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Die Blattroller oder Blattwickler 1 Attelabidae sind eine Familie der Kafer sie gehoren zur Uberfamilie Curculionoidea Die Familie wird bei verschiedenen Autoren etwas unterschiedlich abgegrenzt einige Forscher betrachten die Unterfamilie Rhynchitinae als eigenstandige Familie Rhynchitidae Die Attelabidae umfassen weltweit etwa 2100 Arten Stand 2004 davon gehoren etwa die Halfte zu den Rhynchitinae 2 Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Tropen BlattrollerHaselblattroller Apoderus coryli SystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Kafer Coleoptera Unterordnung PolyphagaTeilordnung CucujiformiaUberfamilie CurculionoideaFamilie BlattrollerWissenschaftlicher NameAttelabidaeBillberg 1820Apoderus erythrogaster alter Blattwickel auf einem Robinienfiederblattchen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Okonomische Bedeutung 4 Systematik 4 1 Familie Attelabidae Blattroller 4 1 1 Unterfamilie Apoderinae 4 1 2 Unterfamilie Attelabinae 4 1 3 Unterfamilie Rhynchitinae 4 1 4 Aussereuropaische Arten Auswahl 5 Bildergalerie 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Kafer werden vier bis acht Millimeter lang Sie sehen den Russelkafern sehr ahnlich weil bei ihnen auch ein Rostrum Russel zu erkennen ist das allerdings kraftiger ausgepragt ist Die Fuhler sind nicht gekniet Die Beine sind kraftig entwickelt zum langsamen Schreiten Die Fusse sind funfgliedrig das vierte Glied jedoch oft nur undeutlich zu erkennen Die Fussunterseiten sind dicht behaart Typisch fur die Familie sind die viersegmentigen Maxillarpalpen bei den meisten anderen Curculionoidea sind sie ein oder zweisegmentig Die meisten Arten sind auffallend gefarbt aposematische Farbung oder Warntracht insbesondere viele Rhynchitinae sind auffallend metallisch glanzend Die Kafer wirken fast immer kahl dichter Haar oder Schuppenbesatz ist fast nie vorhanden Unverkennbar sind die Arten der Unterfamilie Apoderinae Bei ihnen sind am Kopf die Schlafen backenartig gerundet verlangert und der Kopf nach hinten hin halsformig abgeschnurt Lebensweise BearbeitenSowohl die Kafer als auch die Larven ernahren sich von Pflanzen phytophag Nahrungsbasis sind uberwiegend Blatter von Laubbaumen und Strauchern Besonders haufig werden die Rosaceae Fagaceae und Betulaceae genutzt aber es kommen auf eine Vielzahl anderer Pflanzenfamilien spezialisierte Arten vor Etwa zwei Drittel aller Arten sind monophag an einer einzigen Pflanzenart oder einer Gattung 2 Nur wenige Arten kommen an zahlreichen verschiedenen Pflanzenarten vor Die Kafer haben eine aussergewohnliche Brutfursorge entwickelt Das Weibchen schneidet Blatter so ein dass sich diese zusammenrollen In diese Rolle legt es ihre Eier damit sich die Larven geschutzt entwickeln konnen Einige Formen beissen das Blatt lediglich ab so dass es welkt und zu Boden sinkt Dieses Verhalten gilt als primitive Form aus dem sich das ausgefeilte Verhalten der Blattwickler entwickelt hat In der Unterfamilie Rhynchitinae kommen auch Arten vor die keine Blatter rollen oder falten Diese Arten leben meist in Fruchtanlagen oder Knospen Wenige Arten leben an krautigen Pflanzen in Mitteleuropa z B Auletobius sanguisorbae am Grossen Wiesenknopf Sehr wenige phylogenetisch ursprungliche Arten leben an Nadelholzern Das Verhalten der Blattroller wurde von vielen der fruhen Naturforscher bemerkt und beschrieben ausfuhrlich von Jean Henri Fabre z B beim Pappelblattroller Byctiscus populi 3 Der Kafer wahlt ein voll entfaltetes aber noch weiches Blatt aus Er frisst eine Nische in den Blattstiel die die meisten aber nicht alle Gefasse durchtrennt Das Blatt beginnt zu welken es hangt nun senkrecht nach unten Der Kafer wechselt auf die Blattoberseite und ergreift die Blattrander die er mit seinen kraftigen Klauen ergreift und nach innen einrollt Er halt das Blatt in der gerollten Position fest bis sich seine Form der neuen Lage angepasst hat Die nachste Lage des Wickels wird in entgegengesetzter Richtung bearbeitet um den bereits gerollten Teil zu sichern Ist die Rolle fertig presst der Kafer seinen Russel gegen den letzten Wickel bis dort aus dem Blatt klebriges Drusensekret austritt dass den Wickel fixiert Das Bearbeiten eines solchen zigarrenformigen Blattwickels dauert etwa 24 Stunden In jeden Wickel werden ein oder mehrere Eier abgelegt Die Begattung durch das Mannchen erfolgt wahrend des Rollvorgangs Die meisten Attelabinae wenden eine etwas andere Technik an Sie schneiden nicht den Blattstiel an sondern schneiden einen zur Mittelader senkrechten Schnitt durch den basalen Teil der Blattspreite Dadurch wird nicht das gesamte Blatt sondern nur dessen vorderer Teil in einen Wickel umgebaut Je nach Art wird nur eine Seite oder beide Seiten der Blattspreite eingeschnitten Einige Formen rollen Blatter ganz ohne sie vorher einzuschneiden Die Form und Gestalt der Blattwickel ist spezifisch verschieden 4 Bei den meisten Arten fallt der welke Blattwickel fruher oder spater ab und zu Boden Die Larve verpuppt sich dann meist in einer Puppenwiege im Erdreich Einige Attelabidae uberlassen das Blattrollen Verwandten Der nordamerikanische Diebsrussler thief weevil Pterocolus ovatus gehort zu diesen Kleptoparasiten Er sucht gerade fertiggestellte Blattwickel von Homoeolabus analis an Eichen oder Kastanien Anschliessend frisst er das Ei dieser Art und legt sein eigenes Ei in den Blattwickel ab Die Larve entwickelt sich anschliessend normal von der Blattsubstanz weiter 5 Attelabidae besitzen in der Regel nur eine Generation pro Jahr Nur von wenigen Arten wird eine zweite Generation berichtet Okonomische Bedeutung BearbeitenEinige Arten gelten zumindest lokal als land oder forstwirtschaftliche Schadlinge So gilt Rhynchites bacchus Unterfamilie Rhynchitinae als gefurchteter Schadling im Obstbau Systematik BearbeitenSiehe auch Abschnitt Attelabidae in der Liste der Russelkafer in Deutschland Die Familie Attelabidae gehort zu den ursprunglicheren Russelkafern mit geraden nicht geknieten Fuhlern Orthoceri Mogliche Schwestergruppen sind die Belidae oder die Brentidae Wahrend die meisten Taxonomen heute eine weite Abgrenzung der Familie unter Einschuss der Rhynchitinae bevorzugen 6 gibt es einige die die Rhynchitinae als eigenstandige Familie abtrennen 7 Molekulare Studien auf Basis homologer DNA Sequenzen haben die Gruppierung der Attelabinae mit den Rhynchitinae teils gestutzt teils aber auch andere Ergebnisse erzielt 8 Die Unterfamilie Apoderinae ist vermutlich nahe mit den Attelabinae verwandt Die naher mit den Rhynchitinae verwandte Unterfamilie Pterocolinae kommt nicht in Mitteleuropa vor In Mitteleuropa sind die Blattroller ohne Rhynchitinae mit nur zwei Gattungen und drei Arten vertreten im gesamten Europa sind es nur zwei Unterfamilien zwei Gattungen und sechs Arten 9 Die Attelabidae wurden fruher zur Familie der Russelkafer Curculionidae gezahlt Familie Attelabidae Blattroller Bearbeiten Unterfamilie Apoderinae Bearbeiten Haselblattroller Apoderus coryli Linnaeus 1758 Apoderus erythropterus Gmelin 1790 Unterfamilie Attelabinae Bearbeiten Eichenblattroller oder Eichenkugelrussler Attelabus nitens Scopoli 1763 Attelabus sulcifrons Argod 1895 Attelabus suturalis Jekel 1860 Attelabus variolosus Fabricius 1801 Unterfamilie Rhynchitinae Bearbeiten Auletobius sanguisorbae Schrank 1798 Byctiscus betulae Linnaeus 1758 Byctiscus populi Linnaeus 1758 Coenorhinus aeneovirens Marsham 1802 Rotbrauner Apfelfruchtstecher Coenorhinus aequatus Linnaeus 1767 Erdbeerstangelrussler Coenorhinus germanicus Herbst 1797 Coenorhinus interpunctatus Stephens 1831 Coenorhinus pauxillus Germar 1824 Deporaus betulae Linnaeus 1758 Deporaus mannerheimi Hummel 1823 Deporaus seminiger Reitter 1880 Deporaus tristis Fabricius 1794 Lasiorhynchites cavifrons Gyllenhal 1833 Lasiorhynchites coeruleocephalus Schaller 1783 Lasiorhynchites olivaceus Gyllenhal 1833 Lasiorhynchites praeustus Boheman 1845 Lasiorhynchites sericeus Herbst 1797 Mecorhis ungarica Herbst 1784 Rhynchites aethiops Bach 1854 Rhynchites auratus Scopoli 1763 Rhynchites bacchus Linnaeus 1758 Rhynchites coeruleus Degeer 1775 Rhynchites cribripennis Desbrochers 1868 Rhynchites cupreus Linnaeus 1758 Rhynchites giganteus Krynicki 1832 Rhynchites lenaeus Faust 1891 Rhynchites pubescens Fabricius 1775 Temnocerus longiceps Thomson 1888 Temnocerus nanus Paykull 1792 Temnocerus tomentosus Gyllenhal 1839 Aussereuropaische Arten Auswahl Bearbeiten Euops chinensis Giraffenhalskafer Trachelophorus giraffa Bildergalerie Bearbeiten nbsp nbsp nbsp nbsp Literatur BearbeitenDieckmann L 1974 Beitrage zur Insektenfauna der DDR Coleoptera Curculionidae Rhinomacerinae Rhynchitinae Attelabinae Apoderinae Beitrage Zur Entomologie Contributions to Entomology 24 1 4 5 54 onlineEinzelnachweise Bearbeiten Brockhaus Kleines Konversations Lexikon 11 Auflage F A Brockhaus Leipzig 1911 zeno org abgerufen am 8 Oktober 2019 Lexikoneintrag Blattroller a b A A Legalov 2005 Trophic Links of Leaf Rolling Weevils Coleoptera Rhynchitidae and Attelabidae Entomological Review Vol 85 No 4 pp 361 370 Translated from Zoologicheskii Zhurnal Vol 84 No 3 2005 pp 352 361 Jean Henri Fabre 1922 orig 1879 The life of the weevil Translated by Alexander Teixeira de Mattos Dodd Mead amp Co New York Hiromichi Kono 1930 Die biologischen Gruppen der Rhynchitinen Attelabinen und Apoderinen Journal of the Faculty of Agriculture Hokkaido Imperial University 29 1 1 36 download Donald W Hall amp Lyle J Buss 2007 Leaf Rolling Weevil Homoeolabus analis Illiger Coleoptera Attelabidae Attelabinae and Thief Weevil Pterocolus ovatus Fabricius Coleoptera Rhynchitidae Pterocolinae document EENY 420 IN753 series of Featured Creatures from the Entomology and Nematology Department Florida Cooperative Extension Service Institute of Food and Agricultural Sciences University of Florida online Rolf G Oberprieler Adriana E Marvaldi Robert S Anderson 2007 Weevils weevils weevils everywhere Zootaxa 1668 491 520 A A Legalov 2005 Reconstruction of the Phylogeny of 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