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Das Land und Marstallgericht allgemein kurz Marstallgericht genannt und im Volksmund als Bauerrecht oder Burrecht bekannt war ein Lubecker Gericht Das ursprungliche Burrecht im Jahre 1552Das 1669 errichtete Burrecht Ausschnitt aus einer Radierung von Johann Marcus David 1797 Das Burrecht in seinem letzten Zustand 1840 Neues Burrecht Zustand 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Zustandigkeit und Organisation 2 Geschichte 3 Tagungsort 4 Burrecht 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseZustandigkeit und Organisation BearbeitenDas Marstallgericht war ein erstinstanzliches Gericht dessen Zustandigkeitsbereich das Lubecker Territorium ausserhalb der Torzingel aber innerhalb der Landwehr war In zivilrechtlichen Angelegenheiten entsprachen seine Kompetenzen vollstandig denen des Niedergerichts bei Ehrdelikten und Strafsachen eingeschrankt da es nicht befugt war mit Korperstrafen oder Todesstrafen zu ahndende Vergehen zu verhandeln diese waren dem Lubecker Niedergericht vorbehalten Die Richter des Marstallgerichts waren die Marstallherren wobei es sich stets um den neunten und den zehnten Ratsherren der Ratshierarchie handelte die auch fur die Verwaltung des Gebiets innerhalb der Landwehr zustandig waren Die Parteien eines Rechtsstreits mussten grundsatzlich personlich vor Gericht erscheinen eine Vertretung durch sogenannte Prokuratoren war nur ausnahmsweise und mit Genehmigung zulassig Geschichte BearbeitenDas Marstallgericht bestand ab einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt des Mittelalters Bis ins ausgehende 15 Jahrhundert waren die Herren des Marstalls nur die Verhandlungsfuhrenden und bestimmten das Strafmass wahrend die Urteilsfindung zu diesem Zweck bestellten und vereidigten Bewohnern des Landgebiets oblag Danach waren die beiden Ratsherren die alleinigen Richtenden Das Marstallgericht bestand bis zur Annexion Lubecks durch das Kaiserreich Frankreich am 1 Januar 1811 wurde aber nicht umgehend aufgelost sondern tagte wie die ubrigen alten Lubecker Gerichte der ersten Instanz noch provisorisch fur einige Monate bis schliesslich im Juli die neuen juristischen Strukturen geschaffen waren Das nach dem Ende der Franzosenzeit 1813 neu eingerichtete Landgericht knupfte in Zustandigkeitsgebiet und Kompetenzen in vieler Hinsicht an das alte Marstallgericht an war mit ihm jedoch nicht identisch Tagungsort BearbeitenDas Marstallgericht tagte ursprunglich unter freiem Himmel auf dem Koberg Von einem nicht dokumentierten Zeitpunkt an mindestens aber seit 1552 stand den Richtern dort ein kleines Gebaude zur Verfugung In der Mitte des 18 Jahrhunderts wurden die Sitzungen in das Marstallgebaude verlegt wo sie bis zur Auflosung des Marstallgerichts 1811 abgehalten wurden Burrecht BearbeitenDas fur die Marstallherren auf dem Koberg errichtete nach dem dort tagenden Gericht als Burrecht bekannte Gebaude ist auf der Stadtansicht des Elias Diebel von 1552 zu erkennen Auf einem niedrigen zweistufigen Sockel befand sich ein Pavillon mit quadratischem Grundriss und Pyramidendach auf dessen Spitze sich eine Wetterfahne erhob 1696 wurde das baufallige Gerichtshauschen durch einen ahnlich gestalteten Neubau des Stadtbaumeisters Anton Petrini ersetzt und erhielt als neuen Dachschmuck eine Statue der Justitia die aber vermutlich entfernt wurde nachdem das Marstallgericht in der Mitte des 18 Jahrhunderts den beengten und wenig komfortablen Tagungsort aufgegeben hatte und fortan ausschliesslich im Marstallgebaude tagte Von 1758 an diente das Burrecht genannte ehemalige Gerichtshaus dem Verkauf von Kuhfleisch bei einer Renovierung im Jahre 1799 wurde das Pyramidendach durch ein geschweiftes Kuppeldach ersetzt In den folgenden Jahrzehnten verschlechterte sich der bauliche Zustand des Burrechts zunehmend 1835 wurde sein Abbruch angeregt und als ein Besuch des danischen Konigs Christian VIII im Sommer 1840 anstand schamte man sich des verfallenen Bauwerks so sehr dass die Burgerschaft seinen raschen Abriss beschloss der am 24 August erfolgte Im Zuge einer Neugestaltung des Kobergs in den 1990er Jahren wurde 1997 mit Forderung der Possehl Stiftung eine Neuinterpretation des Burrechts in Anlehnung an die historische Gerichtslaube zusammen mit einem Sod Brunnen nach einem Entwurf der Architekten Meyer amp Fleckenstein in Hamburg errichtet 1 Literatur BearbeitenAmt fur Denkmalpflege der Hansestadt Lubeck Hg Die Bau und Kunstdenkmaler der Hansestadt Lubeck Band I 2 Teil Verlag Schmidt Romhild Lubeck 1974 S 402 403 Ahasver von Brandt Alte Lubecker Gerichtsstatten in Paul Brockhaus Hg Der Wagen Band 1963 Verlag Schmidt Romhild Lubeck 1963 S 34 46 Martin Funk Die Lubischen Gerichte Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der Freien und Hansestadt Lubeck In ZRG Germ Abt I 26 1905 S 53 90 Digitalisat II 27 1906 S 61 91 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Burrecht Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag bei kunst luebeck de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marstallgericht amp oldid 171327697