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Sigwart Botho Philipp August zu Eulenburg Graf zu Eulenburg 10 Januar 1884 in Munchen 2 Juni 1915 in Jaslo war ein deutscher Komponist der Spatromantik Sigwart Graf zu Eulenburg 1884 1915 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Schulzeit 1 2 Studium und Promotion 1 3 Ausbildung bei Reger und Hochzeit 1 4 Orgelunterweisung durch Albert Schweitzer 1 5 Griechenlandreise und Oper Die Lieder des Euripides 1 6 Fronteinsatz und Tod 2 Beruhmte Verwandte 3 Verzeichnis der Werke 4 Veroffentlichte CDs 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenLeben Bearbeiten nbsp Gedenktafel im Schlosspark LiebenbergSigwart Graf zu Eulenburg war zweiter Sohn des Philipp zu Eulenburg 1847 1921 und der Augusta Freiin von Sandels 1853 1941 Der spatere Furst Philipp zu Eulenburg Hertefeld war ebenfalls kunstlerisch veranlagt und als Komponist Dichter und Literat tatig Er forderte die Begabung seines Sohnes mit Nachdruck sodass Sigwart zu Eulenburg auf dem vaterlichen Schloss Liebenberg in einer musisch gepragten Umgebung aufwuchs Kindheit und Schulzeit Bearbeiten nbsp Sigwart als JugendlicherBotho Sigwart eine Bezeichnung die er sich als Kunstlernamen in spateren Jahren selbst gab erhielt seine erste musikalische Ausbildung bei Graf Spork von 1891 bis 1894 Mit sieben Jahren begann er Lieder nach Gehor und eigener Komposition zu schreiben und entwickelte bald eine vollendete Gabe zur Improvisation auf dem Klavier 1895 bis 1898 wurde er durch Gound in Wien unterrichtet und lernte ab 1898 auf dem Gymnasium in Bunzlau Schlesien das Orgelspiel bei dem stadtischen Kantor Wagner sodass er bisweilen musikalische Gestaltung der Gottesdienste vornehmen durfte In dieser Zeit erschien von ihm eine erste Sammlung von Liedern die er zwolfjahrig verfasste wie auch eine im gleichen Alter verfasste Komposition fur Orchester die im Musikvereinssaal in Wien uraufgefuhrt wurde 1899 verliess er Bunzlau und kehrte nach Liebenberg zuruck um nach schulischem Privatunterricht durch den in Bayern bekannten Hans Mayr und Exkurs an das Luitpold Gymnasium in Munchen schliesslich sein Abitur am Friedrich Wilhelm Gymnasium in Berlin zu absolvieren Studium und Promotion Bearbeiten In Munchen studierte Eulenburg ab 1902 Geschichte und Philosophie Parallel vollzog er kontrapunktische Studien bei Professor Ludwig Thuille und Orchesterstudien beim Hofkapellmeister Hermann Zumpe Beide Lehrer verlor er durch deren fruhen Tod Botho Sigwart verbrachte die Semesterferien in seiner Heimat Liebenberg wahrend ihn seine Naturbegeisterung immer wieder auf Reisen fuhrte Auf Einladung von Cosima Wagner verbrachte er ausserdem einen Sommer in Bayreuth wo er Zugang zu allen Festspielproben erhielt Botho Sigwart promovierte mit einer Arbeit uber den Rothenburger Komponisten und Organisten Erasmus Widmann 1572 1634 und verbrachte dazu mehrere Monate in Rothenburg o d T bis er im Juli 1907 seine Studien als Dr phil endgultig abschloss Ausbildung bei Reger und Hochzeit BearbeitenEin Angebot als Kapellmeister in Colmar lehnte Eulenburg ab und nahm wieder Quartier im heimatlichen Liebenberg Er richtete sich das Lindenhaus im vaterlichen Park her um in Ruhe seinen kompositorischen Arbeiten nachgehen zu konnen Dennoch setzte er wochentlich sein insgesamt zweijahriges Studium bei Max Reger in Leipzig fort Er qualte sich mit der Arbeit an Fugen die ihm schon bei Widmann begegnet waren und schrieb dazu an seinen Paten und Mentor Cuno Graf Moltke Die Fuge ist zwar ein kunstlerisches Gebilde und man kann in der Fuge auch schone Musik schreiben aber sie ist doch eine rechte Sklaverei fur den Phantasiebegabten Menschen Sein Lehrer Reger der von den Fugen Botho Sigwarts dennoch sehr angetan war entgegnete auf diesen auch ihm vorgetragenen Einwand Wenn Sie 300 Fugen geschrieben haben werden wie ich dann werden sie sich in ihr frei bewegen konnen wie in jeder anderen Form nbsp Schloss Liebenberg Lindenhaus nbsp Helene Grafin zu Eulenburg geb Staegemann 1877 1923 In Leipzig hatte Botho Sigwart unterdessen die Kammersangerin Helene Staegemann 1877 1923 kennengelernt Sie war Tochter des Generalintendanten der stadtischen Theater in Leipzig Max Staegemann und dessen Frau der Violinistin Hildegard Kirchner Helenes Grossmutter Mathilde Staegemann stammte aus der bekannten Kunstlerfamilie Devrient und war Schwester der gefeierten Schauspieler Karl Emil und Eduard Devrient Helenes Bruder war der erfolgreiche Opernsanger und Schauspieler Waldemar Staegemann 1879 1958 Nach einer Gesangsausbildung bei ihrem Vater trat Helene Staegemann als arrivierte Kunstlerin in Berlin Wien und Prag auf und wurde als Konzertsopranistin gefeiert Sie galt als hervorragende Liedinterpretin Komponisten wie Carl Reinecke und Hans Pfitzner widmeten ihr eigene Liedkompositionen Sigwart und Helene heirateten am 21 September 1909 in Leipzig Orgelunterweisung durch Albert Schweitzer Bearbeiten Das junge Paar nahm Quartier im Weissen Hirsch in der Lorenzstrasse 4 in Dresden und war durch viele Engagements Helenes haufig unterwegs Auch in der Villa des seinerzeit beruhmten Arztes und Mazens Professor Dr Albert Neisser in Breslau trafen die beiden auf ein musikinteressiertes Publikum Dabei wurde Sigwarts Pate Cuno Graf Moltke Zeuge einer ungeplanten Gesangsdarbietung Botho Sigwarts Sein Patensohn war nicht als Sanger ausgebildet doch erzielte er offenbar eine so fundamentale Wirkung dass das Publikum schluchzte und die Gastgeber in Tranen aufgelost waren Moltke schrieb dazu spater Unmittelbar sprach die Seele zu einem Seine kompositorische Arbeit an der Orgel einem Instrument das Botho Sigwart seit jeher besonders schatzte vervollkommnete er im Jahre 1911 durch weitere Unterweisungen von Albert Schweitzer den er dazu langere Zeit in Strassburg aufsuchte Botho Sigwart widmete ihm ein grosses Orgelkonzert op 12 das bereits zur Auffuhrung in Strassburg angesetzt war was jedoch aufgrund der unerwarteten Erkrankung Albert Schweitzers unterblieb Griechenlandreise und Oper Die Lieder des Euripides Bearbeiten Ab Mai 1911 unternahmen Sigwart und Helene eine langere Griechenlandreise die sie zu den beruhmtesten Heiligtumern des Land fuhrte In der Bucht von Eleusis trafen die beiden auf den Standort der Villa des Euripides in Salamis und zeigten sich tief beeindruckt von der Akropolis von Athen Delphi und Sunion Seine Erfahrungen hielt Botho Sigwart in einem ausfuhrlichen Tagebuch fest das er nach seiner Ruckkehr umfassend musikalisch verarbeitete Das Melodram fur Orchester Hektors Bestattung nach Worten von Homers Ilias op 15 wurde mit grossem Erfolg im Leipziger Gewandhaus spater auch in Dresden und Leipzig aufgefuhrt und veranlasste Arthur Nikisch 1855 1922 Leiter des Leipziger Konservatoriums und Kapellmeister des Gewandhausorchesters bei Sigwart eine Symphonie fur Orchester zu bestellen Doch schon seit Jahren trug sich Botho Sigwart mit dem Gedanken an eine Oper So entstand das Werk Die Lieder des Euripides 1 auf deren Texte ihn bereits seinerzeit sein Lehrer Graf Sporck aufmerksam gemacht hatte Botho Sigwart zog sich dazu 1912 und 1913 fur einige Monate in die Einsamkeit des vaterlichen Besitzes Haus Hertefeld am Niederrhein zuruck Wahrend der Komposition trug er sich bereits mit dem Gedanken an eine weitere Oper wobei Gerhart Hauptmann die dichterischen Arbeiten vornehmen sollte Den Kontakt stellte erneut Sigwarts Pate Cuno Moltke her zu einer Umsetzung kam es indes nicht mehr Im Fruhjahr 1913 wurden Die Lieder des Euripides vom kgl Hoftheater in Stuttgart angenommen Nach mehr als eineinhalbjahriger Arbeit vollendete Botho Sigwart seine erste und einzige Opernpartitur unmittelbar vor der Geburt seines Sohnes Friedrich Max Donatus Philpp Sigwart am 19 Februar 1914 Friedel wurde im Juni 1914 in der Hauskapelle des elterlichen Schlosses Liebenberg getauft Fronteinsatz und Tod Bearbeiten Wenige Wochen spater zog Sigwart ursprunglich als nicht felddienstfahig eingestuft als Rekrut beim 2 Garde Ulanen Regiment in die Armee ein Wahrend seines Fronteinsatzes in Flandern und Frankreich stellte er im Winter 1914 die Klaviersonate op 19 Kriegssonate fertig Im April 1915 wurde seine Einheit nach Galizien verlegt Sigwart mittlerweile zum Leutnant und Kompaniefuhrer befordert erlitt am 9 Mai wahrend der Schlacht bei Gorlice Tarnow 2 bei einem Angriff seiner Einheit auf russische Stellungen bei Leki Galizien einen Lungendurchschuss Sigwart Graf zu Eulenburg starb am 2 Juni 1915 in einem Lazarett in Jaslo posthum wurde ihm das Eiserne Kreuz 1 Klasse verliehen Die Urauffuhrung seiner Oper erlebte er nicht mehr sie fand im Herbst 1915 am Hoftheater Stuttgart statt Sigwarts sterbliche Reste wurden nach Intervention seines Vaters uberfuhrt und im elterlichen Park in Liebenberg beigesetzt Sigwarts Witwe Helene uberlebte ihn um acht Jahre ihr einziger Sohn Friedrich gleichfalls musikalisch hochbegabt und bereits in jungen Jahren Kapellmeister starb gerade zweiundzwanzigjahrig im Jahr 1936 bei einer Wehrubung Beruhmte Verwandte BearbeitenSein Grossonkel war der Leiter der preussischen Ostasien Expedition und spatere Innenminister Friedrich zu Eulenburg seine Onkel zweiten Grades der Innenminister und preussische Ministerprasident 1892 1894 Botho zu Eulenburg sowie der Koniglich Preussische Oberhofmarschall und Hausminister August zu Eulenburg Die Widerstandskampferin Libertas Schulze Boysen die zeitweise auf Schloss Liebenberg aufwuchs war seine Nichte Verzeichnis der Werke Bearbeitenop 1 Vier Lieder mit Lautenbegleitung Heft 1 Hrsg teilweise in Kunstwart 2 3 1917 op 2 Vier Lieder mit Lautenbegleitung Heft 1 op 3 Vier Lieder mit Lautenbegleitung Heft 3 op 4 Funf Lieder fur hohe Stimme mit Klavierbegleitung op 5 Drei Lieder fur tiefe Stimme mit Klavierbegleitung op 6 Sonate E dur fur Violine und Klavier op 7 Vier Lieder fur hohe Stimme mit Klavierbegleitung Verlag Bote amp Bock Berlin op 8 Marienlieder Verlag Jonas Eckermann Berlin op 9 Vier Lieder fur Sopran mit Klavierbegleitung op 10 Drei gemischte Chore zu Dichtungen von Holderlin op 11 Melodien aus der Jenaer Liederhandschrift op 12 Symphonie C Dur fur Orgel und Orchester gewidmet Albert Schweitzer op 13 Streichquartett h moll op 14 Klaviersonate A Dur Weihnachtssonate fur Klavier 2 Satz hrsg Kunstwart 12 2 1916 op 15 Hektors Bestattung aus Homers Ilias 24 Gesang ubersetzt von J H Voss Rezitation mit begleitender Musik fur Orchester oder Pianoforte Digitalisat der Klavierausgabe Bayerische Staatsbibliothek Munchen op 16 Sonate Es dur fur Viola d amore und Klavier op 17 Vier Lieder fur Sopran mit Klavierbegleitung Text von Karl Woermann op 18 Ode an die Sappho von Grillparzer mit begleitender Musik fur Klavier Melodram op 19 Sonate D Dur Kriegssonate fur Klavier op 20 Die Lieder des Euripides Eine Mar aus Alt Hellas nach Texten von Ernst von Wildenbruch Oper Kommissionsverlag M Brockhaus Leipzig UA Konigliches Hoftheater Stuttgart 1915 Veroffentlichte CDs BearbeitenBotho Sigwart Edition vol II op 13 0p 19 CD im Pink Tontrager Verlag D 7219 Staufen 1999 Botho Sigwart zu Eulenburg op 6 op 7 op 14 op 18 CD im Parzival Verlag CH 4143 Dornach 1994 Streichquartett in H Dur op 13 Klaviersonate D Dur op 19 3 Literatur BearbeitenEmil Hollack Sigwart Graf zu Eulenburg Eine Erinnerung Als Handschrift gedruckt Teil I Im Selbstverlag Liebenberg 1918 Emil Hollack Sigwart Graf zu Eulenburg Eine Erinnerung Als Handschrift gedruckt Teil II Im Selbstverlag Liebenberg 1918 Sigwart Graf zu Eulenburg Erasmus Widmann Leben und Werk Dissertation 1907 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Botho Sigwart zu Eulenburg im Katalog der Deutschen NationalbibliothekFussnoten Bearbeiten posthume Besprechung in Neue Zeitschrift fur Musik 1916 Jahrgang 83 online Philipp zu Eulenburg Das Leben am Hofe Erlebnisse an deutschen und fremden Hofen Fussnote 9 Rezension Viel Handwerk wenig GeniusNormdaten Person GND 116604220 lobid OGND AKS LCCN no2016002593 VIAF 22132921 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Eulenburg Botho Sigwart zuALTERNATIVNAMEN Eulenburg Botho Sigwart Philipp August zu vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KomponistGEBURTSDATUM 10 Januar 1884GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 2 Juni 1915STERBEORT Jaslo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Botho Sigwart zu Eulenburg amp oldid 229524284