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Der Rio Casiquiare ist der linke Quellfluss des Rio Negro der seinerseits der grosste linke Nebenfluss des Amazonas ist Zugleich verbindet er die Flusssysteme der wasserreichsten Flusse Sudamerikas Orinoco und Amazonas Sein Einzugsgebiet das fast ganz im sudlichen Venezuela liegt reicht im Norden bis in das Flussbett des Orinoco Vom Orinoco zweigt rund ein Funftel seines Wassers als Brazo Casiquiare Casiquiare Arm nach Suden ab Dies ist die grosste Flussbifurkation der Erde ihre Existenz ist bis etwa 1800 fur unmoglich gehalten worden und ihre Entstehung ist auch heute nur teilweise nachvollziehbar Rio Casiquiare Brazo CasiquiareBrazo Casiquiare im Flusssystem des AmazonasBrazo Casiquiare im Flusssystem des AmazonasDatenLage Venezuela VenezuelaFlusssystem AmazonasAbfluss uber Rio Negro Amazonas AtlantikUrsprung Abzweigung vom oberen Orinoco3 8 18 N 65 52 48 W 3 1383333333333 65 88 123Quellhohe ca 123 mZusammenfluss mit Rio Guainia bei San Carlos de Rio Negro zum Rio Negro2 001336221 67 11496353 80 Koordinaten 2 0 5 N 67 6 54 W 2 0 5 N 67 6 54 W 2 001336221 67 11496353 80Mundungshohe ca 80 mHohenunterschied ca 43 mSohlgefalle ca 0 12 Lange 354 kmEinzugsgebiet 42 300 km Abfluss am Pegel Solano 1 Lage 23 kmoberhalb der Mundung MNQMQMHQ 675 m s2387 m s3977 m sLinke Nebenflusse Rio Pamoni Rio Pasiba Rio Siapa Rio Pasimoni Rio YatuaBedeutendste Flussbifurkation weltweit Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf und Nebenflusse 2 Gewasserdaten 3 Entwicklung des Flussgebietes und der Bifurkation 4 Namensherkunft 5 Erforschung 6 Schifffahrtsweg 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseVerlauf und Nebenflusse BearbeitenIn der breiten aufsedimentierten Talebene des Orinoco bei Tamatama teilt sich der hier trage Strom zum einen in den etwa 90 m breiten Brazo Casiquiare der nach Suden abbiegt und zum anderen in den verbleibenden Hauptstrom des Orinoco der am Westfuss des Berglandes von Guayana zunachst weiter nach Westen spater nach Norden fliesst Der sich bald nahezu in Gegenrichtung durch den dichten tropischen Regenwald sudwestwarts windende Casiquiare Arm erreicht punktuell felsigen Untergrund und gewinnt durch mehrere grosse fast ausschliesslich linke Nebenflusse deutlich an Volumen und Fliessgeschwindigkeit Teilweise bildet er kleine Stromschnellen Die Verlaufsrichtung des Casiquiare wechselt oft besonders bei der Mundung der grosseren Nebenflusse schwenkt er kurz auf deren Tallinien ein Der grosste Nebenfluss ist der rund 440 Kilometer lange Rio Siapa dessen klares Wasser das Volumen des Rio Casiquiare mehr als verdoppelt Sein kaum erforschter Oberlauf entwassert ein grosses Hochplateau von dem er uber eine Kataraktstrecke herabkommt Er ist bekannt fur seinen grossen Reichtum an Fischarten aber auch an Kriebelmucken Der zweitgrosste Nebenfluss der Rio Pasimoni entwassert das Serra do Imeri Massiv mit dem Pico da Neblina der grenznahen hochsten Bergspitze Brasiliens 2994 m In einer Schwemmlandebene am westlichen Gebirgsfuss findet sich eine weitere Bifurkation die teils in den Rio Pasimoni teils direkt zum Rio Negro entwassert Ein weiterer grosser Nebenfluss ist der Rio Yatua Nachdem der Casiquiare die nordwestliche Richtung des Rio Pasimoni aufgenommen hat tieft er sich etwas in das umgebende flachwellige Hugelland ein und trifft bei San Carlos de Rio Negro auf den Rio Guainia der zugleich die Grenze nach Kolumbien bildet Der Casiquiare wandelt sich in seinem Verlauf von einem truben Weisswasserfluss zu einem Schwarzwasserfluss mit zunehmend saurem Wasser Der gleich grosse Rio Guainia ist dagegen ein typischer Schwarzwasserfluss ohne Aufsedimentierung Gewasserdaten BearbeitenUber Wasserfuhrung Lange Einzugsgebiet und Hohenlage des Flusses existieren wegen seiner verkehrsfernen Lage kaum gesicherte Daten die zudem teils widerspruchlich teils nicht schlussig sind Der Casiquiare zweigt je nach Schatzung bei Niedrigwasser zwischen einem Zehntel und einem Funftel und bei Hochwasser zwischen einem Viertel und einem Drittel der Wasserfuhrung des oberen Orinoco ab Angaben zur mittleren Wasserfuhrung an der Abzweigung schwanken zwischen 200 und 350 m s niedrigstes Monatsmittel 127 m s hochstes 680 m s Bis Solano nahe dem Zusammenfluss mit dem Rio Guainia ist die mittlere Wasserfuhrung auf nahezu das Zehnfache seit der Abzweigung vom Orinoco angewachsen Sie wird entweder 2101 m s 2 oder mit 2387 m s 1 angegeben Der Casiquiare hat damit am Beginn etwa die Grosse der Mosel und am Ende die Grosse des Niederrheins Der Rio Guainia der andere Quellfluss des Rio Negro hat am Zusammenfluss nahezu die gleiche Grosse wie der Rio Casiquiare 3 Bei ihrem Zusammenfluss haben beide Flusse eine Breite von etwa 500 Metern Die Langenangaben zum Casiquiare reichen von 300 km bis 410 km die Ausmessung von Satellitenbildern 2010 ergibt 354 km 4 Das Einzugsgebiet fur den nicht aus dem Orinoco stammenden Teil des Abflusses wird zumeist mit 42 300 km angegeben 5 Auch die Hohenangaben fur den Anfangs und den Endpunkt des Casiquiare differieren Fur die Abzweigung wird als Hohe 112 oder 123 Meter angegeben fur den Zusammenfluss zumeist eine Hohe von 91 Metern Eine gelegentlich postulierte Umkehrung der Fliessrichtung je nach Wasserstand scheidet bei dem Gesamtgefalle grundsatzlich aus dies ist allenfalls kleinraumig im Abzweigungsbereich denkbar Entwicklung des Flussgebietes und der Bifurkation BearbeitenDer Rio Casiquiare fliesst durch ein zur Rumpfflache eingeebnetes Hugelland aus Migmatiten und Quarziten des Erdaltertums das im Westen des mindestens 1 8 Milliarden Jahre alten Guayana Schildes liegt Dieser stellt den Nordteil eines Kratons dar der den altesten Kern des sudamerikanischen Kontinents bildet Dieser Schild wolbt sich seit Beginn des Tertiars gegenuber den Tieflandern von Amazonas und Orinoco auf und wird uberlagert von ebenfalls sehr alten und widerstandsfahigen Sandsteinen deren inselhafte Reste das Hugelland als markante Tafelberge uberragen 6 Das Hugelland entwasserte im Wesentlichen nach Nordwesten bis sich im Tertiar die Anden auffalteten und seitdem ihre Schwemmfacher ostwarts immer hoher gegen den Guayana Schild wachsen liessen Das Wasser beider Seiten sammelt sich nun im nach Norden fliessenden Orinoco Im Suden offnete unterdessen eine grabenartige Einsenkung dem Amazonas den Weg zum Atlantik und lasst auch das Gebiet des Rio Negro absinken 7 An dessen Nordrand und damit auch im Gebiet des Casiquiare wurden dadurch nach und nach die nach Westen oder Norden fliessenden Flusse nach Suden zum Rio Negro umgelenkt was besonders beim benachbarten Rio Guainia zu ungewohnlichen Mundungswinkeln der linken nordlichen Nebenflusse fuhrt Der obere Orinoco schneidet sich kaum noch in den Untergrund ein seine Sedimente lagern sich ab und fullen den flachen Talboden immer weiter auf Die Absenkung zum Amazonas hin half zusatzlich dass ein Teil des Orinoco Wassers schliesslich in sudlich benachbarte Talmulden uberlaufen konnte und diese nun ebenfalls mit Sedimenten auffullt 8 Dadurch werden die meisten Nebenflusse von den Ablagerungen des im oberen Teil schwebstoffreichen Rio Casiquiare vor ihren Mundungen seeartig zuruckgestaut ahnlich wie dies auch am Amazonas typisch ist Der Rio Casiquiare selbst weist eine weitere temporare Bifurkation auf die bei hohem Wasserstand Wasser in den Rio Conorichite abfliessen lasst Dieser setzt rechts des Casiquiare die Tallinie des Rio Siapa fort staut ebenfalls durch Aufsedimentierung seine Nebenflusse zuruck und mundet spater in den Rio Guiania den anderen Quellfluss des Rio Negro 9 Das sudliche Einzugsgebiet des oberen Orinoco wird so sukzessive zum Rio Negro hin ausgekippt In welcher Abfolge die Flussumlenkungen stattfanden die letztlich zum Verlauf des Casiquiare fuhrten ist noch Gegenstand der Forschung Namensherkunft BearbeitenDer Name des Casiquiare geht auf die am oberen Orinoco lebenden Ye kuana zuruck auch Makiritare etwa Bootsvolk genannt Der erste aus dem europaischen Kulturkreis der mit ihrer Kultur in Beruhrung kam war der jesuitische Missionar Manuel Roman der auf einer Bereisung des Orinoco im Jahr 1744 das verbindende Gewasser zum Amazonas entdeckte Fur dessen Namensgebung wandelte er in seinen Notizen die Bezeichnung Kashishiwari der Ye kuana fur einen mythischen Ur Fluss in die leichter aussprechbare Form Casiquiare ab 10 Erforschung Bearbeiten nbsp Karte des Gewassersystems um den Casiquiare von Alexander von HumboldtErste Kunde von der Flussverbindung scheint im Jahre 1535 Francisco de Orellana und im Jahre 1596 Walter Raleigh zugetragen worden zu sein 1639 berichtete der spanische Entdecker Cristobal Diatristan de Acuna von ihr Auch der gut 100 Jahre spatere Reisebericht von Pater Roman vorgetragen von La Condamine widersprach dem damals gangigen Postulat dass Flusse oberhalb ihrer Mundung ausschliesslich eine reine Baumstruktur hatten und stiess damit auf mitunter leidenschaftliche Ablehnung Bestatigt wurde die Flussverzweigung von einer spanischen Orinoco Expedition zur Grenzfestlegung im Jahre 1755 Letzte Zweifel konnten aber erst im Jahre 1801 von Alexander von Humboldt ausgeraumt werden der diese Teilung auf seiner Sudamerikareise kartografisch und in naturkundlichem Kontext erfasste 11 12 Genauere Kartierungen der Wasserwege fuhrte in den Jahren 1924 25 Alexander H Rice Harvard University erstmals auch mit Hilfe von Luftbildern durch Schifffahrtsweg BearbeitenAnders als Alexander von Humboldt es vermutet hatte entwickelte der Casiquiare keine Bedeutung als Schifffahrtsverbindung zwischen den Flussgebieten des Amazonas und des Orinoco Wechselnde Sandbanke und Felsbarren machen die Fahrt fur grossere Schiffe schwierig Seit dem Bau zweier grosser Staudammprojekte am Rio Madeira ist die Idee eines Binnenwasserweges vom Rio de la Plata uber die Flussbifurkationen im Norden und im Suden des Amazonasbeckens zum Orinoco zwar wieder aktueller geworden hierfur wird allerdings der Isthmus des Pimichin fur geeigneter gehalten eine niedrige Talwasserscheide in der Talung des ehemaligen zum Rio Guainia abgelenkten Oberlaufes des heute zum Guaviare und Orinoco fliessenden Atabapo Heute wird der Casiquiare verstarkt touristisch befahren wobei Kontakte mit dem indigenen Volk der Yanomamo im Vordergrund stehen Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten a b Ubersicht Abflussdaten nach MARN Memento vom 20 November 2011 im Internet Archive Daten nach GRDC Memento vom 18 Januar 2012 im Internet Archive Unter Einbeziehung der Einzugsgebiete und von Angaben zum Rio Negro gut 100 Kilometer unterhalb bei Cucui ergibt sich fur den Punkt des Zusammenflusses dass im einen Fall der Rio Guainia der etwas grossere Fluss ware und im anderen Fall der Rio Casiquiare google earth Dieser Wert halt genauer Uberprufung stand nicht jedoch die Angabe von 80 960 km fur die GRDC Messstation Solana Sie beruht offenbar auf einer fehlerhaften Zuordnung zum Orinoco System mit umgekehrt modellierter Fliessrichtung Das epikontinentale Amazonas Becken Institut fur Geographie der Universitat Innsbruck Naturraume Lateinamerikas Institut fur Geographie der Universitat Innsbruck Dies hat bereits Alexander v Humboldt angedeutet Uber die Verbindung zwischen dem Orinoko und dem Amazonenfluss Das Innere von Guiana ist so eben dass die kleinsten Ungleichheiten des Bodens den Lauf der Flusse daselbst bestimmen In Monatliche Correspondenz zur Beforderung der Erd und Himmels Kunde 26 Sept 1812 S 230 235 Ludwig Wagner Durch das wenig ausgepragte Bodengefall begunstigt treten Bifurcationen noch wiederholt auf so am Casiquiare selbst in Gestalt des ca 100 km langen Conorichite oder Itinivini welcher ungefahr in der Mitte der sudwestlich gerichteten Strecke des Casiquiare sich abzweigt und unter Maroa bei Guzman Blanco 284 m breit H in den Rio Negro mundet jedoch scheint diese Verbindung nur in der Regenzeit zu bestehen In Das Stromsystem des Orinoco Einunddreissigster Bericht der Oberhessischen Gesellschaft fur Natur und Heilkunde Giessen 1897 S 20 Alfredo Cedeno La fascinacion por los Yekwana Nicht mehr online verfugbar In haysalud com Archiviert vom Original am 30 November 2015 abgerufen am 29 November 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www haysalud com Alexander von Humboldt Durch das tropische Sudamerika Seite 147 ff PDF 112 MB Werner Stams Zeitlicher Verlauf von Alexander von Humboldts Amerikareise 1799 bis 1804 und die dabei entstandenen Karten und Ansichten zus m Marianne Stams posthum In Kartogr Nachrichten Vol 73 Nr 2 S A4 A15 Cham 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brazo Casiquiare amp oldid 235692660