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Die Bibliothek Iwans des Schrecklichen ist der populare Name einer verschollenen wertvollen Bibliothek aus dem Besitz des Zaren Iwan IV Iwan der Schreckliche Es wird uberwiegend angenommen dass sie nicht mehr existiert und von einigen Historikern wird bezweifelt dass sie je existiert hat sie ist aber noch heute Gegenstand von Spekulationen bei Schatzsuchern in Russland Arsenal Eckturm des Kreml Inhaltsverzeichnis 1 Hinweise auf die Bibliothek 2 Neuer Anstoss Ende des 19 Jahrhunderts 3 20 Jahrhundert 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHinweise auf die Bibliothek BearbeitenDer Moskauer Grossfurst Wassili III bat den Patriarchen in Konstantinopel ihm Ubersetzer und Gelehrte zu schicken um das kulturelle und religiose Leben zu erneuern woraufhin unter anderem der humanistisch gebildete Maxim der Grieche Michail Trivolis 1518 nach Moskau kam In einer Biographie von Maxim die von E Denissoff in den 1940er Jahren Andrei Michailowitsch Kurbski zugeschrieben wurde wird eine Begegnung des Grossfursten mit Maxim geschildert in dem er Maxim eine umfangreiche griechische Bibliothek zeigt Maxim war beeindruckt und meinte selbst in Griechenland keine so umfangreiche hochwertige Bibliothek gesehen zu haben Das ist die fruheste erhaltene Nachricht uber diese Bibliothek die nachste stammt aus der Livlandischen Chronik des Burgermeisters von Riga Franz Nyenstadt auch Nyenstede 1 Darin wird geschildert wie Iwan IV den deutschen protestantischen Geistlichen Johannes Wetterman und zwei andere Geistliche in den Kreml holte und ihnen ausgewahlte griechische Bucher und Manuskripte aus einer Geheimkammer im Kreml prasentierte Wetterman bestatigte deren ausserordentlich hohen Wert und Iwan IV lud ihn ein einige der Bucher zu ubersetzen was Wetterman aber ausschlug da er furchtete dann Russland nicht mehr verlassen zu konnen Danach verschwanden die Bucher wieder in den Kellern des Kreml und es gab keine weiteren Nachrichten uber sie In den 1820er Jahren fand der Rechtshistoriker Christoph Christian von Dabelow aus Dorpat in den Stadtarchiven von Pernau ein Verzeichnis von alten Manuskripten im Besitz des Zaren so der Titel kopierte einen Teil davon und gab diesen dem Historiker aus Dorpat Walter Friedrich von Clossius das Original fand sich danach nicht mehr 2 Einige der Titel konnte Dabelow aber nicht lesen und er vergass den Autor zu notieren ein protestantischer Geistlicher allerdings nicht Wetterman Danach waren in der Bibliothek ungefahr 800 Bucher und Handschriften teilweise vom Zaren gekauft teilweise erhielt er sie aus Byzanz Darunter waren zum Beispiel die Kaiserviten des Sueton mit heute verlorenen Teilen verlorene Bucher aus der Romischen Geschichte von Livius Tacitus Sallust Cicero eine Kopie des Codex Iustinianus die Aeneis von Vergil verlorene Komodien von Aristophanes oder verschollene Werke des Historikers Polybios Der unbekannte Autor gab an der Zar wolle dass er einige Bucher ubersetzte was er aber nicht konnte Clossius veroffentlichte daruber 1834 und war der Meinung die Bibliothek ware im 17 Jahrhundert bei der polnischen Invasion verbrannt Die Ansicht dass es zwar fruher Bestande lateinischer und griechischer antiker Manuskripte in Moskau gab diese aber im Lauf des 17 Jahrhunderts verloren gingen war unter Gelehrten im 19 Jahrhundert allgemein verbreitet nbsp Iwan der SchrecklicheNeuer Anstoss Ende des 19 Jahrhunderts BearbeitenDie Vermutung es konnten noch Reste der Bibliothek erhalten geblieben sein entstand in den 1890er Jahren nachdem der Klassische Philologe Eduard Thraemer in Strassburg auf ein Manuskript der Homerischen Hymnen in Leiden gestossen war das dorthin aus Moskau von einem Professor Matthae verkauft worden war der noch weitere Teile besessen hatte Thraemer vermutete dass sie Teil einer Bibliothek waren die die aus Byzanz stammende Ehefrau des Grossfursten Iwan III und Nichte des letzten byzantinische Kaisers Sofia Palaiologa aus Byzanz anlasslich ihrer Heirat 1472 nach Moskau brachte Thraemer kam 1891 nach Moskau und suchte dort mehrere Monate in den Bibliotheken erfolglos nach Hinweisen Schliesslich schlug er Ausgrabungen in den Kellern des Kreml vor Der Anstoss von Thraemer wurde in Moskau als Sensation empfunden wurde von russischen Historikern aufgegriffen und fuhrte zu einer intensiven Debatte Es wurde eine Kommission gebildet der unter anderem der fuhrende Historiker des alten Moskau Iwan Jegorowitsch Sabelin 1820 1908 und Furst Nikolai Sergejewitsch Schtscherbatow angehorten und die unter dem Kreml nach unterirdischen Kammern suchte Man fand zwar unterirdische Gangsysteme aber keine Geheimkammern Sabelin veroffentlichte uber das Thema 1893 und fand einen Bericht eines stadtischen Beamten namens Konon Ossipow von 1724 Dieser hatte wiederum einen Bericht eines V Makariev von 1682 gefunden der durch Fenster von einem Geheimgang unter dem Kreml einen Raum voller Truhen gesehen haben wollte Als er daruber Sofia Alexejewna berichtete verbot sie weitere Nachforschungen Ossipow selbst suchte ebenfalls nach den Raumen konnte aber nichts finden Zabelin hielt es fur moglich dass sich in den Truhen auch die Bibliothek befunden haben konnte und alte Archive Das wurde von A I Sobolewski unterstutzt wahrend der russische Archivexperte Sergei Alexejewitsch Belokurow 1862 1918 3 die Existenz einer solchen Bibliothek bestritt In den Archiven wurden nach Belokurow keinerlei Dokumente existieren die auf eine solche Bibliothek hinwiesen Seine Untersuchungen fasste er 1898 in einem Buch zusammen Uber die Bibliothek der Muskovitischen Prinzen im 16 Jahrhundert Russisch Insbesondere unterzog er auch die Berichte daruber in der Biographie uber Maxim den Griechen einer kritischen Untersuchung und kam zu dem Schluss dass sie nicht authentisch waren Auch den Bericht von Nyenstadt in seiner Livlandischen Chronik uber Wetterman hielt er fur ein Missverstandnis des Autors Nach Belokurow war es wahrscheinlicher dass Wetterman fur den Aussenminister Dokumente ubersetzen sollte Die Liste Dabelows hielt er fur eine Falschung wenn er auch nicht sicher war ob Dabelow sie selbst gefalscht habe oder nur darauf reinfiel Belokurow fand auch einen Brief von Pietro Arcudio einem italienischen Humanisten der von Kardinal San Giorgio 1600 nach Moskau geschickt worden war um Geruchten uber antike Manuskripte nachzugehen die er aber nicht finden konnte 20 Jahrhundert BearbeitenNach Belokurows Untersuchungen war man in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts allgemein in Moskau der Meinung die Bibliothek wurde nicht existieren ware im 17 Jahrhundert vernichtet worden oder ware eine Legende Eine Ausnahme bildete der Archaologe Ignati Jakowlewitsch Stellezki 1878 1949 4 der seit 1912 damals konnte er nur insgeheim und ohne Genehmigung einen kurzen Blick hineinwerfen im Tunnelsystem im Untergrund des Kreml nach der Bibliothek suchte insbesondere unter dem Arsenal Eckturm Dabei ging er Hinweisen auf das unterirdische Gangsystem aus den Nachforschungen von Schtscherbatow Ende des 19 Jahrhunderts nach In den 1930er Jahren war er archaologischer Berater beim Bau der Moskauer U Bahn wobei es auch zu einem Tunneleinsturz am Arsenaleckturm kam Stellezki konnte auch bald darauf November 1933 grossere archaologischen Erkundungen mit Genehmigung der Kreml Verwaltung unter dem beruchtigten Kreml Kommandanten Rudolf Peterson ausfuhren Stalin selbst war an der Suche interessiert und es wurde auch zum Beispiel beim Bau der Militarakademie auf zwei ehemaligen Klostern nach unterirdischen Anlagen gesucht 5 Die Suche unter dem Kreml war aber wegen der Einsturzgefahr der Tunnel gefahrlich und nach einem Wassereinbruch wurde sie unterbrochen Mit dem Beginn des Stalinistischen Terrors Ermordung von Sergei Mironowitsch Kirow Dezember 1934 denen auch Peterson zum Opfer fiel wurden die Arbeiten Ende 1934 ganz gestoppt Die von ihm untersuchten unterirdischen Gange waren meist seitlich mit weissen Bruchsteinen ausgekleidet und folgten teilweise trockengelegten unterirdischen Flusslaufen Stellezki uberlebte die Zeit des Grossen Terrors und den Zweiten Weltkrieg ein Moskauer Journalist konnte spater sein Tagebuch auffinden Der Historiker und Mitglied der Akademie der Wissenschaften Michail Nikolajewitsch Tichomirow 1893 1965 6 veroffentlichte in den 1960er Jahren 7 einen popularwissenschaftlichen Aufsatz in dem er die Existenz der Bibliothek fur moglich hielt insbesondere da viele Griechen im Gefolge von Sofia Palaiologa nach Moskau gekommen waren Auch A Zimin 8 brachte Argumente fur die Existenz der Bibliothek So hielt er die zwischenzeitlich erfolgte Zuschreibung der Biographie von Maxim an Kurbski von Denissoff und den Briefwechsel zwischen Kurbski und Iwan dem Schrecklichen die zeigten dass beide sich in antiker und byzantinischer Literatur auskannten fur Argumente dafur Auch die Glaubwurdigkeit der Chronik von Nyenstadt stufte er hoher ein als Belokurow Nach dem Ende der Sowjetunion gab es ein lebhaftes Interesse an der Erforschung des Moskauer Untergrundes auch durch viele Hobbyforscher wobei die Legende der Bibliothek Iwans eine Motivation bildet Sie wurde aber auch in anderen Residenzen Iwans vermutet wie Wologda Alexandrow Kolomenskoje Literatur BearbeitenN N Zarubin Die Bibliothek Iwans des Schrecklichen Rekonstruktion und bibliographische Beschreibung russisch Leningrad Nauka 1982 David Arans A note on the lost library of the Moscow Tsars In The Journal of Library History Band 18 1983 S 304 316 Eduard Thraemer Auf der Suche nach der Bibliothek Iwans des Schrecklichen Ein Reisebericht In Allgemeine Zeitung Beilage 1892 Heft 1 S 4 7 Heft 2 S 1 4 Heft 3 S 3 5 Weblinks BearbeitenDarja Gonzales 12 verschwundene Schatze in Russland Russland heute Russia beyond the headlines 17 November 2012 Die Bibliothek Iwans des Schrecklichen ZDF Reihe Mythenjager 2017Einzelnachweise Bearbeiten Baltische Historische Kommission Hrsg Eintrag zu Franz Nyenstede In BBLD Baltisches biografisches Lexikon digital David Arans A note on the lost library of the Moscow Tsars 1983 Auf S 313 wird berichtet und in einem ZDF Film von 2017 Die Bibliothek Iwans des Schrecklichen der Archaologe Stellezki hatte nach seinen eigenen Angaben die Liste Dabelows in Pernau 1912 wiedergefunden aber ebenfalls nur eine Kopie erstellt und diese nicht gesichert so dass er spater keine Beweise liefern konnte Sie ware mit einem russischen W unterzeichnet moglicherweise ein Hinweis auf Wetterman Sergei Belokurov Grosse Sowjetenzyklopadie Ignatius Yakovlevich Stelletskii Find a Grave russisch Ignatij Yakovlevich Stelleckij Vor dem Ersten Weltkrieg war er als Lehrer in Nazareth und reiste viel im Nahen Osten nach der Ruckkehr wurde er Archaologe spezialisiert auf den Untergrund von Moskau wozu er auch eine Gesellschaft grundete Catherine Merridale Der Kreml S Fischer 2014 Grosse Sowjetenyzklopadie M N Tikhomirov Tichomirow Uber die Bibliothek der Moskauer Zaren Russisch Nowy Mir Nr 1 1960 S 196 202 Zimin Uber die Suche nach der Bibliothek der russischen Zaren Russisch Russkaja Literatura Nr 4 1963 S 125 132 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bibliothek Iwans des Schrecklichen amp oldid 238166491