueren Schule wandten dagegen die Erkenntnisse des Deutsch Franzosischen Krieges von 1870 71 ein und wollten moglichst die Kampfe von franzosischem auf feindliches Territorium verlegt wissen Dem entsprach die Neigung die Defensive als Kriegsstrategie nahezu vollig abzulehnen Dem darauf fussenden Plan XVII zufolge sollte das Heil Frankreichs in einem Krieg mit Deutschland zunachst in einer sofortigen und allgemeinen Offensive in Lothringen und den Ardennen gesucht werden Teilnahme am Krieg Bearbeiten Lanrezac sollte eines der ersten Bauernopfer der anfanglichen schweren Niederlagen der Entente Truppen im beginnenden Ersten Weltkrieg werden Aufmarsch der 5 Armee Bearbeiten Als dieser ausbrach wurde die Aufstellung der 5 Armee vom Oberkommando durchgefuhrt wie sie im Plan XVII vorgesehen war und ohne die Anderungen welche Lanrezacs Ansicht nach erforderlich gewesen waren Er sah namlich dass es in Friedenszeiten nicht in Frage kam auch nur anzudeuten dass Frankreich die Neutralitat des Konigreich Belgien eigenmachtig verletzen konnte um sich einem deutschen Einfall zu widersetzen Eine solche Operation konnte folglich nur mit dem Einverstandnis der belgischen Regierung sogar nur uber ihren formellen Anruf unternommen werden Weiterhin war seiner Ansicht nach bedenklich dass die Verstarkung seiner Armee im Westen nur durch eine Streitmacht der verbundeten Briten vorgesehen war Die britische Regierung behielt sich aber das Recht vor nur in letzter Minute eine Militarintervention auf dem Kontinent zu beschliessen Das alles wurde eine koordinierte Vorbereitung und rechtzeitige Ausrichtung der Armeen als Reaktion auf deutsche Truppenbewegungen unmoglich machen Weiter hielt er die Plankalkulation eines deutschen Angriffs ausschliesslich auf Sedan gerichtet fur zu einfach und unwahrscheinlich Wurden die deutschen doch auf das Hindernis des bewaldeten und gebirgigen Massivs der Ardennen stossen welches sie dann auf zwei denkbaren Wegen namlich entweder unmittelbar oberhalb der Ardennen auf Sedan zu stossend oder noch nordlicher dem Flusslauf der Maas folgend gegen Namur operierend umgehen konnten Im Plan XVII war jedoch nur die erste Variante unterstellt worden Er schilderte Joffre seine Kritik an der Stationierung seiner Armee in einem Schreiben vom 31 Juli 1914 also unmittelbar vor Kriegsausbruch detailliert in mehreren Planmanovern Die Missachtung dieser Bedenken erschien in der Theorie und im Frieden aber nachvollziehbar versprach der Plan doch auch ohne Berucksichtigung der auf dem aussersten linken Flugel isoliert positionierten V Armee Erfolg zu zeitigen Denn der V Armee stand als einziger laut Plan XVII keine direkte Bedrohung von deutscher Seite gegenuber Zudem beachtete man Lanrezacs Bedenken hinsichtlich der eingeschlagenen Offensiv Strategie nicht da man sie seiner Vorliebe fur die defensive Offensive zuschrieb Schliesslich hatte er diese immer gelehrt und nachdrucklich vertreten Namur und Charleroi Bearbeiten Das Grosse Hauptquartier der franzosischen Armee begann den Feldzug 1914 also mit Vorurteilen uber die Haltung Lanrezacs Zwar akzeptierte Joffre im August die Tatsache dass die 5 Armee in der furchtbaren Gefahr der Umklammerung durch die anruckende Deutsche 1 und 2 Armee schwebte Da hatte er jedoch bereits Massnahmen angeordnet um sie in Richtung Namur und Charleroi zu verschieben Selbst dann allerdings gestand der Oberstkommandierende nicht zu oder Lanrezac sich in dieser Sache selbst nicht ein dass der grossere Teil des deutschen Heeresflugels bereits westlich der Maas stand Die Schlachten von Charleroi und Mons wurden daher unter den aussichtslosesten Bedingungen begonnen Zudem liessen sich Lanrezacs Untergebene erfasst vom Offensiv Gedanken am 22 August im fur militarische Offensivoperationen ungunstigen Gewirr der Vororte und Bergarbeitersiedlungen rings um Charleroi in eine Schlacht verwickeln Dies geschah obwohl Lanrezac sie offiziell angewiesen hatte sich auf das Halten der offenen Hohen sudlich der Sambre zu beschranken Erschwerend kam noch hinzu dass die taktischen Verbindungen zu den Briten auf der linken Flanke nicht die besten waren und der Kommandant der britischen Expeditionsarmee Field Marshal Sir John French gegen Lanrezac und umgekehrt personliche Aversionen hegte Unter solchen Umstanden konnten Missverstandnisse zwischen den franzosischen Truppenbefehlshabern dem entfernten Grossen Hauptquartier und den Briten wahrend des folgenden unerwarteten und muhsamen Ruckzugs des linken Flugels der Verbundeten kaum vermieden oder schnell geklart werden Jedoch gelang es Lanrezac unterstutzt von seinem Stabschef General Hely d Oissel seine Armee organisiert zuruckzufuhren und so Ordnung und Moral schnell wiederherzustellen Das sollte sich auszahlen als er die Offensive in der Schlacht von Guise St Quentin ohne fremde Hilfe unternehmen musste Guise St Quentin Bearbeiten Joffre liess Lanrezac ausrichten dass dessen 5 entweder von der franzosischen 4 Armee zu seiner Rechten oder von den Briten dem I Korps auf der linken Seite unterstutzt wurde Doch jegliche Hilfe blieb aus Zum einen hatte Sir Douglas Haig der Befehlshaber des britischen Korps seine Unterstutzung zugesagt musste die Zusage aber dann auf Weisung Frenchs vor der Schlacht zurucknehmen Die 4 Armee wiederum war selber in schwere Kampfe mit der Deutschen 2 und 3 Armee verwickelt Lanrezac selbst hatte sich zuvor heftig geweigert den Anweisungen Joffres gemass den neuerlichen Angriff auf die deutsche 1 und 2 Armee zur Entlastung des linken Frontflugels zu befehlen Seine Truppe war schliesslich in wahren Gewaltmarschen aus Belgien in den Ruckzugsraum nordnordostlich von Paris gefuhrt worden und dementsprechend erschopft Am Vormittag des 29 August 1914 besuchte Joffre Lanrezac deshalb in dessen Hauptquartier Er spielte mit dem Gedanken Lanrezac ob dessen Weigerung seines Postens zu entheben Nun gab er ihm personlich und kategorisch den Befehl zum Angriff Lanrezac folgte Der dann eintretende Erfolg der Lanrezac schen Armee diente von vornherein einzig dem Zeitgewinn zur Aufstellung einer weiteren franzosischen der 6 Armee westlich von Paris und konnte daruber hinaus in der gegebenen Situation nicht ausgenutzt werden So wurde die Schlacht schliesslich abgebrochen und der Ruckzug in Richtung Reims und Troyes wieder aufgenommen was einer taktischen Niederlage gleichkam Aufgewogen wurde das allerdings durch zweierlei Zum ersten liess die Ruckwartsbewegung den Oberbefehlshaber der deutschen 1 Armee Generaloberst von Kluck unvorsichtig werden Dessen ubereiltes und eigenmachtiges Nachsetzen um Lanrezacs exponierte 5 Armee einzuschliessen war namlich nicht nur vergebens sondern entfernte ihn so sehr von der ostlich von Reims stehenden deutschen 2 Armee dass seine Verbindung zum Rest der deutschen Front schliesslich ganzlich abriss Dies wiederum sollte den alliierten Gegenschlag in der bevorstehenden Schlacht an der Marne strategisch ermoglichen Zum zweiten wurde die Paris am nachsten stehende deutsche 1 Armee vom Kampf um und moglichen Einmarsch in die franzosische Hauptstadt abgelenkt Erfolg und Entlassung Bearbeiten Mit diesen strategischen Erfolgen trugen Lanrezac und seine 5 Armee entscheidend und wesentlich mehr als die legendar gewordene Beschlagnahme der Pariser Taxis durch General Gallieni dazu bei dass der deutsche Vormarsch in der Schlacht an der Marne gestoppt werden konnte Dessen ungeachtet hatte General Joffre entschieden zur Starkung der Moral der Truppe und der gesamten Nation eine Anzahl von Generalen die eine Rolle in den Grenzschlachten gespielt hatten zu entlassen Einer davon war Lanrezac der am 3 September durch einen seiner vormaligen Korpskommandanten General Franchet d Esperey ersetzt wurde Nach der Ablosung vom Kommando Bearbeiten Lanrezac diente bis zum Ende des Krieges als Generalinspekteur fur die Infanterieausbildung und demissionierte nach dem Erreichen der Altersgrenze Ein neues Kommando das ihm 1917 angeboten wurde lehnte er ab Rehabilitation und Ruckblick BearbeitenNach dem Krieg veroffentlichte General Lanrezac eine kurze Abhandlung uber die Charleroi Kampagne und den Ruckzug der 5 Armee Le Plan de Campagne Francais et le Premier Mois de la Guerre Sie enthalt ausser seiner personlichen Rechtfertigung und einem scharfen Angriff auf Joffre auch wichtiges dokumentarisches Material fur die allgemeine Geschichte des Feldzugs von 1914 Seine offizielle Rehabilitation begann mit der Verleihung des Grossoffizierkreuzes der Legion d honneur am 3 Juli 1917 1923 folgte die Auszeichnung mit dem belgischen Croix de guerre in ausdrucklicher Anerkennung seiner Leistungen vom August 1914 Am 29 August 1924 verlieh Marschall Petain ihm das Grosskreuz der Ehrenlegion Charles Louis Lanrezac verstarb am 18 Januar 1925 in Neuilly sur Seine Er wurde auf eigenen Wunsch hin ohne militarische Ehren beigesetzt Seine Grabstatte befindet sich im Caveau des Gouverneurs der Cathedrale Saint Louis des Invalides in Paris Literatur BearbeitenCharles Lanrezac Le Plan de Campagne Francais et le Premier Mois de la Guerre Paris 1929 Fernand Engerand Lanrezac Paris Bossard 1926 Artikel Lanrezac Charles In Encyclopaedia Britannica 2006 Sebastian Haffner Generale Anatomie der Marneschlacht TV DokumentarspielWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Charles Lanrezac Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien https www cheminsdememoire gouv fr fr charles lanrezac Literatur von und uber Charles Lanrezac im SUDOC Katalog Verbund franzosischer Universitatsbibliotheken Normdaten Person GND 1047635674 lobid OGND AKS LCCN no2014128181 VIAF 83992402 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lanrezac CharlesALTERNATIVNAMEN Lanrezac Charles Louis Marie wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG franzosischer General im Ersten WeltkriegGEBURTSDATUM 31 Juli 1852GEBURTSORT Pointe a Pitre GuadeloupeSTERBEDATUM 18 Januar 1925STERBEORT Neuilly sur Seine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charles Lanrezac amp oldid 237678733